Nachbarin Alkoholikerin

vom 10.06.2008, 09:45 Uhr

Ich hatte auch einen Bekannten, der ein massives Alkoholproblem hatte und vielleicht immer noch hat. Der Kontakt ist auf jeden Fall abgebrochen. Und das hat auch seinen guten Grund.

Ich bin keine Fachkraft, die konkrete Hilfe leisten kann. Als Laie habe ich zwar immer wieder versucht der Person klar zu machen, dass sie mit Alkohol ein Problem hat, auch nahe Verwandte habe ich versucht zu sensibilisieren, aber das nützte alles nichts. Wahrscheinlich weil das Alkohol-Problem noch nicht extrem offensichtlich war. Die Einsicht muss meiner Meinung nach von allein kommen. Nur dann können Betroffene wirksam etwas unternehmen und nur dann kann man als Außenstehender etwas bewirken.

Immer mal wieder drauf ansprechen ist zwar eine gute Idee, in meinem Fall hat das nichts gebracht, eher noch mehr Frust. Außerdem bekommt diejenige Person, die den Finger in die Wunde legt gern mal den schwarzen Peter zugeschoben.

Aus meinen Erfahrungen heraus würde ich zunächst immer erst mal Hilfe anbieten, irgendwann dann aber auch die Sache sein lassen und mein eigenes Fell retten auch wenn das jetzt hart klingt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo QN!
Der Nachbar sollte mal zu den anonymen Co Alkoholikern gehen. Dort wird ihm geraten, was er tun soll. Mein Ex war Alkoholiker. Mir wurde dort geraten ihn fallen zu lassen. Ihn rauszuschmeissen und ihn sich selber zu überlassen. Er ist wieder zur Besinnung gekommen, als ich das gemacht habe. Aber für uns war es dann zu spät. Aber dem Nachbar wird bestimmt geholfen werden mit der Frau und dem Umfeld klar zu kommen. Ich denke nämlich nicht, dass es ihm gut geht mit dem Gedanken, dass die Nachbarn ständig mit der Frau konfrontiert werden.

@ pepsi
Die Alkoholiker dürfen NIE das Gefühl haben, dass immer jemand hinter ihnen steht. Dann hören sie nie auf. Sie müssen das Gefühl haben, wenn sie so weitermachen, dass sie bald niemanden mehr haben. Sie müssen am Boden sein. Völlig alleine. Dann sehen sie den Grund aufzuhören. Nämlich wieder in der Gesellschaft einbezogen zu werden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also helfen kann man da nicht wirklich, solche Menschen können sich nur selbst helfen. Mich würde es ehrlich gesagt sogar ein wenig nerven, wobei ich eigentlich sehr tollerant bin. Habe auch Probleme mit meiner Nachbarin (sie würde wohl sagen sie hat Probleme mit mir) allerdings ist es nichtmal möglich mit ihr ein normales Gespräch zu führen...

Solange die Situation nicht eskaliert ist es denke ich mal in Ordnung und akzeptabel.

» MrKapital » Beiträge: 55 » Talkpoints: 2,15 »



Ich habe so etwas auch schon erlebt und fand das teilweise sehr anstrengend. Mit der alkoholabhängigen Nachbarin gab es oft ziemliche Probleme. Sie selbst lag manchmal im Treppenhaus auf dem Boden oder einmal sogar in einem kleinen Gang vor dem Haus auf dem Gehweg, weil sie so betrunken war, dass sie nicht mehr aufstehen und nach hause gehen konnte. Nachbarn haben sie dann gefunden und in ihre Wohnung gebracht. Sie hat immer heimlich getrunken während ihr Mann arbeiten war. Sie war lediglich Hausfrau und hat dann die Stunden genutzt, in denen sie alleine war, um sich einen Rausch anzutrinken.

Sie hat auch manchmal das Fenster aufgerissen und um Hilfe gerufen, weil sie dachte, dass ihr Mann ihr etwas Böses will, wenn er ihr mal wieder die Sektflaschen abgenommen hat, die sie sich damals immer gekauft hat. Sie selbst hat hier auch öfter geklingelt, allerdings seltener wenn sie betrunken war. Sie war sonst aber schon auf der Suche nach Kontakten. Was ich viel schlimmer fand war die Tatsache, dass ihre Mutter hier immer wieder angerufen hat um zu fragen, wie es ihrer Tochter geht. Das klingt recht harmlos, aber die Sache nahm Ausmaße an, die nicht mehr schön waren. Die Telefonnummer hatte sie aus dem Telefonbuch und sie rief immer wieder an, obwohl ich ihr gesagt habe, dass sie die Sache doch bitte mit ihrer Tochter persönlich regeln soll.

Ich würde mich mittlerweile gar nicht mehr mit jemandem befassen, der ein Alkoholproblem hat, sofern ich das nicht aus beruflichen Gründen muss oder wenn es sich um einen wirklich nahestehenden Menschen handelt. Ich finde es immer ganz furchtbar, wenn jemand ein Alkoholproblem hat. Ab einem gewissen Punkt schaffen es die meisten Leute auch nicht mehr, adäquat mit ihrer Sucht umzugehen und diese zu bekämpfen. Dennoch habe ich für diese Sucht recht wenig Verständnis, auch wenn es sicher ein paar schlimme Schicksale gibt. Als Partner hätte ich auf so eine Geschichte absolut keine Lust und ich kann gut verstehen, dass der Mann deiner Nachbarin mittlerweile auch schon die Nerven verliert. Im Krankenhaus habe ich schon mehrfach mit Alkoholikern zu tun gehabt und ich fand es furchtbar. Der Gestank, die immer gleichen Geschichten - all das, was Groovegirl schon geschrieben hat, finde ich einfach entsetzlich.

Wenn die Nachbarin sogar im Suff Auto fährt, würde ich die Polizei informieren, mehr nicht. Ebenso würde ich verfahren, wenn es ständig mitten in der Nacht zu Lärm durch Schreiereien käme. So etwas muss man sich als Nachbar nicht bieten lassen und irgendwann hätte ich auf so etwas auch keine Lust mehr und dann müssten die Leute eben damit rechnen, dass sie von anderer Stelle mal zur Räson gebracht werden. Schade ist es nur, wenn das nichts mehr bringt und die Leute so in ihrer eigenen Suff-Welt leben, dass ihnen so etwas egal ist oder sie vielleicht gar nicht mehr mitbekommen, was um sie herum passiert.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Problem Alkoholiker kenne ich aus dem Bekanntenkreis. Außerdem ist eine ehemalige Kollegin alkoholabhängig. Bei meiner Bekannten ist es so, dass sie dauernd betrunken ist, auch tagsüber, so schlimm, dass sie dabei ihre Kinder über Jahre vernachlässigt hat. Bei der ehemaligen Kollegin war es so, dass sie über Monate keinen Tropfen getrunken hat, in der Zeit war sie super zuverlässig und hat super Arbeit geleistet. Aber von einem auf den anderen Tag ging das dann bergab, sie war wochenlang krank und konnte nicht mehr arbeiten. Sie ist regelrecht abgestürzt. Weil wir sie alle mochten und auch unser Chef keine Konsequenzen ziehen wollten, haben wir in der Zeit jeder etwas von ihrer Arbeit übernommen. Solche Abstürze kamen erst 3 oder 4 mal im Jahr, später dann immer häufiger vor.

Ich hatte in beiden Fällen die Illusion, dass man nur oft genug Hilfe anbieten muss und Verständnis zeigen muss, irgendwann kann man die Menschen zur Vernunft bringen. So haben wir wie gesagt die Kollegin lange genug gedeckt und nach jedem Absturz gehofft, dass sie diesmal zur Vernunft kommt und vielleicht eine Therapie macht. Es war wohl so, dass sie jedesmal dann, wenn es zuhause ein Problem gab zur Flasche gegriffen hat. Aber weil sie ja über Wochen keinen Alkohol angerührt hat, dachte sie, dass sie den Alkohol nicht braucht und deshalb auch nicht abhängig ist.

Die Bekannte hatte unheimlich große Probleme in der Ehe, aber nie gelernt, sich zu wehren. Anstatt eine Lösung für ihre Probleme zu suchen, hat sie zur Flasche gegriffen. Das wurde immer schlimmer, weil für sie ihr Leben anscheinend nur noch zu ertragen war, wenn sie einen gewissen Alkoholpegel erreicht hat. Die Kinder waren oft genug bei mir, weil ich sie dort nicht lassen wollte. In hunderten Gesprächen mit meiner Bekannten hat sie immer wieder gesagt, dass sie nicht mehr trinken wolle, sich scheiden lassen wolle und ihre Kinder ihr das wichtigste seien. Blauäugig habe ich ihr geglaubt, habe ihr geholfen, den Haushalt wieder auf Vordermann zu bringen und geschaut, dass es den Kindern gut geht. Genutzt hat es nichts.

Der Zahn, dass wir ihr irgendwie helfen könnten, wurde mir in einem Gespräch mit einem Psychologen gezogen. Der hat mir erklärt, dass man Suchtkranken Menschen nicht helfen kann, sie müssen sich selbst helfen wollen. Erst, wenn sie einsehen, dass sie ein Problem haben, und sie sich auch wirklich helfen lassen wollen, dann können sie aus der Sucht herauskommen. Wenn man immer wieder versucht zu helfen, dann erreicht man gar nichts. Oft ist es sogar so, dass man dem alkoholkranken dadurch seine Sucht erleichtert. Er spürt ja keine Konsequenzen. So hart es ist, das Beste ist es, wenn man den Suchtkranken komplett auf die Nase fallen lässt. Erst, wenn die Einsicht und auch der Wille zur Hilfe da ist, dann kann man etwas tun und Hilfe anbieten. Vorher nicht.

Und es ist tatsächlich so, der ehemaligen Kollegin ging es irgendwann so schlecht, dass sie von sich aus gemerkt hat, dass es so nicht geht. Inzwischen trinkt sie keinen Tropfen mehr, sie hat noch nicht einmal eine Therapie gemacht. Sie stand irgendwann vor mir und meinte: "Ich hab das Saufen aufgehört, ich rühre nie wieder einen Schluck an." Inzwischen hält das seit fast 4 Jahren, ich hoffe wirklich, sie hat es geschafft. Zumal sie keine Therapie gemacht hat.

Bei meiner Bekannten sieht es leider anders aus. Die Zustände bei ihr wurden immer schlimmer, dass wir alle irgendwann nicht mehr anders konnten, wir mussten das Jugendamt informieren. Einer Therapie verweigert sie sich komplett, inzwischen ist es so schlimm, dass wahrscheinlich schon innere Organe geschädigt sind. Zum Arzt geht sie nicht mehr, seitdem ihr Hausarzt ihr über Beziehungen einen Therapieplatz besorgt hat und sie überreden wollte, dahin zu gehen.

Ich weiß nicht, wie das weiter gehen soll, es ist einfach nur schlimm. Es ist auch schwer mit so einem Menschen umzugehen, ständig wird einem irgendein irrationaler Blödsinn unterstellt, man wolle sich nur ihr Haus oder sonst irgendwas unter den Nagel reißen. Außerdem wird sie ausfallend und beleidigend. Sie hat kein Problem, wie sind sind doch diejenigen, die nicht ganz in Ordnung sind. Für mich ist das super schwer, ich sage mir immer wieder, das meinst sie nicht so, sie ist krank, sie kann nicht anders. Trotzdem ist das super belastend. Aber es wird in diesem Fall absolut klar, was der Psychologe gemeint hat: Hilfe anbieten nützt absolut nichts.

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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