Kinder und Spielzeug - Wenn Jungs mit Puppen spielen

Mein Bruder und ich haben mit allem möglichen Spielzeug gespielt, also er hatte auch Puppen und ich habe sein Jungsspielzeug dann später "geerbt", als er älter war. Wir haben auch oft gemeinsam damit gespielt, und es war uns egal, ob es sich dabei um Jungs- oder um Mädchenspielzeug handelte.

Ich denke auch nicht, dass das Kindern schadet, ich denke sogar eher, dass es förderlich ist, wenn sie auch mit untypischen Spielzeugen spielen. Wie sollen denn die Kinder sonst Mutter, Vater, Kind spielen, wenn der Junge niemals mit Puppen gespielt hat, und somit gar nicht so genau weiß, wie das geht?

Ich hatte mal eine Tagesmutter, die mich damals für kurze Zeit betreut hatte. Diese war der Meinung, dass ich nur mit Puppen spielen dürfte. So durfte ich, wenn sie da war, nicht in das Zimmer meines Bruders (er war in der Schule) und dort mit seinem Lego oder Playmobil spielen, sondern nur mit meinen Puppen. Sie hat mir sogar mal das "falsche" Spielzeug weggenommen. Sie war dann auch noch der Meinung, dass Mädchen keine Cola trinken dürfen, sondern nur Jungen. Diese Tagesmutter fand ich sehr doof und sie hat mich zum Glück auch nur für eine kurze Zeit betreut.

Schadet es einem Mädchen, wenn es mit Autos und Traktoren spielt? Ich denke nicht. Warum sollte es dann einem Jungen schaden, wenn er mit Puppen spielt? Ha(s)t man/ Du Angst, dass dies vielleicht die Homosexualität fördern kann oder woher kommt solch ein Denken? Ich denke, es ist hier mal wirklich an der Zeit, mit solchen Klischees aufzuräumen, weil ein Kind sich nun einmal selbst sein Spielzeug aussucht und wenn ein Junge eher zu einer Puppe, als zu Bausteinen, Autos oder was auch immer greift, lässt es sich ja wohl schlecht verbieten.

Ich mochte Schubladendenken noch nie und heute ist es weniger als denn je angebracht. Insofern ist es für mich akzeptabel, wenn ein Junge auch mal mit Puppen spielt, und ein Mädchen eben mit Autos, solange es aber eben nicht immer nur das Gleiche ist, mit dem gespielt wird! Mir wäre es mehr wichtig, dass da mal abgewechselt wird und die Kinder eine kleine Auswahl haben, sich aber selbst entscheiden können, womit sie lieber spielen wollen.

Mir ist es als Kind oft verleidet worden, dass ich eher mit Jungen als mit Mädchen klar gekommen bin und eher mit ihnen gespielt habe. Gut, ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen und war neben meiner Mutter zum größten Teil das einzige weibliche Wesen, aber dennoch. Ich musste mir sogar mal als Kind anhören, dass ich ja wohl ein Mädchen sei und ich aufgrund dessen auch nur mit Mädchen zu spielen habe und zwar von einer völlig fremden Person. Heute ist so etwas undenkbar und ich hoffe, dass sich das auch auf die Spielsachen auswirkt, sodass eben ein Junge auch völlig vorurteilsfrei mit Puppen spielen darf und seine eigene Puppe bekommt, wenn er sie denn haben möchte.

Die geschlechtstypischen Interessen entwickeln sich normalerweise im Laufe der Zeit von ganz alleine, vor allem dadurch, dass andere (größere) Kinder es vorleben. Wenn kleine Jungs auch mal mit Puppen spielen, heißt das noch lange nicht, dass sie später homosexuell werden. Genau das ist aber wahrscheinlich die Angst, die vor allem Väter dabei haben. Und selbst wenn es bei dem einen oder anderen tatsächlich so ist, das sollten Eltern in der heutigen Zeit doch akzeptieren können.

Ich habe nur ein Kind, einen Jungen. Ich habe ihm bisher zwar nie "Mädchenspielzeug" gekauft, er hat auch noch nie viel Interesse daran gezeigt, aber wenn er den Wunsch nach einer Puppe äußern würde, warum nicht? Damit hätte ich kein Problem.

Ich selbst habe, als ich noch klein war, eher jungentypisches Spielzeug bevorzugt. Puppen hatte ich zwar auch, aber mein absolutes Highlight war meine Carrera-Bahn. Eine Barbie-Phase hatte ich dann zwar auch mal, aber erst recht spät. Anfangs habe ich die gehasst.