Großfamilien gelten in Deutschland als asozial?

vom 04.01.2013, 12:20 Uhr

Wenn man 5 oder mehr Kinder hat, dann gilt man wohl in Deutschland als asozial. Kinderreiche Familien haben keine Lobby. Es fängt schon damit an, dass man keine Wohnung bekommt, wenn man auf Wohnungssuche ist. Will man ein Haus kaufen, dann wird auch schon dumm geschaut, wenn man mit mehreren Kindern zur Besichtigung kommt. Da geht es nicht mal ums Mieten, sondern ums Kaufen. Es wird dann sofort dabei gesagt, dass es eine ruhige Wohngegend ist und Kinder gar nicht so erwünscht sind. Und wer will dann schon dort hin ziehen.

Wenn man mit den Kindern ins Schwimmbad geht wird man dumm angeschaut und auch wenn man mit den Kindern mal essen geht. Jeder spricht davon, dass Deutschland einen Geburtenrückgang hat und wenn man als Großfamilie auftritt ist es schon etwas kurioses. Selbst, wenn man keine staatliche Unterstützung bekommt und die Familie sauber und ordentlich ist, wird man schief angeschaut und Bemerkungen wie "Die leben vom Kindergeld" oder "Die Miete wird vom Kindergeld bezahlt" sind nichts Neues.

Was haltet ihr von Großfamilien? Was würdet ihr denken, wenn in euer Nachbarhaus eine Familie mit 5 Kindern einzieht und es eventuell auch noch mehr werden könnten? Würdet ihr es verurteilen? Wie würdet ihr so einer Familie begegnen?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde es eigentlich vollkommen in Ordnung, wenn eine Familie viele Kinder hat. Früher war es doch auch nicht anders. Nur können sich das viele Leute heute nicht mehr leisten oder wollen es sich nicht mehr leisten und deswegen hat es so einen schlechten Ruf bekommen.

Sicherlich muss man da auch unterscheiden. Es gibt eben leider auch Eltern, die so viele Kinder haben, weil sie nicht verhüten oder weil sie das Geld wollen und ihre Kinder dann leiden lassen. Es gibt aber auch die Vorzeigeeltern, die alles sehr gut im Griff haben und wo einer noch arbeiten geht.

So eine Großfamilie ist ja keine leichte Sache und man muss sich wirklich gut überlegen, ob man das möchte. Wenn man sich aber dafür entschieden hat, dann kann man daraus auch sehr viel Kraft ziehen. Kinder sind ja auch eine gute Sache.

Mein Direktor hat auch 6 Kinder und hat uns schon ein paar Mal erzählt, mit was für Vorurteilen er so zu kämpfen hat. Viele Menschen denken dann sofort an Sozialschmarotzer, aber so ist es ja nicht. Er geht arbeiten und seine Frau arbeitet auch stundenweise. Wenn man es richtig macht, kann man ja nie im Leben mit dem Kindergeld auskommen und davon noch große Extras für sich kaufen. Das Kindergeld sollte für Kinder verwendet werden und das passiert ja auch nur ist es eigentlich, wenn man die Ausgaben betrachtet ein kleiner Betrag.

Kinder sind die Zukunft und da sollte man solchen Familien dankbar sein, dass sie eine Zukunft schaffen. Ich habe großen Respekt vor Eltern, die viele Kinder haben. Es ist ein großer Aufwand und ein täglicher Kampf mit der Gesellschaft. Dabei sollte man keinen vorverurteilen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Leider ist es in der Tat oft so, dass sich Familien mit so vielen Kindern oft sehr grenzwertig benehmen. Ich habe eine solche Familie unter mir wohnen, allerdings sind die Kinder da nur am Wochenende zu Besuch, den Rest der Zeit verbringen sie bei Pflegeeltern.

Ich finde es nicht gut, direkt anhand der Anzahl von Kindern darauf zu schließen, ob eine Familie asozial ist oder nicht, da kommt es doch eher auf das Benehmen an. Klar könnte man gleich denken, die vermehren sich um den Lebensunterhalt staatlich abzusichern, aber mal ehrlich, ich glaube bei fünf Kindern ist der Einkommensbedarf so hoch, dass das Kindergeld kaum reicht, um davon die Miete zu finanzieren.

Ich empfinde es als asozial, wenn Menschen Kinder bekommen, obwohl sie im Bezug von staatlichen Leistungen stehen, da ist es unabhängig ob es ein oder fünf Kinder sind. Wenn es sich jemand leisten kann, fünf Kinder großzuziehen, habe ich davor allerdings großen Respekt und würde auf keinen Fall ein Urteil fällen, ohne die Familie zu kennen. Ich kann aber nachvollziehen, dass ein Vermieter ungern eine Familie mit so vielen Kindern im Haus wohnen haben möchte. Ich glaube hier geht es nicht darum, ob er diejenigen asozial findet oder nicht, sondern um die Lärmbelästigung der anderen Mieter. Kinder machen nun einmal Krach und nicht jeder Mieter kann damit einfach so umgehen.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Dass man schief angesehen wird, das fängt in Deutschland nicht erst bei fünf Kindern an. Schon beim dritten Kind wurde ich gefragt, ob das wirklich ein Wunschkind ist oder ob ich einfach vergessen hätte zu verhüten. Ich fand die Frage bodenlos. Schließlich sollte man beim dritten Kind davon ausgehen können, dass die meisten Eltern die Zusammenhänge zwischen Zeugung, Verhütung und Schwangerschaft kapiert haben sollten. Wenn man dann erklärt hatte, dass es alles Wunschkinder sind, kam schon bei manchen Leuten Unverständnis auf. Auch der wohlmeinende Ratschlag, es müssen aber keine vier werden kam von vielen losen Bekannten. Asozial sind wir aber nicht.

Asozial sind höchstens oft die Bedingungen, die man als Eltern einer größeren Familie zu akzeptieren hat. Das fängt tatsächlich bei der Wohnungssuche an. Größere erschwingliche Wohnungen für Familien gibt es seltener in gut bürgerlichen Vierteln. Auch die potentiellen Nachbarn sind selten von kinderreichen Familien begeistert. Wenn man sich kein eigenes Haus leisten kann, dann muss man viele Abstriche machen. Wenn man dann erst mal des Wohnraums wegen in einem schlechteren Viertel wohnt, kommen natürlich vermehrt Kommentare zum asozialen Lebensstil, der aber so von der Familie nicht gewünscht war.

Ich persönlich habe mir angewöhnt, auf solche spitzen Kommentare zu meiner Kinderzahl den Angriff als die beste Verteidigung zu sehen. Da ich Pädagogik studiere und meine Kinder auch offensichtlich erzogen sind (was nicht heißt dass sie nicht doch manchmal Unsinn machen) haben sich die Leute die uns näher kennen daran gewöhnt, dass wir nicht dem Klischee entsprechen. Aber man muss eben erst Überzeugungsarbeit leisten und das nervt.

Auch in der Berufswelt gibt es kaum einen besseren Bremsklotz für die Karriere der Mutter als viele Kinder zu haben. Dass sich damit der Lebensstandard vieler Familien unfreiwillig senkt ist auch nachvollziehbar. Das aber eine Mutter, die Teilzeit arbeitet und gleichzeitig fünf Kinder gut versorgt mehr Arbeitsstunden leistet, als eine kinderlose Frau die Vollzeit arbeitet, das dürfte auch jedem klar sein. Ich würde mir wünschen, dass Erziehungsarbeit in dem Zusammenhang in der Gesellschaft mehr als Arbeit wahrgenommen wird. Das würde schon helfen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Das Haus meiner Nachbarn steht weit genug von meinem Haus entfernt und deshalb würde es mich auch nicht weiter stören, wenn dort ein Kindergarten aufmacht. Aber wenn man mitten in der Stadt wohnt, wo man zwangsläufig enger aufeinander lebt, ist doch eigentlich klar, dass niemand besonders begeistert ist, wenn direkt nebenan eine potentielle Lärmquelle einzieht. Das hat ja nichts damit zu tun, dass man etwas gegen die Familie hat oder gegen deren Kinder, es geht einfach um die Tatsache, dass es mit deren Einzug wahrscheinlich lauter werden wird. Ein dauerkläffender Hund, eine Baustelle oder ein Schlagzeuger würden auf genauso wenig Begeisterung stoßen.

An sich ist es mir aber völlig egal, wie viele Kinder jemand nun in die Welt setzt und, dass das Kindergeld nicht ausreicht um eine Familie zu finanzieren ist auch klar. Ich denke, dass es für die Kinder Vor,- und Nachteile hat in einer Großfamilie aufzuwachsen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Jess0708 hat geschrieben:Ich empfinde es als asozial, wenn Menschen Kinder bekommen, obwohl sie im Bezug von staatlichen Leistungen stehen, da ist es unabhängig ob es ein oder fünf Kinder sind. Wenn es sich jemand leisten kann, fünf Kinder großzuziehen, habe ich davor allerdings großen Respekt und würde auf keinen Fall ein Urteil fällen, ohne die Familie zu kennen.

Ich finde, dass man sich auf dünnem Eis befindet, wenn man behauptet, dass Menschen, die es sich nicht unbedingt (finanziell) leisten können, keine Kinder bekommen sollte und falls doch, dies als asozial einstuft. Immerhin sollte man seinen Kinderwunsch ausleben dürfen, unabhängig davon, ob man arm oder reich ist.

Der Kinderwunsch sollte nicht nur dann erfüllbar sein, wenn man es sich quasi leisten kann, sondern gerade dann, wenn man sich dafür bereit fühlt, die Verantwortung zu übernehmen. Andernfalls tendiert man eher zu einer "asozialen Art und Weise".

Gerade in der heutigen Zeit, in der die allgemeine Geburtenrate zurück geht, sollte die Gesellschaft froh und dankbar darüber sein, dass es noch Leute gibt, die Kinder in die Welt setzen. Gerade die Großfamilien korrigieren die Rate ein wenig, obwohl sie unterm Strich immer noch recht mager ausfällt.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mir erschließt sich nicht, was die "Asozialität" mit der Anzahl der Kinder zu tun haben soll. Ich kenne auch Akademikerfamilien mit vier Kindern und da behauptet das keiner, dass die Familie asozial ist. Ich kenne auch einige Großfamilien 7 oder mehr Kindern, die ich nicht als asozial bezeichnen würde, da alle Kinder sich sehr gut benehmen und in die Gesellschaft einfügen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es schon ungewöhnlich, wenn jemand so viele Kinder hat und da denkt man schnell an eine Familie, die nur von Arbeitslosengeld lebt und ein Kind nach dem anderen kommt, weil nicht verhütet wird. Natürlich ist das ein Klischee, aber es ist halt das erste Bild, was in meinen Gedanken dazu auftaucht.

Ich kann nachvollziehen, warum sich Eltern zumindest ein Kind wünschen, auch wenn ich selbst keine Kinder möchte. Aber manche Menschen haben einen Kinderwunsch und der ist eben da. Auch dass manche zwei Kinder wollen, weil das Kind noch ein Geschwisterchen haben möchte, kann ich noch irgendwo verstehen. Aber warum es dann noch mehr sind, da kann ich irgendwie nicht mehr verstehen, welche Gründe das hat. Denn mehr Kinder bedeuten ja noch mehr Stress für die Eltern und auch die Kinder finden es vielleicht nicht so toll, wenn die mit mehreren Geschwistern um die Aufmerksamkeit der Eltern konkurrieren müssen.

Jedes Kind will ja Aufmerksamkeit, will geliebt werden, will Zeit mit den Eltern und nicht den Eindruck haben, dass es nur eines von vielen ist oder gar noch dafür herangezogen wird, auf die Geschwister aufzupassen. Also warum man jetzt 5 Kinder haben muss, sorry, das kann ich nicht verstehen und ich sehe darin auch keinen Vorteil - weder für die Eltern noch für die Kinder.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Also ich denke, dass Großfamilien in Deutschland hauptsächlich als asozial gelten, weil sie eben so asozial dargestellt werden. Im Fernsehen kommen beispielsweise Sendungen wie "die Wollnys" wo ich mir denke, sag einmal wie asozial ist diese Mutter. Hat was weiß ich was wie viele Kinder mit komischen Namen, raucht wie ein Schlot und ist noch obendrein eine faule Pute, wie man in Promi Big Brother gesehen hat. Trotzdem hat sie gewonnen- sei ihr gegönnt.

Ich denke aber auch, dass es Großfamilien gibt, die eben einfach auch nicht asozial wirken, weil sie sich nicht asozial geben. Wenn der Mann arbeiten geht und die Kinder gut erzogen sind, dann wird man auch mit sehr vielen Kindern eine gute Wohnung finden. Es kommt eben auch immer darauf an, wie man sich gibt.

Eigentlich sollte man doch froh sein, dass es heutzutage noch Eltern gibt, die so viele Kinder haben, denn sie sichern unsere Zukunft. Es kommt eben immer mehr, dass auch Frauen die Karriere wichtiger ist, wie Kinder, ist leider so. Gar keine Kinder oder Einzelkinder sind keine Seltenheit mehr. Wenn man so weiter macht muss man wirklich Angst haben, dass es noch Kinder gibt, die für die Pensionisten aufkommen werden.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Täubchen hat geschrieben:Mir erschließt sich nicht, was die "Asozialität" mit der Anzahl der Kinder zu tun haben soll.

Glückwunsch zu deinem heilen kleinen Flecken Erde. Natürlich hat in der Realität die reine Zahl der Kinder erst einmal nichts mit Asozialität zu tun. Aber in der Wahrnehmung vieler unserer Mitbürger eben sehr wohl. Der Normalfall sind ja eben doch nur ein bis maximal zwei Kinder in einer Familie. Daran hat sich der Deutsche gewöhnt, also darüber hinaus ist eben doch erst einmal ungewöhnlich. Und für nicht wenige heißt ungewöhnlich eben auch schnell asozial.

Wir haben ja auch drei Kinder die gerade mal 4,5 Jahre auseinander sind. Das heißt also wir kreuzen regelmäßig überall mit 3 kleinen wilden und hin und wieder nicht gerade leisen Kindern auf. Da kriegst du schon komische Blicke von vielen Leuten. Dazu kommt dann eben noch, dass ich auch gerne mal mit einer bequemen Jogginghose vor die Tür gehe. Da siehst du schon den ein oder anderen Blick oder schnappst Bemerkungen auf, die eindeutig in die Richtung asozial gehen. Auch gab es im Kindergarten schon mal Angebote der Erzieher ob wir uns nicht von staatlichen Stellen finanzielle Unterstützung holen könnte. Wenn man den Leuten dann erklärt, dass ich Arzt bin und meine Frau Beamtin, dann merkt man oftmals schon wie sich dann das ganze Ansehen plötzlich ändert.

Dann heißt es komischerweise ganz schnell nicht mehr, oh Gott drei Kinder sind doch viel zu viel und das geht doch gar nicht. Plötzlich gibt es dann Bewunderung, dass es doch toll ist, dass es auch noch "normale" Menschen gibt, die viele Kinder in die Welt setzen. Wir wirken dann scheinbar wie die Exoten unter den Familien mit vielen Kindern.

Glücklicherweise wohnen wir mittlerweile in einer Gegend wo Kinder wirklich willkommen sind, fast jede Familie Kinder hat und es auch die ein oder andere Familie mit drei oder mehr Kindern gibt. Hier sind wir sozusagen normal. Aber ich kenne es eben auch anders.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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