Verständnis oder Genervtsein bei schwerhöriger Nachbarin?

Meine Freundin wohnt in einem Mehrfamilienhaus mit drei Parteien und ihre unmittelbare Nachbarin ist um die 70 Jahre alt und schwerhörig. Sie kann ein Hörgerät nicht vertragen, weil sie meint, dadurch nicht besser zu hören, sondern immer einen Schall zu hören. Drum hat sie ihr Hörgerät nie im Ohr. Meine Freundin ist ziemlich genervt. Ihr Verständnis hat ihre Grenzen gefunden. Nicht, dass sie nur unheimlich laut telefoniert und ihr Telefonklingelton auch noch drei Häuser weiter zu hören ist, die Dame scheint auch ein richtiger Fußballfan zu sein und schaut auch das letzte Spiel noch in voller Lautstärke an.

Meine Freundin wollte ihr einen Kopfhörer schenken, aber den will die Dame nicht, weil sie meint, dass sie damit schrecklich ausschaut und dieser auch stört und außerdem kann sie dann ja auch das Telefon nicht mehr hören. Die Dame ist noch sehr aktiv, nur mit dem Hören ist es eben nicht mehr so gut.

Würdet ihr da eher Verständnis haben oder genervt sein. Wie kann man noch versuchen die alte Dame dazu zu bewegen doch einen Kopfhörer oder das Hörgerät zu nutzen? Wie würdet ihr mit so einem Nachbarn umgehen? Es ist ja schon nervig, wenn von früh bis spät, wenn kein Fernseher läuft Schlager und Volksmusik durch die Räume und das Haus dröhnt. Der andere Hausbewohner ist selber schwerhörig und wenn dieser das Hörgerät nicht im Ohr hat schläft er und bekommt nichts mit und der Rest interessiert ihn nicht.

So geht das natürlich nicht, Schwerhörigkeit hin oder her. Wenn sie nach 22 Uhr noch laut fernschaut, ist das nichts anderes als Ruhestörung. Meine Geduld wäre da auch sehr bald am Ende. Fußball schaue ich zwar selbst, aber ich habe auch noch Personen in der Wohnung, die schlafen (müssen).

Wie die Frau mit dem Kopfhörer aussieht, könnte ihr natürlich egal sein, aber eine hohe Lautstärke über den Kopfhörer ist ja auch nicht unbedingt gut. Vielleicht verstärkt sich ihre Hörminderung dadurch am Ende noch. Vielleicht sollte sie ihr Hörgerät einfach nochmal überprüfen lassen. Kann ja sein, dass es einfach nicht richtig eingestellt ist.

Ich würde wohl zum Vermieter gehen, wenn die Dame nicht zur Einsicht zu bewegen ist, auch wenn sie schon älter ist, denn auch sie muss einsehen, dass man in einem Mehrfamilienhaus nicht machen kann, was man will.

In so einem Fall wäre sicher auch die Grenze überschritten, bis zu der ich noch Verständnis hatte. Ich hatte auch mal eine schwerhörige Nachbarin im Haus nebenan. Bei ihr habe ich auch öfter mal alles verstanden, was bei ihr im Fernseher gesagt wurde, wenn bei ihr das Fenster offen stand. Mein Fenster konnte dabei ruhig geschlossen sein. Das fand ich manchmal auch störend, aber meistens hatte ich doch Verständnis, zumal sich diese Dame abends auch daran gehalten hat, dass sie dann nicht mehr ferngesehen oder laute Musik gehört hätte. So fand ich das auch in Ordnung und habe nie etwas zu ihr gesagt.

Aber der beschriebene Fall ist doch um einiges komplizierter, wenn so spät noch in hoher Lautstärke ferngesehen oder Musik gehört wird. Das schlimme ist ja, dass diese Frau es gar nicht einzusehen scheint, dass ihre Nachbarin sich durch ihr Verhalten gestört fühlt. Wenn es sich um Mietwohnungen handelt, würde ich mich auch an den Vermieter wenden und dort das Problem schildern. Es kann ja nicht sein, dass man aus so einem Grund immer unausgeschlafen bei der Arbeit ankommt. Ich würde in so einem Fall auch mal dazu raten, dass das Hörgerät überprüft und vielleicht neu eingestellt wird.

Aber das muss die Nachbarin eben auch selbst wollen und veranlassen, weil sie bei der Überprüfung dabei sein und das Problem schildern muss. Hat deine Freundin dieser Dame denn mal direkt gesagt, dass es so nicht geht und dass sie zumindest zu den Zeiten am späten Abend die Nachtruhe einhalten muss, wie auch immer sie das bewerkstelligt? Oder hat sie immer nur verständnisvoll reagiert, indem sie der Dame eben Kopfhörer schenken und ihr helfen wollte? Wenn sonst gar nichts funktionieren würde, dann würde ich mich wohl an die Polizei wenden. Das würde ich der Dame aber vorher sagen, dass das mein letzter Ausweg wäre. Ich brauche ziemlich viel Schlaf und bin furchtbar mies gelaunt, wenn ich den nicht bekomme.

Auf der einen Seite kann man für die Dame durchaus Verständnis haben. Aber andererseits verstehe ich auch voll und ganz, dass man irgendwann einfach nur noch genervt ist, weil man ständig mit immenser Lautstärke zu tun hat. Schließlich ist man selbst nicht schwerhörig.

Ich denke für einen Außenstehenden ist es nicht so leicht zu verstehen, wie einen das so stark nerven kann, nur weil es etwas lauter ist, aber ich denke ein bisschen Rücksicht von der alten Dame, gegenüber ihrer Umwelt, kann und sollte man erwarten dürfen.

Vielleicht kann man sie dazu überreden mal gemeinsam zum Ohrenarzt zu gehen, bzw. zu jemandem der Hörgeräte einstellt. Der kann ihr das Gerät vielleicht so einstellen, dass es keine nervigen Geräusche mehr erzeugt. Bei falscher Einstellung kann es nämlich durchaus dazu kommen, dass man Piep töne oder ähnliches hört, obwohl es gar nicht da ist.