Wie begegnet ihr Menschen in ständigem Selbstmitleid?

vom 18.07.2012, 22:36 Uhr

In meinem Leben bin ich schon sehr oft Menschen begegnet, die in Selbstmitleid zerfließen. Sei es, weil sie sich gerade getrennt haben oder eine Prüfung verhauen haben oder einfach nur ein schlechtes Erlebnis gehabt haben. Mir fällt es immer schwer, dass ich Leute, die dann über Stunden hinweg jammern auch ernst nehme. Wenn es eine Trennung ist, dann versuche ich auch zu trösten. Aber wenn derjenige dann tagelang wirklich in Selbstmitleid zerfließt anstatt seinen Allerwertesten wieder hoch zu bekommen, dann muss ich sagen, dass ich damit nicht gut klar komme.

Sicher kann man, wenn man etwas erlebt hat, wo man sich selber bemitleidet auch mal in Selbstmitleid zerfließen. Aber ich habe gelernt, dass ich dann wieder schnell auf die Beine komme und zumindest das Selbstmitleid in meinen 4 Wänden lasse und nicht so offen zeige. Trost kann ich dann weniger gebrauchen.

Wie begegnet ihr Menschen, die in Selbstmitleid zerfließen und vor allem in ständigem Selbstmitleid baden und ständig nach Aufmerksamkeit buhlen wenn sie in Selbstmitleid zerfließen? Könnt ihr damit gut umgehen? Seid ihr selber Menschen, die gerne in Selbstmitleid baden und sich das auch über Tage hin zieht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nach einem enttäuschenden Erlebnis wie zum Beispiel einem Vorstellungsgespräch, was nicht den gewünschten Erfolg zeigte, einer verhauenen Prüfung oder einer Trennung habe ich natürlich schon zuerst Mitleid und verstehe, wenn die Person darüber reden möchte (im Gegensatz zu mir, ich ziehe mich dann eher zurück und schäme mich) und höre auch zu. Aber irgendwann nervt es mich und ich vermeide das Zusammentreffen, bis ich meine, dass es nun endlich überwunden ist. Das ist ja auch bei jedem Menschen so. Bei einigen dauert es einfach länger, bis sie wieder Mut für etwas Neues bekommen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das kommt natürlich ganz darauf an, warum man denn gerade in Selbstmitleid zerfließt. Ich bin ehrlich gesagt jemand, der sehr schnell wieder nach vorne schaut und denke auch, dass es teilweise eine Einstellungssache ist, ob man eben glücklich ist oder nicht. Denn man kann ja wirklich wochenlang wegen Lapalien herum heulen oder die Sache eben abhaken und versuchen, wieder glücklich zu sein.

Eine Freundin von mir ist auch sehr schnell so, dass sie im Selbstmitleid versinkt und das nervt mich schon. Wenn sie dann ewig lange meint, dass sie herumheulen, dann sage ich ihr auch, dass es doch Quatsch ist. Vor allem ist sie oft wirklich an ihren Problemen selber Schuld und das nervt dann schon, wenn sie es eben selber zu verantworten hat und meistens auch noch wissentlich in ihr Unglück rennt.

Wenn es denn begründet ist, dann versuche ich schon zu trösten. Aber ansonsten sage ich dann auch sehr schnell, dass mich das nervt und nicht auf ewig sein muss, dass nun jemand einen auf unglücklich macht.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn sich jemand gelegentlich über persönliche Niederlagen, berufliche Misserfolge, gescheiterte Beziehungen oder sonstige für ihn unschöne Erlebnisse beklagt, finde ich das nicht so schlimm. Es ist in Ordnung, wenn es einem mal schlecht geht und als Freund oder guter Bekannter würde ich dann auch zunächst mit dem Betroffenen sprechen, ihm zuhören und mir, wenn nötig, auch sein Selbstmitleid anhören. Ich habe zwar auch schon Leute erlebt, die für meinen Geschmack zu sehr in Selbstmitleid badeten, aber in Maßen ist auch das in Ordnung. Es kommt dann auch schon mal vor, dass ich mir, während sich der andere noch beklagt, gedacht habe, dass er durch sein Verhalten auch nichts tut, um aus seiner Lage herauszufinden. Allerdings würde ich da auch eher abwägen und schauen, was in der jeweiligen Situation angebracht ist.

Was mich richtig nervt, sind die Leute, die sich andauernd über jeden Mist beklagen und dann auch meinen, sie wären die einzigen Leute mit Problemen. Ganz putzig ist es, wenn sie dann auch noch manche Probleme selbst schaffen, weil sie sich selbst im Weg stehen oder gar nichts an ihrer Situation ändern wollen. Wenn jemand dann dauernd mit neuen, hochdramatischen Problemen um die Ecke kommt, die er drei Stunden später schon wieder selbst vergessen hat, dann nervt mich das.

Ein Bekannter von mir ist so, dass er auf die Frage nach seinem Befinden praktisch immer antwortet, dass es ihm schlecht geht. Natürlich möchte er dann, dass man nachfragt und ihn ein bisschen betüddelt. Ich habe das auch öfter mal getan, indem ich mir seine Erzählungen angehört habe. Mittlerweile frage ich aber gar nicht mehr nach, weil ich diese Leier einfach nicht mehr hören kann. Es läuft immer darauf hinaus, dass er so schwierige und unlösbare Probleme hat. Manchmal schreibt er mir mitten in der Nacht E-Mails oder Nachrichten bei Facebook und hofft, dass ich zeitnah antworte. Er weiß, dass ich oft nachts lerne und daher dann auch manchmal wach bin. Wenn ich die Nachrichten dann morgens lese und ihn frage, was denn los war, dann hat er sein nächtliches Problem schon wieder vergessen oder verdrängt. Aber in dem Moment, in dem es akut ist, badet er mehr als übertrieben in Selbstmitleid und meistens kommen die neuen kleinen Dramen so schnell, dass er von einer Selbstmitleidsphase in die nächste rutscht.

Anfänglich sollte man schon zuhören, sofern man das grundsätzlich möchte. Meistens braucht es ja auch ein bisschen Zeit um herauszufinden, wie der andere so tickt. Selbstmitleid sieht man den Leuten auch nicht unbedingt sofort an. Allerdings muss man auch nicht unbegrenzt geduldig sein und ich finde es auch falsch, wenn man immer den verständnisvollen Zuhörer mimt und schweigt, während man dem anderen eigentlich mal am liebsten richtig die Meinung zu seinen Problemen sagen würde. Es ist auch nicht fair dem anderen Gegenüber, ihn zu sehr in Watte zu packen.

Ich finde es gut, wenn Menschen Klartext reden. Daher habe ich Leuten, die sich über ihre Situation sehr ausdauernd beklagt haben, auch schon gesagt, was ich davon halte. Natürlich sollte man freundlich bleiben, aber für denjenigen, der sich als Jammerlappen aufführt, ist es sicher besser, wenn man wirklich ehrlich zu ihm ist. Gerade unter Freunden sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass man es dem Gesprächspartner auch sagen kann, wenn man der Ansicht ist, dass er sich zu sehr hängen lässt und zu wenig tut, um die eigene Situation zu ändern. Am besten ist es, wenn man den anderen nicht nur mit seiner Kritik konfrontiert und ihm sagt, dass einem das Gejammer auf den Zeiger geht, sondern wenn man mit ihm zusammen Lösungen erarbeitet. Das ist aber nicht immer möglich und wenn jemand einfach keine Hilfe annehmen möchte und auch selbst nichts zur Verbesserung seiner Situation beiträgt, kann man nicht viel machen. In dem Fall würde ich manche Gespräche dann auch frühzeitig abwürgen, vor allem wenn absehbar ist, dass sie zu nichts führen werden. Als seelischen Mülleimer muss man sich nicht benutzen lassen, auch wenn man nahestehenden Menschen durchaus Trost spenden und ihnen beistehen sollte.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe auch schon einige Rückschläge erleben müssen, aber davon geht ja die Welt nicht unter. Wie heißt es so schön: Das Leben geht weiter, und ich versuche mich dann meist schnell wieder neu zu orientieren. Daher bin ich kein Mensch, der lange in Selbstmitleid zerfließt und finde es daher auch sehr schwierig, mit solchen Menschen umzugehen. Ich bin natürlich immer für meine Freundinnen da, wenn sie irgendwelche Probleme haben, denn das ist für mich selbstverständlich. Ich höre ihnen dann in aller Ruhe zu und sie können sich bei mir ausschütten. Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem man wieder nach vorne blicken muss. Das ständige Gejammer bringt ja absolut nichts. Manchen fällt es da aber wirklich schwer, die Kurve zu kriegen und da bekomme ich dann ehrlich gesagt auch die Krise.

Wenn man sich hin und wieder selbst bemitleiden muss, um mit einer schwierigen Situation klarkommen zu können, ist das für mich absolut in Ordnung. Dagegen würde ich echt nichts sagen und ich habe dann auch eine Menge Geduld. Es gibt aber auch Leute in meinem Bekanntenkreis, die sich ständig und über alles beklagen und denen möchte ich dann irgendwann auch nicht mehr zuhören. Ich sage den Leuten auch, dass das Gejammer ja auch nichts bringt. Sie selbst müssen ihr Leben wieder in die Hand nehmen und etwas an der Situation ändern. Wenn man immer nur jammert, ändert sich am Grundproblem ja überhaupt nichts und es kann dann ja auch nicht besser werden. Ich tröste die Leute dann also nur eine Zeit lang und versuche, die Leute wieder aufzubauen. Es ist ja nicht gleich alles schlecht, nur weil mal etwas nicht so gut läuft. Bei manchen Leuten könnte man aber echt den Eindruck bekommen, dass alles schief läuft. Diese Leute buhlen echt um Aufmerksamkeit und diese schenke ich ihnen dann irgendwann auch nicht mehr, weil es mich nur noch nervt.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es wird immer Situationen im Leben geben, in denen man mal einen argen Rückschlag hinnehmen muss. Ob eine Trennung, eine Kündigung oder eine versaute Prüfung, es gibt sehr viele Möglichkeiten um einen Menschen auf den Boden zu bringen. Das gehört zum Leben genau so dazu wie die Luft, die wir atmen. Gegen ein wenig Selbstmitleid ist ja nichts zu sagen, denn jeder hat mal einen schlechten Moment oder eine schlimme Lebensphase. Nur mal sollte sich auch irgendwann wieder aufrappeln und weitermachen. Wenn man nur noch den Kopf in den Sand steckt ist das alles andere als eine sinnvolle Lösung. Damit verbaut man sich am Ende noch mehr Chancen als man ohnehin schon hat.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich das für meinen Teil in der Regel sehr gerne ignoriere, weil ich es wirklich für unnötig halte. Ich kenne viele Menschen, die in Selbstmitleid baden, aus unterschiedlichen Gründen. Eine sehr gute Freundin von mir hat leider auch diese Macke, sie findet sich permanent zu dick. Früher sah das anders aus, aber irgendwann hatte sie dann einen sehr pingeligen Freund, der ständig ins Fitnessstudio ging und scheinbar auch irgendwo Ernährungsprobleme hatte. Dieser hatte offensichtlich auch etwas an ihrer Figur auszusetzen und meine Freundin hatte da nicht genug Selbstbewusstsein für, um damit umgehen zu können und seit dem badet sie praktisch in Selbstbewusstsein und zeigt das auch zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit. Ich selbst finde ehrlich gesagt, dass jeder für seinen Körper selbst verantwortlich ist und Dinge wie Übergewicht sollte man eigentlich selbst in den Griff bekommen, weil man schließlich auch selbst Schuld an einer falschen Ernährung ist. Sie kann also selbst etwas daran ändern, wenn sie das denn will.

Ich selbst bin der Meinung, dass Selbstmitleid nur dann angebracht oder zumindest verständlich ist, wenn man nichts für etwas kann, als wenn man beispielsweise eine Krankheit hat oder so. Auch hier finde ich es besser, wenn man etwas über den Dingen stehen kann und einsieht, dass man an den Dingen nichts ändern kann. In Fällen wo aber die Beteiligten offensichtlich selbst Schuld an ihrer Situation sind, sehe ich Selbstmitleid nicht ein. Ich muss sagen, dass ich teilweise durchaus versuche sie zu beruhigen und ihr das auszureden, aber ich habe auch nicht immer die Lust und Geduld dazu und deswegen mache ich das häufiger so, dass ich ihr Nörgeln einfach ignoriere und das war es. Irgendwann hört sie dann auch von sich aus damit auf oder sie erwidert, dass ich sie nicht mögen würde, weil ich ihre Klagen nicht kommentiere.

Ein anderer schwerer Fall von Selbstmitleid begegnet mir ständig auf der Arbeit, es handelt sich hier um einen jungen Mann. Er ist nun im letzten Ausbildungsjahr und verdient immer noch nicht genug, muss sich Geld bei einem Aushilfsjob dazuverdienen und bittet hier sogar um Gehaltsvorschüsse. Hier meckert er dann immer, dass er nicht genug Schichten hat und so zu wenig Geld im Monat verdient, es sind sich aber hier alle darüber einig, dass wir uns nicht nach ihm richten können, da er ständig Schichten tauschen und verschieben möchte und wenn niemand mit ihm tauschen möchte, dann nimmt eben jemand anders die Schicht und für ihn fällt diese dann weg. Man muss sich irgendwo auch arrangieren und wenn er sich dann bei uns beklagt, dass er zu wenig Geld hat, sind wir auch nicht dazu bereit, etwas für ihn zu opfern. Hier denke ich, dass man auch mal ein bisschen zurückstecken sollte und mit seinem Geld zurechtkommen muss, anstatt sich dann bei anderen zu beklagen. Auch hier gilt für mich: ignorieren!

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mich nervt es immer sehr, wenn Menschen extrem viel Selbstmitleid haben und ich mag es auch gar nicht, wenn die Personen dann auch ständig nur von sich erzählen können. Auch wenn ich sehr oft Verständnis für schlimme Situationen aufbringen kann und auch gerne tröste, möchte ich nicht rund um die Uhr über ein bestimmtes Thema reden müssen. Stattdessen reicht es aus, wenn man sich ausführlich darüber unterhalten hat und da muss man auch nicht den ganzen Tag darüber sprechen. Je mehr man nämlich über eine schlimme Situation spricht, desto weniger Mitleid hat man dann auch mit der entsprechenden Person. Stattdessen ist man dann irgendwann einfach zwangsläufig genervt von ihr.

Wenn es einer Person nicht gut geht oder wenn sie etwas belastet, dann kann sie grundsätzlich jederzeit zu mir kommen. Ich habe immer sehr viel Verständnis und ich tröste auch sehr gerne. Von daher bin ich auch immer da, wenn mich jemand braucht. Allerdings habe auch ich meine Grenzen und irgendwann reicht es dann auch. Und vor allem dann, wenn sich das Gesagte auch ständig nur wiederholt, bin ich irgendwann genervt.

Wenn man eine Person tröstet und sie dennoch die ganze Zeit nur jammert, dann ist man auch irgendwann verzweifelt. Immerhin hat man das Gefühl, dass es rein gar nicht ankommt, was man sagt und man hat dann auch das Gefühl, dass man sich das Trösten sparen kann. Vor allem dann, wenn man einer Person wirklich gut zuredet, sie ermutigt und stundenlang tröstet und sie dann trotzdem weiter jammert, dann ist das auch sehr deprimierend. Es zieht einen ja auch selbst irgendwann herunter, wenn man merkt, dass man eine Person nicht aufbauen kann.

Ganz schlimm finde ich es, wenn sich jemand ständig selbst bemitleidet, weil er Aufmerksamkeit erregen möchte und Mitleid von anderen bekommen will. Oftmals merkt man ja, dass die Person es einfach übertreibt und dass es ihr gar nicht so schlecht geht, wie sie vorgibt und das finde ich einfach blöd. Solche Personen bekommen von mir dann auch gar kein Mitleid, da ich einfach nur genervt und verärgert bin.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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