Ölgipfel: Tropfen auf dem heissen Stein

vom 23.06.2008, 09:27 Uhr

Saudi-Arabien versprach auf dem internationalen Ol-Gipfel in Zukunft mehr Öl zu fördern. Der Ölpreis stieg am gleichen Tag aber um einen US-Dollar an. Gleichzeitig weißt man jede Verantwortung von sich selbst zum explosionsartigen Ansteigen der Preise beigetragen zu haben. Ihrer Ansicht nach seien auch die verbraucher schuld, sie wollen einfach zu viel Öl haben. Ausserdem sei die Infrastruktur mitschuld, also steigende Transportkosten. Und auch in der Verarbeitung gibt es Engpässe, zu wenig Raffinierien (was allerdings auch stimmt, gerade in den USA). Und natürlich die (nicht vorhersehbare ?) massive Zunahme der Ölnachfrage aus den Schwellenländern China und Indien. Und die Spekulanten.

Somit kamen zwar alle möglichen Gründe auf den Tisch, aber Lösungen gab es keine. Der Produktionssntieg des Saudis ist schon wieder vergessen eh sie überhaupt gebonnen haben mehr zu fördern. Alle anderen Faktoren sind von so einem Gipfel aber nicht beeinflußbar.

Unser Wirtschaftsminister, der natürlich auch dabei war, Michael Glos, zeigte sich zufrieden. Womit allerdings genau er zufrieden war ließ er offen, ausser über den Verlauf, denn der sei sehr gut gewesen. Er erhoffe sich in ZUkunft mehr Tranparenz, vereinbart wurde das aber nicht. Das positive Signal, das von dem Gipfel ausgehen sollte, war jedenfalls an den Märkten nicht erkennbar.

Vielleicht sehe ich es auch etwas zu schwarz, aber mal angenommen ein Benzinproduzent würde eine neue Raffinerie bauen. Die Kosten liegen dafür bei mindestens 5 Mrd. Dollar. Klar, zunächst einmal schrecken die Investitionskosten ab, allerdings wäre das kein Problem, wenn man geügend Rohöl zur Verarbeitung hätte. Nun wissen aber die Ölkonzerne ganz genau, mit welchen Mengen sie in den nächsten Jahren sie bei der Ölförderung rechnen können. Und da scheitn sich ja eher eine Verringerung der Ölförderung abzuzeichnen, also lohnt der Bau nur Raffineriekapazitäten nicht und deshalb bauen Shell, Exxon und Co auch keine neuen Kapazitäten auf.
Im Ergbenis heisst das, Rohöl mag bei steigender Förderung zwar etwas billiger werden, dafür steigen aber die Gewinne in der Verarbeitung, weil es da Engpässe gibt. Macht am Ende keinen Unterschied für uns Verbraucher, es bleibt teuer.

Bedenkt man gleichzeitig, dass gerade aus dem Wirtschaftsministerium die meisten Bremsen kamen für die Verbesserung des Erneuerbaren Energiegesetzes, dann sieht man mal wieder, wie widersprüchlich dort gearbeitet wird.

Benutzeravatar

» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich frage mich, warum man zu alles und jedem einen Gipfel machen muss, wo dann erstmal Liter um Liter vergossen wird, damit die einzelnen Leute überhaupt da hinkommen können. Ist doch der richtige Ansatz, um etwas erreichen zu wollen, erstmal das, um was es überhaupt geht, ausgiebig zu nutzen.

Klar ist Öl ein knappes gut und es wird in den nächsten Jahren immer knapper werden, da müssen wir uns nichts vormachen. Fakt ist aber auch (und da haben die Minesterien in den arabischen Ländern recht), das der Ölpreis deutlich besser dastehen könnte, wenn nicht Spekulanten das ganze in astronomische Höhen treiben würden. So aber ist der Ölpreis dort angelangt, wo er in der Realität noch nicht sein dürfte. Nun hat zumindest Saudi-Arabien zugesagt, eine weitere Fördererhöhung zu prüfen, die aber im wahrsten Sinne nur ein Tropfen auf den heißen Stein darstellt. Auch die anderen Länder werden wohl einer weiteren Fördererhöhung zustimmen, am Ölpreis an sich wird sich nichts ändern, im Gegenteil, dieser wird weiter steigen.

Die Politik sollte lieber bei sich selber ansetzen und die Besteuerung runterfahren oder die Autofahrer (und somit auch die Wirtschaftszweige) entlasten durch Steuersenkungen oder andersweitige Nachlässe. Ansätze, auch sinnnvolle, gibt es nach wie vor genug, nur scheuen sich die meisten Politker, diese auch mal umzusetzen.

Ebenfalls sollte überdacht werden, warum es nach wie vor keine sparsamen Autos gibt, die von dem Markt akzeptiert werden. Die Automobilhersteller wollen die verbrauchsarmen Fahrzeuge noch nicht auf den Markt bringen, die Lobby hat daran ebenfalls kein Interesse und die Politik schaut nur untätig zu.
Schlußendlich sollten wir uns auf den Sommer freuen und auf die neuen Preisrunden an den Tankstellen, wenn wie die nächste Marke knacken. Zur Zeit sind wir ja bei netten 3,20 DM (was haben wir früher aufgeschriehen, als die 2 DM Marke geknackt wurde, heute wird das ganze irgendewo ignoriert).

Benutzeravatar

» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Entertainment hat geschrieben:Die Politik sollte lieber bei sich selber ansetzen und die Besteuerung runterfahren oder die Autofahrer (und somit auch die Wirtschaftszweige) entlasten durch Steuersenkungen oder andersweitige Nachlässe. Ansätze, auch sinnnvolle, gibt es nach wie vor genug, nur scheuen sich die meisten Politker, diese auch mal umzusetzen.

Das wäre genau der falsche Weg! Die Steuer ist nicht nur dazu da die Autofahrer zu schröpfen sondern vor allem um bewusster mit Energie umzugehen - da die meisten das nicht kapieren wenn man ihnen gut zuredet setzt man halt da an wo bei den meisten mal der Hebel wieder in die "Nachdenken" Position gerückt wirkt: Am Geldbeutel! Denn solang man meint: "Kann ich mir leisten, 13 Liter auf 100 km" - warum sollte man da was ändern? Würde ich auch nicht machen, denn die Ersparnis lohne ich ja kaum.

Das haben sogar die traditionell im Oberstübchen eher langsamen Amis kapiert, denn nachdem da der Benzinpreis dort extrem anstieg boomt auf einmal (in den USA!) die Nachfrage nach sparsamen Fahrzeugen und die traditionellen Egomanen (1 Mann = 1 Auto) bilden auf einmal Fahrgemeinschaften!

Nachlässe auf den Benzinpreis würden also das ganze nur ins negative verkehren, wer sparen will sollte lieber bei sich selbst ansetzen. Dazu kommt dass die Steuern lange nicht den Löwenanteil ausmachen. Warum eine Erhöhung der Förderquoten nichts bringen wird liegt nicht einmal an der Nachfrage die steigt sondern an Spekulationsgeschäften. Jeder der gestern oder vorgestern mal arte angesehen hat durfte dort ein Interview erhaschen wo ein Vertreter der OPEC mal ausgeführt hat wie Spekulanten (größtenteils Fonds) aus den USA und Europa die Preise nach oben treiben und den Ölpreis so künstlich verteuern (geschätzte 40 %). Im Grunde müsste man also an den Rohstoffbörsen ansetzen und nicht an der Steuer - oder soll man die nachdem die Spekulationsblase (irgendwann) mal platzt dann wieder anpassen?

Das einzige was man damit erreicht ist wirklich nur eine Förderung von Spekulanten mit Steuergeldern sowie das viele sich nicht mehr bewusst energiesparend verhalten. Im Grunde müsste man die Steuern sogar heraufsetzen wenn man mal die Folgen bedenkt.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das seh ich ähnlich, auch wenn es im Rückblick beinahe schon komisch klingt, aber die Forderung von fünf Mark pro Liter ist genau zehn Jahre alt und wirklich weit sind wir davon ja nun auch nicht mehr entfernt. Je höher der preis ist, umso eher werden Alternativen kommen, weil es sich dann nämlich lohnt in diesen Bereichen zu forschen oder Serienproduktionen aufzulegen und nicht nur Kleinserien für "Ökospinner".

Ob wirklich 40% des preises auf Spekulanten zurückzuführen sind kann ich mir kaum vorstellen. Schließlich ist es ein Rohstoff, der in gewaltigen mengen jeden Tag umgesetzt wird, für den es nur eine relativ geringe Speicherkapazität gibt und auch die Kontrakte nicht unbedingt über die nächsten Jahrzehnte laufen. Daher schätze ich den Betrag eigentlich viel geringer ein.

Zudem könnte man sich dann ja auch mal Gedankenmachen, ob diese Spekulationsblase irgendwann mal platzt, aber das wird wohl nicht passieren.

Benutzeravatar

» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei den 40 % handelt es sich um Angaben der OPEC die die sich teilweise auf US Finanzanalysten stützen, die Öl als völlig überbewertet betrachten und einen realistischen Preis von 90 - 100 Dollar pro Fass ansetzen. Seitens der EU schätzt man den Anteil der Spekulanten auf 10 - 15 %. Warum Lagerkapazitäten? Es werden fast nur Optionen oder Zertifikate erworben die den Preis so nach obendrücken.

Die einzigen die die Spekulanten von jeglicher Schuld freisprechen ist die derzeitige US Administration die sich hinter ihre Investmentbanken stellt - dummerweise sind viele Mitglieder der Regierung gerade Mitglieder oder ehemalige Beschäftige dieser oder haben dort Anteile - wenn auch oft nur über drei Ecken. Dass die Spekulanten das Hauptproblem darstellen ist sogar ein Thema im US Wahlkampf, da Obama bereits ankündigte im Fall seiner Wahl hart gegen (Öl) Spekulanten vorzugehen und denen das Wasser abzugraben.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Das wäre genau der falsche Weg! Die Steuer ist nicht nur dazu da die Autofahrer zu schröpfen sondern vor allem um bewusster mit Energie umzugehen - da die meisten das nicht kapieren wenn man ihnen gut zuredet setzt man halt da an wo bei den meisten mal der Hebel wieder in die "Nachdenken" Position gerückt wirkt: Am Geldbeutel! Denn solang man meint: "Kann ich mir leisten, 13 Liter auf 100 km" - warum sollte man da was ändern? Würde ich auch nicht machen, denn die Ersparnis lohne ich ja kaum.

Das Problem ist aber, das gerade die Klientel, die von den hohen Benzinpreisen nahezu gebeutelt werden, es sich nicht leisten können, ein neues sparsameres Auto zu kaufen. Vielleicht ist es mal ein älteres Auto, das aufgrund seines Alters nun mehr Bezin verbraucht als früher (gibt ja leider genug dieser Autos auf dem deutschen Markt). Klar ist Autofahren ein Luxus, aber manche können ohne Auto alleine schon wegen der Arbeit nicht. Da fällt dann der Benzinpreis sehr negativ auf. Das Geld, sich ein neues sparsameres Auto zu leisten haben sie nicht, aber sie sollen bei sich selbst anfangen? Wie denn, wenn überall die Preise erhöht werden, aber eben nicht der Lohn.

Schlußendlich sollte man zwar bei sich ansetzen, aber wenn die Politik das ganze nicht unterstützend vorantreibt, wird das nichts. Alleine werden das viele in Deutschland nicht schaffen, aufgrund von finanziellen Problemen, was aber die Politik kaum interessiert.

Benutzeravatar

» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^