Ein Leben lang bei einer Firma beschäftigt sein?

vom 01.10.2012, 13:32 Uhr

So wie ich es von früher her noch kenne und von den Erzählungen der älteren Leute gab es früher fast nur Firmen wo man ewig war. Viele haben dort zu lernen begonnen und sind dann auch bis zur Pension dabei geblieben. Auch heute gibt es noch solche Firmen aber ich denke dass die doch sehr die Ausnahme sind. Meine alte Firma war zum Beispiel auch noch so eine Firma. Viele meiner älteren Arbeitskollegen die jetzt in Pension gehen haben wirklich in dieser Firma die Lehre gemacht und sind seit dem dort. Da gab es keine Angst das man gekündigt wird oder das man sich etwas anderes suchen musste. Mein ehemaliger Chef war auch so dass er in der Firma als Lehrling begonnen hat und mittlerweile etwas Höheres in der Firma ist. Das gleiche gilt für den Generaldirektor, der in der Firma als kleiner Arbeiter angefangen hat.

Denkt ihr das solche Firmen besser gehen weil die Mitarbeiter noch etwas für die Firma empfinden? Es ist doch sicher mehr für die Mitarbeiter wenn sie seit Ewigkeiten dabei sind als wenn sie gerade mal ein paar Wochen als Leiharbeiter dort sind. Kennt ihr auch noch solche Firmen oder sind die wirklich beim Aussterben? Wenn ich nicht weggezogen wäre dann wäre ich vermutlich auch noch immer in dieser Firma und irgendwie ist mir noch Leid darum das ich nicht mehr dort bin, denn es war schon lustig. Wie denkt ihr über solche Firmen? Haben sie mehr Erfolg als solche die mit Leiharbeitern und Kurzzeit Angestellten arbeiten?

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» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich glaube, dass es den meisten Kunden an sich egal ist, wie das Klima in einer solchen Firma ist, darum kümmert sich an sich doch kaum jemand. Möchte ein Unternehmen Präzisionsfedern oder sonst etwas einkaufen, dann schaut man eher auf die Qualität und den Preis und nicht darauf, wie das Klima in der Firma ist und wie nett die Leute sind. Deswegen wüsste ich an sich jetzt nicht, wieso es solchen Firmen besser gehen sollte. Den einzigen Vorteil, den dieses Vorgehen bietet, ist einfach die Tatsache, dass die Mitarbeiter sich dann sicherlich wohler fühlen und auch einfach sehen, dass der Firma etwas an den Arbeitern liegt und es nicht alleine um den Profit geht.

Ich denke auch, dass solche Firmen inzwischen immer weniger werden, aber das ist auch verständlich. Bei großen Firmen ist es doch beispielsweise gar nicht denkbar, dass man sich um die einzelnen Mitarbeiter kümmert, einfach weil das Unternehmen viel zu groß ist. Es geht hier nur noch um den Profit und die einzelnen Individuen werden hier gänzlich außer Acht gelassen. Das ist auch aus meiner Sicht nicht weiter verwunderlich, die Wirtschaft ist schließlich aufgrund der wachsenden Erdbevölkerung auch ständig am wachsen, da gibt es für kleine, individuelle Unternehmen ja kaum noch Platz.

Dennoch kann ich durchaus auch behaupten, dass es bei uns im Ort einige solcher Firmen gibt. Ich selbst komme eigentlich aus einer recht kleinen Ortschaft und nicht weit von hier hatte sich auch die eine oder andere Firma angesiedelt. Zu Zeiten der Wirtschaftskrise vor einigen Jahren war es dann so, dass auch hier einige Mitarbeiter entlassen werden mussten und das war natürlich schon traurig, zumal es sich um kleinere Firmen handelte, die dort alle ihren Hauptsitz hatten und sich teilweise auch gar nicht weiter verzweigten.

Es war dann eben auch so, dass zwei Firmen während dieser Zeit ganz besonders hervorstachen. Auch hier wurde es langsam knapp und eine Entlassung wäre durchaus für die Firma gut gewesen, allerdings wurde das anders geregelt, indem die Arbeiter eben in Teilzeit gingen und man so gut wie es ging, versuchte alle zu halten. Noch bevor dann die Wirtschaftskrise vorbei war, stiegen die regulären Löhne in einer der beiden Firmen an und in der anderen Firma bekamen die Mitarbeiter etwas wie eine Entschädigung.

Es handelt sich dabei aber eben auch einfach um Firmen, wo man seinen Arbeitgeber kennt, wo dieser sich auch noch am Arbeitsplatz blicken lässt und so weiter und so fort. Das ist etwas anderes und es ist selten, weil derart kleine Firmen nicht mehr gefragt wird. Oftmals ist die Ware hier teurer, wenn auch qualitativ günstiger und so gehen solche Unternehmen an sich schneller mal Pleite, wenn es keine feste Kundschaft gibt. Zweifellos ist das Arbeitsklima aber ein ganz anderes und man hat noch festen Besuch zu seinen Mitarbeitern.

So wie du davon berichtest, lassen sich aber hauptsächlich die positiven Seiten eines solchen Unternehmens erkennen. Sicherlich ist es gut, wenn man sich keine Sorgen um seine Entlassung machen muss und weiß, dass man dort sein Leben lang angestellt werden sein wird, Tatsache ist aber auch, dass vielen Menschen dadurch andere Chancen entgehen. Bei einem Ferienjob habe ich beispielsweise in einer Firma mal einige Mitarbeiter kennengelernt, die dort auch schon seit dem Jugendalter arbeiten, weil sie ebenfalls als Ferienjob oder Übergangsjob dort angefangen haben und nie wieder weggekommen sind.

Die anfängliche Bequemlichkeit die einem diese Firma bietet, ist an sich nichts wirklich positives, wenn man bedenkt, dass man aus seinem Leben vielleicht auch mehr hätte machen können. So aber verbringt man eben sein ganzes Leben an einem Arbeitsplatz, hängt dann sicherlich auch daran, aber langweilt sich möglicherweise und hat auch keine großen Aufstiegschancen. Für Menschen die aber in einer solchen Firma ihren Traumjob gefunden haben, ist das natürlich schon eine super Sache.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich glaube, man kann das überhaupt nicht pauschalisieren, denn jede Medaille hat eine Kehrseite. Ich selbst habe bei vielen Vereinen gearbeitet und den Werdegang einiger Freunde auch in höheren Ämtern bei diversen Firmen miterlebt und das kommt ganz auf die Firma an.

Einerseits ist es natürlich eine tolle Sache, Personen zu haben, die mehrere Jahrzehnte für die gleiche Firma arbeiten und die Strukturen kennen. Sie wissen worauf es ankommt, kennen die Belegschaft, wissen genau um Stärken und Schwächen der eigenen Firma. Andererseits können solche Personen in der Führungsetage auch Probleme verursachen. Sie arbeiten immer an dem gleichen Ort, etablieren dort ihre monotonen Systeme. Wenn jemand anderes die Stelle übernehmen soll, kann dies zu ganz massiven Problemen führen. Auch finde ich es positiv, wenn man mehrere Firmen und Institute durchläuft und von allen etwas mitnehmen kann für seinen weiteren Werdegang. Es muss also kein Vorteil sein, immer bei einer Firma angestellt zu sein.

Ein weiterer häufiger Nachteil ist, dass eine Person, die langjährig in einem hohen Amt war, gern den Nachfolger mitbestimmt oder selbst einstellt. Ist dies wie in manchen Fällen der Sohn oder die Tochter sorgt das schnell für Unmut in der weiteren Belegschaft. Man kann es also wirklich nicht pauschalisieren, ich jedoch finde es besser, wenn man viele verschiedene Unternehmen durchläuft, um vieles kennen zu lernen und nicht auf seiner einen Erfahrung sitzen zu bleiben.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich arbeite jetzt mittlerweile in der Firma innerhalb von 6,5 Jahren. Es gab unterschiedliche Gründe, warum ich in relativ kurzer Zeit doch sehr oft gewechselt habe, aber das steht ja hier nicht als Thema im Mittelpunkt. Mein Ausbildungsbetrieb ist die vierte Firma, in der ich gearbeitet habe, aber das ist schon eine Weile her und ich habe erst 2006 wieder angefangen zu arbeiten. Daher nehme ich nur die letzten Jahre als Beispiel heran.

In jeder der drei Firmen gab und gibt es Mitarbeiter, die 25 Jahre und länger dort beschäftigt sind. Sehr viele davon haben auch in dem Betrieb ihre Ausbildung gemacht. Zur Zeit habe ich einen Kollegen, der ist bereits seit 40 Jahren in der Firma. Das verlangt mir schon Respekt ab, wenn ich das höre, aber ehrlich gesagt finde ich es nicht erstrebenswert.

Ganz schlimm finde ich es, wenn Mitarbeiter tatsächlich schon länger an einem Arbeitsplatz sind und auch entsprechend immer die gleiche Arbeit verrichten. Wenn man dann als junger, aufstrebender Kollege dort anfängt und dann wohl auch noch Verbesserungsvorschläge zum Ablauf oder zur Arbeitserleichterung hat, dann bekommt man sehr häufig zur Antwort, dass das aber anders schon immer so gemacht wurde und es deswegen nicht geändert wird. :? Da fehlt jegliche Kompromissbereitschaft, etwas neues auszuprobieren oder sich auch nur etwas neues erklären zu lassen. Und wenn man dann wie ich eine Frau ist, ist es oft doppelt so schwer.

Aus jedem meiner letzten Jobs habe ich sehr viel an Erfahrung mitgenommen. Sowohl was Maschinen als auch Menschen, und das ist für mich auf alle Fälle Rechtfertigung genug, um die Wechsel zu begründen. Wobei ich das bisher nur mir selbst gegenüber rechtfertigen musste, keiner der neuen Chefs hat mich danach gefragt, warum ich "schon wieder" wechseln möchte. Und ein Jobwechsel bedeutet oft auch mehr Verantwortung, mehr Verdienst und bessere Aufstiegschancen, als wenn man in einem Betrieb 15 Jahre und länger arbeitet. Da sind dann viele Systeme und Abläufe einfach eingefahren, was nicht unbedingt Fortschritt bedeuten muss.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde solche familiären Firmen toll, in denen die Mitarbeiter von Beginn bis Ende ihrer Karriere arbeiten können. Ich denke, dass das Betriebsklima in vielen Firmen durch den ständigen Wechsel der Mitarbeiter sehr schlecht ist. Wirkliche Freundschaften zu schließen ist dort sehr schwierig und meist ich auch der Konkurrenzdruck viel höher. Die Mitarbeiter sind leicht austauschbar und so werden sie oft auch behandelt. Auf persönliche Situationen kann auch kaum eingegangen werden. Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich, da dies gerade für ältere Mitarbeiter, die nicht mehr so flexibel und oft auch familiär an einen Ort gebunden sind, einen enormen Druck bedeutet. Dass es so viele Leute gibt, die ihr Leben lang gearbeitet haben und jetzt, kurz vor Rentenbeginn, Angst vor Arbeitslosigkeit haben müssen, finde ich sehr traurig.

Ich arbeite jetzt schon seit zehn Jahren in meiner Firma, obwohl dies in meinem Berufsfeld sehr selten ist. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, festgefahren zu sein. Ich kann mich durch Kurse und Fortbildungen ständig weiterentwickeln und ich lerne jeden Tag neue Dinge dazu. Und ich empfinde es als Luxus dies in einer so vertrauten Atmosphäre tun zu können. Ich muss nicht jeden Tag fürchten einen Fehler zu machen, da wir uns alle schon so lange kennen und wissen, wie der Einzelne arbeitet. Wenn jemand merkt, dass es dem anderen nicht gut geht oder einen schlechten Tag hat, dann wird eben Rücksicht genommen.

» nafti » Beiträge: 425 » Talkpoints: 13,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Durch die schnelllebige Zeit geht es den Firmen immer schlechter und nicht wenige können sich über 50 Jahre halten ohne dass es irgendwelche finanziellen Probleme gibt. Ich kann aber für mich sprechen und hatte in diesem Jahr erst ein 25jähriges Firmenjubiläum, in der ich meiner Firma immer treu geblieben bin. In all dieser Zeit hatte ich auch nie in Erwägung gezogen, den Arbeitgeber zu wechseln, da ich mich hier immer wohlgefühlt habe.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke auch, dass es eher selten geworden ist, dass jemand ein Leben lang in einer Firma beschäftigt ist. Oftmals ist es ja so, dass man irgendwann neue Herausforderungen und Abwechselung sucht und deswegen dann auch eine neue Stelle annimmt. Ich kenne jemanden, der seit der Ausbildung in einer Firma beschäftigt war, die nun aber geschlossen wurde. Er ist mittlerweile Ende Vierzig Anfang Fünfzig und musste sich jetzt etwas anderes suchen. Das ist auch wohl eine große Umstellung und gewohnte Arbeitsabläufe sind nun auch anders, was wohl durchaus etwas schwerfälliger geht.

Ich denke, dass viele auch heute einfach nicht mehr mit ihrer Anstellung zufrieden sind und einfach höhere Ziele anstreben. Diese können vielleicht nicht in der Firma umgesetzt werden, in der man gerade arbeitet und man muss sich dann zwangsläufig umorientieren.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich bin seit 1981 in ein und derselben Behörde tätig und das werde ich in meinen letzten zwölf Jahren auch nicht mehr ändern. Außerdem bin ich ja auch verbeamtet auf Lebenszeit. Das wäre total unklug, seine Pension zu riskieren und den Arbeitgeber zu wechseln. Auch bin ich mit meiner Tätigkeit zufrieden und sie füllt mich aus.

Daher bleibt alles wie es jetzt ist. In meinem Umfeld kenne ich jedoch kaum Menschen, die bisher nur einen einzigen Arbeitgeber hatten. Selbst meine Eltern arbeiteten nicht immer im gleichen Betrieb. So hat meine Mutter erst mal einen ganz anderen Beruf erlernt, als der in dem sie später viele Jahre lang arbeitete.

Mein Vater war ursprünglich beim Zoll beschäftigt und zog dann meiner Mutter zuliebe zurück in deren alte Heimat. Dann arbeitete er in einem Großbetrieb. Dort war er dann aber auch ca. 40 Jahre lang beschäftigt.

Meine Tochter ist jetzt bei der Bundeswehr beschäftigt, entscheidet sie sich nach 14 Jahren dabei zu bleiben und kann sie das auch, hat sie bis zur Rente auch nur einen einzigen Arbeitgeber gehabt.

Aber die Regel ist es heutzutage eben eher nicht mehr. Aber es gibt schon viele Menschen, die ich kenne, die schon lange in einer Firma oder Schule tätig sind.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke nicht, dass Firmen, die ihre Mitarbeiter von der Lehre bis zur Rente beschäftigen, durchweg erfolgreicher sind als andere. Schon viele Familienbetriebe sind bestimmt auch deswegen Pleite gegangen, weil sich die Betreiber zu sehr am Altbewährten festgeklammert haben und radikale Neuerungen zwar vielleicht den Laden gerettet hätten, aber daran gescheitert sind, dass die Belegschaft nicht mitgezogen hat, weil sie seit Jahrzehnten den gleichen Stiefel gewohnt war.

Und umgekehrt ist es natürlich auch nicht immer von Vorteil, wenn an der Personalfront ein ständiges Kommen und Gehen herrscht, die ganzen Leih- und Zeitarbeiter verständlicherweise einen Dreck daran interessiert sind, ob die Bude Gewinn abwirft und sogar die Lehrlinge mit dem Wissen durchgeschleppt werden, dass sie nicht übernommen werden. Für die Moral ist es sicher nicht von Vorteil, aber das interessiert eben nur selten, solange die Ergebnisse stimmen. Wen juckt es schon, ob die Leute sich in die Riemen legen, weil sie Angst haben, gefeuert zu werden oder aus naiver Loyalität davon ausgehen, dass sie nicht gefeuert werden, wenn sie gute Arbeit leisten?

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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