Sich vor anderen Menschen anders geben, als man ist?

Von meinen Bekannten höre ich oft, ich sei ein sehr offener, extrovertierter Mensch. Das schmeichelt mir zwar, aber dennoch fällt mir oft auf, dass meine Freunde sich irren. Wenn ich jemand neues kennen lerne, werde ich schnell zum Gegenteil. Manchmal rutschen mir vor Fremden auch Sprüche raus, die mich im Nachhinein ärgern, sodass ich mir auf die Zunge beißen könnte und denke "oh nein, der muss mich ja für bescheuert halten". Ich kenne aber ebenso Menschen, die sich auch vor Fremden nicht anders geben, als ich sie kenne und mit jedem gleich recht freundschaftlich umgehen. Obwohl ich mir dieses Verhalten auch aneignen will, weil ich sowas einfach sympathischer finde, und es zu diesem Zweck momentan darauf anlege, viele neue Leute kennen zulernen, will es nicht wirklich klappen.

Kennt ihr das auch, dass ihr euch vor anderen Menschen anders gibt und das Gefühl habt, euch wie ausgewechselt zu verhalten? Ist es in euren Augen ein Zeichen von Unsicherheit, wenn man sich irgendwie verstellt gibt, als man eigentlich ist oder haltet ihr das für normal?

Ich denke es ist schon ein normales Verhalten, wenn man bei einem Fremden erst mal sieht, wie derjenige so drauf ist und was man sagen kann und was nicht. Ich mache das auch so. Vielleicht ist es Unsicherheit, aber ich würde es auch komisch finden, wenn man mit jemanden gleich sehr offen umgeht, wenn man ihn noch nicht lange kennt. Es ist sicherlich ein gutes Zeichen, wenn man vor seinen Freunden offener ist, als im Umgang mit Fremden. Man muss sich ja auch nicht immer besonders offen zeigen, sondern kann auch einfach mal die Situation abschätzen und den Menschen auf normalen Weg kennenlernen.

Ja das finde ich auch, dass man sich insbesondere bei fremden Menschen noch etwas zurückhält und nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt. Wenn man dann öfters bei diesen anfangs noch fremden Leuten seine Zeit verbringt, und mit Ihnen öfters ins Gespräch kommt wird man automatisch anders in seinem Verhalten und Zeigt auch immer mehr seine wirkliche Seite, besonders wenn man sich mit den Leuten gut versteht und man merk dass Sie auch in Ordnung sind und auch nicht so viel anders sind wie ich.

Ich finde deine Threadüberschrift in diesem Sinne nicht sehr passend, denn du gibst dich an sich immer noch so, wie du bist, der Unterschied ist eigentlich nur der, dass du eben bei fremden Menschen, die du gerade erst kennenlernst, schüchtern bist. Dies bedeutet aber doch in keiner Weise, dass du dich irgendwie verstellst oder so, du bist einfach nur vorsichtig, wenn du jemanden neuen kennenlernst.

Ich finde das Verhalten eigentlich ganz normal und keineswegs merkwürdig oder irgendwie komisch. Es ist bei vielen Menschen so, dass sie sich erstmal ein bisschen zurückhalten, wenn sie jemanden neuen kennenlernen, denn man muss ja auch erstmal schauen, wie die Person so ist und ob diese überhaupt mit der extrovertierten Art, die man hat, zurecht kommt.

Ich selbst verhalten mich unter Freunden natürlich auch anders, als unter fremden Menschen, denn ich weiß ja auch, wie ich mit meinen Freunden reden kann, ob ich mit diesen auch pikante und intime Themen anbrechen darf oder auch einfach nur meine Meinung sagen kann. Bei fremden Menschen weiß man das nicht und außerdem ist es hier ja auch immer so, dass man möglichst versucht, auch irgendwie einen guten Eindruck zu hinterlassen. Würde man sich so verhalten, wie unter Freunden auch, könnte das mitunter misslingen.

Also ich kenne solche Situationen gar nicht und muss dir sagen, dass ich das auch ein bisschen verwundert was du geschrieben hast. Warum sollte man sich vor neuen Leuten anders benehmen als vor seinen Freunden?

Ich könnte es vielleicht verstehen, wenn man sich ein bisschen anders benimmt, weil man einem Mädchen imponieren möchte oder weil man merkt, dass die neuen Leute sich anders benehmen als man sonst ist. Aber man sollte nie von dem eigentlichen "Ich" abweichen und einfach nur so sein, wie man normalerweise auch ist. Man muss sich nicht für andere Menschen ändern.

Ich finde hier muss man schon unterscheiden. Denn "sich verstellen" oder "sich anders geben, als man ist" ist für mich was ganz anderes als hier beschrieben wird. Meiner Ansicht nach ist die menschliche Persönlichkeit sehr facettenreich und vielschichtig, sodass man nie die ganze Persönlichkeit auf einmal zeigen würde. Es ist doch auch normal, dass man vor wildfremden sich nicht so verhält wie vor dem besten Freund oder der engsten Familie.

Bei Fremden beobachtet man doch normalerweise erst, bewertet und versucht die andere Person erst in eine Schublade zu stecken und erst dann passt man sein Verhalten an. Das hat für mich aber nichts mit verstellen zu tun. Außerdem wären Fremde doch meist heillos überfordert, wenn man die gesamte Persönlichkeit auf einmal rauslassen würde. Man nähert sich lieber Stück für Stück an um keinen Kulturschock zu kriegen.

Ich passe mein Verhalten sehr stark dem Gegenüber an und mache das dann auch von der Situation abhängig. Wenn jemand einen beruflichen Rat möchte, höre ich mich anders an als wenn jemand mit mir herum albert. Wenn jemand fachsimpeln möchte ist das wieder was anderes als wenn eine Person Trost braucht oder man zusammen etwas unternehmen möchte. Es wäre ziemlich unpassend, wenn jemand gerade deprimiert ist und in Liebeskummer zerfließt während ich Witzchen erzähle und meine alberne Seite herauslasse.