Bei Studienbeginn nicht wissen was das Studium bringt?

vom 18.11.2013, 20:27 Uhr

Ich kenne einige Söhne und Töchter von Bekannten und Freunden, die studieren und einige wissen auch nach mehreren Semestern noch nicht, was das Studium einmal beruflich bringt und welche Richtung sie genau einschlagen wollen, wenn sie mit dem Studium fertig sind. Zwei von den Bekannten studieren BWL mit Fremdsprachen. Wenn man sie fragt, was sie denn mit dem Studium mal beruflich anfangen wollen, dann meinen sie, dass sie das noch nicht wüssten. Sie studieren aber beide schon 4 Semester.

Sollte man nicht eigentlich, wenn man beginnt zu studieren, auch wissen, was man mit dem Studium mal anfangen will und in welche Richtung man gehen will? Diesen Satz, dass man mitten im Studium nicht weiß, was man mit dem Studium genau machen will habe ich auch von Germanistik-Studenten gehört. Warum studiert man, wenn man eigentlich noch nicht weiß, welches Ziel man eigentlich hat?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich möchte niemanden zu nahe treten, aber die meisten BWL Studenten wissen irgendwie nicht, wo ihr Weg hingehen soll. In der Schule haben wir immer gesagt, wenn man späte nicht weiß, was man werden möchte oder wo einen der Weg hinführen soll, danrn studiert man einfach BWL. Ich kann an der Hand 10 Leute aufzählen, die allesamt BWL studiert haben und ihnen hat es nichts gebracht. Es war ein Studium aus Langeweile, damit man irgendetwas in der Tasche hat und da kam BWL als recht einfaches Studentenfach ganz recht. Deswegen sage ich immer die meisten BWLer studieren einfach, weil sie nicht wissen, was sie später machen wollen und weil man keinen Bock auf Arbeit hat. Klingt makaber, aber so hat sich das, wo ich herkomme, eingegliedert.

Ich denke man sollte ein Studium erst dann wählen, wenn man wirklich genau weiß, worum es geht und was man damit erreichen möchte. Es wäre zum einen verschenkte Zeit und natürlich unter Umständen dann auch verschenktes Geld. Davon haben Studenten bekanntlich nicht viel und BWL studieren ganz einfach zu viele Menschen, um wirklich langfristig sich von anderen abheben zu können. Man sollte schon wissen, welchen Weg man einschlagen möchte, um auch das passende Studium für sich zu wählen. Doch leider sieht die Realität einfach anders aus.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe diese Frage gehasst. Solche Gespräche habe ich auch viel lieber mit einem Achselzucken beendet. Selbst als ich eine Antwort auf diese Frage hatte, habe ich sie nicht jedem, der danach gefragt hat, mitgeteilt.

Ich habe im Sommer vor Studienbeginn, also als ich noch nicht mal im 1. Semester war, so ein Gespräch mit dem Vater einer Freundin gehabt. Der hat mein Studienfach sofort als brotlose Kunst abgetan und mir geraten, wenigstens noch BWL als Nebenfach zu belegen, damit ich nicht auf der Straße lande. Und als er mich fragte, wie ich auf dieses Fach gekommen bin, war meine Antwort zu lapidar. Wohlgemerkt fragte er nach dem "Wie" und nicht nach dem "Warum". Dieses Gespräch war im höchsten Maße unangenehm. Ich mag den Mann eigentlich, aber das war so "Ach, Kindchen" und von oben herab.

Seitdem habe ich auf solche Fragen nicht mehr geantwortet. Mit meinem Fach konnte sowieso niemand etwas anfangen. Und ich wollte auch nicht mit jedem über meine zukünftigen Karrierechancen reden. Wenn derjenige nicht aus dem Bereich ist, hat er doch eh keine Ahnung. Wenn man dann einen Bereich nennt, den man sich als zukünftiges Betätigungsfeld vorstellen kann, kommen oft nur hochgezogene Augenbrauen. "Ach ja, kann man da gut verdienen?"

Ich finde, bei diesen Gesprächen passen meistens die beiden Gesprächspartner nicht zusammen. Das ist zu persönlich, weil es eben noch um Wünsche und Träume geht und noch nichts Konkretes. Von daher würde ich in die Antworten von jungen Studenten nicht allzu viel reininterpretieren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hat man BWL studiert, dann kann man schlicht und ergreifend auch viel machen und muss sich nicht gleich festlegen. Und nicht jeder übersteht das Studium auch, weil BWL schon anspruchsvoll ist. Zumindest dann, wenn man es an der richtigen FH studiert und das bis zum bitteren Ende. Mein Bruder studiert das und weiß genau, was er will. Es geht auch anders.Und um den Studienplatz an einer bestimmten FH zu bekommen, hat er auch im Vorfeld ein FSJ gemacht und dann noch seinen Buchhalter und hat das nicht einfach mal so angefangen zu studieren.

Eine Freundin von mir wollte immer Biologie studieren, hat 2 Jahre auf das Studium gewartet und es im 4. Semester dann verrissen. Dann hat sie "irgendwas" anderes studiert. Ohne zu wissen, was auf sie zukommt und jetzt im 5. oder 6. Semester weiß sie immer noch nicht, was sie dann eigentlich mal damit macht. Aber sie ist gut in der Studienrichtung, es macht ihr Spaß und sie wird einen entsprechenden Abschluss haben. Immerhin.

Ich finde das auch nicht sinnvoll. Da hätte ich lieber einen Beruf erlernt, wo man eine Zukunft hat und danach kann man immer noch irgendwas studieren. Dann steht man aber wenigstens nicht mit einem Uniabschluss auf der Straße. Da kenne ich auch einige. Akademiker, aber keinen Job. Super.

Manche brauchen aber auch einfach nur länger um zu wissen, was sie wollen und da nutzen sie die Zeit eben schon. Man wird ja nicht jünger. Und vielleicht findet man während des Studiums auch den Sinn.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In meinem Studium war es eigentlich ganz klar, was das Studium bringt und was man damit hinterher anfangen kann. Sehr viele Möglichkeiten hatte ich nicht. Im Prinzip stehen einem vier Möglichkeiten mit meinem Studium offen, wobei zwei die wenigsten wählen, so wie auch ich. Ich wusste von vorn herein, wohin mich mein Studium bringt und wie mein Leben nach dem Studium aussehen soll.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Glasreinigerin hat geschrieben:Deswegen sage ich immer die meisten BWLer studieren einfach, weil sie nicht wissen, was sie später machen wollen und weil man keinen Bock auf Arbeit hat. Klingt makaber, aber so hat sich das, wo ich herkomme, eingegliedert

In meinem Bekanntenkreis ist das so ähnlich. Es gibt sehr viele, die einfach nicht wissen was sie machen wollen, keinen Bock auf Arbeit haben und nur irgendwas studieren um nicht rumsitzen zu müssen. In Allem finde ich das aber immer noch besser, als nichts zu machen und Sozialhilfe zu nehmen.

Viele wissen auch wirklich nicht, was sie studieren wollen. Es gibt keinen, der sich dafür interessiert oder mal fragt, was sie sich denn vorstellen könnten. Oft kommt auch nur ein Achselzucken und ein Augenrollen. Ich kann es nicht verstehen, wie man das immer so locker nehmen kann. Jeder hat doch etwas, das ihm Spaß macht und womit er gerne Geld verdienen würde. Es muss ja nicht jeder sein Hobby zum Beruf machen, aber jeden treibt was an.

» eldora » Beiträge: 210 » Talkpoints: 39,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Jeder, der nicht weiß was er studieren soll, studiert entweder BWL oder irgendwas auf Lehramt. in meiner bisherigen Studienzeit habe ich so manche Möchtegern-Lehrer kennengelernt, die aber absolut nicht dafür geeignet sind, das sieht man auf den ersten Blick. Tut mir Leid, aber ich kann einen derartigen Berufswunsch nicht ernst nehmen, wenn er von einer oberflächlichen Barbie kommt, die nur ihr MakeUp und die neusten Klamotten im Kopf hat und keinerlei didaktische Kompetenz hat. Es gibt Leute, die kriegen nicht mal die Zähne auseinander und die wollen allen Ernstes eine ganze Klasse kontrollieren und leiten können? Wie wollen die besagten Möchtegern-Lehrer bitte etwas erklären und vermitteln, wenn sie absolut wortkarg sind und nicht reden wollen?

Als ich anfing zu studieren, wusste ich so ungefähr, in welche Richtung es gehen soll und habe dementsprechend auch die Uni ausgesucht. Es sollte eine Uni sein, die auch gleich den Master mit der passenden Spezialisierung anbietet, weil ich keine Lust hatte, nach dem Bachelor umzuziehen. So traf es sich, dass im Bachelor einige Module verpflichtend waren, die mit meinem damaligen Berufswunsch zu tun hatten. Während der Vorlesungen habe ich aber gemerkt, dass das überhaupt nicht meinem Interessengebiet entspricht und mir schlicht und ergreifend zu öd und langweilig ist. Das war im 4. Semester. Danach habe ich mich neu orientiert und ein neues Ziel gefunden, auf das ich zuarbeite.

Ich finde, die Studienzeit ist dazu da, herauszufinden, was man wirklich will und was man vom Leben erwartet. Daher finde ich es absolut nicht schlimm, wenn man nicht sofort weiß, was man später arbeiten möchte. In der Regel werden in den höheren Semestern (so zumindest meine Erfahrung in den MINT-Fächern) auch Veranstaltungen angeboten, die auf die Berufsmöglichkeiten nach dem Abschluss hinweisen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist leider wirklich so, dass sehr sehr viele Menschen BWL studieren, um einfach irgendwas zu studieren und unter zu sein. Gedanken machen sich dann auch die Wenigsten, was danach gemacht werden soll. Man ist eben auch mit dem Studium beschäftigt und denkt sicher, dass man danach schon irgendetwas finden wird. Eine ziemlich traurige Einstellung, wie ich finde.

Bei manchen Studiengängen ist es aber einfach so, dass die Auswahl was man danach machen kann ziemlich groß ist und man lange Zeit einfach keine Entscheidung treffen kann, weil man noch nicht alles kennengelernt hat. Mein Freund studiert zum Beispiel Medizin, wenn man ihn fragt kommt auch nur, dass er im Krankenhaus arbeiten will, aber sonst ist da eben noch nicht klar, in welche Richtung er gehen möchte. Wir haben auch schon oft darüber geredet, aber es ist eben noch nicht sicher, was er macht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


So ungewöhnlich ist das gar nicht. Jetzt bin ich in einem Lehramtsstudium und da ist irgendwie klar, in welche Richtung es später beruflich gehen soll, zumal es diesbezüglich kaum andere Möglichkeiten und nur geringe Abwandlungen gibt. Als ich letztes Jahr allerdings zwei Semester Jura studierte und anfangs zumindest auch noch davon ausging, dass es dabei bleiben würde, hatte auch ich noch absolut keine Ahnung, wo das enden sollte.

Mag sein, dass es teilweise damit zusammenhing, dass es sich auch ein Stück weit um ein Studium aus Verlegenheit handelte, aber ich wusste im Grunde genommen, welche vielfältigen Möglichkeiten ich haben würde und dass diese auch immer vom Notenspiegel abhängen würden. Das genügte mir: Ich wusste, was ich theoretisch tun könnte und die Möglichkeiten gefielen mir, festlegen wollte und konnte ich mich aber noch nicht.

Ich denke, bei BWL, Germanistik und vielen anderen Studiengängen ist das ähnlich. Die Möglichkeiten sind da teilweise recht vielfältig und hängen von verschiedenen Faktoren, beispielsweise den Noten oder den geleisteten Praktika ab. Wichtig finde ich, dass die Grundrichtung des Studiums gefällt und dass man sich mit den verschiedenen Berufsmöglichkeiten identifizieren kann; in welche davon man genau gehen möchte, muss für mich bis fast zum Ende nicht feststehen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es gibt viele Menschen, die sich zwar den Kopf zerbrechen, was sie mit ihrem Leben anstellen, aber nicht zu einer Lösung kommen. Was soll man in so einer Situation tun? Man könnte erst mal ein soziales Jahr machen oder etwas Vergleichbares. Da kommt man vielleicht auch neue Ideen. Mein Cousin zum Beispiel wollte zunächst BWL studieren, machte dann aber seinen Zivildienst bei Rettungsdienst und merkte plötzlich, dass er diesen Bereich liebte. Jetzt ist er vor erst wenigen Tagen fertiger Arzt geworden.

Aber nicht immer läuft es so gut ab. Wenn man keine Idee hat, muss man ja wohl irgendetwas ausprobieren und schauen, ob es einen glücklich macht. Wenn man dann merkt, dass es nichts für einen ist, kann man immer noch einen Rückzieher machen. Man sollte nur vorher versuchen, 100 Prozent Engagement zu investieren. Wenn man dann mit seinem Studiengang immer noch nicht zufrieden ist, kann man ja wechseln.

Ich zum Beispiel musste ewig überlegen, ob mein Studiengang der Richtige für mich war und musste mehrere Anläufe nehmen, einen bestimmten Kurs zu schaffen. Irgendwann hat es dann aber Klick gemacht und ich hatte den Dreh raus. In der Zeit habe ich oft überlegt, ob ich nicht einen Fehler mache. Manchmal muss man eben einfach am Ball bleiben.
Es ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema, bei dem man unmöglich eine pauschalisierte Antwort geben kann.

» niglfox » Beiträge: 109 » Talkpoints: 64,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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