Schenkelhalsbruch für alte Leute ein Todesurteil?

vom 11.09.2012, 12:06 Uhr

Die Nachbarin meiner Großeltern ist hingefallen und hat sich den Schenkelhals gebrochen. Das war vor 3 Wochen und heute ist sie verstorben. Im Bekanntenkreis meiner Großeltern sind einige ältere Frauen und Männer, die sich im alter den Schenkelhals oder die Hüfte gebrochen haben und meine Oma meinte heute, dass es keiner überlebt hat.

Warum ist für viele alte Leute dieser Knochenbruch denn ein Todesurteil? Warum erholen sich die Leute von diesem Knochenbruch so selten? Im Prinzip ist doch ein Knochenbruch kein Todesurteil. Aber dennoch sterben sehr viele alten Leute ein paar Wochen nach diesem Unfall. Ist es ein Zufall? Was denkt ihr, was dahinter steckt?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist meist so, dass alte Leute durch das lange liegen eine Lungenentzündung bekommen, die man im Volksmund auch Bettlungenentzündung nennt. Durch das Liegen fließt Flüssigkeit in die Atemwege, setzt sich in der Lunge fest und entzündet sich. Diese Lungenentzündung ist dann meist das Todesurteil. Deswegen kommt es auch viel darauf an, wo die alten Leute diesen Schenkelhalsbruch auskurieren. Wenn es ein Krankenhaus ist, welches den Rücken immer gut abklopft, damit sich die Flüssigkeit löst und auch den Patienten oft umlagert, dann ist die Genesung auch möglich.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Es ist nicht generell ein Todesurteil, aber leider noch in vielen Fällen. Bei meiner Ur-Oma war es auch das Aus. Sie lag lange deswegen im Bett und bekam anfangs viele wunde Stellen vom Liegen und dann später auch eine Lungenentzündung, was sich dann nicht mehr erholt hat. Das Krankenhaus indem sie lag, hat aber keinen guten Ruf und so bin ich mir sicher, dass es in einem Krankenhaus anders gelaufen wäre. Es hat eben auch viel mit der Versorgung zu tun und ob man an sich fit ist oder nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Tödlich ist nicht der Bruch selbst, tödlich sind die Komplikationen, die damit einhergehen. Wie Diamante schon geschrieben hat, bekommen die alten Menschen oft eine Lungenentzündung, wenn sie lange nach der OP im Bett liegen müssen. Das hat wohl mit der eingeschränkten Atmung zu tun, die man nun mal im liegenden Zustand hat. Dann werden die Lungen nicht mehr ganz ausgelastet, weil man nicht so tief atmet.

So jedenfalls hat es mir der Arzt im Krankenhaus erklärt, als die Oma meines Mannes auch einen Oberschenkelhalsbruch hatte. Und sie ist daran nicht gestorben. Allerdings hat sie fast 1,5 Jahre gebraucht, um sich wirklich soweit davon zu erholen.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es ist heutzutage so, dass ein Schenkelhalsbruch nicht mehr zwingend ein Todesurteil bedeutet, so wie es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Auch bei meiner Großmutter war es leider so, dass sie einen Oberschenkelhalsbruch erlitt und wenige Wochen später verstarb. Früher haben betroffene Patienten oft einen Streckverband bekommen und mussten wochenlang im Bett liegen. Dabei gab es dann auch Komplikationen, wie z.B. eine Lungenentzündung oder eine Thrombose.

Heute ist die Behandlung eine ganz andere. Nach einem Oberschenkelhalsbruch folgt eine Operation, nach der die Patienten so schnell wie möglich wieder mobil gemacht werden und laufen sollen. Es ist schon erstaunlich, was sich in der Behandlung dieses Knochenbruchs in den letzten Jahren getan hat. In meinem Bekanntenkreis sind in den letzten Jahren drei ältere Frauen gestürzt und haben einen Oberschenkelhalsbruch dabei erlitten. Ihnen allen konnte geholfen werden und sie konnten danach wieder recht gut laufen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Leider erlebe ich es immer noch, dass viele ältere Menschen stürzen und dann das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen. Sicherlich hat sich das jetzt in den vergangenen Jahren durch Prophylaxen (Pnemonieprophylaxe und Dekubitusprophylaxe zum Beispiel) schon gebessert, aber man ist eben nicht Gott.

Problematisch ist einfach, dass die älteren Menschen viel länger brauchen, um wieder mobil zu werden. Ein Bruch heilt wesentlich langsamer und in der Zeit sind die älteren Leute beinahe vollständig eingeschränkt mit so einem Bruch. Sie können nichts mehr allein machen und eine entscheidende Rolle spielt da auch die Psyche. Bei manchen kann man regelrecht zusehen, wie sie den Lebenswillen verlieren und aufgeben. Die gehen, ich weiß es klint böse, ein, wie eine Pflanze.

Das ist das eine. Hinzu kommen eben die Komplikationen wie die Pneumonie. Das Immunsystem ist eh geschwächt und so kann eine Pneumonie, die für einen gesunden jungen Menschen unter Umständen nicht so dramatisch wäre, schon mal das Todesurteil für einen angeschlagenen und alten Menschen sein. Ein Dekubitus ist auch nichts tolles, kommt aber leider nicht selten vor, wenn man nicht mobil ist. Die Haut von älteren Menschen kann auch leichter geschädigt werden. Selbst in einer Stunde kann da schon was passieren. Und wie die älteren Menschen manchmal so sind, beschweren sie sich eben auch nicht, wenn was drückt oder sie können es vielleicht gar nicht mehr.

Deswegen sollte man, auch daheim, ab einem gewissen Alter seinen Omis und Opis sagen, dass sie aufpassen sollen. Und lieber sollte man sie einmal mehr irgendwo hin fahren, als das sie vielleicht im Winter selber los ziehen, ausrutschen und sich was brechen und dann war es das. So was sollte man schon im Hinterkopf behalten, wenn man einen Angehörigen hat, der etwas älter ist.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Der Schenkelhalsbruch wird nicht das Entscheidende gewesen sein. Das Gefährliche ist für ältere Menschen die Krankenhausumgebung. Deutsche Krankenhäuser erwarten einen mit vielen Keimen, von denen sich ältere Menschen mit schwachem Immunsystem gerne ein paar schnappen.

Ein Schenkelhalsbruch verursacht eine Schwellung, eventuell Fieber, darauf setzt sich dann ein Infekt, durch das Liegen liegt der Kreislauf brach, eventuell setzen sich noch eine Pneumonie oder andere, leichtere Atemwegserkrankungen rauf und kommen zu den eventuell eh schon bestehenden Krankheiten, die ein Mensch in dem Alter nun mal hat, dazu. Man sollte also eher sagen, ein Krankenhausaufenthalt ist das Problem, nicht der Schenkelhalsbruch.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



benutzer7 hat geschrieben:Der Schenkelhalsbruch wird nicht das Entscheidende gewesen sein. Das Gefährliche ist für ältere Menschen die Krankenhausumgebung. Deutsche Krankenhäuser erwarten einen mit vielen Keimen, von denen sich ältere Menschen mit schwachem Immunsystem gerne ein paar schnappen.

Also sicher mag das im Grunde nicht verkehrt sein, geht doch aber weit über das Ziel hinaus. In der Regel verstirbt man gerade nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht am Bruch, an den Keimen oder einer Lungenentzündung, die man sich erst im Krankenhaus einfängt.

Das bevorzugte Klientel, dass sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzieht sind nun mal alte Leute und alte Leute sind eben meistens schon von Haus aus krank. Sei es eine chronische Lungenentzündung, ein lange nicht richtig behandelter Diabetes oder einfach Herz-Kreislauferkrankungen. Sowas lässt sich eben mit der einfach Knochenbruchbehandlung nicht behandeln. Wer halbwegs gesund mit so einem Bruch ins Krankenhaus kommt, der geht auch zügig gesund wieder nach Hause oder in die Reha und das nicht erst nach langen Liegezeiten, sondern in der Regel nach einer bis maximal zwei Wochen. Ich hab schon 95jährige gesehen, die nach 1,5 Wochen wieder quicklebendig das Krankenhaus verlassen haben.

Auch sollte man nicht vergessen, dass gerade Schenkelhalsbrüche im hohen Alter unheimlich oft vorkommen und man somit einfach auch ein sehr hohes Patientenaufkommen hat, da sterben natürlich in absoluten Zahlen deutlich mehr Menschen als bei eher seltenen Brüchen.

Übrigens verursacht ein Schenkelhalsbruch in der Regel kaum eine Schwellung, zumindest keine sichtbare. Problematisch wird da eher die Gefahr der Hüftkopfnekrose, falls die Gefäßversorgung betroffen ist. Die macht sich aber auch erst wesentlich später bemerkbar und tritt heutzutage doch eher seltener auf, da man entweder zügig operiert oder dann doch gleich einen Gelenkersatz favorisiert, wenn man nicht gleich operieren kann.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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