Ohranhängsel beim Kind operativ entfernen lassen?

Es gibt mehrere Launen der Natur, dass ein Mensch eine mehr oder weniger kleine Fehlbildung ab Geburt hat. Eine dieser Abweichungen von der Norm ist das Ohranhängsel. Da befindet sich an der Ohrmuschel mindestens ein kleiner knorpeliger Fortsatz, der normalerweise nicht vorhanden ist. Je nach Größe ist das nur ein Knubbel, der kleiner als eine Erbse ist. Manche Ohranhängsel sind wohl kleine Würstchen, die zwei Zentimeter lang werden.

Nun habe ich ein Mädchen im Grundschulalter kennen gelernt, die noch so ein Ohranhängsel hat und mit Selbstbewusstsein trägt. Ihre Eltern wollten es nicht operativ entfernen lassen. Man hört aber auch immer wieder, dass solche Ohranhängsel gleich nach der Geburt entfernt werden oder später dann durch einen Chirurgen.

Würdet ihr euer Kind operieren lassen oder nicht? Immerhin könnte man es ja auch als Schönheitsoperation sehen, die medizinisch überflüssig ist. Andererseits lassen ja auch viele Eltern ihren Kindern die Segelohren anlegen, um zu vermeiden, dass sie verspottet werden. Ähnlich könnte es ja auch bei einem Ohranhängsel sein, dass das Kind verlacht wird, weil es optisch von der Norm abweicht.

Würdet ihr euer Kind operieren lassen und warum? Wann würdet ihr euer Kind operieren lassen, also in welchem Alter? Würdet ihr das Kind mit entscheiden lassen oder selbst entscheiden? Würde bei Euch auch die Größe des Ohranhängsels eine Rolle spielen für die Entscheidung? Würdet ihr es unterschiedlich handhaben, wenn es um einen Sohn oder eine Tochter geht?

Sofort nach der Geburt würde ich es nur entfernen lassen, wenn es schädlich für das Kind ist. Ansonsten sehe ich da erstmal wenig nutzen drin. Du hast ja gesagt, dass das Mädchen, das du kennengelernt hast, es mit Selbstbewusstsein trägt.

Man kann das natürlich so oder so sehen. Entweder man mag es nicht, weil man gehänselt wird oder weil es einen unterscheidet. Oder man mag es genau deswegen, weil es einen anders macht. Deswegen finde ich, das Kind sollte das selbst entscheiden. Es tut ihr ja erstmal nicht weh, das im Ohr zu haben. Und immerhin ist es auch ein größerer Eingriff, auch wenn das Kind das im Babyalter noch nicht mitkriegen würde.

Wenn dieses Anhängsel so groß ist, dass man es immer sofort sieht, würde ich es mir wahrscheinlich aber noch einmal überlegen, nicht schon früher operieren zu lassen. Kinder merken ja auch relativ früh, wenn sie immer angeschaut werden und das ist für sie dann auch unangenehm.

Meine Töchter haben zwar kein Ohranhängsel, aber dafür hat eine meiner Töchter eine großflächige Pigmentstörung. Wenn es nach meiner ehemaligen Schwiegermutter gegangen wäre, hätte da auch im Babyalter noch eine umfangreiche Behandlung stattfinden sollen. Ich habe das damals abgelehnt, da ich es für einen unnötigen und vor allem risikoreichen Eingriff gesehen habe.

Meine Tochter geht damit auch sehr selbstbewusst um und ihre Freunde stören sich nicht daran. Sie ist nun zehn Jahre alt und hatte deswegen noch nie negative Erlebnisse. Ich selbst habe, wenn ich früher darauf angesprochen wurde, immer gesagt, dass wir das so bestellt haben, damit wir die Mädels unterscheiden können. Sind ja Zwillinge. Damit war auch bei Erwachsenen schnell das Thema beendet.

Meine Tochter hatte mich einmal gefragt, ob man das auch wegmachen kann. Ich habe ihr dann erklärt, dass sie das später einmal selbst entscheiden darf. Sollte sie da wirklich mal entsprechende Ablehnungen durch ihr Umfeld erfahren, dann kann man eine entsprechende Behandlung durchführen lassen.

Solange aber ein Kind mit solchen optischen Makeln kein Problem hat und damit selbstbewusst umgeht, sollte man das Risiko einer Operation nicht eingehen. Ich kenne genug Eltern, welche ihren Kindern die Ohren haben anlegen lassen, weil sie eventuell geärgert werden könnten deswegen. Es gab bis dahin keinen Vorfall und ich empfinde es als unverantwortlich, wenn man so über das Aussehen des Kindes entscheidet.

Ich würde mein Kind nicht sofort operieren lassen. Schließlich ist so eine Geburt ja auch nicht leicht für ein Kind und deswegen würde ich das nicht machen, wenn es nicht notwendig ist. Danach kann man noch darüber nachdenken, wie auffällig es ist. Wenn es nicht ganz so schlimm ist, würde ich es lassen und das Kind soll dann irgendwann selber entscheiden.

Meistens werden Kinder, die so etwas haben sehr selbstbewusst. Sie müssen sich ja immer durchsetzen und so ein bisschen etwas am Ohr ist ja eigentlich auch nicht schlimm. In der Pubertät kann es zum Problem werden und dann kann es auch gemacht werden, wenn das Kind es will, aber man muss sein Kind nicht unnötig quälen.

Ich finde es unnötig, wenn man es gleich nach der Geburt wegmachen lässt, wenn es keine gesundheitliche Beeinträchtigung ist. Ich selbst habe ein Muttermal direkt neben dem Mund seit meiner Geburt und meine Eltern haben sich dagegen entschieden, einzugreifen.

Es wurde immer als "süß" angesehen und ich wurde nie gehänselt, viele haben es nicht bemerkt und seit ich älter bin überschminke ich es. Mit 10 hatte ich erstmals eine Phase, in der ich es weglasern lassen wollte, meine Eltern waren aber nicht dafür und haben erkannt, dass ich es selbst auch nicht unbedingt wollte. Vor einem Jahr, mit 17, habe ich mich dann doch dafür entschieden und seit dem habe ich Laserungstermine. Es wird von allen akzeptiert, aber die meisten finden es schade, weil sie meinen, dass der rote Fleck einfach zu mir gehört.

So ähnlich ist es wohl auch mit kleinen Ungewöhnlichkeiten am Ohr- solange man sich selbst damit wohlfühlt gibt es keine Notwendigkeit einer OP- sobald man sich selbst aber lieber ohne hätte, spricht nichts gegen diese OP. Oft wird die auch von der Krankenkasse übernommen. Dabei sollten aber nicht die Angehörigen entscheiden, sondern in jedem Fall das Kind!