Keine Spinnerei, sondern wirklich krank - Burnout

In der vergangenen Woche traf ich beim Arzt einen guten Bekannten, den ich schon sehr lange kenne. Ein Mensch, der freundlich, kompetent und hilfsbereit ist – ich habe ihn nicht wiedererkannt! Das war mir peinlich. Er erzählte mir, dass er Burnout hatte. Ich habe ihn erstaunt angesehen, dann sagte er mir, dass er auch immer gedacht habe: Die spinnen, so etwas gibt es nicht! Bis er eines Tages umgefallen ist.

Ein Krankenhausaufenthalt folgte mit anschließender REHA, in der er noch einen Herzinfarkt bekam und nun wieder langsam so weit ist, Hoffnung zu schöpfen, dass es ihm bald besser geht. Er ist selbständig mit einer Tankstelle und Autowerkstatt mit vier Angestellten. Er machte in der Vergangenheit nie einen gehetzten Eindruck mit viel Arbeit.

Ich habe mir bestehende Beiträge angesehen, in denen ebenfalls zum Ausdruck kommt, dass diese neumodische Krankheit bei vielen ein ungläubiges Staunen hervorruft. Habt ihr auch gedacht, wenn über Burnout geredet wird, dass das Spinnereien sind?

Nein, ich denke nicht, dass das Burnout eine Ausrede ist. Es mag Menschen geben, die ihre Faulheit auf ein Burnout zurückführen, das finde ich ziemlich fies, gegenüber denen, die wirklich darunter leiden. Deshalb denken ja auch viele Menschen, dass die Krankheit eine Ausrede ist. Burnout gibt es schon seit es arbeitende Menschen gibt, so denke ich. Nur hat es erst seit 10 Jahren einen Namen.

Man kann wirklich ausgebrannt sein, wenn man sich eine lange Zeit zuvor immer zu wenige Ruhepausen gegönnt hat und sich sehr abgerackert hat. Die Folgen sind fatal und können bis zum Herzinfarkt, Schlaganfall oder in eine schwere Depression führen. Suizid ist nicht selten eine Folge von Burnout. So sollte man lieber rechtzeitig einen Gang zurückschalten, denn so eine Krankheit ist alles andere als auf die leichte Schulter zu nehmen.

Das Menschen mit dem sogenannten Burnout wirklich krank sind, ist ja nun bekannt. Aber Burnout als eigenständige Krankheit gibt es nicht. Es ist mehr oder weniger ein Kunstbegriff, der mehrere Erkrankungen - meist zur selben Zeit - zusammenfasst. Wobei ein Herzinfarkt nicht nur die Folge eines stressigen Lebens sein muss. Die Ursachen davon können sogar vererbt sein.

Wenn Ärzte also vom Burnout reden, dann kann man leider in vielen Fällen davon ausgehen, dass man die eigentliche Erkrankung nicht diagnostizieren kann. Man schreibt den Patienten krank und rät zu viel Ruhe. Aber das kann eben nicht immer das Allheilmittel sein, auch wenn es bei vielen Problemen hilft.

Ich weiß nicht, ich kenne keinen der Burnout hat bzw. der einmal mit mir darüber geredet hat. Ich dachte immer, es wäre eine Mischung zwischen Depression, Schlaflosigkeit und Erschöpfung, dass man davon umkippen kann höre ich auch das erste Mal. Ich habe auf jeden Fall keine Ahnung von der Krankheit an sich.

Das es die Krankheit gibt, habe ich niemals angezweifelt, immerhin hört man ja immer von Leiden bzw. den Leidenden und besonders hört man immer, dass stressige Berufe wie z.B. Lehrer besonders betroffen sind von dieser ominösen Krankheit. Ich finde die Krankheit sehr komisch, aber wie will man die denn vorspielen? Motive genug fallen mir ein und Gründe könnte man genug vorgaukeln, aber so ein Symptom, das sich zeigt kann man nicht vortäuschen, wenn man eigentlich putzmunter und nur zu faul ist, oder?

Ich habe die Erkrankung Burnout auch noch nie automatisch als Spinnerei abgetan und mir war schon klar, dass es auch Menschen gibt, die wirklich daran erkranken. Die Ärztin eines Bekannten, der einen Burnout hatte, hat aber auch gesagt, dass es die Diagnose als solches nicht gibt und dass er eine Depression hat. Was mich nur immer störte, war die Verarbeitung dieser Krankheit durch die Medien. Überall konnte man etwas von Burnout sehen und lesen. Genau das führte dann eben dazu, dass viele Menschen auch ohne eine ärztliche Diagnose von sich sagten, dass sie einen Burnout hätten. Und so wurde die Krankheit unglaubwürdiger.