Ideale Wohnung gefunden - trotzdem Zweifel

vom 05.07.2013, 21:56 Uhr

Meine Kinder sind wahrscheinlich alle innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate aus dem Haus, sodass ich mich nach einer neuen Wohnung umschauen muss. Denn ohne den Unterhalt für die Kinder von meinem ehemaligen Mann, den ich bis auf ein Taschengeld einbehalten habe, kann ich die große Wohnung, die wir jetzt haben, nicht mehr halten.

Die Wohnungssituation in München ist sehr angespannt. Ich schaue schon seit einigen Wochen, habe aber nichts gefunden, was keine Provision gekostet hätte. Außerdem sind die meisten Wohnungsangebote schon ab nächstem Monat, sodass ich die Miete eine Zeit lang doppelt zahlen muss. Das kann ich mir nicht leisten.

So habe ich bei Quoka.de selber eine kostenlose Kleinanzeige aufgegeben und tatsächlich auch eine Antwort bekommen. Rein objektiv gesehen ist die 2-Zi-Wohnung ideal. Ich bin in 10 Minuten zu Fuß an der S-Bahn, die 20 Minuten in die Innenstadt Münchens braucht. Die Wohnung hat eine Terrasse und liegt im Erdgeschoss. Das Haus ist relativ neu und die Wohnung sehr gut ausgestattet. Nur die Einbauküche muss ich selber einbauen. Perfekt ist, dass sie erst ab 1.12. zu vermieten ist, sodass ich genügend Zeit für die Kündigung meiner alten Wohnung habe. Eigentlich ist objektiv gesehen alles perfekt. Auch Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und sogar ein See sind unmittelbar in der Nähe.

Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl, kann aber nicht erkennen, warum das so ist. Ich habe heute die Selbstauskunft ausgefüllt und die ganze Zeit Unbehagen verspürt. Unbewusst habe ich mich wahrscheinlich nicht optimal dargestellt, was mein Einkommen betrifft. Das habe ich aber erst festgestellt, nachdem ich alles ausgefüllt und Kontoauszüge usw. beigefügt habe. Ich habe ganz bewusst geschrieben, dass meine Söhne vielleicht wieder zurückkommen (stimmt aber nicht) und solchen Unsinn. Insgeheim hoffe ich, dass ich eine Absage bekomme.

Ich weiß aber nicht, warum das so ist. Objektiv gesehen ist alles perfekt und auch preislich im Rahmen. Aus welchen Gründen könnte mir mein Unterbewusstsein abraten? Kann es sein, dass ich mich nicht bis auf mein Lebensende festlegen will, denn der Mieter (und eigentlich auch ich) ist an einem langfristigen Verhältnis interessiert? Ich überlege und überlege und kann mir dieses ungute Gefühl überhaupt nicht erklären. Am Vermieter kann es nicht liegen. Den kenne ich ja noch gar nicht. Hättet ihr eine Idee, was nicht passen könnte?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 11.07.2013, 16:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Man fühlt sich halt an seinem gewohnten Zuhause wohl. Man möchte es nicht verlassen. Es hängen schließlich viele Erinnerungen daran. Deine Psyche spielt dir deswegen einen Streit. Ein Neuanfang ist natürlich etwas schönes, aber auch befremdliches. Man muss sich wieder an neue Nachbarn gewöhnen. Aber wenn du versuchst den Fragebogen zum Ausfüllen schon zu belügen, bist du eben noch nicht soweit umzuziehen, weil du dir vermutlich auch erhoffst, dass sich an der Situation noch was ändert. Wahrscheinlich möchtest du, dass deine Söhne zu dir zurückkommen. Doch man muss es auch realistisch einsehen und sind die Kinder einmal aus dem Haus, werden sie nicht im gleichen Atemzug wieder zurück kommen.

Kann es sein, dass ich mich nicht bis auf mein Lebensende festlegen will, denn der Mieter (und eigentlich auch ich) ist an einem langfristigen Verhältnis interessiert?

Dies empfinde ich als schwachsinnig. Man kann ja sagen, dass man an etwas längerfristiges interessiert ist, aber es gibt halt Momente im Leben, die man nicht von vorn hinein planen kann und somit kann es vorkommen, dass es eben nicht bis zu deinem Lebensende zu einer Miete in dieser Wohnung kommt.

Ich frage mich aber wirklich, ob das die einzigen Gründe sind. Eigentlich müsstest du sie am besten wissen. Wir können nur erahnen und mutmaßen, ob dies stimmt, kann allein nur durch dich getroffen werden. Versuche dich noch mal gezielt mit dem Thema auseinander zu setzen. Überlege dir, was wirklich gegen ein Bezug der neuen Wohnung spricht. Eine Gegenüberstellung (zu positiven Aspekten der neuen Wohnung) ist dabei sinnvoll. Und dann warte die Antwort des Vermieters ab, vielleicht hat er es sich bereits schon anders überlegt.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Vielleicht hast du einfach nur Stress aufgrund der bald bevorstehenden, tiefgreifenden Veränderung in deinem Leben? Mir geht es nämlich ganz ähnlich: Ich ziehe im August in eine richtig tolle, bezahlbare, günstig gelegene Wohnung um, habe schon alles unterschrieben und möchte eigentlich aus meiner aktuellen heruntergewohnten Studentenbude nur noch weg. Aber irgendwo frage ich mich schon seit Wochen, ob ich nicht irgendeinen Haken oder Pferdefuß übersehen habe. Ein ganz dummes Gefühl in meinem Hinterkopf will mir zudem einreden, dass ich diese schöne, recht große neue Wohnung irgendwie nicht "verdient" habe, weil sie für eine Person doch recht groß ist. Diese Bedenken sind rein rational gesehen ebenfalls völlig albern.

Allerdings kenne ich mich und weiß, dass ich immer Probleme mit Veränderungen habe, selbst wenn es sich um Veränderungen zum Positiven handelt. Ich habe jetzt jahrelang in dieser Bude gewohnt, ich kenne mich hier aus und hasse es, mich umgewöhnen zu müssen. Vielleicht spielt das bei dir auch eine Rolle?

Außerdem hört man ja ständig in den Medien, dass es praktisch unmöglich ist, in München eine passable Wohnung zu finden, sodass du deinem Glück in dieser Hinsicht (bewusst oder unbewusst) nicht über den Weg traust.

Mein Vorschlag wäre, alles noch mal anzuschauen, genau durch zu denken, und vielleicht sogar eine Liste mit Pro- und Contra-Argumenten zu machen. Vielleicht hilft es auch, wenn du mit deinen potenziellen Nachbarn oder deinem Vormieter mal in Ruhe ein paar Worte wechselst?

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke, dass du dich in deiner Lebenssituation so wie sie jetzt ist wohlfühlst und nicht möchtest, dass deine Kinder das Haus verlassen. Dein ganzes Leben ändert sich ja nun mit dem Auszug deiner Kinder und du verbindest ja mit der Wohnung vielleicht auch den Zusammenhalt mit deinen Kindern und du hast Angst loszulassen.

An deiner Stelle würde ich mich nun auf die neue Wohnung einlassen. Die Wohnung klingt klasse und du wirst nur einen neuen Abschnitt in deinem Leben anfangen, zwar ganz alleine, aber auch in einer neuen tollen Umgebung. Deine Kinder werden dich weiterhin besuchen können und du wirst dich schon einleben. Du musst ja auch mal das Finanzielle sehen. Du kannst dir deine Wohnung nicht mehr leisten und bist auf diese neue Wohnung angewiesen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Hat dir bei der Wohnungsbesichtigung irgendetwas nicht gefallen? Bei der Besichtigung wirst du ja den bisherigen Mieter kennengelernt haben. Ich würde noch einmal hinfahren nach Rücksprache mit dem Mieter und in einem Gespräch versuchen herauszufinden, ob es Probleme mit dem Vermieter oder anderen Mietern gibt.

Vielleicht gefällt dir unbewusst eine Erdgeschoss-Wohnung nicht, weil du da unter Umständen den Bürgersteig sauber halten musst und Schnee schippen im Winter. Macht dir eine Erdgeschoss-Wohnung Angst wegen der Einbruchsmöglichkeit? Oder ist es die Ungewissheit, ob einer deiner Söhne zurückkommen will zur Mutter und du hast dann keinen Platz mehr?

Ich kann für mich nur sagen, dass mich meine unbewusste Ahnung, dass etwas nicht stimmt, bisher noch nicht im Stich gelassen hat. Inwiefern du solche Gefühle öfter in deinem Leben hattest, ist mir nicht bekannt. Aber denk mal darüber nach, ob ein ähnlicher Fall schon einmal vorgekommen ist.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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