OLG Hamm: Anonyme Samenspende nicht mehr anonym

vom 06.02.2013, 18:26 Uhr

Wie ihr vielleicht schon den Nachrichten entnehmen konntet, hat das OLG Hamm nun entschieden, dass die aus einer anonymen Samenspende entstandenen Kinder einen Anspruch darauf haben, den Namen des "anonymen" Spenders zu erfahren und entsprechend die Namen nun auf Wunsch dieser Kinder offengelegt werden müssen. Als rechtliche Grundlage wird dafür das Grundrecht eines Menschen angeführt, seine Abstammung zu kennen.Hier ein Bericht von zeit.de

Findet ihr diese Entscheidung richtig? Führt das die "anonyme Samenspende" nicht ad absurdum? Ist das Interesse des "anonym" gezeugten Kindes als höher einzustufen als das Interesse des Spenders, anonym zu bleiben?

Benutzeravatar

» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde die Entscheinung richtig, weil es wichtig ist, zu wissen, woher man kommt. Das Wissen um die genetische Herkunft ist so essenziell, dass sie über dem Recht der Anonymität steht. Was soll das überhaupt für ein Recht sein? Der Vater wird doch in keinster Weise benachteiligt, er muss ja nicht für seine Kinder zahlen.

Die Kenntnis der Verwandtschaft ist ja auch wichtig, um Dispositionen für Krankheiten zu kennen. Der Vater eines Freundes ist beispielsweise an einer Veranlagung gestorben, die zum frühen Herzinfarkt führt. Bei diesem Freund kann gegengesteuert werden, indem er regelmäßig untersucht wird und bei geringsten Anzeichen einen Bypass bekommt. Ein Kind eines anonymen Samenspenders hätte diese Chance gar nicht. Die Samenspender werden zwar genau untersucht, aber diese Krankheit hätte man nicht erkannt.

Ich würde auch gerne wissen wollen, ob ich noch Geschwister habe. Es wäre doch schön, viele Geschwister zu haben, von denen mir manche vielleicht sogar ähnlich sind. Ich sehe da keine Rechte des Spenders, die verletzt würden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Sicher ist es wichtig, dass man seine Herkunft kennt. Ob diese Entscheidung allerdings gut ist wage ich zu bezweifeln. Für viele ist das Samenspenden einfach ein bequemer Nebenjob während der Studienzeit oder ähnlichem und sie wollen von den eventuell daraus entstehenden Kindern nichts wissen. Ich fürchte, da gibt es großes Potential für Enttäuschungen. Ob es das am Ende trotzdem wert war wissen natürlich nur die Betroffenen.

Auch kann ich mir vorstellen, dass es sich viele Männer nun zweimal überlegen ob sie wirklich Samen spenden wollen. Ich zumindest würde das tun. Wenn man am Ende schon Jahre verheiratet ist und dann plötzlich ein Kind vor der Tür steht gibt es sicher einiges das man der Ehefrau erklären muss.

» Felilou » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Anonym sollte auch wirklich anonym bleiben und auch nicht per Gesetz verändert werden. Stellt euch eine solche gerichtliche Entscheidung einmal bei den anonymen Alkoholikern vor. Was wird das wohl für Probleme insgesamt bringen? Wem nutzt eine solche Entscheidung und wo ist der Schaden wesentlich höher? Diese Entscheidung wird noch eine Reihe von Gesetzesänderungen einbringen. Ob es dabei den betroffenen Personen nutzt oder schadet wird dann uns wohl die Praxis zeigen.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde die Entscheidung sehr falsch, es ist unfair, dass der Frau Recht gegeben wurde, denn der Samenspender bekam damals zugesichert, dass er anonym bleiben darf. Die Mutter, welche die Samenspende empfangen hat, muss die Verantwortung dafür tragen, dass das Kind sich nicht schlecht fühlt.

Den Männern gegenüber, die zum Zeitpunkt der Spende vielleicht nur gespendet haben, weil sie eben anonym bleiben konnten, werden jetzt, Jahre später, durch ein vollkommen unverständliches Gerichtsurteil zu etwas genötigt, was sie nie wollten.

Ich halte es auch für absoluten Schwachsinn, dass man unbedingt wissen muss wo man herkommt. Es ist letzten Endes nur ein Teelöffel Samen, nicht mehr und nicht weniger. Diesen Samen hat ein Mann einem Paar zur Verfügung gestellt, was auf anderem Wege keine Kinder kriegen konnte. Um jemanden als Eltern bezeichnen zu können, gehört mehr dazu, als fünf Minuten Spaß für eine Samenspende, somit ist das Argument nach der Identitätssuche für mich nichtig.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde diese Entscheidung prima, da ich selber ein Kind bin, welches aus Samenspende entstanden ist. Ich denke ich werde mir gründlich Gedanken darüber machen, ob ich dieses Recht in Anspruch nehme. Ich mache mir seit Jahren Gedanken darüber woher ich stamme, ob ich meinem biologischem Vater ähnliche sehe, wie alt er ist und all das. Ich denke ich lasse mir noch 3-4 Jahre Zeit, dass zu überdenken und dann werde ich weiter sehen.

Ich finde es toll, dass uns (den Kindern, die aus Samenspende) jetzt die Möglichkeit gegeben wird unsere Herkunft zu erfahren. Ich erwarte auch nicht, dass mein "Vater" mich dann in die Familie aufnimmt, sondern einfach ein Bild, ein einfaches Telefonat würde mir vermutlich reichen. Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass er eine Familie hat, die ich keinesfalls zerstören möchte. Ich würde mich nur sehr freuen meine Wurzeln zu kennen.

Benutzeravatar

» Solala » Beiträge: 98 » Talkpoints: 2,72 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^