Steuersysteme in Steueroasen

vom 14.06.2008, 14:09 Uhr

Länder wie z.B. die Schweiz, Liechtenstein, Monaco oder Andorra sind allgemein als so genannte Steueroasen bekannt. Man hört immer wieder, dass vor allem Reiche und Promis ihr Vermögen in den genannten Staaten vor dem deutschen Fiskus verstecken bzw. in Sicherheit bringen.

Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass in diesen Ländern überhaupt keine Steuern zu zahlen sind. Schließlich haben auch Zwergstaaten Ausgaben, die sie in irgendeiner Form refinanzieren müssen. Wer kennt sich auf diesem Gebiet aus und kann erklären, wie die Steuersysteme in diesen Ländern aufgebaut sind? Welche Steueroasen gibt es noch außer den oben bereits genannten Staaten?

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» Balthasar » Beiträge: 71 » Talkpoints: 0,07 »



Zu deiner letzten Frage: Eine Steueroase ist jedes Land welches einfach eine geringere Versteuerung anbietet als ein anderes. Deutschland ist z. B. für viele Schweizer eine Steueroase - und für viele Bürger von Staaten sind Anrainerstaaten Steueroasen durch Grenzgängerregelungen. Also eine Steueroase ist wie gesagt ein Land welches niedrigere Steuern als das Heimatland.

Daneben sind viele Steueroasen OffShore Finanzplätze (Deutschland nicht) da hier beispielsweise die Bankenaufsicht sehr liberal ist und das Bankgeheimnis strenger. Die Vorteile die sich daraus ergeben sind einfach, dass man sein Kapital vor dem Finanzamt in solchen Ländern verstecken kann oder "bunkern" kann da beispielsweise Anfragen von Finanzämtern von diesen Banken nicht beantwortet werden oder es weitestgehend egal ist ob das Geld aus legalen oder illegalen Quellen stammt.

Und die Steueroasen erheben jetzt auch nicht gar keine Steuern sondern nur extrem niedrige (im Verhältnis zu anderen Staaten) - Daneben haben Zwergstaaten, die häufig nur so groß sind wie bei uns eine Kreisstadt, auch wesentlich niedrigere Ausgaben um ihr System am Laufen zu halten (z. B. durch große soziale Ausgabenposten, infrastrukturelle Maßnahmen usw.) und außerdem eine recht geringe Wirtschaftsaktivität. Vor allem letzteres ist wichtig da unter die niedrigen Steuern natürlich auch Betriebe in dem Land fallen - wenn es die jedoch kaum gibt ist das zu vernachlässigen. Weiterer Vorteil was für Anleger sehr wichtig ist: Steueroasen können fast immer sehr effiziente Verwaltungsstrukturen aufweisen (sie haben ja kaum Verwaltung), eine extrem niedrige oder gar keine Korruption (-> kaum Verwaltung) und sind in der Regel politisch sehr stabil. Achso: Da dort extrem viel Kapital eingelagert wird bzw. sehr hohe Kapitalflüsse existieren macht es die Masse, also statt 35 % Steuern auf 100.000 Euro Aufkommen werden halt nur 3,5 % oder nur 0,35 % bei mehreren Millionen und Milliarden erhoben was letztendlich die Pötte schneller füllt.

Im Sinne der "Harmful Tax Competition" der OECD wurde aber sehr massiv gegen die meisten Steueroasen vorgegangen - das war vor allem deswegen ziemlich aufsehenderregend weil viele OECD Mitglieder nach den Richtlinien der "Harmful Tax Competition" selber Steueroasen waren bzw. ein zu strenges Bankgeheimnis hatten wie z. B. die Schweiz oder Luxemburg, aber auch Österreich und Belgien.

Naja, die meisten Länder haben sich der Harmful Tax Competition "unterworfen" (dank der Kooperation und aufgrund des Vorgehens der OECD) außer Andorra, Guatemala, Liberia, Liechtenstein, die Marschall-Inseln, Monaco und Nauru - davon gelten aufgrund der politischen Instabilität Liberia und Guatemala nicht als echte Steueroasen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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