'Löffelliste' schreiben, wenn man sehr krank ist

vom 20.09.2014, 13:52 Uhr

Mein Onkel hat Krebs. Er wird erst in der nächsten Woche operiert. Aber er hat nun angefangen eine 'Löffelliste' zu schreiben. Wer es nicht kennt, es ist eine Liste von den Dingen und Wünschen, die man noch hat, bevor man 'den Löffel abgibt'. Das hört sich makaber an, aber das Wort ist wohl auch sehr geläufig. Mein Freund meinte, dass sein Opa vom Psychologen geraten bekam so eine 'Löffelliste' zu schreiben, als er an Krebs erkrankte als er noch jünger war und damit nicht fertig wurde, dass er so krank war.

Was würde bei euch auf so einer 'Löffelliste' stehen? Würdet ihr so eine Liste überhaupt schreiben? Hättet ihr noch Wünsche, die ihr unbedingt erledigen wollt, wenn ihr erfahren würdet, dass ihr sehr krank seid? Oder denkt ihr, dass es dann zu sehr nach Tod in absehbarer Zeit ausschaut?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Eigentlich habe ich kaum etwas, was ich unbedingt noch machen müsste. Zwar gibt es für mich Pläne, aber wenn ich nun krank bin und sterben muss hätte ich nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Ich lebe mein Leben und so würde ich so eine Liste nicht schreiben. So einige Reiseziele stehen noch auf meiner Liste, ich will heiraten und hätte gerne Kinder, aber bei einer Erkrankung wie Krebs wäre das nicht möglich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass mir irgendwelche Reiseziele in der Situation herzlich egal wären. Oder irgendwelche Tätigkeiten wie Fallschirmspringen oder ähnliches. Dann hab ich das halt alles nicht gesehen und getan. Das wäre mir echt egal. Auf meiner Liste würde es vielmehr um Menschen gehen, die mir wichtig sind. Ich würde sicherstellen wollen, dass sie wissen, wie wichtig sie mir sind.

Aber ich merke gerade, dass diese zwei Arten von Listen einen wesentlichen Unterschied haben. Ich denke, man soll so eine Liste mit Reisezielen und anderen Wünschen erstellen, damit man merkt, dass man noch einen Grund hat zu leben und man so motiviert wird weiterzukämpen und nicht aufzugeben. Meine Liste wäre ein Zeichen von Resignation. Damit bereitet man sich wirklich auf den Tod vor und nicht auf weiteres Leben. Das sieht mir ähnlich. :D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich vermute ebenfalls, dass eine "Löffelliste" den Verfasser in erster Linie dazu ermutigen soll, nicht zu resignieren und die verbleibende Lebenszeit positiv zu gestalten. Mittlerweile ist es glücklicherweise schon recht oft der Fall, dass auch schwer kranke Menschen noch ein paar gute Monate oder sogar Jahre vor sich haben, und es hätte ja niemand etwas davon, wenn sie die Zeit nur damit verbringen, dass sie auf den Tod warten.

Zudem spielt die Einstellung und Motivation der Patienten auch eine Rolle für den Erfolg der Behandlung. Wer sich beispielsweise vornimmt, noch einmal nach Griechenland zu fliegen, lässt sich vielleicht eher zu einer weiteren Bestrahlung motivieren oder nimmt seine Tabletten eher als jemand, der praktisch aufgegeben hat. Aus diesem Blickwinkel halte ich eine Löffel-Liste für ein sinnvolles psychologisches Mitte.

Im Augenblick habe ich keine Liste von Dingen, die ich unbedingt noch erleben möchte, ehe ich sterbe. Ich lasse die Dinge lieber auf mich zukommen. Aber ich bin sicher, falls ich jemals die Botschaft bekommen würde, dass ich meine Angelegenheiten besser bald in Ordnung bringen sollte, würde mir Einiges einfallen, was ich gerne noch sehen, tun oder erleben möchte. Deshalb fange ich lieber jetzt schon mal locker damit an, dann wird es am Ende nicht so stressig.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Den deutschen Begriff "Löffelliste" kannte ich noch nicht. Aber das dürfte dann wohl die Entsprechung des englischsprachigen Begriffs "bucket list" sein. Der spukt auf englischsprachigen Blogs jetzt schon eine ganze Weile durch die Gegend, wodurch ich ihn auch kennenlernen durfte. "Bucket list" leitet sich von der umgangssprachlichen Bezeichnung "to kick the bucket", also quasi "sterben", ab.

Eine richtige Löffelliste oder "bucket list" habe ich mir nicht angelegt. Wobei es sogar schon Websites gibt, wo man solche Listen erstellen und die anderer Leute ansehen kann. Nein, wenn überhaupt, dann würde ich so etwas irgendwo privat erstellen.

Ein paar kleine Gedanken dazu, was ich im Leben alles noch gerne machen würde, habe ich mir ja schon gemacht. Viele dieser Dinge beziehen sich auf meine Hobbys, und so direkt an das Sterben denke ich dabei auch nicht. Es sind einfach Dinge, die ich toll finde, und die ich gerne irgendwann machen würde. Wenn ich sie nicht schaffe, wäre das auch nicht tragisch. Aber Träume zu haben und darüber mal nachzudenken, ist doch keine schlechte Sache.

Was würde ich nun gerne noch machen, wenn die Möglichkeit sich bietet? Ich würde gerne noch an vielen verschiedenen Orten Fossilien suchen. Ein Traum wäre es natürlich, eine noch nicht bekannte Art neu zu entdecken, und ihr einen Namen geben zu können. Aber das liegt in der Hand des Schicksals, oder es Zufalls, wie man es auch nennen möchte. Darauf hat man aktiv eher keinen Einfluss. Nur suchen muss man natürlich, von alleine passiert nichts.

Ansonsten würde ich gerne mal das Bogenschießen lernen. In einem Zeppelin mitfliegen. Mit dem Orient-Express fahren. Schön wäre es auch, mindestens einmal das Polarlicht zu sehen. Außerdem gibt es noch diverse Orte, die ich gerne mal besuchen würde. Und ein großes persönliches Anliegen, das mir wirklich wichtig ist, ist auch noch, das Grab eines lieben Freundes zu besuchen, das sich leider weit entfernt von hier befindet, und das ich aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht so einfach erreichen kann. Das ist etwas, was ich auf jeden Fall noch tun will. Und wenn ich in drei Tagen sterben müsste, würde ich auch alle Hebel in Bewegung setzen, das endlich hinzubekommen. Ich könnte dann ja auch genug Geld dafür ausgeben, was sollte ich schließlich mit Geld, wenn dann eh alles vorbei ist. Dann wäre das doch immerhin eine sinnvolle letzte Reise.

Wobei natürlich auch die noch lebenden Freunde und Verwandten nicht vernachlässigt werden sollten. Die wären mir, müsste ich wirklich in Kürze sterben, weitaus wichtiger, als alle Hobbys und sonstigen Träume. Darauf, das Polarlicht gesehen zu haben, oder nach Peru zu reisen, kann ich gern verzichten. Darauf, mich mit Familienmitgliedern und alten Freunden auszusprechen, bevor es für immer dafür zu spät ist, nicht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich muss ja sagen, dass ich es schöner finde, wenn man sich überlegt, was man alles tun möchte, wenn man wieder gesund ist. Eine "Löffelliste" wäre daher höchstens eine Option für mich, wenn feststünde, dass meine Überlebenschance gleich Null ist. Wobei ich mir die Wünsche, die ich mir jetzt nicht erfüllen kann, weil ich nicht das Geld dafür habe, wohl auch im Falle einer unheilbaren Krankheit nicht erfüllen könnte, denn wo sollte ich dann plötzlich das Geld dafür herhaben? Ich müsste mir also erstmal überlegen, was überhaupt realistisch ist und ob mir da so viel einfallen würde, dass es für eine Liste reicht, weiß ich nicht.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich kenne auch ein Buch, das genau von dem Thema handelt. Ein krebskrankes Mädchen, welches bald sterben wird, schreibt so eine Liste und hat sich fest vorgenommen, diese vor ihrem Tod abzuarbeiten, auch wenn das nicht so einfach ist. So muss sie kurz vor ihrem Tod dann nicht mehr bereuen, etwas nicht getan zu haben. Stattdessen kann sie dann quasi in Ruhe sterben, wenn die Liste abgearbeitet ist und sie alles in ihrem Leben gemacht hat, was sie machen wollte.

Ich kann es schon verstehen, dass man so eine Liste schreibt, wenn man schwer krank ist. Immerhin möchte man die verbliebene Zeit so gut wie möglich nutzen und das tun, was man schon immer tun wollte. Man möchte das machen, was man schon immer machen wollte, um am Ende dann nicht sagen zu müssen, dass man das Leben nicht richtig ausgenutzt hat.

Ich finde es aber besser, wenn man jeden Tag bewusst lebt. auch wenn man gesund ist. Man muss sich eben klar sein, dass das Leben schneller vorbei sein kann, als man es für möglich hält. Von daher sollte man regelmäßig das tun, was man sich wirklich wünscht und seine Ziele verfolgen. Es ist eben doch etwas ungünstig, quasi die ganze Zeit "nichts" zu tun, wenn man gesund ist und dann eine riesige Liste vor sich zu haben, wenn man dann krank ist, Besser ist es, wenn man das Leben einfach immer in vollen Zügen genießt, gerade dann, wenn man eben gesund ist und auch eher die Möglichkeit dafür hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich denke gerade darüber nach, ob es überhaupt noch etwas gibt, das ich noch dringend erleben wollen würde, wenn morgen mein theoretisch letzter Tag auf Erden wäre und ich dann sterben müsste. Offen gesagt fällt mir gar nichts ein.

Wenn ich etwas unbedingt möchte, dann wird das nicht lange aufgeschoben und direkt umgesetzt, da das Leben zu kurz ist um Wünsche und Träume endlos aufzuschieben. Dementsprechend wäre meine Liste wahrscheinlich leer, wobei es dennoch nichts gibt, was ich meiner Ansicht nach verpasst habe und was ich noch erleben müsste.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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