Erste Hilfe bei Hitzschlag

vom 28.05.2008, 21:47 Uhr

Bei der großen Hitze im Sommer bekommen nicht nur wir Menschen leicht einen Hitzeschlag, sondern auch unsere Haustiere sind gefährdet.

Einen Hitzschlag erkennt man daran, das das Tier hechelt, eine schnelle Atmung hat, sich warm anfühlt, und es apathisch und regungslos ist.

Man muss das Tier an einen kühlen Ort bringen, ihm etwas Luft zu wedeln, und das Fell leicht mit kaltem Wasser befeuchten. kalte Tücher um die Füße wickeln, und Flüssigkeit dem Tier geben, notfalls mit einer Pipette.
Wenn das Tier wieder einigermassen stabil ist, auf jeden Fall zum Tierarzt, um es noch mal durch checken zu lassen.

Benutzeravatar

» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zuerst einmal, hier werden wieder die ganzen Begriffe durcheinander geworfen und alles an Thermischen Notfällen unter dem Begriff "Hitzschlag" zusammen gefasst. Das ist aber so nicht korrekt, denn man muss unterscheiden zwischen verschiedenen Begriffen. Beispiele wären dafür Hitzeerschöpfung, Hitzekrämpfe, Hitzesynkope bzw. Hitzeohnmacht und dem richtigen Hitzeschlag.

Deswegen hier einmal die Unterscheidung, der Sonnenstich entsteht normal durch die direkte Sonneneinstrahlung auf den unbedeckten Kopf. Dabei werden die Hirnhäute gereizt und es kann eine Anschwellung (Ödembildung) des Gehirnes zur folge haben. Normal äussert sich das durch einen leuchtend roten Kopf, Übelkeit bis zum Erbrechen aber die Körperkerntemperatur ist im Regelfall nicht erhöht. Als Maßnahme sollte man dann direkt aus der Sonne gehen und einen schattigen, kühleren Ort aufsuchen und dort das Tier flach lagern. Nachdem die Körperkerntemperatur nicht erhöt ist und das ganze mehr äusserlich bedingt ist, kann es helfen ein feuchtes (kein Eiskaltes!) Tuch auf den Kopf des Tieres zu legen wenn es das tolerieren sollte. Ansonsten kann man auch Luft zufächeln oder kurzzeitig das Tier dem direkten Zug durch einen Ventilator aussetzen. Dadurch entsteht nicht gleich ein Schnupfen, und es sollte primär darauf beacht sein die Temperatur des Kopfes zu senken um die Ödembildung zu verhindern. Viele Tiere reagieren aber mit Panikattacken und dulden es nicht. Auf jedenfall sollte man den Tierarzt aufsuchen, denn wenn es zur Ödembildung des Gehirnes kommt, kann nur eine medikamentöse Therapie noch helfen. Oftmals ist das aber erst spät zu erkennen und dann kann dem Tier bereits nicht mehr geholfen werden, da die Symptome auch erst später auftreten können wie z.B. Nachts im Schlaf oder Stunden später.

Bei einem Hitzekrampf, sind die Muskel in erster Linie betroffen die sich immer wieder Schmerzhaft anspannen. Zustande kommt das durch den Verlust von Wasser aus den Zellen, dass dort ein ungleiches Verhältnis herrscht. Auftreten tut das vor allem nach schwerer oder langer körperlicher Tätigkeit bei denen man stark Schwitzt. Bemerken tut man es, dass die Tiere besonders viel Trinken und sich auch die Muskeln immer wieder anspannen und das Schmerzen verursacht. Von der Temperatur her, ist auch diese bei einem Hitzekrampf nicht erhöht. Durch den hohen Verlust von Flüssigkeit und der verschiebung des Elektrolythaushaltes kann es auch zur Bewusstlosigkeit kommen. Auch damit sollte man zu einem Tierarzt gehen, denn wenn es soweit ist und sich schon die Muskeln unwillkürlich kontrahieren ist die einzigste schnelle Abhilfe dagegen eine Infusionstherapie zusammen mit ein paar Schmerzmitteln. Bei der angesprochenen Bewusstlosigkeit steht es ausser Frage umgehend zum Tierarzt zu fahren, denn dann ist es bereits 3 vor 12.

Die Bewusstlosigkeit kann aber auch bei einer Hitzesynkope oder auch Hitzeohnmacht genannt, festgestellt werden. Durch die warme Umgebung stellen sich die Blutgefäße im Kreislauf weit und das Blut versackt in den unteren Extremitäten und es kommt nichts mehr im Kopf an. Deswegen werden dann die Tiere kurzzeitig bewusstlos und brechen zusammen. Beim zusammenbrechen kann es auch zu sekundären Verletzungen kommen, die man sich auch nicht ausser acht lassen sollte. Sobald man diese allerdings flach Lagert sollte es sich mit der Bewusstlosigkeit nach kurzer Zeit wieder ändern. Sollte das Tier dann wieder aufgewacht sein, sollte man es nicht wieder aufstehen lassen und so tun als wenn nichts gewesen wäre sondern es flach liegen lassen und es etwas trinken lassen. Damit sich die Blutgefäße wieder zusammen ziehen, kann man auch hier kühle Luft zufächeln oder mit feuchten, nassen Tüchern arbeiten. Aber auch hier keine Eiswürfel oder ähnliches benutzen, denn das kann die Lage auch verschlimmern anstatt verbessern. Um etwas anderes auszuschliessen, sollte man auch damit einen Tierarzt aufsuchen.

Die Hitzeerschöpfung ist einer der Vorläufer zum Hitzeschlag, zu dem ich im letzten Punkt noch etwas sagen werde. Die Hitzeerschöpfung entsteht durch eine Dehydratation bei hohen Umgebungstemperaturen. Dabei kann der Körper sich dann schon nicht mehr selbstständig kühlen da er keine Flüssigkeit mehr hat um Schweiß zu produzieren und es kommt zu Störungen des Nervensystemes. Diese können sich mit Verwirrtheitszuständen, stundenlangem "Starren" oder auch einer ungewöhnlichen Erregung äussern. Wegen dem Flüssigkeitsverlust kann es auch dort zu einem Bewusstseinsverlust kommen und ebenfalls bei diesem Notfallbild, trinken die Tiere übermäßig viel. Deswegen kommt es auch dort zu einer Verschiebung des Elektrolythaushaltes und dieser kann im schlimmsten Fall mit dem Tod enden. Als erste Hilfe Maßnahme sollte man dem Tier etwas zu trinken anbieten und dabei ebenfalls etwas Jodsalz mit unterrühren damit der Haushalt wieder ins Gleichgewicht kommt. Angegeben sind dabei 1-2 Teelöffel auf einen Liter Wasser. Nur wenn man dort schnell handelt, sind die Erfolgsaussichten gut weitere Schäden abzuwenden. Damit sollte man auch umgehend einen Tierarzt aufsuchen oder noch besser, einen Hausbesuch machen lassen.

Der Hitzschlag ist die schlimmste Variante der Hitzeerschöpfung. Ausgelöst wird es durch die hohe Umgebungstemperatur bei zeitgleicher erschwerter Abgabe der Körperwärme durch z.B. zu dichtes Fell oder eine schwüle Umgebungstemperatur. Dabei ist auch die Körperkerntemperatur des Tieres stark erhöht und es kommt zu Störungen im Nervensystem. Der klassische Hitzschlag trifft vor allem bei hohem Alter, Vorerkrankungen im Bezug auf Herz- und Kreislauf, Diabetes oder auch bestimmte Medikationen die den Wasserhaushalt beeinflussen, ein. Dazu gibt es aber auch noch einen Hitzeschlag der durch die Anstrengung verursacht ist, dabei handelt es sich um gesunde Patienten die Sport getrieben haben oder nicht an die Hitze gewöhnt sind. Wenn ein Hitzschlag vorliegt, dann geht das in den meisten Fällen mit dem Bewusstseinsverlust einher, dieser kann einmalig und lange sein oder auch immer wieder kurzzeitig auftreten. Dazu kommt das Erbrechen und auch die Haut fühlt sich trocken und sehr heiß an. Von der Farbe her wenn man es sieht, ist diese erst rot und wechselt später auf ein grau. Das sieht man besonders gut an den Schleimhäuten im Mund die dann auch eine blau-graue Färbung bekommen. Ebenfalls können Krämpfe auftreten, dass das Tier immer wieder Bewusstlos wird und dabei zuckt. Auch die Atmung ist stark verändert, meistens treten kurze, nicht sehr tiefe Atemzüge mit langen Pausen zwischen den Atemzügen. Hier ist es unabdingbar, direkt einen Tierazt aufzusuchen denn es besteht akute Lebensgefahr ! Als Maßnahme kann der Halter das Tier nur flach lagern und selbst wieder kühle Luft zufächeln oder auch einen Ventilator benutzen. Dazu noch kühlende Umschläge auf den Kopf und Körper legen um die Körpertemperatur zu senken. Ansonsten kann man nicht viel machen, und das wichtigste dabei ist nur eine medikamentöse Therapie um die Temperatur zu senken zusammen mit einer Infusionstherapie und einer Prophlaxe gegen das Anschwellen des Gehirnes. Sollte das Tier aber wieder bei Bewusstsein sein, könnte man versuchen ihm etwas zu trinken zu geben - davon rate ich jedoch ab. Da es meistens mit mehreren Bewusstseinsverlusten einhergeht und während der Bewusstlosigkeit die Muskeln nicht angespannt sind, läuft es aus dem Magen zurück und kann in die Lunge aspiriert werden und es dadurch zum Ersticken kommen kann. Auch beim Hitzeschlag kann das ganze erst Zeitverzögert auftreten und die Symptome sich erst Stunden später oder gar Nachts zeigen, wenn man es dann nicht schnell genug mitbekommt findet man in einigen Fällen das Tier am nächsten Morgen tot im Käfig/Wohnung.

So hier habt ihr mal die Unterschiedlichen Abstufungen, auf jeden Fall rate ich in allen Fällen eine Abklärung durch den Tierarzt machen zu lassen aber in einigen Fällen die leichter sind reicht es auch, wenn man den Tierarztbesuch auf ein paar kühlere Stunden verschiebt. Bei schweren Fällen ist darauf keine Rücksicht zu nehmen und es muss umgehend einer aufgesucht werden. Besonders eignen tuen sich dann Autos mit Klimaanlage oder wenn man so etwas nicht hat, kann man genauso gut mit feuchten Tüchern oder Fächern/Ventilatoren arbeiten. Ansonsten hilft es wirklich in vielen Fällen den Tieren etwas zu trinken anzubieten aber mit dem Salz bekommt man den Elektrolythaushalt gerade nach einem starken Schwitzen wieder gut ins Gleichgewicht verhelfen. Dadurch trinken die Tiere dann auch mehr, was ihnen ganz gut tut. Wieviel man für kleinere Mengen Wasser braucht, muss man dann halt runterrechnen oder aber man setzt einen Liter Wasser mit dem Salz an und nimmt dann das herraus, was man für seine Flasche benötigt. An besonders heißen Tagen bekommen meine Tiere nicht nur Wasser in die Trinkflaschen sondern zusammengemischt mit einem kleinen Schluck Apfelsaft. Damit kann man es ein wenig vorbeugen, dass sich der Elektrolythaushalt zu stark verschiebt und man regt die Tiere allgemein zum trinken an. Denn das gibt es ja nicht jeden Tag und ist damit etwas besonderes :wink: Und umgekommen ist deswegen keines meiner Tiere, auch wenn man Degus kein Obst oder Säfte geben sollte aufgrund des Zuckergehaltes.

Vor einigen Jahren hatte ich einmal einen alten Hund zur Pflege bei mir der vermutlich wegen den hohen Aussentemperaturen verstorben ist. Was es genau war, konnte mir niemand sagen und auch den Tag über war er total normal. Nachts sind dann wohl erst die Symptome einer Hitzeerschöpfung bzw. eines Hitzeschlages aufgetreten und es hat niemand mitbekommen. Deswegen konnte ihm niemand mehr helfen und als ich ihn morgens im Wohnzimmer gefunden habe, war er bereits verstorben. Was allerdings dafür gesprochen hatte, waren die grau-blauen Schleimhäute und auch die Verklebungen im Fell, die darauf hingewiesen haben, dass er stark geschwitzt hat und auf dem Fussboden war auch Erbrochenes vor ihm. War ein schlimmer Anblick und deswegen sorge ich nun lieber mit Säften dafür, dass meine Tiere bereits viel trinken an solch heißen Tagen anstatt nachher die Behandlung durchzuführen.

Liebe Grüße
Sorae

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^