Wie kann es dazu kommen, dass man seine Kinder suchen muss?

vom 24.01.2014, 20:56 Uhr

Ich habe gerade bei Facebook gelesen, dass 2 Kinder eines Mannes gesucht werden, der im sterben liegt. Er selber hatte wohl schon versucht seine beiden Kinder wieder zu finden. Diese sind bei den Tanten großgeworden und hatten keinen Kontakt zum Papa. Nun liest sich das für mich wirklich schrecklich.

Ich meine, man muss doch wenigstens versuchen den Kontakt zu halten und seine Kinder wenigstens immer mal sehen. Dafür kann man ja auch kämpfen. Wie kann es denn überhaupt dazu kommen, dass man seine eigenen Kinder suchen muss? Welche Fälle sind euch bekannt und was denkt ihr darüber?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde das, so traurig es ist, gar nicht ungewöhnlich. Der Kontakt zu meinem Vater ist auch nur sporadisch. Hätte es keinen Kontakt zu seinen Eltern gegeben, wäre der Kontakt zu ihm womöglich ganz abgebrochen. Und wir sind immerhin sechs Kinder. Er hat aber nach der Trennung von meiner Mutter eine Freundin gehabt und mit ihr ein Kind bekommen. Zu dieser Frau und seinem Sohn hat er seit Jahren absolut gar keinen Kontakt.

Ein Freund von mir ist vor ein paar Jahren vom Sozialamt gefunden worden, weil er die Beerdigungskosten für seinen Vater übernehmen musste. Dieser hat sich von der Mutter getrennt als er nicht mal ein Jahr alt war und landete dann zeitweise auf der Straße. Die Mutter hat wieder geheiratet und so hatte der Sohn einen wunderbaren Vater und hat seinen leiblichen nicht vermisst. Sie hatten niemals Kontakt. Bei meinem Mann war es ähnlich, früh gegangen und nie zurückgekommen. Er kennt seinen Vater auch gar nicht.

Gut, das waren Beispiele, bei denen die Kinder jeweils noch Babys waren. Da ist es natürlich noch leichter den Kontakt zu verlieren. Aber bei deinem Beispiel waren sie wohl auch noch recht klein, als sie dann zu den Tanten kamen. Meiner Erfahrung nach verlieren Väter da recht schnell das Interesse am Nachwuchs. Bei der Aussprache mit meinem Vater, meinte er auch nur, dass er dem Stress mit meiner Mutter aus dem Weg gegangen ist. Und meine Mutter war gar nicht stressig. So viel zu "kämpfen".

Aber auch bei fast erwachsenen oder erwachsenen Kindern kann ich es mir gut vorstellen, wie der Kontakt abbricht. Wenn die Beziehung nie einfach war, ist man als Erwachsener froh, sie beenden zu können. Viele Beziehungen sind so zerrüttet, dass es nichts mehr zu kitten gibt. Da kann man schon fast davon sprechen, dass es einem das Leben rettet, den Kontakt abzubrechen.

Um ehrlich zu sein, verstehe ich gar nicht, warum du so überrascht bist. Ich kann mir tausende Szenarien vorstellen, in denen Eltern und Kinder für immer den Kontakt abbrechen. Vor allem Väter. Die wissen doch mit Kindern auch oft nichts anzufangen. Es kann doch auch sein, dass der Mann ein richtiges Arschloch war. Warum kamen die Kindern denn zu den Tanten? Vielleicht hat er sie missbraucht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Auch wenn der Mann im Sterben liegt, habe ich kein Verständnis dafür, dass er nun seine Kinder sehen will und vorher suchte, als er krank war. Wenn er sich das ganze Leben nicht um die Kinder gekümmert hat und sie bei Tanten aufgewachsen sind, muss er sie nun auch nicht sehen, wo es ihm schlecht geht.

Es gibt viele Gründe, warum Kinder nicht zu hause bei beiden Eltern aufwachsen. War die Mutter verstorben oder warum hat auch sie die Kinder nicht großgezogen? Oft liegt es nicht nur am Vater, sondern auch an der Mutter, dass die Kinder anderweitig untergebracht werden. Manchmal kümmert sich der Vater auch mit Absicht nicht um die Kinder. Das kann passieren, wenn nun ein anderer Mann zur Mutter gehört. Dann will er die Kinder nicht in einen Gewissenskonflikt bringen.

Wenn die Eltern sich trennen, sollten sie versuchen, auch als getrennte Eltern, den Kindern weiterhin beide Elternteile nicht vorzuenthalten. Es gibt genug Beispiele, wo das bestens klappt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Solche Geschichten bei Facebook sehe ich äußerst kritisch. Zu oft hat man denn erfahren, dass es sich nur um Fakes handelte, wo Wetten liegen wie oft der Aufruf geteilt wurde. Aber Gründe dafür, wenn eine solche Geschichte real sein sollte, gibt es viele. Zum einen hatten Väter noch vor zehn Jahren wesentlich weniger Rechte an ihren Kindern als heute. In der ehemaligen DDR war es teilweise noch anders. Gab es da Gewalt in der Ehe, so wurde dem Vater auch mehr oder weniger das Umgangsrecht zu den eigenen Kindern versagt.

Dass man dann den Kontakt verliert, ist doch eine logische Folge. Zumal man ja auch nicht einfach so Auskunft über das Einwohnermeldeamt bekam. Was auch heute verweigert werden kann, dass Daten genannt werden. Also unwahrscheinlich sind solche Dinge nicht. Und bei alleinigem Sorgerecht der Mutter kann sie auch einfach den Wohnort der Kinder ändern und der Vater erfährt nichts davon.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke das ist sehr schwer zu beurteilen, da man nicht weiß was in der Familie vorgefallen ist und wie sich das ergeben hat, dass der Kontakt abgebrochen ist. Sicherlich ist es nachvollziehbar, dass man vor dem Tod einen ordentlichen Abschied haben will. Aber ist es der richtige Weg?

Für mich ist es kritisch, dass immer erst was schlimmes passieren muss, damit man sich bewusst wird, was Familie bedeutet und wie wichtig es ist Probleme gemeinsam zu bestehen und auch darüber zu reden, dass es zu so einer Situation gar nicht erst kommen kann! Das Ganze über Facebook zu machen, sehe ich auch eher zwiespältig. Sicher ist es eine Plattform auf der man viel erreichen kann, aber ich bin nicht überzeugt, dass es der richtig Weg ist.

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Man sollte nicht alles glauben, was man gerade bei Facebook sieht und liest. Ich habe oft den Eindruck, dass manche Posts eigentlich nur Aufmerksamkeit erregen sollen, nicht mehr und nicht weniger. Sicherlich kommt es vor, dass mal der Kontakt zu den Kindern abbricht, gerade wenn man getrennt lebt und andere Personen das Sorgerecht übertragen bekommen haben. Aber man sollte auch nicht jedes Wort von Facebook auf die Goldwaage legen. Da wird oft übertrieben und dramatisiert.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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