Soll man Kinder zum Sporttreiben zwingen oder nicht?

vom 17.11.2013, 21:21 Uhr

Übergewicht ist nichts Natürliches oder etwas, welches wir hier schön reden müssen. Das soll auch gar nicht Gegenstand der aktuellen und womöglich jetzt aufkommenden Diskussion werden. Vielmehr geht es mir darum, dass es Kinder gibt, die an Übergewicht leiden. In nahezu 90% der Fälle sind meiner Meinung nach die Eltern mit für das Übergewicht verantwortlich, da es aus der falschen Ernährung heraus resultiert. Doch gerade diese Eltern, die wirklich selber dafür verantwortlich sind, stört das Übergewicht suspekterweise am meisten.

Folgendes Szenario spielt sich derzeit in meinem Bekanntenkreis ab. Familie A, Mutter und Vater sowie zwei Kinder. Beide Kinder sind stark übergewichtig, wenn nicht sogar bereits adipös. Die Ernährung zeigt deutlich, dass Mutter und Vater für das Übergewicht der Kinder verantwortlich sind. Fettiges, Deftiges, Pommes und was es nicht alles an Ungesundes so gibt. Den Tag über wird dann auch noch mal hin und wieder eine Pizza bestellt, ein Burger bei Mc Donalds geholt und mehr. Nun sieht man den Kindern mit 5 Jahren und 10 Jahren bereits das starke Übergewicht an und auch die Eltern merken es. Es äußert sich in Scham, denn die Eltern haben nichts Besseres zu tun als den Kindern zu sagen, dass sie sich doch schämen sollten, dass sie so fett sind und nicht ständig fressen sollen.

Seit letzter Woche geht mein Bekanntenkreis jedoch auf die Barrikaden, denn jetzt beginnt Familie A ihre Kinder zum Sporttreiben zu zwingen. Wir reden hier wirklich von Zwingen, denn keines der Kinder ist Sport zum einen gewohnt und keines der Kinder will es! Liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass sie nie Sport treiben mussten. Doch da die Eltern sich schämen sollen die Kinder jetzt Sport treiben, aber an der Ernährung wird nichts verändert.

Meine Frage ist also unabhängig jetzt von diesem Beispiel-Szenario aus meinem Bekanntenkreis, würdet Ihr Kinder zum Sport zwingen? Sei es aufgrund des Übergewichtes oder einfach nur so? Müssen Kinder zu ihrem Glück gezwungen werden oder bedarf es anderer Optionen, um Kindern die sportlichen Aspekte des Lebens schmackhaft zu machen? Wie seht ihr das? Gerne dürft Ihr auch etwas zum Szenario der Familie A beitragen. Wir haben bereits das Jugendamt eingeschaltet, dies bezüglich!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Man kann ja auch Sport treiben, ohne das es einem Kind auffällt. Man kann ja auch mit Spaß Sport treiben. Beispielsweise ins Schwimmbad gehen, Federball oder Fußball spielen. Eben Dinge, die auch Spaß machen, aber mit Bewegung verbunden sind. Sicherlich findet man da auch etwas. Es geht aber schon auch ein bisschen darum die Kinder wieder mobil zu bekommen und da sollte man sie schon ein bisschen drängen, aber nicht zwingen. Man muss eben etwas finden, was auch Spaß macht.

Natürlich bringt das alles nichts, wenn die Ernährung nicht umstellt. Der von dir geschilderte Fall erscheint mir wirklich schlimm und die beiden Eltern sind sicherlich auch nicht schlank. Den beiden würde ich dann schon auch mal die Meinung sagen, weil die Kinder für das eigene Fehlverhalten verantwortlich zu machen ist ganz arm.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Zwang halte ich für die schlechteste Erziehungsmethode, die man sich nur denken kann. Gerade in diesem Fall wird es wohl so sein, dass die Eltern schon sehr schlechte Vorbilder sind. Und dann wollen sie die Kinder zu etwas zwingen, was sie wohl selbst nicht einmal machen würden? Das wird nicht funktionieren. Je mehr man die Kinder unter Druck setzt, desto stärker werden sie sich dagegen wehren.

Die Vorbildfunktion ist bei Eltern die effektivste Waffe bei der Erziehung. Wenn die Eltern eine gesunde Lebensweise vormachen und damit Spaß an Bewegung und Sport vorleben, dann werden das die Kinder auch aufnehmen. Gleiches gilt auch für die Ernährung. Auch wenn die Eltern selbst keine Probleme mit Übergewicht haben, müssen sie diese Lebensweise vorleben.

Das heißt, dass man erst einmal den eigenen Ernährungsplan umstellt und anfängt, selbst regelmäßig Sport zu treiben. Die Kinder müssen dabei noch nicht einmal mit machen. Wichtig ist, dass man vermittelt, dass das ganze Spaß macht und gut tut (wenn man es richtig macht, muss man das noch nicht einmal vorspielen). Wenn man Glück hat, werden allein dadurch die Kinder schon motiviert, selbst mitzumachen. Wenn nicht, kann man sie durch die eigene Begeisterung anstecken. Was wird wohl besser ziehen: "Du musst heute aber zum Fußballtraining!" oder "Hey, wollen wir nachher noch zusammen eine halbe Stunde herumkicken?". Erst wenn man diesen Stand erreicht hat, kann man anfangen, mit anderen klassischen Methoden (z.B. Belohnungen) zu arbeiten.

Das ganze wird aber wahrscheinlich an der Willensschwäche der Eltern scheitern. Dafür dürfen sie sich dann natürlich schämen, aber nicht dafür, dass sie Kinder keine Lust auf Sport machen, wenn sie es selbst nicht auf die Reihe kriegen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es nicht schlimm, ein Kind zum Sport zu zwingen. Natürlich gibt es Grenzen, aber Kinder müssen oft Sachen machen, die sie nicht wollen, obwohl es besser für sie ist. Als Kind wollte ich auch oft aufhören, zum Klavierunterricht zu gehen. Doch meine Mutter fuhr mich immer wieder hin und dafür bin ich ihr auch dankbar. Ich wurde aber auch nicht richtig gezwungen, sondern hatte immer noch eine freie Entscheidung und meine Meinung hat ebenfalls gezählt. Meine Mutter fragte mich oft, ob ich nicht mit dem Unterricht aufhören will, weil sie merkte, dass ich es teilweise gar nicht mehr wollte. Ich habe jedoch nie ja gesagt und immer weiter gemacht. Heute bin ich da auch stolz drauf.

Bei den Kindern kommt es darauf an, ob sie regelrecht gefoltert werden, wenn sie diesen Sport machen. Es ist nie einfach, Disziplin zu haben und Motivation nicht zu verlieren, doch sollten die Kindern lernen, sich sportlich zu betätigen und auch Spaß dabei zu haben. Sobald die Kinder jedoch anfangen zu weinen und ich merke, dass sie wirklich gar keinen Spaß daran finden, würde ich damit auch aufhören. Ich will doch mein Kind nicht zwingen oder gar zu etwas quälen.

» eldora » Beiträge: 210 » Talkpoints: 39,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Kinder zum Sport zu zwingen, wird womöglich genau den gegenteiligen Effekt haben. Sie bewegen sich mehr schlecht als recht und danach wird aus Frust erst recht gegessen. Und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist noch einmal mehr gestört. Zum Glück zwingen ist bei Kindern manchmal nötig. Aber wie soll das denn ablaufen, da es hier vor allem um etwas Langfristiges geht.

Ich nehme auch mal an, dass die Kinder gleich richtig viel Sport machen sollen und nicht langsam beginnen dürfen. Wenn sie aber schon so übergewichtig sind, wird es ihnen richtig schwerfallen. Dabei wäre es ja schon ein Anfang, jeden Tag einen Spaziergang zu machen oder eben bisschen auf den Spielplatz zu gehen. Die beiden müssen ja nicht gleich ein richtiges Programm durchziehen.

Ach, die Eltern könnten hier so viel erreichen, wenn sie selber auch willig wären. Dann können sie das als Familienprojekt angehen. Gemeinsam Sport machen und sich gemeinsam gesund ernähren. So könnten sie sich gegenseitig wahnsinnig motivieren und als Familie zusammenwachsen. Und ihre Gesundheit entscheidend verbessern. Was will man mehr?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Zwang ist definitiv der falsche Weg. Viel besser wäre es, wenn die Eltern gemeinsam mit den Kiddies kleine Radtouren machen - natürlich mit einem lohnenden Ziel (z.B. Zoo oder sowas) oder gemeinsam Bewegungsspiele spielen. Da gibt es so viele Möglichkeiten, dass Zwang gar nicht notwendig ist.

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» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Bei Übergewicht sehe ich das etwas anders. Ich finde, dass das eine Krankheit ist und so gefährlich, dass man seine eigenen Kinder wirklich in Gefahr bringt, wenn sie keinen Sport treiben. Will man das als Eltern? Das führt dazu, dass das Kind schon ganz früh Rückenbeschwerden kann und kaputte Knie und so weiter. Dem muss man einfach vorbeugen und ich finde, da ist Sport und die richtige Ernährung die einzige Lösung.

Natürlich hat man da als Kind nicht wirklich Lust drauf und natürlich würde man lieber herum liegen, aber das wäre mir dann auch egal. Man muss als Eltern ein gutes Vorbild sein und den Sport in den Alltag integrieren. Im Sommer beispielsweise machen wir als Familie fast jeden Sonntag eine Wanderung. Die dauert meistens nur 3 Stunden oder so, aber wir bewegen uns. Wir zeigen, dass Bewegung Spaß macht. Ich würde mein Kind niemals dazu zwingen, dass es einen Mannschaftssport betreibt, der gar keinen Spaß macht. Aber Bewegung muss einfach sein. Es gibt Bewegung aber in so viele Ausführungen, dass für jeden etwas dabei ist. Schwimmen, Wandern, Rad fahren oder Tanzen,...Es gibt so viele Arten von Sport, dass ich so lange suchen würde, bis ich etwas hätte, was das Kind machen möchte. Und ich würde es nicht akzeptieren, wenn das Kind sich weigert.

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zwingen ist eher falsch ausgedrückt. Viel mehr würde ich ein Kind zum Sport animieren, und das von klein auf. Durchgehen zu lassen, dass das Kind nie Sport treibt, ist definitiv auch falsch, denn dann ist Übergewichtigkeit vorprogrammiert. Am Besten ist es, mit guten Beispiel voran zu gehen und selbst sportlich aktiv zu sein.

Für ein Kind muss Sport von Anfang an natürlich sein und dazu gehören, wie das tägliche Essen und der nächtliche Schlaf. Da sollte man auch ruhig hartnäckig sein und zum Beispiel mal eine Radtour mit der gesamten Familie unternehmen. Irgendwo ist Sport ohnehin nur eine Erziehungsfrage.

» Sternchen* » Beiträge: 2801 » Talkpoints: 2,12 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich gehe mal von meiner eigenen Erfahrung aus, was Sport betrifft. Ich war immer ein eher ruhiges Kind und hatte mit Sport nicht so viel am Hut. So draußen in der Freizeit mit anderen Ball spielen oder Rollschuh laufen war ok, Schwimmverein ging auch. Aber dann beim Schulsport ging es los. Der große Mannschaftssportler wurde ich nie, weil ich mich da nie zurecht fand, außer auf der Ersatzbank. Irgendwelche Gymnastik oder Tanzgeschichten sahen bei mir reichlich dämlich aus, ich war immer ein großes und kräftiges Mädchen.

Wirklich andere Alternativen wurden uns nicht geboten. Das Ende war einfach, dass ich nicht wollte, weil es mangels Ergebnis eh alles sinnlos war, aber man natürlich ständig gezwungen wurde an dem Blödsinn teilzunehmen und sich wieder zum Lutscher zu machen. Was mir den Rest meines Lebens blieb, war eine tiefsitzende Abneigung gegen das ganze Thema. Ich würde daher nie ein Kind zwingen, sondern höchstens in die ein oder andere Richtung schubsen und hoffen, dass irgendwo doch was dabei ist.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also Familie A sind allesamt übergewichtig. Das sind jetzt nicht nur die Kinder. Leider ist es jedoch so, dass die Eltern es eher schamhaft finden, dass ihre Kinder zu fett in ihren Augen sind und sie selber sind ja so perfekt, wie sie sind. Es sind ja nur die Kinder, die ein Problem haben und nicht die Eltern. Selbstverständlich treiben die Erwachsenen keinen Sport, sondern verlangen dies in Form von Joggen und Rad fahren von den Kindern. Schwimmen & Co so etwas macht Kindern ja auch noch Spaß, schont die Gelenke und sorgt für großen Erfolg beim Abnehmen, aber das ist ja was für „Luschen“, so war die Aussage des Vaters.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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