Verständnislose Professoren

vom 21.06.2008, 17:08 Uhr

Hallo zusammen,

also ich muss mich echt mal über einen Professor an unserer Uni aufregen. Ich bearbeite dieses Semester ein Projekt bei ihm. Dieses sollte eine Zweier-Gruppenarbeit sein und ist ziemlich umfangreich. Jede Woche müssen wir ein bestimmtes Pensum abgearbeitet haben und abgeben. Meistens ist die Zeit so knapp, dass wir es noch gerade so bis zur Abgabe schaffen. Am ersten Juli haben wir dann die Endpräsentation.

Nun ist vor einer Woche meine Projektpartnerin erkrankt, sie musste vor ein paar Tagen operiert werden und nächste Woche steht sehr wahrscheinlich auch noch die zweite OP an. Wie lange sie noch aussetzen muss, wissen die Ärzte noch nicht aber es wird wohl länger dauern. Dies haben wir natürlich kurz vorher mit diesem Professor besprochen und haben ihn gefragt, wie das dann jetzt gehandhabt werden soll wenn sie bei den wichtigsten Arbeitsschritten nicht da ist. Der hat dann einfach nur gemeint, dass ich solange alleine weitermachen soll und dann mal weiterschauen, vielleicht ist meine Freundin ja rechtzeitig wieder fit und kann mir doch noch helfen.

Das glaubt der doch nicht im Ernst :twisted: Wie soll das denn gehen? Durch Wunderheilung? Ich hab dann nochmal mit ihm geredet als meine Freundin schon im Krankenhaus lag und ich nicht fertig geworden bin alleine, da hat er eigentlich nur gemeckert dass ich effizienter arbeiten sollte. Das kann doch nicht sein oder?

Ich komme auch so schon kaum zu was anderem, weil hier jeder Professor denkt, sein Fach sei das Wichtigste und alles andere sei nur Nebensache. Mindestens einmal pro Woche die Nacht durchzumachen ist schon ganz normal bei den meisten Studenten hier, weil die meisten Aufgaben eben so ausgelegt sind, dass man sich die ganze Woche nur damit beschäftigt.

Ein anderer Professor hat zu uns mal gemeint, dass man pro Semester am besten nur ein Fach belegen soll, damit man sich besser darauf konzentrieren kann. Wie soll das denn bitte funktionieren? Ich will ja nicht 10 Jahre lang studieren...

Einer anderen Freundin, die neben dem Studium noch nebenbei arbeiten muss damit sie ihre Wohnung bezahlen kann, wurde gesagt, dass sie die Arbeit besser aufgeben soll.

Der Leistungsdruck ist hier schon echt extrem. Ist das bei euch auch so krass? In Krankheitsfällen muss man doch auch mal Ausnahmen machen können? Meine Projektpartnerin hat jetzt halt Angst, dass sie das Fach nächstes Jahr nochmal komplett neu machen muss, weil alles aufeinander aufbaut und ich den Rest ja jetzt alleine mache und er ihr das vielleicht nicht mehr anerkennt. Das trauen wir dem echt noch zu.

Muss mir deswegen hier einfach mal etwas Luft machen, gehe jetzt wieder an die Arbeit :(

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» Peanut » Beiträge: 444 » Talkpoints: 57,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wo ist das Problem? Sorry, ich sehe da kein einziges Problem, wenn du mit einem Leistungsdruck, egal, wie dieser zustande kommt, nicht klarkommst, wie sillst du dann erst später im realen Leben, wenn du unter Zeitdruck etwas erstellen mußt und vielleicht das ganze Team ausfällt, reagieren? Willst du dann den Auftraggeber bitten, dir mehr Zeit zu gewähren, wohl wissend, das dieser seinen Millionenauftrag auch jederzeit an derer Firmen abgeben kann?

Das ist nur mal so ein Beispiel. Arbeite so effektiv, wie du kannst, und lege dieses auch dar. Auch wenn der Professor das jetzt nicht berücksichtigt, bei der Benotung wird er es müssen, egal, was er vorher gesagt hat.

Willkommen im beinahe realen Arbeitsleben.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mir ist durchaus bewusst, dass es später im Berufleben mindestens genauso hart sein wird, aber man wird doch auch seinem Ärger mal Luft lassen dürfen?

Ich habe außerdem mit keinem einzigen Wort gesagt, dass ich mit dem Leistungsdruck nicht klarkomme und auch nicht, dass ich erwarte mehr Zeit für das Projekt zu bekommen. Da hast du wohl was falsch verstanden, ich hab schonmal eine Gruppenarbeit im Alleingang bewältigen müssen, weil jemand das Studium geschmissen hat oder sich einfach drauf verlässt dass andere schon alles machen.

Vielleicht hab ich mich auch nicht verständlich genug ausgedrückt... mich ärgert es hauptsächlich, dass der Professor meines Erachtens die Krankheit meiner Projektpartnerin herunterspielt und keinerlei darauf eingeht wie es bei ihr weitergehen soll. Es kam einfach so rüber dass er garnicht richtig zugehört hat und egal was ist, dennoch vollen Einsatz von ihr verlangt wie bei allen anderen auch oder sie möglicherweise alles neu machen lässt.
Ich finde schon, dass man im Krankheitsfall Verständnis zeigen sollte, und ich rede hier nicht von ner Grippe sondern einem Tumor.

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» Peanut » Beiträge: 444 » Talkpoints: 57,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sicherlich mag das sich hart anhören, aber was soll denn der Professor machen? Sich entgegen seiner Vorgaben aus dem Fenster lehnen und ihr Zeit einräumen, dir er ihr nicht einräumen darf? Auch wenn es eine schlimme Krankheit ist, so hat der Professor damit nicht das geringste zu tun und kann sie gegebenenfalls auch vom Kurs ausschliessen, beziehungsweise dazu verdonnern, das sie den Kurs nochmals absolvieren muss, um den Abschluss in diesem Fach zu bekommen. Das klingt hart, aber das ist die reale Arbeitsweise der Universitäten. Für Probleme sind diese nicht zuständig, egal um welche es sich auch handeln mag, bei kleineren kann ka nach Professor nochmal darüber weggesehen werden, bei einer solchen Schwere allerdings wird das nicht machbar sein. Und, auch wenn das nun hart klingt, muss ihn die Krankheit deiner Freundin absolut nicht interessieren.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was du da schilderst ist natürlich unmöglich, aber leider nicht ungewöhnlich. Die Professoren ignorieren gerne, dass sie ihre gesamte Zeit auf den Stoff verwenden können, weil sie ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie genau das machen. Dass es Studenten gibt, die ihren Lebensunterhalt nebenbei verdienen müssen, vergessen sie gerne oder behaupten einfach, dass solchen Leuten eben kein Studium zustehe, egal was sie im Kopf haben. Was zählt ist das Einkommen. Na, vielen Dank!

Scheinbar vertreten eure Lehrende ähnliche Positionen, wobei Entertainment insofern recht hat, dass ihnen durch die neuen, verbesserten BA-Studienordnungen auch weit mehr die Hände gebunden sind, mal Toleranz und Menschlichkeit walten zu lassen, als das bei den grundständigen Studiengängen der Fall war. Einige kritisieren das, andere nutzen das auch eiskalt aus und geniessen ihre Schikanemöglichkeiten.

Die krasseste Geschichte, die bei uns mal gelaufen ist, war, dass zwei Professoren ihre Abschlussklausur auf exakt denselben Termin gelegt hatten. Der Studiengang um den den dabei ging, war ein 1-Fach-Bachelor und es handelte sich bei den beiden Vorlesungen um zwei Teilbereiche des Hauptfaches, die aus diesem Grund ca. 80% der Studenten, die in dem Studiengang und in diesem Fachsemester waren, belegt hatten. Es hatte also fast niemand genau diese beiden Veranstaltungen aus Neigung kombiniert, sondern vielmehr aus Zwang. Dennoch war keiner der beiden Professoren bereit den Termin für seine Klausur auch nur um zwei Stunden zu verschieben, von einem anderen Tag mal ganz zu schweigen. Beide beharrten darauf, dass die Studenten sich eben entscheiden müssten, welcher Teilbereich ihnen wichtiger sei und dann zu der entsprechenden Klausur erscheinen sollten. Dass dadurch etwa 200 Studenten ein volles Semester verschwendet hatten, weil ihnen ja nur eine Hälfte angerechnet wurde, interessierte die beiden kein Stück. Dass diese Studenten alle Studiengebühren zahlten betrachteten sie als deren Privatproblem, das mit ihnen, den Lehrenden, ja wohl nicht das geringste zu tun habe.

Geklärt hat sich das Ganze erst, nachdem der Fachschaftsrat den Studiendekan eingeschaltet hatte und dieser Druck ausübte. Welche rechtlichen Mittel der genau zu Verfügung hatte, weiss ich nicht, jedenfalls hat es geholfen und beide Klausuren wurden auf einen neuen Termin gelegt, die dann sogar eine ganze Woche auseinander lagen. Insofern ergab sich am Ende ein Vorteil für die geplagten Studenten, aber eine derartige Engstirnigkeit und sogar fast bewusste Schikane von Seiten der Dozenten ist für mich einfach nicht nachvollziehbar!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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