Wie sicher sind Aktien?

vom 20.05.2008, 17:52 Uhr

Immer mehr Vermögensberater raten dazu, Geld in Aktien zu investieren, da dabei oft hohe Gewinne zu erzielen sind. Welche Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung, um das Risiko zumindest einigermaßen einschätzen zu können. Wie lange müssen Aktien mindestens gehalten werden, damit mir das Spekulieren an der Börse auch etwas Zählbares bringen kann.

Ist es ratsam sein Geld auf Aktien mehrere Gesellschaften zu verteilen oder läuft man dabei als Nicht-Broker eher Gefahr den Überblick zu verlieren. In welche Branche sollte man am ehesten investieren, um langfristig Gewinne zu erzielen. Ist es im Hinblick auf den starken Euro ratsam sein Geld in andere Währungen zu investieren, wie z.B. den US-Dollar?

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» JamesBond » Beiträge: 196 » Talkpoints: -0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Tja, nicht ist schwieriger als Marktprognosen, vor allem für Privatpersonen - wäre es einfacher würde jeder viel Geld mit Aktien machen. Aber mal zu deinen Fragen:

JamesBond hat geschrieben:Immer mehr Vermögensberater raten dazu, Geld in Aktien zu investieren, da dabei oft hohe Gewinne zu erzielen sind.

Ja denn sie bekommen ordentlich Provision dafür, wenn sie Dich an eine Bank / Fonds / usw. vermitteln. Hohe Gewinne erzielt man im Grunde nur hochriskanten Anlagen - je höher die Gewinne desto höher das Risiko, liegt irgendwie in der Natur der Sache da sonst alle reich wären.
JamesBond hat geschrieben:Welche Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung, um das Risiko zumindest einigermaßen einschätzen zu können. Wie lange müssen Aktien mindestens gehalten werden, damit mir das Spekulieren an der Börse auch etwas Zählbares bringen kann.

Was die Risikobewertung angeht: Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, kein Wunder dass darüber ganze Bücher und Facharbeiten geschrieben werden´. Als Beispiele Chancen und Risiken der Aktienbewertung anhand des KGV am Beispiel der Volkswagen AG. Kurz gesagt:

Der Wert von Aktien ist niemals objektiv einzuschätzen, sondern richtet sich am Markt z. B: nach Angebot und Nachfrage - sieht man immer ganz gut bei der Ausgabe von Aktien wo die Werte oft bei "guten Firmen" nach oben schnellen. Dazu kommen persönliche Vorlieben der Käufer - viele kaufen beispielsweise keine Aktien, obwohl möglicherweise lukrativ, weil sie die Firma nicht wertschätzen. Ein Beispiel wäre, dass viele keine Anteile von Rüstungsunternehmen kaufen weil sie aus verschiedenen Gründen nichts damit zu tun haben wollen.

Der Wert wird neben der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens vor allem durch Kaufentscheidungen einzelner bestimmt. Zum Beispiel kann es sein dass viele Anleger meinen es steht ein Crash bevor was meist zu Panikverkäufen führt die den Kurs schwächen und abstürzen lassen können - jetzt kann es passieren, dass
- andere mitverkaufen, der Kurs stürzt weiter ab
- das Unternehmen / eine Bank reagiert mit Stützungskäufen, Kurs erholt sich / bleibt stabil
- andere Anleger meinen, dass der Kurs entgegen von Gerüchten nach oben geht und kaufen, Kurs erholt sich / bleibt stabil

Oder andere verkaufen massenhaft Aktien da ihre Grenze erreicht wurde. Beispiel: Die Aktie von Firma X geht gerade nach oben und der Kurs erreicht das Limit der Anleger da sie ab diesem Wert verkaufen wollten. So kommt es zu massenhaften Abverkäufen und trotz besserer Aussichten geht der Kurs nach unten / bleibt auf einmal stabil / wächst langsamer.

Und das Risiko wie sich andere Anleger verhalten können ist für Privatanleger kaum einschätzbar. Dazu müsste man sich dauernd auf dem laufenden halten, jedes Gerücht recherchieren (da auch manchmal bewusst von Spekulanten lanciert) und das Verhalten anderer Anleger kennen (z. B durch Kenntnis der Limits).

Aktienmakler / Broker richten sich auch oft am Tagespreis aus, der stark schwanken kann und versuchen die Aktie nach den genannten Kriterien zu bewerten und dem was jetzt folgt: Denn bei einer professionellen Bewertung wird die jeweilige Aktie mit anderen Werten verglichen. Man legt hierzu bei Aktien und Finanzanlagen den zukünftigen Zahlungsstrom zugrunde, heißt: Rückzahlung, Verkaufserlös, Anlagedauer, Risiko ("sicher" / HYI usw.), Chancen, mögliche Entwicklungen am Markt / Firma. Das ganze ist für Privatpersonen ohne Zugang zu entsprechenden Quellen fast unüberschaubar und kaum zu meistern - solang man nicht sowieso beruflich im Finanzbereich tätig ist.

Was Du vergessen kannst sind diese Tipps wie Wellentheorie oder Chartausrichtung - auf dieser Grundlage kann man keine zuverlässige Bewertung aufbauen, in der Regel werden Aktien so überbewertet oder unterbewertet und es gibt meist in Folge lange Gesichter wegen "unerwarteter" Verluste durch zu hohe / zu niedrige Limits. Oft werden Aktien durch Laien weit über dem Buchwert gehandelt oder über gleichartigen Zahlungsströmen was in der Folge zu Verlusten führt.

Wie lang eine Aktie gehalten werden muss? Je nachdem was Du willst: Mindestens solange, dass der Verkaufsgewinn die Verkaufsgebühr und Kaufgebühr sowie Depotgebühr auffängt - wenn die Aktie jedoch abstürzt ist auch ein vorzeitiger Verkauf vielleicht besser um den Verlust einzugrenzen.

JamesBond hat geschrieben:Ist es ratsam sein Geld auf Aktien mehrere Gesellschaften zu verteilen oder läuft man dabei als Nicht-Broker eher Gefahr den Überblick zu verlieren.

Grundsätzlich richtet sich das nach deiner Anlagestrategie: Will man "sicher" gehen streut man in der Regel sein Kapital, ist man risikobereiter setzt man eher alles auf eine Karte. Wenn man die Aktien nur "liegen lässt" kann es durchaus passieren, dass man den Überblick verliert bzw. das Risiko nicht mehr richtig einschätzen kann.

JamesBond hat geschrieben:In welche Branche sollte man am ehesten investieren, um langfristig Gewinne zu erzielen. Ist es im Hinblick auf den starken Euro ratsam sein Geld in andere Währungen zu investieren, wie z.B. den US-Dollar?

In welche Branche man investieren sollte hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- persönliche Strategie
- Firmenprofil
- usw.

Was Devisenhandel angeht: Devisenhandel ist noch schwerer zu durchschauen wie der Handel mit Aktien. Der Dollar könnte z. B. extrem stark schwanken oder sich auf einmal festfahren, was von inneren und äußeren Faktoren abhängt. Hast Du eine sehr gute Kenntnis der US Politik, des Binnenmarktes usw. nützt das auf jeden Fall, aber ist trotzdem nicht sicher. Währungshandel ist also sehr riskant und spekulativ.

Kauft man Aktien in einer anderen Währung können so Ausgleichseffekte oder Verdopplungseffekte auftreten, Beispiel:
- Aktienkurs fällt, Kurs der Währung fällt = "doppelter" Verlust
- Aktienkurs steigt, Kurs der Währung fällt = möglicher Ausgleich bzw. geringerer Verlust / Gewinn
- Aktienkurs fällt, Kurs der Währung steigt = möglicher Ausgleich bzw. geringerer Verlust / Gewinn
- Aktienkurs steigt, Kurs der Währung steigt = "doppelter" Gewinn

Grundsätzlich verstärkt diese Kombination also das Risiko, da man hier sowohl das Aktienrisiko als auch das Währungsrisiko berücksichtigen muzss.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hallo zusammen,
hallo JamesBond,

der Grund wieso immer mehr Vermögensberater wieder vermerkt Aktien empfehlen ist eindeutig, sie verdienen daran am meisten. Vor allem jetzt, da der Markt wieder ganz gut gelaufen ist wagen sie sich aus ihrer Deckung und empfehlen vermehrt Aktien, die während der vielen Jahre sinkender Kurse total verpöhnt waren.

Ob Aktien für dich persönlich zur Geldanlage interessant sind musst du natürlich selbst einschätzen. Dabei spielt vor allem deine Risikobereitschaft, das Kapital das du einsetzen willst, sowie die Anlagedauer eine Rolle. Man muss sich im Klaren sein, dass Aktien, vor allem für Privatpersonen nur zur langfristiegen Anlage geeignet sind und man nur in langen Zeiträumen entsprechende Renditen erziehlen kann, da man evtl. lange Zeiträume stagnierender oder sogar fallender Aktienkurse aussitzen muss. An dieser Stelle muss ich Andre Kostolany zitieren, der immer und immer wieder betont hat, dass man als Anleger vor allem eine Eigenschaft braucht - Gedult und genügend Sitzfleisch.

Ob jetzt ein günstiger Zeitpunkt ist um in Aktien zu investieren kann dir natürlich keiner sagen, da die meisten Prognosen, vor allem die der professionellen Vermögensberater eine sehr kurze Halbwertszeit haben und meist mit ihrer Veröffentlichung schon nicht mehr aktuell sind. Die Märkte sind nach dem Platzen der Blase am Neuen Markt und den darauffolgenden sehr schlechten Jahren wieder sehr gut gelaufen. Ob die Kurse nach der Subprime Krise jetzt wieder Kaufniveau habe oder es weiter abwärts geht weiß wie gesagt keiner, deshalb ist der von mir erwähnte Anlagehorizont sehr wichtig.

Da du als Privatperson wahrscheinlich eh nicht genügend Zeit hast um dich ausführlich um dein Depot und die Börse zu kümmern kann ich dir an dieser Stelle eigentlich nur Fonds oder Indexzertifikate empfehlen. Hier hast du eine breitere Risikostreuung die meistens den kompletten Markt abdeckt. Natürlich wäre es ein riesen Fehler in Aktien von nur einem oder zwei Unternehmen zu investieren, da man die unternemerische Entwicklung des Unternehmens, sowie der Branche nicht einschätzen kann. Somit musst du das Risiko verteilen, in dem du es auf breitere Beine stellst.

Ich will in diesem Zusammenhang erwähnen, dass im Moment Anleihen durch die hohen Zinsen keine schlechte Anlagealternative zu Aktien sind. Sollte sich die Konjuktur etwas abkühlen, sollten die Zinssätze fallen und somit die Anleihenkurse etwas steigen. Aber auch für eine solche Strategie gibt es die entsprechenden Fonds.

Grüße
Pragmatiker1982

» Pragmatiker1982 » Beiträge: 250 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich sitze eigentlich so ziemlich an der Quelle und muss sagen, dass es eigentlich momentan gar nicht mehr so in den Bereich der Aktien geht. Sicherlich verdient man mit dem kauf von Aktien auf einen etwas längeren Zeitraum bei einem entsprechenden kursverlauf immer mehr, als wenn man das ganze in einem anderen Bereich anlegt. Dennoch muss ich sagen, dass es meiner Meinung nach nciht mehr so verschärft nur auf die Aktien hinausläuft. Das wäre im Hinblick auf die Abgeltungssteuer auch total unsinnig, denn hier gilt es sich jetzt vor 2009 noch einzudecken und zwar so, dass man eben nicht die Steuern hinterher zahlen muss.

Aus diesem Grunf gehen viele Vermögensberater bei den banken nun in Richtung Fonds, um dort die Zwischengewinne dann steuerfrei vereinnahmen zu können für den Kunden. Eine direkte Anlage in Aktien verliert ein wenig an Bedeutung, da man die Kursgewinne später dann versteuern muss. Da muss man unbedingt aufpassen!

» alienware » Beiträge: 74 » Talkpoints: 1,50 »



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