Wie kann man sich eine Gesichtsblindheit vorstellen?

vom 04.03.2014, 14:09 Uhr

Gesichtsblind bedeutet ja, dass man einen Menschen einfach nicht erkennen kann, wenn man ihn auch kennt. So, wie ich gehört habe, ist es so, als wenn alle Gesichter gleich aussehen. Ich kann mir das nicht vorstellen, wie das sein soll, dass man einen Menschen nicht erkennen kann und nicht sehen kann, ob ich meine Schwester oder meine Mutter vor mir stehen habe, obwohl die beiden sich ähnlich sehen. Dennoch sehe ich, wen ich vor mir habe.

Wie kann man sich eine Gesichtsblindheit vorstellen? Wie sehen Leute, die gesichtsblind sind? Was können diese Menschen genau erkennen?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Bei mir ist das so, dass ich mir immer ein bestimmtes Merkmal heraussuche, was für eine Person recht typisch ist. Das kann ein bestimmtes Muttermal sein, eine Narbe, eine bestimmte seltene Augenfarbe. So etwas wie Haarfarben sich zu merken funktioniert bei mir leider nicht, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass manche Menschen die Haarfarbe wechseln wie die Unterwäsche. Ich bin nicht hundertprozentig gesichtsblind. Aber mir fällt es sehr schwer, mir gerade neue Gesichter gut einzuprägen, für eine dauerhafte Speicherung brauche ich sehr sehr lange selbst wenn ich diese Person fast jeden Tag (beispielsweise in der Schule früher) sehe. Also nahe Verwandte und gute Freunde erkenne ich inzwischen überall wieder.

Eine Kommilitonin von mir, mit der ich Gruppenarbeit in einem Seminar machen muss, erkenne ich dadurch wieder, dass sie zwei ganz charakteristische Piercings im Gesicht hat und diverse einzigartige Tattoos. Bei "allerwelts-Gesichtern" ohne erkennbare spezielle Merkmale fällt mir das aber besonders schwer. Da habe ich mir dann auch einen Trick ausgedacht: ich achte auf die Augen. Denn jeder Mensch, der einen anderen Menschen sieht, ihn kennt und wiedererkennt, hat einen ganz bestimmten Ausdruck in den Augen.

Wenn ich diesen Ausdruck sehe, weiß ich, dass ich diese Person definitiv kenne und da ich sehr schnell viele Informationen verarbeiten kann, weiß ich meistens auch innerhalb kürzester Zeit, wen ich da vor mir habe. Dieser Prozess passiert in der Regel so, dass mein Gegenüber das gar nicht mitbekommt. Ich unterhalte mich in der Regel ganz locker mit dieser Person und während dem Gespräch ist mir alles wieder eingefallen.

Leider habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise Mitstudenten, die das nicht wissen, mein Verhalten einfach als Arroganz fehlinterpretieren und meinen, dass ich mit ihnen nichts zu tun haben will. Das Gegenteil ist aber der Fall. Leider erkenne ich die Gesichter nicht immer wieder, besonders wenn die Personen ausdruckslos an mir vorbeigehen und gar nicht auf mich reagieren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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