Warum wird man emotionaler, wenn man getröstet wird?

vom 21.10.2012, 23:09 Uhr

Wenn es mir nicht gut geht, dann gibt es immer Menschen in meiner Umgebung, die mich trösten. Das finde ich auch unheimlich lieb und ich finde es toll, dass diese Menschen mit mir fühlen. Aber dennoch bin ich dann immer sehr emotional und könnte dann erst Recht heulen. Dabei meinen es doch die Menschen in meiner Umgebung nur gut und trösten, weil sie es gerne machen.

Warum wird man, wenn man Trost bekommt noch emotionaler? Kennt ihr das, dass ihr, wenn ihr Trost bekommt, dass ihr dann erst Recht heulen müsst und dann aufgelöst seid? Kann man dagegen was machen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Bei mir ist es zum Beispiel so: Wenn mich etwas sehr mit nimmt, versuche ich, es trotzdem nicht gleich zu zeigen bzw. zuzugeben. Ich versuche, mich unter Kontrolle zu halten, selbst wenn meine Augen bereits alles andere als trocken sind. Wenn meine Freunde das merken und mich tröstend in den Arm nehmen wollen, weiche ich meistens zurück, um dieses zu verhindern. Denn ich weiß genau: Im Moment kann ich meine Gefühle noch kontrollieren, aber sobald sie mich in die Arme schließen, geht das riesige Geheule los. Ich denke, das passt so ungefähr auf das, was du meinst?

Die Erklärung, die ich mir dafür zurecht spinne, ist meine Selbstkontrolle. Ich zeige nicht gerne traurige bzw. negative Emotionen vor anderen. Und so lange ich meinen persönlichen Raum um mich herum habe, klappt das auch ganz gut. Doch sobald mich jemand tröstend in den Arm nimmt, ist das wie ein Eingeständnis meiner Gefühle. Meine Mauer wird durchbrochen und meine gut aufgebaute Maske bröckelt, denn da ist jemand, der weiß sowieso, was ich gerade fühle.

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Man lässt sich ganz einfach eher fallen, wenn man gehalten wird, oder? Wenn du weißt, dass jemand da ist, der dir gut zusprechen kann und der dich einfach nur in den Arm nimmt, dann wirst du es eher zulassen zusammen zu brechen, als wenn du stark sein musst, weil dich niemand trösten kann. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die sich vor anderen nicht "gehen" lassen, sondern lieber für sich allein emotional sind. Vielleicht empfinden sie es als Schwäche und so wollen sie nicht wirken.

Ich denke, dass man das aber auch nur bei Menschen macht, denen man vertraut und von denen man auch getröstet werden will. Man heult ja nicht jeden voll, sondern nur ausgewählte Personen. Und ich muss ehrlich sagen: ich würde mich nicht von allen trösten lassen wollen.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Man versucht sich eben trotz allem immer noch irgendwie zusammenzureißen und dies bricht wohl zusammen, wenn man dann eben von jemandem in den Arm genommen und getröstet wird. Diese letzte Barriere fällt dann wohl in sich zusammen und man lässt dann eben seinem Kummer oder der Trauer freien Lauf.

Ich kenne das von mir auch nur zu gut und erlebe es eben auch immer wieder bei anderen Leuten. Ich denke, dass dies völlig normal ist und eben den meisten Menschen so geht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es ist bedingt durch die natürliche Feststellung, dass andere Menschen versuchen, an deinen Gefühlen teilzunehmen und dich in der Situation vollkommen ernst nehmen. Deswegen ist es ein traurig-schönes Gefühl zu wissen, dass sich Menschen um dich sorgen.

» Jay1_Oskara » Beiträge: 70 » Talkpoints: 19,35 »


Ich kann es nicht wissenschaftlich fundiert erläutern, aber ich denke, dass dieses Phänomen daher rührt, dass man, wenn man getröstet wird, eine persönliche Nähe verspürt, die im Zweifelsfall auch dafür sorgen kann, dass letzte Schranken der Zurückhaltung geöffnet werden und man somit noch einmal deutlich emotionaler wird. Einfach, weil jemand da ist, der sich anscheinend für einen interessiert, dem man nicht egal ist und der an unserer emotionalen Lage Anteil nimmt. Diese Person scheint dann vertrauenswürdig zu sein und vielleicht denkt das Gehirn ja auch unterbewusst, dass man bei dieser Person alle seine Sorgen loswerden kann und Hilfe erhalten wird. Wie gesagt - ich weiß es nicht, aber das sind meine eigenen Gedanken dazu.

Ich kenne es persönlich nicht, dass man durch Trost viel emotionaler wird, denn in der Regel brauche ich entweder nicht getröstet werden oder ich lasse es nicht zu, dass jemand mich tröstet. Generell lasse ich selten einen Menschen an mich heran. Allerdings bin ich immer für viele Leute da, wenn sie getröstet werden müssen und auch wenn ich ganz bestimmt nicht der empathischste Mensch auf Gottes Erden bin und nicht den besten Trost der Welt spende, hoffe ich, dass ich den Leuten in dieser Situation beistehen kann. Ich habe in solchen Momenten auch schon miterlebt, wie einigermaßen gefasste Menschen ganz plötzlich in Tränen ausbrechen oder zusammenbrechen, mir selber passiert das in der Gegenwart anderer Leute allerdings eher nicht.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ja ich kenne das auch und um ehrlich zu sein, ich hasse es! :lol: Meistens fange in so einer Situation erst zu heulen an, wenn mich jemand trösten möchte, obwohl ich das natürlich gar nicht will und es mir eigentlich sogar peinlich ist. Da wäre es mir dann sogar lieber, die Person hätte gar nicht erst versucht, mich zu trösten, auch wenn es natürlich nur gut gemeint war. Derjenige muss mir nicht einmal besonders nahe stehen und es passiert trotzdem, was ich am allerschlimmsten finde. Es es z.B. mein Freund, dann kann ich damit leben, vor ihm zu weinen, aber wenn es nur ein Bekannter oder sowas ist, dann ist das absoluter Horror.

Was man dagegen tun kann, weiß ich leider auch nicht. Sonst hätte ich das Problem bei mir wohl schon längst abgestellt. :lol:

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde es nicht gerade ungewöhnlich, dass man deutlich emotionaler wird, wenn man von jemandem getröstet wird. Stattdessen finde ich das sogar ganz logisch. Immerhin ist es dann so, dass einem erst richtig bewusst wird, dass man sich in einer traurigen Situation befindet. Wenn man von anderen Personen getröstet wird, dann zeigt einem das, dass es einen Grund geben muss, weshalb man getröstet wird. Man kann sich dann nicht mehr selbst vormachen, dass die Situation doch nicht so schlimm ist und man kann seine Probleme dann auch nicht mehr verdrängen. Stattdessen wird einem dann voll und ganz aufgezeigt, dass man auch traurig sein darf, weil die Situation entsprechend schlimm ist.

Oftmals ist es ja auch so, dass man versucht, nicht an das zu denken, was einen traurig macht. Wenn irgendetwas schief gelaufen ist, dann versucht man oftmals, nicht mehr daran zu denken, so dass man auch nicht mehr traurig deshalb sein muss. Von daher lenkt man sich ab und versucht, sich auf andere Gedanken zu bringen. Oftmals hilft das auch ganz gut und es geht einem dann auch wieder besser, wenn man nicht ständig an die Sache denkt, die einen traurig macht.

Wenn man jedoch getröstet wird, dann kann man natürlich nicht mit den Gedanken woanders sein und man ist dann wieder voll und ganz bei der Sache, die einen traurig macht. Von daher ist es klar, dass man da auch wesentlich emotionaler reagiert. Und je mehr Trost man bekommt, desto mehr wird einem aufgezeigt, dass die Lage schlimm ist und man deshalb so viel Trost verdient hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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