Menschen und Wildtiere - sind wir zu naiv?

vom 28.08.2012, 20:10 Uhr

Neulich ging wieder eine Schreckensmeldung durch die Medien, ein Tiger aus dem Kölner Zoo hat eine Pflegerin getötet. In diesem Falle war es leider die mangelnde Vorsicht der Pflegerin, die vergessen hatte, das Gehege des Tigers zu schließen. Bei dieser Meldung erinnerte ich mich an zwei ähnliche Meldungen, jeweils aus dem Jahre 2001 und 2005. 2001 wurde ein Pfleger in London vor Publikum von einem Elefanten tot getrampelt, dies geschah während einer Elefantenshow und der Mann hatte die Tiere zuvor bereits 16 Jahre gepflegt. In dem anderen Fall handelte es sich um einen Pfleger im Wiener Zoo, der einen Elefanten duschen wollte, dieser hat ihn dann aufgespießt.

Anders als in dem Fall mit dem Tiger war es bei den Elefanten nun so, dass die Pfleger sich intensiver mit den Tieren beschäftigen, dass geht auch, weil Elefanten nicht so aggressiv sind, wie Löwen und Tiger, sie jagen schließlich auch nicht. Was mich an der ganzen Sache aber häufig wundert, ist dass eben Pfleger nach jahrelanger Arbeit irgendwann meinen, ein emotionales Verhältnis zu den Tieren zu haben - Freundschaft. Ich denke, dass der Mensch da auch gar nicht so anders kann, denn wir halten uns schließlich auch Haustiere und wenn man sich jahrelang mehr oder weniger liebevoll um die Tiere in einem Zoo kümmert, dann entstehen sicherlich auch Gefühle.

Im Umgang mit Elefanten sind die meisten Pfleger beispielsweise sehr liebevoll. Dass das eine gefährliche Angelegenheit ist, weil Elefanten keine Kätzchen sind und man sie nicht so zähmen kann, wie man mag, ist an sich klar, aber es geht ja auch um Geld, wenn man so einem Elefanten Tricks beibringt. Ein ähnliches Beispiel sind aber auch die Halter von Reptilien und anderen Wildtieren. Schlangen, Geckos und Vogelspinnen lassen sich nun mal nicht zähmen.

Dennoch aber erlebe ich es immer wieder, wie beispielsweise auch der Züchter, bei dem ich meine Geckos kaufe, meint, es würde sich um einen Liebesbeweis handeln, wenn sein Gecko ihm auf die Hand springt. Sind Schlangen und Vogelspinnen nicht aggressiv, dann sicherlich nicht aus dem Grund, dass sie ihre Halter lieben. Ist es nicht naiv von den Menschen sich Wildtiere zu halten und diese zu pflegen und zu meinen, es würde etwas von der Zuneigung, die man ihnen gibt zurückkommen?

Man kann die Natur eines Wildtieres nicht verändern und es bleibt auch nach jahrelanger Gefangenschaft noch wild. Das es dann Vorfälle wie den mit dem Tiger oder den Elefanten gibt, ist an sich doch wirklich nicht verwunderlich und wir haben uns das selbst zu verschulden. Wie steht ihr diesem Thema gegenüber? Auf der anderen Seite aber kann es natürlich auch herzlos wirken, sich jahrelang um Wildtiere zu kümmern ohne emotionale Bindungen zu ihnen zu haben.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In meinen Augen haben Zoos zum Teil eine wichtige Funktion, wenn es um die Arterhaltung mancher Tierarten geht. Und wenn man solche Tier im Zoo hat, muss man sich natürlich darum kümmern und meiner Meinung nach muss ein Pfleger schon Herz (und Verstand) haben, um diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn man mit Tieren oder Menschen umgeht, dann muss man sie schon mögen und wenn man das nicht tut, spiegelt sich das auch wieder.

Ich persönlich denke, dass Tiere das dann auch merken würden und dann eher noch aggressiver reagieren können. Eine gewisse Distanz sollte aber meiner Meinung nach schon bestehen und zum Herz sollte eben wirklich der Verstand hinzukommen und der muss einem klar machen, dass es eben ein Wildtier ist und bleibt. Ich denke aber,dass die meisten Tierpfleger schon wissen, dass sie sich Tag für Tag einer gewissen Gefahr aussetzen.

Was man nicht vergessen darf ist aber,dass die Tiere in den meisten Fällen einfach nichts dafür können. Im Nachhinein werden die Wildtiere aber oft als Monster dargestellt, dabei haben sie im Grunde nur nach ihrem Instinkt gehandelt und das macht man ihnen dann zum Vorwurf. Das sollte meiner Meinung nach so nicht sein. Dann sind Elefanten bösartig, Tiger gefährlich und so geht das dann weiter.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Was du als naiv bezeichnest, sehe ich einfach als Betriebsblindheit. Und so wurde auch der Vorfall im Köllner Zoo in mehreren Nachrichtensendungen erklärt. Man tut täglich das Selbe und da schleichen sich eben dann auch Fehler ein. In dem Fall eine nicht verschlossene Schleuse, welche der Tiger schnell zu nutzen wusste.

In anderen Betrieben umgeht man solche Probleme in dem man die Angestellten rotieren lässt. Das ist aber in einem Zoo für die Tiere nicht so zuträglich, wenn ständig die Pfleger wechseln. Daher muss sich da um neue Sicherheitssysteme Gedanken gemacht werden. Aber auch in anderen Bereichen gab es schon Unfälle mit Wildtieren.

Mir ist ein Fall mit einem Eisbären im Zirkus in Erinnerung. Ich selbst war da noch Kind und die Dompteurin hatte ja noch ein wesentlich intensiveres Verhältnis zu ihren Tieren, wie es in einem Zoo der Fall ist. Trotzdem hat sie der Eisbär eben während der Vorführung gebissen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Was du als naiv bezeichnest, sehe ich einfach als Betriebsblindheit. Und so wurde auch der Vorfall im Köllner Zoo in mehreren Nachrichtensendungen erklärt. Man tut täglich das Selbe und da schleichen sich eben dann auch Fehler ein. In dem Fall eine nicht verschlossene Schleuse, welche der Tiger schnell zu nutzen wusste.

Das sehe ich auch so. Ich merke bei täglichen Routinen auch manchmal, dass ich mir gar nicht immer sicher bin, ob ich das diesmal so gemacht habe oder nicht. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich gedacht hätte, dass ich das genauso gemacht habe wie jeden Tag zuvor auch, aber dass meine Erinnerung mir eben einen Streich gespielt hat und ich es eben vergessen hatte. Gerade bei so einer tagtäglichen Routine passiert mir das ab und an mal. Nur dass ich eben nicht mit lebensgefährlichen Tieren oder Situationen zu tun habe. Da passiert nichts, wenn man mal was vergisst oder übersieht. Bei einem Raubtier sieht das schon anders aus.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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