Bei vorhersehbarer Verspätung gleich die Schule schwänzen?

Ein paar aus meiner Klasse schwänzen häufiger und weil ich mich gefragt habe, warum die das machen, habe ich nachgefragt und habe ganz seltsame Antworten bekommen. Einige schwänzen nur, weil sie sowieso zu spät kommen. Das bedeutet, wenn sie sowieso schon verschlafen haben, bleiben sie gleich im Bett liegen, obwohl sie mit ein bisschen Beeilung vielleicht nur zehn Minuten zu spät kommen würde.

Ich kenne das von mir, dass ich dann gerne liegenbleiben würde oder dann schwänze, wenn ich ein Projekt abgeben muss, es aber noch nicht fertig habe, was aber die Ausnahme ist. Aber in der Regel gehe ich, wenn ich gerne noch liegenbleiben würde, trotzdem zur Schule, weil ich eigentlich jeden Morgen gerne liegenbleiben würde. Und dann bräuchte ich schließlich gar nicht mehr zur Schule gehen.

Würdet ihr, beziehungsweise habt ihr schon einmal die Schule geschwänzt, nur weil ihr sonst zu spät gekommen wärt und das vielleicht eure dritte Verspätung in einer Woche wäre? Hattet ihr dabei Schuldgefühle oder war euch das egal?

Ich mache das für gewöhnlich nicht. Wenn dann ist es so, dass es sich nicht mehr lohnt, in die Schule zu gehen, weil wir an dem Tag beispielsweise sowieso nur vier Stunden Schule haben und ich bereits zwei verschlafen habe. Für zwei Stunden Unterricht in die Schule zu kommen, finde ich nämlich wirklich etwas unsinnig, da ich da dann fast genauso lang unterwegs bin, wie ich dann letztendlich tatsächlich im Unterricht sitze.

Ansonsten finde ich das Verhalten aber wirklich unmöglich. Wenn man das einmal macht, kann ich es ja noch gut nachvollziehen, aber wenn man das ständig macht, dann sollte man sich mal Gedanken darüber machen, ob man sich nicht lieber noch einen zweiten Wecker stellen sollte. Wenn ich jedes Mal morgens im Bett liegen bleiben würde, weil ich nicht aufstehen möchte, dann wäre es bei mir genauso wie bei dir: ich würde gar nicht mehr in die Schule kommen, weil ich jeden Morgen liegen bleiben würde.

Das kann es ja irgendwo dann auch nicht sein. Ich verstehe sowieso nicht, warum manche Leute es nicht für nötig halten, in die Schule zu gehen. Ich bin in der Oberstufe und jeder einzelne Schüler ist nicht gezwungen, in die Schule zu kommen, sondern hat sich aus eigenem Willen dafür entschieden, eine weiterführende Schule zu besuchen. Und dann kommen sie trotzdem nicht.

[Gio]

Mein Neffe hat das eine Zeit lang auch so gesehen, aber dann ziemlich bald eine Attestpflicht bekommen. An unserer Schule kann man sich das selbst als Volljähriger, beziehungsweise nicht mehr Schulpflichtiger nicht allzu oft leisten. Es hagelt dann ziemlich bald verschärfte Verweise, ein Disziplinarausschuss und der Verweis von der Schule. Ich finde das auch richtig so. Wenn kein Interesse an der Schule besteht, ist überhaupt nicht einzusehen, dass ich das als Steuerzahler bezahle.

Nie mehr im Leben hat man die Chance von hoch qualifizierten Fachleuten so individuell unterrichtet zu werden. Mein Neffe steht kurz vor dem Disziplinarverfahren, nur aufgrund seiner Schulschwänzerei. Jetzt geht er gewissenhaft in den Unterricht, weil er weiß, dass er sich gar nichts mehr leisten kann. Ich versteh nicht, dass manche Bundesländer oder Schule da so lasch ist. Wenn die Schüler die Schule selber zahlen, wäre es mir egal. Aber ich bin nicht bereit Lehrer und Räume für Schüler zu bezahlen, die mit Absicht nur unregelmäßig erscheinen.

Schwänzen ist immer eine unschöne Sache. Es kann ja wirklich mal vorkommen, dass man sich verspätet, aber dies direkt als Anlass zum Schwänzen zu nehmen halte ich für falsch. So etwas kann sehr schnell zu einer negativen Angewohnheit werden. Das mit dem Morgens aufstehen ist ein sehr gutes Beispiel. Man dreht sich Morgens immer wieder im Bett um und irgendwann sagt man sich selber, dass man ohnehin zu spät kommen wird, obwohl vielleicht noch mehr als genug Zeit vorhanden ist.

Ich bin nicht all zu oft zu spät zur Schule gekommen. In einem Winter hat sich ein Freund von mir mit dem Auto in den Straßengraben gedreht. Ich bin dort geblieben und habe versucht ihm zu helfen. Das wir beide so zu spät zur Schule kommen werden war dann schon klar. Es dauerte aber länger als gedacht ihn da wieder heraus zu bekommen. So waren wir am Ende über drei Stunden zu spät zum Unterricht erschienen. Wir sind dennoch hin, weil an dem Tag wichtige Fächer auf dem Programm standen und bei denen wir es uns nicht leisten konnten zu fehlen. Es herrschte gerade Prüfungsvorbereitung auch so wären wir trotzdem noch hingefahren.

Als ich noch aufs Gymnasium ging, gab es bei uns eine ganz strenge Regelung. So wurde jeder einzelne Tag, an dem man fehlte, notiert. Nun war es aber so, dass der erste Lehrer, dem man an einem Schultag hatte, notierte, wer fehlte.Fehlte man also in der ersten Stunde, war man für den gesamten Tag als fehlend eingetragen, auch wenn man später noch kam. Dabei war es egal, ob der Schultag zehn Stunden hatte und man nur die erste Stunde fehlte und was die Gründe dafür waren. Man wurde schlicht und einfach als fehlend eingetragen und konnte nichts dagegen tun. Von daher machten es die meisten bei uns so, dass sie gleich zu Hause blieben, wenn sie verschlafen hatten.

Ich muss sagen, dass auch ich hin und wieder zu Hause geblieben bin, wen ich wusste, dass ich zu spät kommen würde. Das machte ich aber nur, wenn kein Test oder etwas anderes Wichtiges anstand. Besonders häufig kam es auch nicht vor, doch wenn ich hin und wieder keine Lust auf den Sportunterricht hatte, blieb ich gleich ganz zu Hause, als eben nur nicht zu Sport zu gehen. Das hat sich einfach viel besser gelohnt, da es eben auf das gleiche raus kam.

Mittlerweile gehe ich zur Uni und habe so wenig Stunden wöchentlich, dass ich es gar nicht für nötig ansehe, absichtlich nicht hinzugehen. Immerhin habe ich meistens nur vier Stunden täglich. So ist es aber bis jetzt einmal vorgekommen, dass ein Zug ausgefallen ist. Dadurch hätte ich eben auch meinen anschließenden Bus verpasst und würde somit über eine Stunde zu spät kommen. Von daher dachte ich mir, dass es sich nicht lohnen würde, so lange am Bahnhof zu warten und dann nur so kurz in der Uni zu sein. Da ich die Vorlesung ohnehin nicht als sonderlich wichtig ansah, blieb ich also gleich ganz zu Hause und würde es wohl auch wieder so tun, falls wieder einmal ein Zug ausfallen sollte. Immerhin habe ich wirklich keine Lust darauf eine halbe Stunde am Bahnhof auf den nächsten Zug zu warten und insgesamt drei Stunden unterwegs zu sein, nur um mir eine Vorlesung von einer Stunde anzuhören.

Glücklicherweise war ich in meiner kompletten Schullaufbahn nur zwei- oder dreimal zu spät, für alles Andere bin ich einfach zu pflichtbewusst. Wie man in aller Regelmäßigkeit verschlafen kann, ist mir ohnehin ein Rätsel, zumal man durchaus mit mehreren Weckern oder einer anderen Platzierung dieser nützlichen Helferlein vorbeugen kann, wenn man seine Schwächen kennt. Natürlich kann es auch immer sein, dass es im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel zu Verspätungen kommt und ich mag da auch verwöhnt sein, weil ich auf meinem Weg zur Schule nur auf den Nahverkehr angewiesen war, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass man vielen Verspätungen durchaus vorbeugen könnte, indem man eben einen Bus oder eine Bahn früher nimmt, als es für die Ankunft auf den letzten Drücker notwendig wäre.

Trotzdem gab es auch in meinem Jahrgang Schüler, die Schwierigkeiten mit der Pünktlichkeit hatten; und wenn man mal zu spät ist, kann ich durchaus verstehen, dass man dem Unterricht dann lieber fern bleibt. Natürlich ist das keine besonders lobenswerte Einstellung und auch keine, die man auf das spätere Arbeitsleben übertragen sollte, aus disziplinarischen Gründen kann ich das aber schon nachvollziehen. Während an unserer Schule Verspätungen immer schnell mit Strafarbeiten und Verweisen geahndet wurden, war man mit entschuldigten Fehltagen sehr moderat und ließ eine beträchtliche Zahl davon durchgehen, bis es dann letztlich zur Attest-Pflicht kam. Wenn die Verspätungen sich schon häuften und der Unterricht ohnehin nicht prüfungsrelevant war, weil keine Abiturfächer auf dem Plan standen, ist die Gemütlichkeit im heimischen Bett zumindest ansatzweise verständlich.

Ich persönlich habe aus diesem Grund noch nie geschwänzt, aber ich kenne einige die es getan haben. Ich kann es ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen warum man gleich schwänzt, nur weil man Gefahr läuft sich etwas zu verspäten. Dann kommt man halt mal zehn Minuten zu spät, dafür haben die Lehrer sicher mehr Verständnis, als wenn man gar nicht mehr in der Schule auftaucht an dem Tag. Bei Prüfungen könnte ich es noch ansatzweise verstehen. Wenn man erst nach 20 Minuten auftauchen würde und die Zeit einem fehlt, ist es vielleicht wirklich klüger zu hause zu bleiben. Denn dann könnte man die Prüfung nach schreiben und zwar mit der gesamten Zeit, die man zur Verfügung gehabt hätte und nicht einem Bruchteil davon.

Ich finde die Lehrer gehen zu lasch mit dem Thema schwänzen um. Es dürfte den Schülern erst gar nicht so einfach gemacht werden die Schule zu schwänzen. Zum Beispiel indem die Lehrer für jeden Fehltag ein ärztliches Attest einfordern. Natürlich kann man sich auch das Attest einfach beim Arzt abholen und eine Krankheit imitieren, aber das wird nicht oft möglich sein und die Schwänzerei würde zumindest etwas eingedämmt werden. Die Erziehungsberechtigten sollten auch aktiver handeln und ihren Kindern klarmachen, wie wichtig Schule und Pünktlichkeit ist. Später im Beruf können sie ja schließlich auch nicht kommen wann sie wollen. Sie sollten sich das erst gar nicht falsch angewöhnen!