Sind Minderwertigkeitskomplexe bei Männern ausgeprägter?

vom 25.06.2013, 12:10 Uhr

In einem Artikel beim Friseur in einer Zeitung heute Morgen stand, dass Minderwertigkeitskomplexe bei Männern ausgeprägter sein sollen als bei Frauen. Ich habe den Artikel aber nicht zu Ende lesen können, weil ich dann fertig war. Aber irgendwie geht mir schon die Überschrift nicht aus dem Kopf. Eigentlich dachte ich immer, dass Frauen eher einen Minderwertigkeitskomplex haben als Männer. In dem Artikel aber ging es wohl auch darum, dass immer mehr Männer so wenig Geld verdienen, dass sie damit keine Familie ernähren können und damit fühlen sie sich minderwertig.

Denkt ihr auch, dass eher die Männer einen Minderwertigkeitskomplex haben oder denkt ihr, dass es sich eigentlich die Waage halten müsste und dass man das überhaupt nicht pauschalisieren kann? Was denkt ihr über dieses Thema?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ein geringes Selbstwertgefühl zeichnet viele Menschen aus, Frauen und Männer. Es kommt auf die Umstände an, wo dieses stärker ausgebildet ist. Hat ein Mann einen guten Beruf und damit auch ein gutes Einkommen, besitzt er ein flottes Auto, ein Haus und auch sonst noch verschiedene Dinge, fühlt er sich aufgewertet und ist selbstsicher. Ist das nicht der Fall und hat er nur ein geringes Einkommen und kann damit keine Familie ernähren, wird er unsicher und zweifelt an sich selbst. Verhält er sich wie ein Macho und gibt an, ist sein Selbstwertgefühl eher sehr gering.

Frauen haben eine andere Art des Selbstwertgefühls. Sind sie mit ihrer Erscheinung, ihrem Körper zufrieden, sind sie meist selbstsicher. Aber auch bei ihnen ist es so, dass sie mehr Selbstwertgefühl besitzen, wenn sie einen guten Beruf haben und etwas leisten, was auch anerkannt wird.

In der heutigen Zeit, wo es viele arbeitslose Männer gibt, die sich nicht gebraucht fühlen und unnütz vorkommen, dürfte es wohl möglich sein, dass diese Männer große Minderwertigkeitskomplexe bekommen. Das ist verständlich. Da scheinen die Männer in der Überzahl zu sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich mich minderwertig fühle, aber ich habe zumindest manchmal so nachdenkliche Momente, wo ich ein Resümee über mein Leben ziehe und irgendwie unzufrieden bin. Also ich habe mehrere Jobs, die ich auch gerne mache, ich habe zwei Studienabschlüsse und süße Haustiere die mich immer mit ihren großen braunen Augen so putzig anschauen, aber irgendwie fehlt mir was. Ich habe auch viele Bekannte, mit den meisten verstehe ich mich gut und es findet sich auch immer jemand, der mir mal hilft, wenn meinetwegen was am Auto kaputt ist, nur so richtig enge Freundschaften habe ich total wenige und wenn ich manchmal so abends in meiner Wohnung sitze, dann denke ich manchmal, dass mich irgendwie – außer meinen Eltern vielleicht – niemand vermissen würde.

Ich bin zwar glücklich, wenn ich in meinem Auto sitze und durch die Gegend fahre, aber hin und wieder werde ich dann auch wieder nachdenklich und mir fällt ein, dass eben keiner auf mich wartet und es keinen interessiert, ob ich eine oder fünf Stunden draußen herumfahre, weil eben keiner auf mich wartet. Ich habe manchmal den Eindruck, im Leben anderer nicht willkommen zu sein., wie ich ja schon einmal berichtet habe, darüber dass ich Leute kennengelernt habe, die den Kontakt dann haben einschlafen lassen. Ja ok, das klingt nun total deprimierend, so schlimm ist es auch nicht, aber ich habe eben so ein Gefühl der Unvollkommenheit und wenn ich beispielsweise daran denke, dass eine mit mir verwandte Familie nur aus Ingenieuren besteht, dann fühle ich mich denen gegenüber schon minderwertig, obwohl die vielleicht gar nicht viel mehr verdienen als ich.

Zumindest kann ich es nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die sich – auch ohne objektive Gründe – irgendwie ein wenig klein fühlen, unabhängig davon, was man hat oder nicht hat. Sicherlich würde ich mich noch kleiner fühlen, wenn ich keinen Job hätte und es gab tatsächlich nach meinem Studium zumindest ein paar Wochen, in denen ich tatsächlich arbeitslos war, weil ich nicht schnell genug etwas fand und da war ich schon richtig deprimiert. Dass es Männern, die den Anspruch haben, eine Familie zu ernähren, so geht, kann ich nachvollziehen. Typisch männlich ist das aber sicherlich nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Vielleicht hängt es damit zusammen, dass man von Frauen im Allgemeinen auch weniger erwartet. Dass eine Frau Vorstandsvorsitzende oder ähnliches wird, ist ja immer noch eine Seltenheit. Also kommen Frauen generell früher an den Punkt, an dem sie beruflich anerkennenswerten Erfolg haben. Mal ganz abgesehen davon, dass einige immer noch erwarten, dass Frauen einfach hübsch zu sein und Kinder zu kriegen haben. Von Männern hingegen wird mehr erwartet. Höhere Positionen und höhere Gehälter. Sie müssen sich also mehr oder länger anstrengen, um an einen Punkt zu gelangen, an dem sie sich überlegen fühlen können.

Wenn eine Frau arbeitslos ist, kann sie sich ohne Weiteres Hausfrau nennen. Wenn eine Frau Krankenschwester ist, ist das ganz normal; männliche Krankenpfleger werden immer noch belächelt. Eine Frau wird Mutter und ist dann erst mal "nur" das, ein Mann wird Vater und muss weiter arbeiten gehen. Wenn eine Frau wenig verdient, ist es die ungerechte Verteilung der Gehälter. Wenn ein Mann wenig verdient, arbeitet er nicht hart genug.

Ich sage nicht, dass ich das alles gut finde und befürworte. Aber so könnte man diese Annahme aus dem Artikel gesamtgesellschaftlich erklären. Es geht ja hier nicht um einzelne Menschen. Sicher gibt es auch Krankenpfleger mit gutem Selbstbewusstsein, denen egal ist, was andere von ihrem Beruf halten. Aber im Großen und Ganzen kann ich mir schon vorstellen, dass Männer mehr Probleme mit dem Selbstwertgefühl haben.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke es ist schwer zu sagen ob Männer wirklich mehr Minderwertigkeitskomplexe haben als Frauen aber ich kann das schon verstehen. Immerhin war es, wie MissMarple schon erwähnte, früher in der Tat so, dass Männer früher in der Familie das meiste Geld verdient haben und dies auch teilweise für die Ernährung der kompletten Familie ausgereicht hat. Mittlerweile ist das für Männer aber kaum noch zu bewerkstelligen, da auch die Frauen ein größeres Einkommen haben.

Zum Teil übersteigt dies sogar das Einkommen des Mannes, da die rein körperlichen Berufe immer mehr in den Hintergrund treten, da diese Aufgaben zunehmend von Maschinen übernommen werden, aber auch schlechter bezahlt werden im Vergleich mit Organisations- oder Managementaufgaben. Der Fakt weniger zu verdienen hat schon bei vielen Männern, die ich kennen gelernt habe dazu geführt, dass diese unzufrieden waren und sich zum Teil sogar minderwertig fühlten.

Aber neben dem Einkommen gibt es meiner Meinung nach auch noch einen weiteren Fakt. Auch Männer unterliegen heutzutage einem Schönheitswahn. Sie wollen nicht zu dick sein, möglichst sportlich und allgemein gut aussehend und pilgern dafür regelmäßig in das nächstgelegene Fitnessstudio. Im Vergleich zu anderen besser gebauten Männern fühlen sie sich dann auch schnell minderwertig.

Das beste Stück des Mannes ist zusätzlich noch ein Thema, das diese für sich exklusiv haben. Natürlich haben Frauen ihre Figur und eventuell auch sexuelle Reize, bei denen die Größe eine Rolle spielt, doch das männliche Geschlechtsorgan spielt eine gesonderte Rolle.

Männer werden zudem immer femininer vom Auftreten her. Noch vor ein paar Jahren wäre es nicht üblich gewesen junge Männer mit glitzernden Ohrsteckern und engen Shirts mit V-Ausschnitt zu sehen. Meiner Meinung nach führt auch dies zu einem erhöhten Risiko des sich minderwertig fühlen bei Männern, da auch die Grenze zwischen Metrosexualität und Homosexualität immer dünner wird,

» Mulucki1989 » Beiträge: 439 » Talkpoints: 11,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es immer schwierig, hier direkte Vergleiche zu ziehen, weil Menschen nunmal Individuen sind und damit nicht messbar. Ich denke, da müsste man einfach ein Verfahren entwickeln, dass man das Selbstwertgefühl messen könnte, aber das ist wohl eher unrealisisch. Man kann Subjektivität nicht objektiv messen, das ist reinste Utopie.

Abgesehen davon denke ich, dass es schon Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, die aber mit der Gesellschaft und der Erziehung sowie Prägung zu tun haben. So kenne ich zum Beispiel deutlich mehr Frauen, die ihren Selbstwert an ihrem Aussehen festmachen. Bei Männern kenne ich mehr Fälle, wo das Gehalt oder die hierarchische Stellung im Unternehmen wichtiger ist.

Ich kenne tatsächlich Männer, die sich minderwertig fühlen, wenn sie erfahren, dass andere Männer mehr verdienen als sie, dabei werden dann solche Aspekte wie die Branche, die Berufserfahrung, Gewerkschaften und Tarifverträge komplett außer Acht gelassen, was ich ja total dämlich finde, aber bei solchen Menschen kann man nicht mit rationalen Argumenten und Vernunft ankommen.

Natürlich gibt es da auch Ausnahmen und ich sage nicht, dass dies bei allen Männern und Frauen der Fall ist. Aber das ist eben eine Tendenz, die ich in meinem Leben beobachtet habe, wobei es da auch Ausreißer auf beiden Seiten gibt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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