Lest ihr politisch korrekt vor?
In meinem Bekanntenkreis läuft derzeit eine heftige Diskussion. Es geht um das Vorlesen von Kindergeschichten. Das Märchen teilweise nicht wirklich kinderfreundlich sind, wurde hier ja bereits in anderen Threads ausführlich beschrieben. Hier geht es rein um diverse Geschichten und ähnliches. In meinem Bekanntenkreis geht es hier eher darum, ob man Wörter, die heute als nicht politisch korrekt gelten, durch andere ersetzt werden, man sie weg lässt oder sie trotzdem vorliest. Ganz speziell geht es wohl im Begriffe wie Neger und ähnliches.
Lest ihr die Worte vor, auch wenn ihr wisst, sie sind heute nicht mehr politisch korrekt? Ersetzt ihr diese Wörter? Oder lasst ihr sie eventuell ganz weg? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich eurer Meinung nach daraus? Warum handelt ihr so?
Warum sollte ich Worte beim Vorlesen weglassen? Die Gesellschaft war oftmals noch nie politisch korrekt, deswegen bleibt mir auch der Sinn des Weglassens verborgen. Entweder man liest etwas, so wie es da steht oder man lässt es bleiben. Auch abwertende Begriffe sollte man auch vorlesen. Schließlich gehören sie teilweise zur Geschichte dazu und ich finde nicht, dass man sie nun unbedingt ersetzen muss. Jeder, der die wahre Bedeutung eines Begriffes kennt, sollte meiner Meinung nach auch dazu fähig sein, diese Begriffe vorzulesen und gegebenenfalls auch erklären, dass es sich hierbei um einen abwertenden Begriff handelt. Man muss nicht immer alles zensieren.
Gerade in Geschichten wie Pipi Langstrumpf wird ja ganz gerne vom "Negerkönig" gesprochen. Allerdings finde ich, dass es kein Grund ist, diese Worte nicht vorzulesen, weil sie nicht "politisch korrekt" sind. Ich lese mit Grundschulkindern von der ersten bis zur vierten Klasse Texte sämtlicher Genre und Erscheinungsjahre, da kommen dann auch Begriffe wie Neger vor. Doch anstatt diese Bücher dann gar nicht zu lesen oder die Stelle umzuschreiben oder ähnliches, unterhalte ich mich mit den Kindern darüber, wenn brenzlige Ausdrücke in der gelesenen Stelle vorkommen.
Auch jüngere Kinder können nach einem kindgerechten Gespräch über den gewählten Ausdruck verstehen, was er bedeutet und warum sie diesen nicht benutzen sollten. Wenn man ihnen erklärt, dass diese Begriffe damals noch "normal" waren und häufig gebraucht wurden, heute aber oft als Beleidigung gesehen werden und sich andere dadurch verletzt fühlen können, dann ist das vorläufig ausreichend, bis das Kind alt genug ist, genauer darauf einzugehen. Ich finde also, dass "politisch unkorrekte" Ausdrücke in Kinderliteratur beim richtigen Umgang durch Erwachsene kein Problem sind.
Ich persönlich sehe im Ausdruck "politisch Korrekt" schon eine abwertende Bezeichnung. Denn es hat nichts damit zu tun, ob etwas "politisch korrekt" ist oder nicht, wenn man sich an sexistischen oder rassistischen Begriffen nicht stört. Hier ist dann tatsächlich das eigene Weltbild gefragt.
Man macht es sich recht einfach, wenn man sich damit herausredet, dass eben in den 60er Jahren der Begriff "Negerkönig im Taka-Tuka-Land" niemanden gestört hat. Denn das ist so nicht richtig und betroffene Personen waren definitiv nicht glücklich. Aber das Bewusstsein in weiten Teilen der Bevölkerung war schlicht nicht so weit, hier sensibel genug zu reagieren. Und der gemeine Rassist hat sich weniger schlecht gefühlt, wenn er von "Neger" spricht als heute. Um jetzt einfach mal ein Beispiel zu nehmen.
Wieso sollte man heute nicht versuchen, die Begriffe zu verwenden, welche definitiv weniger Verletzend sind? Um die Authentizität der Werke zu schützen? Das würde ja bedeuten, dass die Bücher ausschließlich dann wirken, wenn die überalterten Begriffe verwendet werden - dann geht es schon gar nicht mehr um die Geschichte.
Ich für mich achte schon darauf, dass meine Kinder eben nicht mit "Neger" als gewöhnliche oder normale Bezeichnung für Menschen aufwachsen. Ohne mich darum zu bemühen, "politisch korrekt" zu sein. Wer "politisch korrekt" benutzt, will vermutlich sowieso nur zum Ausdruck bringen, dass er oder sie es sowieso anders meint aber auf Grund der äußeren Umstände eben nicht mehr sagen darf, was er oder sie wirklich denkt.
Jetzt geht die Diskussion hier auch los, bin mal gespannt ob es wirklich wieder welche gibt die das wirklich toll finden. Ich habe die Diskussion im Fokus-Online verfolgt und da gab es hunderte von Meinungsäußerungen dazu. Speziell wurde über das Thema diskutiert dass 50 Prozent der Befragten einer Bildumfrage dafür waren verdächtige Begriffe aus allen alten Büchern zu entfernen. Komischerweise fanden sich unter den Kommentaren höchstens zwei oder drei Leute die so etwas zumindest in Ansätzen begrüßten.
Ich lehne so etwas absolut ab, weil ich es einfach unmöglich finde. Warum sollen die Kinder nicht erfahren dass es Neger gibt? Bei Pippi Langstrumpf mit dem bei neuen Auflagen inzwischen entfernten Wort Negerkönig erfahren sie ja auch dass ein Neger sogar König werden kann. Das kann doch nicht verkehrt sein, oder? Neger ist kein Schimpfwort sondern die Bezeichnung einer Rasse auf Grund ihrer anderen Hautfarbe. Der Stamm des Wortes leitet sich ja auch daraus ab.
Mich regt aber wirklich auf dass die öffentliche Meinung hier wieder einmal durch die Medien und einige Meinungsbildner manipuliert wird. Natürlich geben die Autoren ihre Zustimmung, auch wenn sie zuerst strikt dagegen waren. Da hilft der sanfte Druck der Verlage von denen sie abhängig sind, genau wie es sich bei den Artikelschreibern der Zeitung um freischaffende Reporter handelt. Wenn sie kritische Beiträge dazu schreiben dann werden diese nicht gekauft, sie verdienen ihren Lebensunterhalt also damit dass sie ihre Texte verkaufen. Die nächste Stufe wären dann vielleicht linke Schlägertrupps die die Buchläden zum entglasen aufsuchen wenn die nicht machen was sie wollen. Bei kritischen Zeitungen ist das schon Alltag. Hier wird wieder von einer Minderheit versucht die eigene Meinung als die einzig richtige aufzudrücken und das wird auch wieder funktionieren wenn ich das so verfolge.
hooker hat geschrieben:Bei Pippi Langstrumpf mit dem bei neuen Auflagen inzwischen entfernten Wort Negerkönig erfahren sie ja auch dass ein Neger sogar König werden kann. Das kann doch nicht verkehrt sein, oder?
Da hast du aber Pipi Langstrumpf nicht verstanden
Dennoch bin ich nicht dafür, dass diese Wörter geändert werden und dass man Bücher einfach als politisch und pädagogisch inkorrekt abstuft. Ich denke, dass man jedem Kind alles erklären kann. Die Änderung sehe ich sogar ziemlich kritisch. Irgendwie ist es doch gerade das was alte Bücher ausmacht, dass eben so geschrieben wurde, wie es zu der Zeit eben angesagt war.
Doch, das weiß ich, Pippi Langstrumpf hatte ich als Kind unzählige Mal gelesen so dass ich das Buch schon fast auswendig konnte. Es gab aber auch andere Negerkönige, besonders in Afrika und in der Südsee. Diese Informationen würde dann verloren gehen wenn die alle wie auch immer politisch korrekt benannt werden würden. Ich finde solche Diskussionen und Vorschläge einfach nur absurd.
Auf der einen Seite kann man es schon mit der Political Correctness übertreiben, auf der anderen Seite finde ich es aber auch gut, wenn Kinder ohne nun mal heutzutage abwertende Begriffe wie "Neger" aufwachsen. Für viele Farbige ist Neger mittlerweile gleich einem ähnlich klingenden, noch schlimmeren Schimpfwort, und das muss finde ich nicht sein.
In der Erwachsenenliteratur finde ich es noch etwas Anderes, Erwachsene können sich schlau machen bzw. wissen oft, dass eben ein Begriff in einem bestimmten Zeitgeist anders gemeint war, und man kann wohl kaum hergehen und sämtliche Werke, die generell sexistische oder rassistische bzw. antisemitische Begriffe enthalten, zensieren.
Zensur solcher veralteter und mittlerweile negativ besetzten Begriffe finde ich aber im Sinne des Jugendschutzes schon okay bzw. sinnvoll, entgegen der Meinung vieler Intellektueller, die ja in der Regel auch nicht unbedingt selbst "Betroffene" sind, sprich Ausländer oder Farbige, etc.
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