Für einmal egoistisch denken gleich schämen müssen?

vom 10.04.2014, 13:18 Uhr

Will man etwas für sich alleine besitzen oder haben, ist das schon Egoismus? Weil man andere nicht teilhaben lassen möchte an dem, dessen man sich erfreut, um das Gefühl der Freude voll auskosten zu können, ist man dann ein Egoist? Kann man jemanden verstehen, der nie an sich alleine denkt und immer andere mit einbezieht doch dann plötzlich etwas nur für sich haben möchte? Darf man dann von ihm denken, dass er nur an sich denkt und ein Egoist ist? Oder würde jeder das verstehen, dass ein Mensch auch mal nur an sich denken darf? Muss sich dieser Mensch seine Selbstsucht schämen oder?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Kann man jemanden verstehen, der nie an sich alleine denkt und immer andere mit einbezieht doch dann plötzlich etwas nur für sich haben möchte? Darf man dann von ihm denken, dass er nur an sich denkt und ein Egoist ist?

Also ich finde es ist ganz normal, dass man ab und zu auch mal an sich denkt. Ich beispielsweise bin ein sehr hilfsbereiter Mensch und ich teile sehr gerne, aber dennoch würde ich nicht mein allerletztes Hemd hergeben. Ich finde es dann schon egoistisch von den anderen, die einem in so einem Fall dann Egoismus vorwerfen. Wollen die unbedingt das letzte Hemd oder was? Das kriegen die nicht, sonst friere ich ja (besonders im Winter). Ich bin sehr tolerant und als geizig würde ich mich auch nicht unbedingt bezeichnen, aber irgendwann setzt sich der Selbsterhaltungstrieb durch und dann ist man eben ein wenig egoistisch. Ich würde eher misstrauisch werden, wenn es Menschen gäbe die wirklich nie egoistisch sind und die sogar bereitwillig das letzte Stück Brot, das letzte Hemd etc. weggeben würden.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es ist ja gut und schön, wenn man viel an andere Menschen denkt und Dinge für sie tut. Aber es kann nicht gut sein, wenn man selbst dabei auf der Strecke bleibt. Daher finde ich es ganz wichtig, dass man auch einfach mal nur an sich denkt und sich etwas gönnt oder eben eine Auszeit nimmt. Oftmals merken die Menschen in dem Umfeld dann gar nicht, wie sehr die Person sich für die anderen aufopfert und engagiert. Wenn dann Überraschung und Unglauben herrscht, nur weil sich die Person mal etwas gönnt, weiß man ja, mit was für Menschen man es zu tun hat.

Wenn man immer nur gibt, geht das irgendwann nicht mehr gut. Man braucht doch mal eine Verschnaufpause. Da ist meiner Ansicht nach, nichts egoistisches dabei. Und ein schlechtes Gewissen braucht man da auch auf keinen Fall zu haben. Das sollten lieber die Menschen haben, die es der Person dann nicht gönnen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde absolut nicht, dass man sich dafür schämen muss, wenn man hin und wieder auch egoistisch ist. Stattdessen denke ich sogar, dass es nötig ist, im Leben auch ab und zu egoistisch zu sein. Man muss auch ab und zu nur an sich selbst denken und das eigene Wohl an erste Stelle stellen. Man kann nicht ständig immer nur versuchen, es anderen Menschen recht zu machen. Vor allem dann nicht, wenn man selbst dafür zurück stecken muss, leidet man ja auch darunter. Und auch wenn es wichtig ist, hilfsbereit zu sein und sich sozial zu verhalten, darf man nicht vergessen, dass man selbst doch auch etwas wert ist. Man selbst soll auch glücklich sein und manchmal darf es nicht passieren, dass man immer selbst hinten ansteht. Stattdessen sollte man auch egoistisch sein dürfen und an sich selbst denken. Man selbst hat doch auch ein Recht auf ein schönes Leben und da muss man sich eben auch durchsetzen.

Bei meiner Mutter war es früher immer so, dass sie beim Essen sehr zurück gesteckt hat. Wenn wir viele Gäste hatten und sie gekocht hat, dann hat sie sich immer zuletzt etwas auf den Teller getan. Außerdem hat sie auch lieber anderen Gästen Nachschlag gegeben, als sich selbst eine Portion zu nehmen. Ihr war es wichtiger, dass die Gäste von allen Speisen probieren konnten und dass sich jeder mehrmals Nachschlag nehmen konnte, als dass sie selbst etwas gegessen hat. Dabei finde ich so etwas völlig falsch. Immerhin stand sie immer mehrere Stunden in der Küche, wobei sie dann im Endeffekt trotzdem hungrig am Tisch saß. Ich finde, dass in so einem Fall egoistisches Handeln angebracht ist und ich finde, dass sie sich auch das Recht nehmen sollte, sich eine entsprechend große Portion zu nehmen, auch wenn andere dafür vielleicht keinen Nachschlag bekommen.

Wenn man ständig immer nur darauf achtet, dass es anderen Menschen gut geht und dass andere Menschen ihren Willen bekommen, dann wird man nicht glücklich. Man selbst steckt dann immer wieder zurück und das macht doch nicht glücklich. Stattdessen führt das nur dazu, dass es einem schlecht geht. Von daher finde ich es ganz wichtig, dass man durchaus ab und zu auch egoistisch denkt und sich auch an erste Stelle stellt. Das sollte natürlich nicht ständig vorkommen, wobei ich denke, dass das ab und zu einfach sein muss. Dafür muss man sich auch gar nicht schämen. Schämen sollte man sich stattdessen nur dann, wenn man sich selbst vernachlässigt und sich selbst schadet, um anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Soweit sollte die Hilfsbereitschaft dann normalerweise doch nicht gehen, wie ich finde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich halte nichts von Selbstaufgabe und finde, dass man sich primär um seine eigenen Grundbedürfnisse kümmern sollte. Wenn dann noch Zeit und Energie übrig bleibt, kann man immer noch anderen helfen. Dem Prinzip sind aber auch Grenzen gesetzt. So würde ich zum Beispiel kein Ego raushängen lassen, wenn ich ein schreiendes und hungriges Kind hätte und stattdessen mich zuerst um mich kümmern. Wenn man schon Verantwortung für andere hilflose Lebewesen übernimmt, dann gehen die natürlich vor.

Aber oft ist es ja auch so, dass Mitmenschen Hilfsbereitschaft verlangen, weil sie selbst davon profitieren wollen und nicht einsehen, warum sie sich selbst mehr anstrengen sollen. Da sucht man sich dann gerne einen "Deppen", der sich ausnutzen lässt und alles mit sich machen lässt. Das macht die Helfer aber nur kaputt und führt zu nichts und hinterher wird es einem nicht mal gedankt, sondern es wird als selbstverständlich erachtet, dass man sich für seine Mitmenschen den Hintern aufreißt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Für mich ist "Egoismus" in den meisten Fällen ein reines Totschlagargument, welches dafür verwendet wird, an sich netten und gutmütigen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen oder sie sonstwie zu manipulieren. Wer sich diesen Vorwurf zu Herzen nimmt, wird schließlich alles tun, um nicht als "egoistisch" zu gelten, und schon hat man einen willigen Untertan, dem man jeden Scheiß aufs Auge drücken kann. Wahre "Egoisten" lassen sich auf diese Art gar nicht manipulieren und machen sich auch keine Gedanken darüber, ob sie "egoistisch denken".

Ich bin auch hier der Meinung, dass es am besten ist, die Balance zu wahren und weder die eigenen Bedürfnisse noch die der Umwelt zu ignorieren. Außerdem ist es hilfreich, sich die Motive der Leute anzuschauen, die dir Egoismus vorwerfen. Meistens stellt sich heraus, dass die dich nur ausnutzen wollen oder wie neidische Kinder nicht ertragen können, dass jemand anders etwas hat oder kann oder sich darüber freut, was sie nicht heben.

Auch der Anlass ist in meinen Augen wichtig und sollte genau unter die Lupe genommen werden. Es gibt ja Leute, die werfen dir schon Egoismus vor, wenn du den letzten Keks nimmst oder nicht immer willig den Chauffeur spielst, obwohl sie sich selber tonnenweise Kekse und ein eigenes Auto samt Benzin leisten können. Diese Vorwürfe kann man dann getrost ignorieren. Wie soll ich ein Egoist sein, wenn ich objektiv gesehen niemandem etwas wegnehme?

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Denken darf man (noch) alles, denn die Gedanken sind (noch) frei. Schlecht ist es, wenn man stets für andere da ist und sich selbst immer hintenan stellt und dann auch noch denkt, man müsse sich schämen, handelt man einmal nur aus Eigeninteresse. Demjenigen sei gesagt, dass echte Egoisten solche Gedanken gar nicht haben, da ihnen die anderen ja mehr oder weniger schnurz sind. Wer sich stets nur anderen widmet und sich von denen mehr oder weniger ausnutzen lässt, sollte mal sich und sein handeln hinterfragen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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