Phoebus-Kartell und die langlebige Glühbirne

vom 15.03.2013, 13:44 Uhr

Es war 1901, als in Kalifornien, in einer kleinen Stadt namens Livermore, jemand in der Feuerwache eine Glühbirne anknipste. Diese Glühbirne brennt noch immer, bereits seit 112 Jahren. Das ist kaum zu glauben, wenn man nicht weiß, warum das so ist und warum unsere bisherigen Glühbirnen nach relativ kurzer Zeit ihren Geist aufgaben. Hätten die Hersteller von damals die Produktion der Glühbirnen so weiter geführt, hätten auch wir heute noch solche langlebigen Glühbirnen. Hier ein Bericht.

Es muss nicht sein, dass der Glühdraht irgendwann durchschmilzt. Doch wenn er so lange halten würde, wer würde dann noch Glühbirnen benötigen? Die Hersteller könnten kaum noch etwas daran verdienen. So wurde die Lebensdauer künstlich beschränkt.

Ingenieure ließen sich 1924 etwas einfallen und der Draht bekam eine Sollbruchstelle. So bekam Thomas Edisons Glühbirne eine kürzere Lebensdauer von maximal 1.000 Stunden Brenndauer. 1941 flog diese Absprache der Glühlampenhersteller auf, die sich 1924 in Genf einigten. In die Geschichte ging das Ganze als „Phoebus-Kartell“ ein. Zu diesem Kartell gehörten Osram aus Deutschland und Philips aus den Niederlanden neben anderen, hier ein Bericht.

Denkt man nun weiter, kann man auf die Idee kommen, dass die zur Zeit 150.000 Stunden haltenden LED Lampen bald nur noch 1.500 oder gar nur 150 Stunden halten werden.

Ich kann mir vorstellen, dass auf diese Weise auch Artikel des täglichen Bedarfs manipuliert werden, wie Kaffeemaschinen, Föhne, Handys oder Staubsauger. Klar würden die sich absprechenden Firmen heutzutage eine hohe Strafe bekommen, wenn das auffliegt, aber auch nur, wenn...

Wie hättet ihr gehandelt, wenn es eure Produktionsfirmen wären? Wäre euch auch nur der Profit wichtig gewesen? Oder hättet ihr gar nicht erst eine so langlebige Ware auf den Markt gebracht und die Lebensdauer sofort beschränkt?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Das gibt es nicht nur bei Glühlampen. Das Stichwort geplanter Verschleiß ist bei vielen Konsumgütern heiß diskutiert. Es gibt auch in anderen Bereichen Hersteller, die eben gezielt an kritischen Teilen sparen, damit die Geräte möglichst nicht ewig halten.

Man denke zum Beispiel an Festplatten oder allgemein Unterhaltungselektronik. Oder an Küchenmixer, die mittlerweile nur noch für fünfminütigem Betrieb ausgelegt sind. Zwar weist der Hersteller darauf hin, aber wer braucht für so kurze Zeit schon Küchenmixer? Wenn man die Geräte länger nutzt, überhitzen sie und man hat den Salat.

Dann gibt es wieder die Hersteller, die hochpreisigere Ware verkaufen, dafür aber extrem kulant sind, was Garantie angeht und gezielt auf Haltbarkeit setzen. Das bekannteste Beispiel ist ein Hersteller für Haushaltswaren aus Kunststoff. Allerdings scheiden sich auch da die Geister und nicht jeder kauft die Produkten mit so langer Lebensdauer.

Von daher hätte sich das vermutlich auch bei den Glühlampen geregelt, denn es treten ja immer wieder auch Defekte auf, die keine Garantieleistungen sind. Wenn man diese berühmte Glühlampe ausbauen würde und auf Fliesen fallen lassen würde, dann könnte der Glühdraht so stabil sein, wie er wollte, die Lampe wäre trotzdem kaputt. Ersatz wird trotzdem benötigt, wenn auch eben weniger.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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