Total: Ende des Ölzeitalters

vom 03.06.2008, 17:23 Uhr

Bisher dachte ich ja immer, Ölkonzerne werden es nie eingestehen, dass sie früher oder später mal ihr Geschäftsmodell ändern müssen, weil es einfach kein Öl mehr gibt. Total scheint es erkannt zu haben. Aber nicht nur, dass man damit auch den Konkurrenten widerspricht, damit fällt man auch allen Lobbyisten in den Rücken, die bisher bedingunslos an der Seite der Ölmultis gekämpft haben.

Total spricht sogar davon, dass die Produktionsmenge nicht mehr über die Produktionsmenge des Jahres 2006 hinaus gehen wird. Dies erklärt zum Teil sicherlich auch die rasant gestiegenen Preise: stärkere Nachfrage und gleichzeitig sinkende Produktion. Die Internationale Ernergieagentur (einer der Öl-Lobbyisten) versprach in ihren Gutachten mehrfach steigende Produktionsmengen, dies basierend auf den Vorratszahlen der Multis. Dass deren Zahlen allerdings extrem großzügig nach oben ausgelegt sind sollte sich in der Branche schon rumgesprochen haben. Eine Senkung auf realistische Werte ist allerdings nicht möglich, da im gleichen Atemzug der Börsenwert des Unternehmens ins bodenlose fallen dürfte.

Steigende Fördermengen sind nur noch unter Heranziehung aller Möglichkeiten machbar: Ölsand aus Kanada, schneller Ausbau im Irak, Gas und Kohlesynthese und die Erschließung neuer Offshoreanlagen in bisher noch nie dagewesener Tiefe. Vielelciht zum Schluß noch zwei Zahlen: die IAEA geht davon aus, dass 2030 rund 116 Million Barrel pro Tag gefördert werden. Energy Watch Group, eine unabhängige Organisation, sieht das MAximum schon vor zwei Jahren erreicht und selbst Experten der Wirtschaft gehen davon aus, dass schon im Jahr 2020 nur noch maximal 60 Millionen Barrel pro Tag gefördert werden.

Was das für Auswirkungen auf die Preise hat kann sich jeder vorstellen. Pro Fass 200 US-Dollar scheinen noch dieses Jahr möglich zu sein und bei den Aussichten ist ein Ende des Anstiegs nich tin Sicht. Vielleicht ist es ein wenig übertrieben, aber ich halte es für möglich, dass wir noch das Ende des Ölzeitalters erleben werden.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin stark überrascht das Total selber sagt, dass das Öl zur neige geht. Ich finde es aber weniger erstaunlich das die anderen wiederum dagegen halten, denn denen liegt das Geld viel mehr als alles andere.

Eins wird diese Aussage aber garantiert wieder nach sich ziehen:
- Fallende Aktienkurse bei Energieunternehmen
- Steigender Rohölpreis

Prinzipiell bin ich schon immer der Meinung gewesen, das wir das Ende miterleben, die Frage ist nur, wann. Die einen sagen ebend im Jahre 2030 werden noch über 150 Barell gefördert und die anderen meinen es kommt schon 2015 zu einer viel geringeren Menge.

Ich bin für einen Wert dazwischen, um meine Meinung zu äußern, bis 2020 wird es noch gut gehen, anschließend aber, werden wir einen Echten Abstieg erleben.

» kommissar » Beiträge: 120 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


kommissar hat geschrieben:Eins wird diese Aussage aber garantiert wieder nach sich ziehen:
- Fallende Aktienkurse bei Energieunternehmen
- Steigender Rohölpreis

Nicht wenn die anderen Unternehmen dagegen halten und das dementieren. Total hat zwar ein Zeichen gesetzt nur hat Total auch keinen Alleinvertretungsanspruch.

Und solang man bei Exxon & Co. noch ein paar Vorkommen "aus dem Hut zaubern kann" und die AKtionäre in Sicherheit wiegt oder die OPEC die Reserven mal wieder unrealistisch erhöht passiert da wenig.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Naja, das ist aber genau die Frage: kann die OPEC weiter die Zahlen so hoch halten? Es zeigt sich ja bei vielen Feldern schon, dass die Förderung leicht zurückgeht, wenn auch noch nicht so gravierend, aber selbst zwei oder drei Prozent weniger bedeuten bei steigender Nachfrage schon einen ziemlichne Preisanstieg. Und selbst die Alternativen Quellen, die man versucht zu erschließen, um Öl zu gewinnen sind nicht von heute auf morgen einssatzbereit. Ölsand in Kanada oder den USA zu fördern bedeutet, dass man dafür erstmal die Kapazitäten bauen muss, um das Öl aus dem Sand zu gewinnen. Und das dauert einige Jahre.

Und auch die Ölgewinnung aus Kohle und Gas funktioniert zwar, aber damit lassen sich momentan nicht die nötigen Mengen erzielen. Zudem wird in der Folge dann auch Kohle teurer werden, damit steigen letztlich auch die Strompreise bei uns weiter an. Letztlich sind alle endlichen Rohstoffe der falsche Weg, nur dürfte es bis zum letzten Tropfen wohl einen Kampf ums Öl geben.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo zusammen,

also ich gebe nicht besonders viel auf die Aussagen von Konzernen wie Total. Meiner Meinung nach dienen sollche Aussagen im Moment nur dazu um den Ölpreis noch weiter noch oben zu pushen. Schließlich sind genau solche Konzerne die Profiteure der enorm gestiegenen Ölpreise und sie setzen alles daran, dass das so weiter geht.

Ich könnte mir sogar gut vorstellen das einige Ölfirmen viele Vorkommen absichtlich nicht erschlossen haben um das Angebot weiter zu verknappen. Außerdem wird sich bei den jetzt hohen Ölpreisen die Förderung von Quellen lohnen, die aus Gründen der Wirtschaftlichkeit bis jetzt nicht angeschlossen wurden.

Es ist somit schwer Zahlen zu glauben, die von Interessensvertretern (egal von welcher Seite) ausgegeben wurden. Meistens steht hinter so einer Veröffentlichung reines kalkül. Aber das wir keine endlosen Ölvorkommen auf der Welt haben steht ja wohl vollkommen außer Frage. Bis jetzt hat der niedrige Ölpreis die Forschung in altenrativen Energiequellen eher behindert als gefördert, die dürfte sich ja jetzt wohl hoffentlich ändern.

Grüße
Pragmatiker1982

» Pragmatiker1982 » Beiträge: 250 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


betty hat geschrieben:Naja, das ist aber genau die Frage: kann die OPEC weiter die Zahlen so hoch halten?

Na bisher ist sie ja wirklich gut darin, vor allem aufgrund der selbstauferlegten Reservekopplung werden immer größere Reserven angegeben als tatsächlich vorhanden um die Förderung hochzuhalten.

Von den angeblichen Reserven von knapp 780 Milliarden Barrel seitens der OPEC soll ja knapp 60 % (460 Milliarden Barrel) real existieren, der Rest sind reine Fantasiewerte um die Förderung hochzuhalten und schön weiter billige Kredite zu bekommen.

Allein am Beispiel Kuwait war es doch schon klar wie hier geschummelt wird. angeblich betragen die Reserven 90 Milliarden Barrel - laut internen Dokumenten der Kuwaitis geben diese den eigentlichen Wert selbst bei 48 Milliarden Barrel an, wovon die Hälfte auch noch geschätzt ist. Also betragen die Rohölreserven im schlechtesten Fall gerade einmal 25 % des angegebenen Wertes, da alle anderen Staaten ihre Werte trotz steigender Förderung und fehlender Neuerschließung auch ständig heraufsetzten.

Und das ist ja kein Einzelfall!
- Shell gab auch schon vor 4 Jahren zu dass 20 % der sichereren Reserven eben nicht sicher sondern nur "im Bereich des möglichen" liegen - diese existieren unter Umständen also gar nicht. Dort krachte in der Folge übrigens auch der Kurs in den Keller samt folgendem Gerichtsverfahren wegen Betrugs. Und Shell korrigierte seitdem noch dreimal nach!
- Permex hat vor 6 Jahren seine Reserven auch mal um 53 % nach unten korrigiert - nachdem der Kurs abrutschte hat man dass dann auf einmal wieder anders gesehen und das teilweise zurückgenommen.

Klar, manche Vorkommen sind auch unterschätzt, aber das macht ein Plus von weltweit 10 - 20 Milliarden Barrel aus was man hinzurechnen könnte - wenn das Minus von 320 Milliarden Barrel stimmt immernoch ein Witz.

Pragmatiker1982 hat geschrieben:Ich könnte mir sogar gut vorstellen das einige Ölfirmen viele Vorkommen absichtlich nicht erschlossen haben um das Angebot weiter zu verknappen

Das würde ich als einzigen Punkt in deinem Beitrag ausschließen, da es in der Regel 4 - 7 Jahre dauert von der Entdeckung bis zur Förderung. Und wenn sich das Öl dramatisch verknappen sollte investiert man vielleicht doch stärker in alternative Energien - Horrorszenario Nr. 1 für die meisten Konzerne (meiner Meinung nach).

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Tatsache ist sicher, dass es immer schwieriger und aufwändiger wird, neue Ölvorkommen zu erschließen, das wird zu einer weiteren Verteuerung führen, selbst wenn es bei der gleichen Fördermengenge bleibt. Gleichzeitig steigt der Gesamtenergiebedarf weltweit. Das hat natürlich verschiedene Konsequenzen. Erneuerbare Energien wie zum Beispiel Solarenergie wird profitabler, weil man die irgendwann zum gleichen Preis anbieten kann wie aus Erdgas oder Erdöl gewonnene Energie. Die ölfördernden Nationen und die Ölkonzerne werden noch einige Zeit von steigenden Preisen profitieren können.

Dennoch finde ich es bemerkenswert, dass mit Total immerhin einer der größten Konzerne der Welt ein solches Signal aussendet. Ich denke nicht, dass dies ein Marketingtrick ist, um den Preis zu erhöhen. Dazu gibt es zu viele unabhängige Experten, die genau derselben Ansicht sind. Darum denke ich, dass es sich bei der Erklärung von Total um eine ernstzunehmende Einschätzung der Lage auf dem Ölmarkt handelt.

» frorgy » Beiträge: 29 » Talkpoints: 0,19 »



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