Wie Kleptomanie von 'normalem' Diebstahl unterscheiden?

In der Stadt habe ich neulich einen Ladendiebstahl mit bekommen. Allerdings hätte ich bei dieser Frau eigentlich nie vermutet, dass sie es nötig hat zu stehlen. Sie hat wohl ein Halstuch gestohlen, was vom Stil her auch zu ihr passte. Aber ich habe mir dann doch auch Gedanken gemacht, ob es vielleicht eine Kleptomanin war. Die Frau wurde von dem Sicherheitsdienst richtig abgeführt und ich fand es schon peinlich für die Frau.

Wie kann man eigentlich Kleptomanie von einem 'normalen' Diebstahl unterscheiden? Ist Kleptomanie eine anerkannte Krankheit und wird man als Kleptomane dann dennoch vor Gericht geführt? Oder kommt ein Kleptomane immer durch mit seiner Krankheit?

Was verstehst du unter "unterscheiden" und welche Folgen hätte so eine Unterscheidung? Für den Diebstahl selbst nämlich gar keine: es ging bei der Sache darum, sich fremdes Eigentum anzueignen. Es wird da ja auch nicht unterschieden, ob es jemand "nötig" hat oder nicht. Es bleibt ein Diebstahl und der wird entsprechend geahndet.

Nur vor Gericht - jeder Fall ist ein Einzelfall! - kann jetzt auf die näheren Hintergründe eingegangen werden. Wenn tatsächlich eine krankhafte Persönlichkeitsstörung vorliegt, dann wird anders zu urteilen sein, als wenn eben keine Störung vorliegt. Was nicht damit zu verwechseln wäre, dass die Strafe "milder" ausfallen wird. Und es wird auch immer vonDiebstahl gesprochen werden!

Wenn die Frau es gar nicht nötig hat zu klauen und es trotzdem tut, dann könnte es wirklich Kleptomanie sein, denn immerhin geht es ihr nicht um die gestohlene Ware und deren Wert, sondern eher das Gefühl beim Klauen, denn es ist eine Sucht und ein Zwang und deswegen kann man das auch von anderen Diebstählen unterscheiden, welche aus Gier passieren oder weil ein armer Mensch hungrig ist und etwas zum Essen haben möchte.

Ich habe gehört, dass viele Kleptomanen weiblich sind und das Stehlen für die Betroffenen so ist, wie als würde jemand an einem Spielautomat sitzen oder sich mit Suchtmitteln beruhigen. Es gibt sogar Kleptomanen, die ihre "Beute" verschenken oder einfach in den Müll werfen, weil sie große Schamgefühle haben und mit niemanden über ihre Probleme reden können oder wollen!

So eine Krankheit kann natürlich auch strafmildernd ausfallen, allerdings müssen die Betroffenen doch meistens noch in eine Therapie gehen, welche das Verhalten auch langfristig ändern sollen. Man bekommt natürlich auch eine Bescheinigung von einem Facharzt, wenn einer Person nach zehn Diebstählen und sonstigen Vorstrafen plötzlich einfällt, dass sie kleptoman ist und keine Strafe bekommen sollte, dann ist das natürlich Schwachsinn und auch eine blöde Ausrede.

[ten points]

Kleptomanie ist eine Sucht im Gegensatz zum normalen Stehlen, um sich zu bereichern, das keine Sucht ist. Der Unterschied ist vielleicht zu vergleichen mit Alkoholismus und dem gelegentlichen Trinken von Alkohol. Es handelt sich natürlich um Diebstahl, der auch entsprechend zu ahnden ist. Wahrscheinlich wird, bevor es nach mehrmaligem Erwischen zu einer Gefängnisstrafe kommt, eine Therapieauflage gemacht.

Ich kann mir vorstellen, dass hier eine gerichtliche Unterscheidung gemacht werden kann. Dennoch wird es zunächst nicht schützen. Ein Diebstahl bleibt ein Diebstahl. Es kommt zunächst zu einer Anzeige, die dann polizeilich verfolgt wird. Wenn diese Erkrankung Kleptomanie anerkannt ist und vom Arzt diagnostiziert ist, dann kann ich mir schon vorstellen, dass der Fall nicht weiter beachtet wird. Man wird den Schuldigen um eine Therapie bei den ersten Malen raten und eine Therapie nach mehreren Taten erzwingen, damit es vorgebeugt wird.

Der Unterschied liegt lediglich in dem Gefühl während des Diebstahls. Kleptomanie ist dabei aber dennoch mit Strafen zu versehen. Es wäre auch zu schön, wenn es hier ein Unterschied geben würde und wenn man dort anders handeln würde. Einzelfälle mal dahingestellt. Gegen jede Sucht kann man etwas machen und sie müssen es ja auch lernen, auch wenn es teuer wird.

Kleptomanie ist definitiv eine anerkannte Krankheit. Es gibt medizinische Leitfäden, die wirklich weltweit identisch festgelegt und bei Diagnostiken bindend sind, in denen alle bekannten "anerkannten" Krankheiten verzeichnet und mit einem bestimmten Kürzel gekennzeichnet sind. Kleptomanie ist dort definitiv vorhanden, nämlich unter dem Kürzel "F63.2" als "Pathologisches Stehlen".

"F" steht hierbei für psychische Erkrankungen, die F60er-Nummern für Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. "F63" steht für "Störungen der Impulskontrolle". Eine davon ist eben die Kleptomanie. Ebenfalls in die Gruppe zählen Spielsucht und Pyromanie, also krankhafte Brandstiftung. Die Ursachen und die Empfindungen bei den Betroffenen dürften in etwa ähnlich sein, wie hier ja aber auch schon jemand beschrieben hatte.

Inwiefern ein Kleptomane wirklich verurteilt wird, nachdem er erwischt wurde, weiß ich nicht. Sofern er vorher schon in psychologischer Behandlung war, wird sich das nachweisen lassen. Ist das Vorliegen einer Kleptomanie also gewissermaßen schon bekannt gewesen und irgendwie nachweisbar, dürfte es auf jeden Fall mildernde Umstände geben. Möglicherweise könnte der Angeklagte sogar als schuldunfähig durchgehen, aber da bin ich mir nicht sicher. Der Paragraph zur Schuldunfähigkeit im deutschen Strafgesetzbuch lautet jedenfalls:

§ 20 StGB Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen
Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

Ich könnte mir vorstellen, dass das bei Kleptomanie gelten könnte. Die Hand dafür ins Feuer legen würde ich allerdings nicht, ich bin kein ausgebildeter Jurist. Aber davor, angezeigt und erst einmal vor Gericht geladen zu werden, ist ein Kleptomane auf jeden Fall nicht sicher. Er hat also definitiv keinen "Freifahrtschein", überall nach Belieben zu stehlen und dafür keinerlei Konsequenzen zu bekommen.