Ist eine Wesensänderung im Alter häufig krankheitsbedingt?

vom 10.12.2013, 23:09 Uhr

Manche ältere Leute verändern sich plötzlich in ihrem Wesen. Oft schiebt man das auf das Alter an sich oder äußere Umstände wie Todesfälle oder Wegbruch der familiären Bindungen. Die Wenigsten vermuten eine Krankheit hinter solchen Charakter- und Verhaltensänderungen.

Es gibt aber beispielsweise auch Krankheiten, wie etwa Morbus Pick, die einen Schwund im Gehirn hervorruft, der nicht mit Vergesslichkeit einhergeht, sondern mit Antriebslosigkeit, Apathie und Verwahrlosung. Durch die Pick-Krankheit kann aber auch eine Wesensänderung in die andere Richtung erfolgen. Solche Erkrankten werden euphorisch und verlieren ihre ethischen Werte so nach und nach, werden gar im Alter noch zu Verbrechern.

Ist eine Wesensänderung im Alter fast immer krankhaften Ursprungs? Wie kann man das überhaupt unterscheiden, ob eine Krankheit zugrunde liegt oder das Alter an sich den Charakter ändert (was ich mir nicht vorstellen kann)?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es gibt viele Krankheiten, gerade Gehirnerkrankungen, die das Wesen einer Person verändern. Das muss nicht gleich die weniger bekannte Morbus Pick sein, auch bei Demenz verändert sich das Wesen eines Menschen teilweise sehr stark. Viele, aber auch nicht alle, alten Menschen scheinen dann wohl auch etwas aggressiver zu werden, wobei das vielleicht nicht an der Erkrankung selber liegt, sondern an der Frustration darüber, dass sie bemerken, dass sie langsam immer mehr von ihrem Leben und von ihren Erinnerungen verlieren. Aber auch Wesensänderungen, die direkt auf Gehirnveränderungen im Alter basieren, sind natürlich nicht ausgeschlossen.

Allerdings gibt es auch Wesensveränderungen, die nicht direkt auf Krankheiten basieren. Im Alter merkt man einfach, dass der Körper schwächer wird, die Sinne schlechter funktionieren, und man wird sich auch immer mehr bewusst, dass man bald sterben muss. Das kann natürlich seelisch sehr belastend sein und sich dann auch auf die Stimmung einer Person auswirken. Und diese Stimmungen beeinflussen dann auch, wie der Charakter einer Person wahrgenommen wird.

So kann beispielsweise ein Mann, der immer freundlich und fröhlich war, aus Angst darüber, bald sterben zu müssen, launisch und aggressiv werden. Dann nehmen die Angehörigen es so wahr, als sei der Mensch plötzlich nicht mehr lieb und nett, sondern aggressiv geworden. Auch, wenn da vielleicht der "Grundcharakter" gar nicht verändert ist, sondern einfach die Rahmenumstände bedingen, dass die Person sich nun anders benimmt, als früher.

Und abgesehen von körperlichen Beschwerden bekommt man mit dem Altern ja auch immer mehr Lebenserfahrung. Ab einem bestimmten Alter sterben außerdem viele gleichaltrige Freunde und möglicherweise auch der eigene Partner. Das kann zu Depressionen führen. Es kann bei einigen Menschen sogar teilweise das gesamte Weltbild zerbrechen, wenn sie bemerken, dass alles um sie herum stirbt und vergeht. Als jüngerer Mensch merken die meisten ja eher nicht, dass alles so vergänglich ist. Natürlich beeinflusst dieses Wissen auch das eigene Denken und das eigene Weltbild.

Es ist also meiner Meinung nach ziemlich sicher, dass Wesensveränderungen im Alter sowohl krankhafte Ursachen haben können, als auch einfach von zunehmender Lebenserfahrung oder aber von den neuen Lebensumständen, die man so im Alter hat, bedingt sein können. Ob eine Krankheit der Grund für eine charakterliche Veränderung ist, ließe sich vermutlich dadurch feststellen, ob die Krankheit überhaupt vorhanden ist, und ob sie beispielsweise Bereiche des Gehirns beeinflusst. Gehirnerkrankungen bedingen meistens charakterliche Veränderungen. Das ist übrigens auch bei jungen Menschen der Fall, wenn sie eine das Gehirn verändernde Erkrankung bekommen, oder aber das Gehirn durch einen Unfall geschädigt wird.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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