Besteht die Möglichkeit vom Lesen süchtig zu werden?

vom 04.03.2014, 22:36 Uhr

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich das Lesen für mich entdeckt habe. Ich habe damals mit Micky Mouse-Comics das Lesen gelernt, also weiterentwickelt. Irgendwann kam ich aus dem Alter raus und ich habe mit Romanen angefangen, hauptsächlich Bücher wie Harry Potter oder Twig. Ich habe die Bücher wahrlich verschlungen und man konnte mich kaum von den Büchern wegbekommen. Früher war das auch noch kein Problem, da ich viel Zeit zum lesen hatte. Dies ist jetzt aber nicht mehr so; leider.

Ich habe lange Zeit nicht mehr gelesen. Also natürlich Bücher von der Schule oder Nachrichten, aber ich hatte lange kein Buch mehr in der Hand und habe einen guten Roman gelesen. Es hat mir einfach die Zeit und auch die Lust gefehlt. Ich habe jetzt seit einem Monat ein iPad Mini und habe mir dann vorgenommen wieder mit dem Lesen anzufangen. Und das habe ich auch getan. Ich habe mir eine große Sammlung von eBooks zugelegt und diese auf meinem iPad Mini sortiert. Ich liebe Horror-, Thriller und Krimibücher und habe mit einem Klassiker von Stephen King angefangen. Ich habe wieder gemerkt, wie sehr mich Bücher fesseln können und ich habe das Buch nicht mehr aus den Fingern gelassen. Ich wollte unbedingt wissen wie es weiter geht, mir die Geschichte vor meinem geistigen Auge vorstellen und hoffen, dass am Schluss doch alles ein gutes Ende findet. Ich habe oft meine Hausaufgaben nur schludrig gemacht und war beim Essen am lesen, auf dem Klo und so weiter. Die Bücher haben mich also wirklich gepackt und ich konnte nicht aufhören zu lesen.

Mittlerweile habe ich das Ganze wieder unter Kontrolle. Ich lese nur noch in meiner freien Zeit und gucke, dass meine Aufgaben, wie Hausaufgaben, erledigt sind und dann setze ich mich hin und lese entspannt mein Buch. Es geht zwar nicht so schnell voran, aber dafür habe ich in den anderen Bereichen meines Lebens keine Probleme. Ich weiß, der Text hört sich wahrscheinlich sehr komisch an und ihr werdet denken, dass Bücher doch keine Videospiele sind oder so, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich wie süchtig nach lesen war. Was sagt ihr dazu? Gibt es die Möglichkeit, vom lesen süchtig zu werden? Kennt ihr das sogar vielleicht?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also ich habe schon von vielen Menschen gehört, dass es eine Art Sucht beim Lesen gibt und dies gar nicht mal so selten. Natürlich, wir leben in einer Zeit, wo das Leben wirklich abnimmt. Immer weniger Menschen lesen wirklich Bücher, deshalb ist es auch gar nicht so interessant heutzutage, ob es Menschen gibt, die süchtig nach dem Lesen sind oder nicht. Eher ist es wichtiger, ob es Menschen gibt, die süchtig nach dem Computer sind. Lesen hat einen komischen Stellenwert in den letzten Jahren eingenommen, was ich eigentlich sehr schade finde, denn gerade das kreative Denken entwickelt man erst so richtig beim Lesen. Es wäre schade, wenn in Zukunft viele Menschen diese Fähigkeit verlieren würden.

Erst einmal zu mir. Ich bin ein Mensch, der eigentlich seltener liest. Wenn hoch kommt, lese ich in einem Jahr ca. 2-3 Bücher. Das liegt einfach daran, dass ich mir immer was Anderes vornehme als das Lesen von Büchern. Dieses Gefühl des kreativen Denkens möchte ich aber ungern verlieren, weshalb ich schon noch lese. Ich mag dieses Gefühl, wenn das Gehirn sich etwas vorstellt während man liest. Dieses Gefühl habe ich komischer Weise auch nur beim Lesen. Ich bin demnach mit meinen 2-3 Büchern auch noch in keine Sucht gefallen und kann dies auch nicht nachvollziehen. Eine Sucht taucht eher auf, wenn ich dabei bin zu lesen. Es fällt mir immer schwer aufzuhören und ich möchte immer noch ein Kapitel lesen, wobei ich lieber schlafen gehen sollte. Ich kann mich einfach nicht stoppen und will immer weiter lesen. Ich muss das Buch schon mit einer leichten Gewalt von mir reißen, dass ich dann auch endlich aufhöre.

Deine beschriebene Sucht, ist aber gar nicht mal so selten. Ich habe Freunde, die jeden Tag ca. ein halbes Buch lesen. Eine Freundin von mir, ist wirklich jeden Tag im Bücherladen, weil sie jeden Tag ein neues Buch benötigt. 2-3 Stunden bevor sie schlafen geht, liest sie immer ein Buch. Dabei liest sie wirklich so schnell, dass sie es durchaus auch mal auf 500 Seiten schafft. Manche Bücher sind da dann schon beendet. Ihr Lesen hat sich schon in eine Sucht geändert. Es ist wie eine Droge für sie. Sie braucht das Lesen vor dem Einschlafen, um dann auch richtig schlafen zu können. Es hat sich wohl schon so in ihrem Kopf kodiert und kriegt man auch nicht mehr raus, nur wenn man wirklich Abstand von den Büchern nimmt. Aber dies ist dann vermutlich genau so schwer wie ein Drogenentzug.

Ich glaube, dass das Lesen aber auch im Großen und Ganzen eine Sucht ist, mit der man sich zufrieden geben kann. Man verletzt sich ja dadurch nicht, sondern eignet sich eher ein Wissen des Buches an. Dies ist ja völlig in Ordnung. Natürlich ist es blöd, wenn wirklich sehr viel Zeit durch diese Sucht drauf geht, aber wenn man lieber am Abend 3-4 Stunden liest, als vor dem TV zu sitzen, ist dies doch völlig in Ordnung und gar nichts gegen einzuwenden. Natürlich wird es auf die Dauer teuer, wenn man jeden Tag ein neues Buch kaufen muss, aber es ist halt ein wirkliches Hobby.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, dass man nur dann von einer richtigen Sucht sprechen kann, wenn man auch Schaden davon nehmen kann. Somit würde ich beispielsweise Rauchen als Sucht bezeichnen, da man in der Regel gesundheitlichen Schaden davon trägt und auch die Spielsucht ist selbstverständlich eine Sucht, da man sich damit in den finanziellen Ruin treiben kann. Das Lesen würde ich daher nicht als Sucht bezeichnen, solange man nicht so viele Bücher kauft, dass man tatsächlich Schulden damit macht und solange man nicht anfängt, sein soziales Umfeld, die Arbeit oder die Schule komplett zu vernachlässigen, weil man lieber die ganze Zeit mit lesen verbringt.

Der Begriff Sucht wird meiner Meinung nach, einfach viel zu leichtfertig und zu schnell verwendet. Immerhin ist es überhaupt nicht schlimm, wenn man jeden Tag mehrere Stunden mit einem Buch in der Hand verbringt und ich kann da auch nichts Negatives daran erkennen. Solange man für das Kaufen von Büchern keine Schulden macht und solange man sonst allen wichtigen Tätigkeiten nachgeht, ist es doch kein Problem, wenn man seine Freizeit mit dem Lesen von Büchern verbringt und ich würde da auch nicht gleich von Sucht sprechen. Höchstens aus Spaß würde ich diesen Begriff verwenden, wobei ich mich auch als süchtig nach Büchern bezeichnen würde, wobei ich das jedoch auch nicht ernst meine. Immerhin gebe ich auch nicht Unmengen Geld für mein Hobby aus und ich vernachlässige auch nicht mein Studium und meine Beziehung dadurch.

Wenn man sehr gerne liest und seine Freizeit am liebsten mit Büchern verbringt, dann ist das ganz klar ein sehr intensives Hobby, was jedoch sehr gut ist. Ich finde es auf jeden Fall klasse, wenn jemand ein Hobby hat, welches er intensiv ausübt und für welches er sich auch begeistern kann. Das ist auf jeden Fall besser, als wenn man den ganzen Tag nur vor dem Fernseher sitzt und nichts mit sich anzufangen weiß und von daher kann ich auch keine Nachteile darin erkennen.

Ich selbst lese auch unheimlich gerne, wobei ich während meinem Studium meistens nur die Zeit dazu habe, um Bücher für die Uni zu lesen. Von daher lese ich dann während dem Semester dann eigentlich auch immer nur während der Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, so dass ich die Fahrt auch sinnvoll nutze. Dabei habe ich in den Ferien immer Zeit, um wieder mehr Bücher für meine Freizeit zu lesen, wobei es dann durchaus auch sein kann, dass ich ein Buch an einem einzigen Tag lese, wenn ich Lust darauf habe. Allerdings gibt es auch Tage, an denen ich nicht lese, weil ich einfach keine Zeit dazu habe und ich würde auch niemals auf die Idee kommen, meine Beziehung oder mein Studium deshalb aufs Spiel zu setzen. Von daher schaue ich immer, dass ich mir meine Zeit gut einteile.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich lese auch Donald Duck in Fremdsprachen sehr gerne und ich habe mir erst gestern wieder einen ganzen Haufen von diesen Büchern bestellt, weil die so toll aussahen. Auf diese Art kann man Fremdsprachen mit viel Freude auffrischen und wird süchtig nach dem Lesen, weil es einfach soviel Spaß macht. Mit Büchern, die nichts anderes als Text beinhalten, konnte ich noch nie etwas anfangen.

» celles » Beiträge: 8675 » Talkpoints: 3,62 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Man sagt ja, dass man theoretisch von allem süchtig werden kann, wenn die entsprechenden Umstände zusammen kommen, aber beim Lesen stelle ich mir das eher schwer vor.

Bei den klassischen Suchtmitteln kannst du ja ständig Nachschub in gleichbleibender Qualität besorgen, aber bei Büchern funktioniert das nicht. Ich habe auch schon ganze Wochenenden mit einem Buch verbracht und mich für nichts anderes interessiert, weil ich einfach nur wissen wollte wie es weiter geht. Aber irgendwann ist das Buch zu Ende und das nächste Buch ist nicht zwangsläufig genauso gut. Nach einem Buch, das mich total gefesselt hat, ist es wahrscheinlich sogar ein bisschen enttäuschend. Bei anderen Suchtmitteln wird dann die Dosis gesteigert, man kann aber nicht zwei Bücher parallel lesen und noch mehr Zeit mit Lesen verbringen macht ein nicht ganz so tolles Buch ja auch nicht besser.

Diesen Aspekt, dass man etwas verpassen könnte, der bei der Abhängigkeiten von anderen Medien eine Rolle spielt, hat man bei Büchern auch nicht. In einem Buch läuft kein anderes Programm, da aktualisiert niemand seinen Status oder stellt ein Bild des Mittagessens ein. Wenn ich das Buch weglege und am nächsten Tag wieder in die Hand nehme hat sich daran rein gar nicht geändert.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich habe schon immer sehr gerne und viel gelesen, wobei ich inzwischen leider zeitlich eingeschränkt bin im Vergleich zu Schulzeiten, wo man noch die meiste Freizeit hatte und sich um nichts kümmern musste. Als "süchtig" würde ich mich aber dennoch nicht bezeichnen. Cloudy hat schon einige überzeugende Argumente angeführt, die belegen, dass Lesen als Suchtbegriff gar nicht wirklich funktionieren kann. Ich halte den Begriff "Sucht" in diesem Kontext daher eher für ein rhetorisches Stilmittel und nicht für die Realität.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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