Welche Erfahrungen habt ihr mit Demonstrationen gemacht?

vom 10.01.2013, 22:45 Uhr

Auch wenn Deutschland nicht gerade zu dem protestfreundlichstem Land gehört und die allgemeine Meinung zu Demonstrationen eher gleichgültig ist (natürlich nur so lange man sich selbst nicht dadurch gestört fühlt) und viele meinen, dass es doch sowieso nichts bringt, so gibt es dennoch immer wieder die unterschiedlichsten Demonstrationen. Häufig geht es natürlich um politische Themen.

Wart ihr selbst schon einmal auf einer Demonstration? Worum ging es dabei? Und was ist aus dem Thema geworden? Wart ihr auch außerhalb der Demo diesbezüglich aktiv oder eher als Mitläufer auf der Demonstration dabei?

Ich war in meiner politischen Selbstfindungsphase bei einigen Demos dabei. Meistens angemeldete Großdemonstrationen oder damals auch kleinere Montagsdemos. Und zweimal bei einer spontanen Demonstration, die grundsätzlich nicht anmeldepflichtig sind, wenn es sich eher um Aktionskunst handelt, bzw. Menschen sich spontan zusammen gefunden haben. Bei einer Demo, wo wir mit mehreren hundert Leuten über die Straße zogen, ging ich eigentlich davon aus, dass es Probleme mit den Ordnungshütern gegen wird. Stattdessen reagierten diese sowas von gelassen, dass ich es fast nicht glauben konnte. Ein Polizist auf dem Motorrad bot sich quasi an voraus zu fahren und fragte freundlich, wo denn unser Ziel sein. Andere Zweirad-Polizisten kamen hinzu und sicherten die Gruppe auch an den Seiten und am Ende ab, während der vordere brav die kommenden Kreuzungen sperrte.

Bei so manch angemeldeter Demo hingegen erzeugten die vermummten Polizisten eher eine angespannte Stimmung und so manche reagierten wirklich über, so dass die Situation auch an einigen Stellen brenzlig wurde. Schade ist es hingegen, dass viele irgendwann aufgeben und die Sache auf sich beruhen lassen. Ich bin der Meinung, dass man an vielen Stellen wesentlich mehr erreichen könnte. Was meint ihr?

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich war bei 2 Demonstrationen dabei. Bei der einen ging es um Ausländer, die ein Asyl haben wollten und deswegen einen Hungerstreik machten. Man hatte die Demonstration gemacht, damit sie gehört werden. Man muss dazu sagen, dass in meinem Wohnort jeden Montag Demonstrationen stattfinden und da wirklich schnell auf die Straße gegangen wird, wenn etwas ist.

Ansonsten war ich in meiner Heimatstadt bei einer Demonstration gegen Rechts dabei. Das hatte den Grund, dass auf meiner damaligen Schule Flyer von Rechten verteilt wurden und die Stadt ein Zeichen setzen wollte. Zumal auch eine Demonstration von Rechten an stand. Man hat da ein klares Zeichen gesetzt, wobei man eben die Meinungen nicht ändern kann. Ich finde es aber auch wichtig, dass man zeigt, was man nicht möchte.

Ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass zu wenige Menschen auf die Straße gehen, aber irgendwie sind es die Falschen. Ich sehe da immer nur Rentner und Arbeitslose. Kaum jemand, macht einen Tag frei, um zu einer Demo zu gehen. Dementsprechend sind oftmals die Themen. Sicherlich könnten und müssten mehr Menschen auf eine Demonstration gehen, aber viele Menschen schaffen es einfach nicht, weil sie auch so eingebunden sind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich war bei mehreren Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen dabei und möchte die Zeiten auch nicht mehr missen. Auch heute gehe ich durchaus noch zu Demonstrationen, wenn ich einen Sinn darin sehe.

Angefangen hat meine Demonstrationsphase eher unspektakulär zu Zeiten vor dem zweiten Golfkrieg. Eines Tages standen Leute in der Berufsschule im Klassenraum und forderten uns auf, uns doch einem Sternmarsch gegen den Krieg am Golf anzuschließen. War ziemlich interessant und ich habe mich dann auch während des Golfkrieges rege engagiert. Täglich zur Mahnwache. Demonstrationen aller Art. Kundgebungen. Und so weiter. Sehr zum Leidwesen meiner Ausbilder. Die Ausbildung hat nicht wirklich gelitten, abgesehen davon, dass ich ziemlich erkältet war. Unsere Ansichten waren einfach nicht unter einen Hut zu bringen.

Danach habe ich mich für die Kurdenhilfe eingesetzt. Damals mit einem Stand zur Sammlung von Spenden. Ich meine Demonstrationen gab es damals auch.

Das ging dann quasi in den Kampf gegen Rechts über. Brennende Asylantenheime gab es leider damals einige. Zu der Zeit habe ich auch ein paar kleine Demonstrationen mit organisiert. Im Vergleich zu heute empfand ich die Polizei damals recht entspannt. Abschluss der Hauptphase damals war eine Großdemonstration in Bonn. Die war auch bundesweit ausgeschrieben, es traten bekannte Künstler auf und so weiter. Das war schon faszinierend. Auch dort empfand ich die Polizei als nicht wirklich extrem.

Im vorletzten Jahr war ich bei Montagsspaziergängen gegen Atomstrom. Leider hier sehr mau besucht. Wir waren zeitweise weniger Demonstranten als Polizisten. Die nahmen das aber auch eher mit Spaß hin. Zur bundesweiten Demonstration gegen Atomstrom war ich 2011 dann auch. Das Feeling von früher kam nicht wirklich auf. Aber die Demonstration war strukturiert und vor allem friedlich, was mir immer wichtig ist. Und sie hatte an manchen Punkten auch was Flower- Power- artiges.

Leider nutzten auch die Rechten diese Großdemos, um zeitgleich Aufmärsche in verschiedenen Städten zu machen. Bevor ich zu meiner Großdemo fuhr, war ich noch zur Gegendemo. Die Atmosphäre empfand ich als ungemütlich und gewaltgeladen. Leider von Seiten der Gegendemonstranten aus. Auch das Polizeiaufgebot war nicht zu verachten.

Im Sommer letzten Jahres war ich auf einer Gegenveranstaltung zur Kundgebung der NPD. Die NPD war witzig. Die Veranstalter der Gegendemo kämpften mit Kirchenglocken, was ich ebenfalls amüsant und wirklich sinnvoll fand- nein das ist nicht ironisch gemeint. Denn von der NPD verstand man kein Wort mehr. Die eher extrem linke Front verhielt sich auch relativ manierlich. Das Polizeiaufgebot machte mir eher Angst. Denn die standen dort, als wenn sie den Bundestag vor Attentätern würden schützen wollen. Bewaffnet, Schutzkleidung und so weiter. Ein krasser Unterschied zu meinen früheren Zeiten. Wobei ich die Schutzmaßnahmen durchaus verstehen kann.

Ansonsten besuche ich jährlich Gedenkveranstaltungen zur Reichskristallnacht. In meinen Augen auch eine Form von Demonstration. Auch hier hat sich einiges verändert. 2010 wurde ich wie ein Schwerverbrecher untersucht und auch die ganze Veranstaltung über beobachtet. 2012 fragte man mich, ob ich als Reporterin einer örtlichen Zeitung dort sei. Ich kann die Maßnahmen auch hier verstehen. Aber ich möchte irgendwie nicht immer erklären müssen, warum ich diese Veranstaltungen besuche. Was ich dann aber natürlich trotzdem mache.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich habe früher sehr viel demonstriert, beispielsweise gegen die Atomkraft, gegen die öffentliche Vereidigung der Rekruten, gegen die Volkszählung und gegen die Nato. Das ist aber schon fast vierzig Jahre her.

Zur Großdemo gegen den Nato-Doppelbeschluss 1982 in Bonn, einer der größten Demos der Geschichte mit Hunderttausenden Teilnehmern sind wir in der Nacht von München mit Bussen hingefahren und abends wieder zurück. Aber ich hatte unter den vielen Demonstranten Platzangst.

Nato und Atomkraft haben sich ja einigermaßen gut gemacht. Die Aufregung damals um die Volkszählung verstehe ich jetzt nicht mehr. Heutzutage geben viel mehr Menschen Daten preis, als damals hätten angegeben werden sollen, und das auch noch anonym.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich war schon bei mehreren Demonstrationen, eigentlich nur gehen NPD und ProDeutschland. Meine Erfahrung sehr zweigeteilt, zumal was das auftreten der Polizei und auch der Demonstranten angeht. Eine unterschwellige gewaltgeladene Atmosphäre ist leider oftmals so wenn es eine Demo gegen rechts ist, teilweise geht dies von den rechten aus aber auch von Gegendemonstranten, gerade aus der Autonomen Antifa-Szene.

Ich musste leider auch die Erfahrung machen das teilweise die Stimmung der Polizei sehr aggressiv war und auch teilweise grundlos gegen Demonstranten vorgegangen ist. Gerade bei Demos gegen Rechts, gibt es immer sehr viele Kontrollen, was einfach nur nervt, wenn man innerhalb von 30 Minuten 8 mal kontrolliert und durchsucht wird, leider erlebt am letzten Wochenende.

» Suvii » Beiträge: 13 » Talkpoints: 3,77 »


Ich war bisher nur auf einer Demonstration und so weit ich weiß haben damals deutschlandweit Menschen protestiert und die Politik hat tatsächlich eingelenkt und wir haben etwas bewirken können - nicht nur auf Landesebene, sondern auf Bundesebene. Das finde ich natürlich schon toll. Ansonsten war ich noch auf keiner Demonstration, weil nicht immer die Zeit da ist und nicht immer ist das Anliegen wichtig genug, dass man sich dafür die Zeit nehmen möchte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich habe an den Demos gegen Hartz IV teilgenommen. Der Erfolg war gleich Null. Ich habe auch den Eindruck, dass seit der Deutschen Einheit keine Demo mehr etwas gebracht hat. Ich lasse mich gerne durch konkrete Beispiele vom Gegenteil überzeugen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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