Anfeindungen, weil man für Studiengebühren ist

vom 08.02.2013, 12:01 Uhr

Ich bin für Studiengebühren. Warum sollen sich Studenten nicht an den Ausbildungskosten beteiligen? Ich kenne zwei Meister in meinem Bekanntenkreis, die ihre Ausbildung selber bezahlen mussten. Auch andere Ausbildungen kosten Geld, das von den Auszubildenden selber aufgebracht werden muss. Warum sollen Studenten privilegiert sein?

Natürlich muss man dafür sorgen, dass auch Studenten aus armen Verhältnissen ihr Studium durchziehen können. Aber man könnte ja ein Darlehen vergeben, das erst zurückgezahlt werden muss, wenn man Geld verdient. Ich habe auch mein Bafög komplett zurückzahlen können, ohne dass es mich allzu sehr geschmerzt hat.

Ich werde oft angefeindet, wenn ich meine Position vertrete, so als ob ich unsozial sei. Meine Argumente werden oft gar nicht erst angehört. Es heißt dann gleich immer, dass ich dafür sei, dass nur die Reichen studieren können. Erlebt ihr auch Anfeindungen, weil ihr für Studiengebühren seid? Oder seid ihr in der anderen Position auch der Meinung, dass Menschen, die für die Studiengebühren sind, unsozial seien?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin absolut gegen Studiengebühren und kann die Leute auch absolut nicht verstehen, die Studiengebühren befürworten. Immerhin kann ich Studiengebühren absolut nichts Positives abgewinnen. Stattdessen sehe ich diese Gebühren als Qual an, weshalb ich überglücklich bin, dass ich keine Studiengebühren zahlen muss.

Obwohl ich keine Studiengebühren bezahle, muss ich pro Semester trotzdem etwa einhundertfünfzig Euro bezahlen. Dazu kommen auch noch Kosten für meine Fahrkarte und auch noch die Kosten, die ich für Bücher, Stifte und Papier aufbringen muss. Außerdem muss ich für meine Kopien auch zahlen, so dass ich trotzdem ziemlich viel für mein Studium bezahlen muss, wie ich finde. Meine WG werde ich nächsten Monat kündigen, um wieder bei meinen Eltern wohnen zu können. Da ich keinerlei finanzielle Unterstützung von meinen Eltern erhalte, sind mir die Kosten einfach zu hoch. Das Geld, das ich in meinem Job bekomme, reicht ganz einfach nicht.

Bafög möchte ich persönlich nicht bekommen, da ich mehrere Bekannte habe, die gestanden, nach Ende des Studiums mehrere Tausend Euro Schulden gehabt zu haben. Das möchte ich wirklich nicht.

Ich denke, dass es heutzutage schwer genug ist, das Studium zu bezahlen, auch wenn man keine Gebühren dafür zahlt. Immerhin kommen trotzdem genug Kosten auf einen zu, die man kaum tragen kann, wenn man nicht bei seinen Eltern lebt. Mit Studiengebühren könnten sich wirklich nur die wohlhabenden ein Studium leisten, wie ich finde.

Deine Argumente finde ich sehr merkwürdig, da ich keinen einzigen Auszubildenden kenne, der seine Ausbildung selbst zahlen muss. Nur wenn man eine private Ausbildung macht, muss man dafür bezahlen, wobei ich niemanden kenne, der diese Kosten auf sich nehmen konnte oder wollte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich würde jetzt das Studium nicht mit Auszubildenden vergleichen, denn die Auszubildenden bringen ja der Ausbildungsstätte schon etwas. Ich vergleiche das Studium mit den Meisterausbildungen, diese müssen selbst finanziert werden. Es gibt zwar Bafög, aber das deckt nicht alle Kosten.

Dass du das Bafög nicht in Anspruch nimmst, obwohl du es könntest, ist ja dein Problem. Ich bekam auch Bafög und habe es zurückgezahlt. Das ist im Normalfall kein Problem.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich weiß nicht, ob das für alle Berufe gilt, aber eine Meisterschule kann man in Teilzeit besuchen, ich kenne Leute, die das Abends gemacht haben. Man hat also schon eine Berufsausbildung und kann in der Regel in diesem Beruf weiter arbeiten und verdient damit dann auch genug Geld um seine Fortbildung zu finanzieren. Und wenn man sich für eine Vollzeitschule entscheidet kann man sich halt darauf vorbereiten, weil man ja vorher eine Zeit lang in seinem Beruf gearbeitet hat und das benötigte Geld sparen kann.

Die meisten Studenten kommen direkt aus der Schule und die meisten Studiengänge sind Vollzeit und selbst wenn die Studenten Zeit haben nebenbei zu arbeiten - was bei den neuen Studiengängen NICHT die Regel ist - dann werden sie aufgrund nicht vorhandener Qualifikationen längst nicht so viel verdienen wie ein Handwerksgeselle. Dein Vergleich hinkt also.

Was nun die Studiengebühren betrifft - im Grunde genommen spricht erst mal nichts dagegen. Das Problem in Deutschland ist nur, dass die Gebühren einfach eingeführt wurden ohne, dass es ein System gab, das die Studenten unterstützt, die sich ein Studium nicht leisten können. Wenn man sich in anderen Ländern umschaut, in denen das Studieren auch Geld kostet, dann findet man dort jede Menge Stipendien, Stiftungen und Förderprogramme und das gibt es in Deutschland eben kaum. Sicher gibt es BAFÖG und andere Kredite, aber mit Schulden ins Berufsleben zu starten ist nun auch nicht wirklich toll. Und die Politiker, die jammern, weil gut ausgebildete Menschen sich nicht mit Freunden auf die Fortpflanzung stürzen, sollte sich mal fragen, wie motivierend ein Haufen Schulden wohl bei der Familiengründung ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich bin da geteilter Meinung. Auf der einen Seite befürworte ich Studiengebühren, denn wenn ich etwas lernen will, muss ich auch dafür bezahlen. Ich besuche zum Beispiel eine Kunst-Schule und die kostet monatlich nicht wenig. Ich würde zwar auch gern richtig Malerei studieren, aber dafür reicht mein Notendurchschnitt nicht aus. So komme ich für sämtliche Schulen nicht in Frage. Um trotzdem lernen zu können, nehme ich eben in Kauf, dass ich dafür viel bezahlen muss. Förderungen gibt es für mich überhaupt keine. Von daher finde ich, dass auch die Studenten zahlen müssten.

Auf der anderen Seite sehe ich natürlich ein, dass das Land studierte Fachkräfte in diversen Branchen braucht und dass man froh sein kann, wenn jemand wagt, Arzt zu werden. Darum bin ich auf der anderen Seite auch gegen Studiengebühren, denn diese würden wohl auch abschrecken, ein Studium zu absolvieren.

» Sternchen* » Beiträge: 2801 » Talkpoints: 2,12 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin für Studiengebühren. Warum sollen sich Studenten nicht an den Ausbildungskosten beteiligen? Ich kenne zwei Meister in meinem Bekanntenkreis, die ihre Ausbildung selber bezahlen mussten. Auch andere Ausbildungen kosten Geld, das von den Auszubildenden selber aufgebracht werden muss. Warum sollen Studenten privilegiert sein?

Du nimmst das den falschen Vergleichsmaßstab. Ein Studium ist normalerweise der erste berufsqualifizierende Abschluss, daher sollte man das Studium eher mit einer normalen Ausbildung vergleichen, nicht mit dem Erlangen einer Weiterbildung zum Meister. Und wer eine Ausbildung macht, der muss auch nichts bezahlen, sondern bekommt sogar noch Geld. Eigentlich sind Studenten daher eher benachteiligt.

Ich würde jetzt das Studium nicht mit Auszubildenden vergleichen, denn die Auszubildenden bringen ja der Ausbildungsstätte schon etwas. Ich vergleiche das Studium mit den Meisterausbildungen, diese müssen selbst finanziert werden. Es gibt zwar Bafög, aber das deckt nicht alle Kosten.

So lange, wie der Azubi angelernt werden muss, kostet er den Ausbildungsbetrieb eher etwas, den er muss angeleitet werden, braucht jemanden, der sich um ihn kümmert usw. Erst im dritten Lehrjahr ist ein Azubi eigentlich so weit, dass er auch einen finanziellen Nutzen für den Betrieb bringt. Genauso bringt ein Student am Anfang nicht viel, aber im Studium muss er ja oft bei Forschungsprojekten mithelfen usw. und schafft damit einen Gewinn für die Uni.

Ich finde die Forderung nach Studiengebühren wirklich unsozial; man sollte junge Menschen damit nicht nötigen, Kredite aufzunehmen und sich zu verschulden bzw. nach dem Studium dann einen riesigen Berg an BaföG-Schulden zurückzahlen zu müssen. Es hat ja nicht jeder als Absolvent auch das super Einkommen, was man sich da in seinen Vorurteilen von den ach so „privilegierten“ gerne mal so vorstellt. Wenn die Rückzahlung für Dich kein Problem war, dann ist das ja schön, aber das heißt nicht, dass es allen anderen genauso geht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 08.02.2013, 16:13, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Es gibt Vor- und Nachteile von Studiengebühren. Vorteile sind die gute Ausstattung und Betreuung, die man mit dem Geld ermöglicht. Hier stimme ich zu, wieso soll ein Student denn nicht auch dazu beitragen? Immerhin profitiert er auch hiervon.

Nachteile sind einfach, dass einige Studenten einfach einen oder zwei Jobs nebenher arbeiten müssen, um ihr Studium zu finanzieren. Das geht dann von der Zeit ab, die sie für das Studium aufwenden müssen. Diejenigen, die richtig arm sind, denen sollte man das Studium nicht verwehren. Immerhin soll ein Studium nicht nur für reiche Leute möglich sein.

So muss man pro und contra gut abwägen, ehe man für oder dagegen ist. Man kann nicht pauschal sagen, dass man dafür oder dagegen ist, ohne die Argumente angehört zu haben.

» Corsa » Beiträge: 12 » Talkpoints: 4,13 »



Ich kann mich voll Prinzessin 90 anschließen. Ehrlich gesagt, verstehe ich dich nicht ganz. Wenn du selbst Bafög bekommen hast, konntest du wahrscheinlich ohne es zu bekommen nicht studieren, weil das Geld nicht reichte. Hättest du zusätzlich zu den Kosten. was Prinzessin 90 schrieb, noch ein weiteres Studiengeld von 500 Euro pro Semester zahlen müssen, woher hättest du das Geld genommen? So müssen die meisten Studenten es durch die NRW-Bank finanzieren lassen. Mit dem Bafög zusammen kommen da Tausende von Euros insgesamt raus, die irgendwann zurückgezahlt werden müssen.

Wenn jemand seinen Meister macht, muss er Geselle sein. Als erstes hat er als Azubi den Beruf erlernt und auch monatlich Geld erhalten. Dann wurde er Geselle und war dann in der Lage, monatlich für den Meisterkurs zu sparen, der auch als Fernkurs oder Wochenendkurs möglich ist. Wann bitte konnte der Student „neben“ seinem Studium soviel Geld verdienen, dass es für die normalen Kosten und die Studiengebühren reicht?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich finde, dass die Diskussion hier gerade ein bisschen aus dem Ruder läuft, es geht ja gerade nicht vorrangig darum, wer für oder gegen die Studiengebühren ist, sondern die Frage war eigentlich, ob man eine Mindermeinung, die für die Beibehaltung der Studiengebühren plädiert, akzeptiert oder ob man wegen dieser Mindermeinung bereits angefeindet wird. Die Beiträge in diesem Thema zeigen aber durchaus eine interessante Tendenz.

Wie dem auch sei, ich bin da noch ein bisschen unentschlossen und habe nicht am Volksbegehren teilgenommen, weil ich zu schätzen weiß, welche Ausstattung erst durch die Studiengebühren finanziert werden konnte und auf welchen Luxus wir nach der Abschaffung verzichten müssen, seien es kleine Tutorien, aktuelle Lehrbücher in der Bibliothek oder moderne Computerarbeitsplätze. Wenn ich außerdem Studenten sehe, die zwar stets über die Höhe der Gebühren schimpfen, aber trotzdem zu Mittag im Restaurant essen können und die Bücher auch für Nebenfächer lieber selbst kaufen, anstatt auf den reichhaltigen Fundus in der Bibliothek zuzugreifen, dann kann das Elend nicht so groß sein.

Jedenfalls bin ich nicht absolut für, aber auch nicht strikt gegen die Studiengebühren und habe mich somit auch politisch nicht aktiv beteiligt. Angefeindet wurde ich wegen dieser Meinung eigentlich nicht, auch wenn man durchaus eher mit Unverständnis auf meine Einstellung reagierte und einige hitzige Diskussionen mit mir führte, womit ich aber gut leben kann, weil ich finde, dass man die Stichhaltigkeit der eigenen Meinung erst dann wirklich überprüfen kann, wenn sie ein wenig in die Mangel genommen wird. Ich habe viele sachliche Gespräche geführt und die wenigsten Anhänger der Kontrabewegung ließen sich von mir eines Anderen belehren, aber die Diskussionen wurden nie unsachlich und man akzeptierte meine Meinung als solche durchaus, sobald man erkannt hatte, dass ich mich nicht wirklich umstimmen lasse und meine Meinung auch entsprechend gut begründen kann.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


anlupa hat geschrieben:Ich werde oft angefeindet, wenn ich meine Position vertrete, so als ob ich unsozial sei. Meine Argumente werden oft gar nicht erst angehört. Es heißt dann gleich immer, dass ich dafür sei, dass nur die Reichen studieren können. Erlebt ihr auch Anfeindungen, weil ihr für Studiengebühren seid? Oder seid ihr in der anderen Position auch der Meinung, dass Menschen, die für die Studiengebühren sind, unsozial seien?

Also so ganz grundsätzlich bin ich auch gegen Studiengebühren und denke ebenfalls, dass so eine Position wie von dir vertreten unsozial sei. Das muss ja aber nicht gleich bedeuten, dass ich dich deswegen anfeinde und das kann ich auch nicht begrüßen. Egal was man von der Position des anderen hält, so muss man ihn doch wenigstens seine Meinung erklären lassen, sodass man auch darüber diskutieren kann.

Ich denke trotzdem, dass so eine Position unsozial ist, da sie zu deutlich weniger Studierenden aus armen Schichten führen würde. Schon jetzt ohne Studiengebühren und mit möglicher Bafög studieren weniger Menschen aus niedrigen sozialen Schichten, wenn die jetzt noch zusätzliche Kredite aufnehmen müssten um Studiengebühren zu zahlen, würden es noch weniger werden.

Klar rein objektiv kann man ja sagen, man kann ja Bildungskredite aufnehmen, die erst nach dem Studium zurückgezahlt werden müssten, aber dafür benötigt man ja eine Anstellung nach dem Studium und nicht in jedem Bereich kann man sich da sicher sein und erst recht weiß man ja nicht, ob man das Studium tatsächlich beendet. Wer aus wohlhabendem Haus stammt, der kann sich da zur Not auf seine Eltern verlassen, die das dann schon bezahlen werden, aber wer niemanden hat, der so was übernehmen kann, überlegt es sich dann zweimal ob er neben dem Bafög auch noch einen Bildungskredit aufnimmt und sich wenn es dumm läuft damit überschuldet.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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