In Katastrophengebiet ziehen - ein Leben in ewiger Angst?

vom 08.03.2014, 14:22 Uhr

Eine Kollegin von mir zieht Anfang April mit ihrem US-amerikanischen Ehemann in einen kleinen Ort in Kansas. Dieser Ort liegt aber mitten in der Tornado Alley und im April beginnt auch immer die Tornado Saison. Ich hätte viel zu viel Angst, dass ich dort um Leib und Leben zittern müsste.

Würdet Ihr in eine Stadt mitten in der Tornado Alley ziehen oder wäre Euch dies zu riskant? Müsste man dort nicht jedes Jahr Angst haben, alles zu verlieren und immer von Neuem alles aufbauen zu müssen oder sind hier meine Ängste zu übertrieben?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich würde mir das schon sehr gut überlegen müssen. "Tornado Alley" klingt erstmal natürlich ziemlich bedrohlich. Andererseits macht der Begriff vielleicht auch mehr Angst, als realistischerweise angemessen ist. Ich würde mich auf jeden Fall genauer informieren, bevor ich in so ein Gebiet ziehe. Wie oft zieht dort tatsächlich ein Tornado durch? Einmal alle fünf Jahre, einmal im Jahr oder sogar alle paar Monate ein Mal? Wie hoch ist die statistische Wahrscheinlichkeit, punktuell genau von einem Tornado getroffen zu werden, so dass man sozusagen Haus und Hof verliert?

Diese Vorstellung ist natürlich tatsächlich sehr erschreckend, all seine materiellen Dinge zu verlieren. (Ganz abgesehen von einer eventuellen Lebensgefahr - ich gehe jetzt aber davon aus, dass man rechtzeitig Unwetterwarnungen hört und sich dann zumindest körperlich in Sicherheit bringen kann.) Wenn man sogar Wohneigentum besitzt, ist es finanziell natürlich noch schlimmer - obwohl die Leute in solchen Gegenden sicherlich auch ganz überwiegend gegen Schäden durch Naturgewalten versichert sind. Noch wesentlich unangenehmer finde ich jedoch die Vorstellung, persönliche und ideelle Dinge zu verlieren, die man eben nicht einfach nachkaufen kann, beispielsweise (Familien-) Bilder, Andenken oder persönliche Computer-Dateien. Diese Gedanken würden mich höchstwahrscheinlich letztendlich doch davon abhalten, in solch ein Gebiet zu ziehen.

Andererseits wohnen ja viele Menschen dort oder auch beispielsweise in Erdbebengebieten wie Kalifornien. Diese Leute sind ja mit Sicherheit nicht alle lebensmüde oder haben Lust, andauernd ihre weltlichen Besitztümer zu verlieren. Am informativsten wäre es wahrscheinlich, sich mit diesen Menschen zu unterhalten, wie ihr Leben aussieht und wieviel Angst sie haben (müssen), bevor man in ein solches "Katastrophengebiet" zieht.

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das wäre nichts für mich. Ich kann mir vorstellen, dass man es gewohnt ist, wenn man in so einer Gegend geboren und aufgewachsen ist und daher nicht dauernd in Angst lebt. Es ist dann ja eben auch die Heimat, die man nicht so leicht aufgibt.

Aber ich würde niemals freiwillig in so eine Gegend ziehen, ich glaube ich wäre die ganze Zeit ängstlich und angespannt. Und es ist sicher ein Risiko, das man dann im vollen Bewusstsein eingeht. Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum jemand so etwas tut.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke nicht, dass deine Ängste hier übertrieben sind. Ich könnte mir auch nicht gut vorstellen, in diese Gegend zu ziehen, wenn ich es nicht müsste. Kommt der Ehemann den aus der Gegend und zieht es ihn wieder dorthin zurück? Dann würde ich es ja noch verstehen und vielleicht kann der Ehemann die Ängste der Frau, wenn sie welche hat, ja irgendwie auffangen und sie beruhigen. Aber ich könnte es mir wohl trotzdem nicht vorstellen, in ein solches Gebiet zu ziehen, wo man ja quasi jedes Jahr damit rechnen muss, alles zu verlieren.

Das wäre nichts für mich. Ich denke, dass ich während der Saison sehr viel Angst vor Tornados hätte und das fände ich nicht so angenehm. Ich kann es mir auch vorstellen, dass die Menschen, die dort aufgewachsen sind, anders damit umgehen. Sie werden die Gefahr vielleicht besser einschätzen können und nicht ständig mit der Angst leben müssen. Aber so etwas kann man vermutlich im Nachhinein nicht mehr lernen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke auch, dass man zwischen den Menschen, die schon immer dort gelebt haben und denen, die erst dort hinziehen, unterscheiden muss. Wenn es die Heimat ist, kann man ja nicht einfach gehen. Ich denke mir auch immer so ein bisschen "Selber schuld", wenn ich dann von zerstörten Häusern am Fuße eines Vulkans, in Überschwemmungsgebieten oder in Tornadogebieten höre. Aber sie sind da eben hineingeboren worden und man kann ja nicht einfach mit 18 die Sachen packen und woanders hinziehen und seine Eltern nie mehr besuchen.

Also ich bin froh, dass ich zufällig in Deutschland geboren wurde. Meiner Meinung nach sind wir hier schon extrem verwöhnt, was das Wetter angeht. Es wird an der Küste mal stürmisch. Aber so ein Tornado ist sicherlich ein anderes Kaliber. Vulkane haben wir auch nicht. Ebensowenig Erdbeben. Also da haben wir echt Glück gehabt.

Wenn ich mich aber nun in einen Menschen verliebe, der aus einem gefährdetem Gebiet kommt, ist das sicherlich kein Trennungsgrund. Die beiden hatten sicherlich etliche Faktoren zu bedenken bei der Entscheidung, ob sie in Deutschland oder in den USA leben. Und da waren einige bestimmt wichtiger als das Wetter. Von daher kann ich schon verstehen, dass die Frau sich so entschieden hat.

Aber ich würde mich wirklich gut informieren über die Sicherheitsmaßnahmen, die man treffen kann. Also vor allem der Tornadokeller. Darin würde ich dann auch persönliche Dinge aufheben. Wenn ein paar Familienfotos, die im Wohnzimmer standen, davonfliegen, ist das nicht weiter schlimm, wenn man die Familienalben im Keller hatte. Dann würde ich die Versicherung studieren, ob da auch kein Haken drin ist. Ich hab letztens einen Film gesehen, wo die Versicherung aufgrund des Alters des Hauses nicht gezahlt hat.

Apropos Haus: sollten die beiden jemals bauen, sollten sie ernsthaft über ein Steinhaus nach deutscher Bauweise nachdenken. Ich werde nie verstehen, wie man in Tornadogebieten Häuser aus Sperrholz bauen kann. Da denk ich mir dann wirklich regelmäßig: Selber schuld!

Aber im Großen und Ganzen sollte es möglich sein, relativ angstfrei dort zu leben. Eine große Lebensgefahr besteht nicht, wenn man vernünftig handelt und im Sturm dann nicht sein Auto retten will oder solchen Quatsch. Und vielleicht ändert es die Einstellung zu Besitz und materiellen Dingen, wenn einem klar wird, dass sie morgen schon davonfliegen können. Und das wäre nicht das Schlechteste.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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