Gehört ein Ausbildungsabbruch allmählich zum Alltag?

vom 05.07.2012, 22:36 Uhr

Wenn ich mich so umhöre und mich nach den Kindern meiner alten Freunde erkundige, dann höre ich sehr oft, dass derjenige oder diejenige die Ausbildung abgebrochen hat und wieder eine neue begonnen hat oder seitdem nichts mehr macht oder eben irgendwo in einer Firma ohne Ausbildung arbeitet. Selbst bei Leuten, die den Kindern ein wirkliches Vorbild sind und sehr viel arbeiten ist das der Fall.

Neulich habe ich mich mit einem Ausbilder aus einem Betrieb unterhalten und der meint, dass er jedes Jahr 2 Auszubildende einstellt. Aber bis zum Ende machen es die wenigsten Auszubildende. Er hätte sich auch mit anderen Ausbildern schon unterhalten und kennt auch jemanden von der IHK und der bestätigt das wohl auch.

Ich frage mich dann schon, ob ein Ausbildungsabbruch allmählich zum Alltag gehört oder ob es vielleicht nur hier in NRW so ist. Konntet ihr auch diese Feststellung machen oder fällt es mir nur so sehr auf, weil viele Bekannte in dem Alter sind, wo sie eine Ausbildung machen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



In meinem Freundes- oder Bekanntenkreis, kenne ich bisher niemanden, der seine Ausbildung abgebrochen hat. Doch höre ich sehr oft, dass die Leute über ihren Ausbildungsberuf meckern, und sie gar keine Lust mehr darauf haben. Ich denke da einfach, dass sie etwas anderes von dem Beruf erwartet haben, und dann aber erst sehen, dass dieser Job eigentlich gar nicht zu ihnen passt.

So kann ich auch von mir sprechen. Ich wollte eigentlich eine Ausbildung in meinem Traumberuf machen, als Mediengestalterin. Doch ich fand über mehrere Jahre einfach keine Ausbildungsstelle, sodass ich dann notgedrungen einfach einen kaufmännischen Beruf gewählt habe, in dem ich auch meine Ausbildung gemacht habe. Das hat natürlich so gar nichts mit Kreativität zu tun, oder mit dem, was ich eigentlich wollte. Aber aus der Not heraus, da ich immer älter wurde, habe ich die Ausbildung gemacht und auch durchgezogen. Und auch ich, hatte vor alle, im ersten Ausbildungsjahr so meine Probleme. Es lag aber nicht daran, dass ich keine Lust auf die Arbeit hatte, sondern es lag an einer Kollegin, die immer wieder versuchte, mich fertig zu machen. Und da hatte ich auch eine Zeit, wo ich am überlegen war, ob ich die Ausbildung nicht hinschmeißen sollte. Doch ich habe mich durchgesetzt, und es durchgezogen.

Nun habe ich den kaufmännischen Beruf erlernt, und arbeite auch in dem Bereich. Mein Ding ist es zwar nicht, aber da muss ich eben durch. Genauso geht es auch meinem Bruder, der auch momentan eine kaufmännische Ausbildung macht. Auch er steht kurz davor, alles hinzuschmeißen. Natürlich reden wir alle auf ihn ein, dass er das nicht machen soll. Auch er wusste einfach nicht genau, was er nach der Schule machen sollte. Und daher hat er sich dann auch eine solche Ausbildung entschieden, obwohl es eigentlich gar nicht sein Ding ist, den ganzen Tag auf einem Bürostuhl zu sitzen.

Bisher haben es also trotzdem alle durchgezogen, die ich kenne. Aber gemeckert wird fast überall. Ich denke, dass es einfach daran liegt, dass die jungen Leute noch nicht genau wissen, was sie mit ihrem Leben anstellen wollen. Viele Ausbildungsberufe, werde wohl auch einfach aus der Not heraus gemacht, damit man wenigstens etwas hat. Und erst dann aber merkt man, dass der Job eigentlich gar nichts für einen ist.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ehrlich gesagt, kann ich es nicht verstehen, wenn eine Ausbildung einfach abgebrochen wird. Es gibt einige Ausnahmen, wo sich die Auszubildenden wirklich nicht richtig vorab informiert haben über den zu lernenden Beruf und nun enttäuscht sind, weil sie sich etwas ganz anderes vorgestellt haben. Aber viele schmeißen die Ausbildung auch einfach, weil sie keine Lust mehr auf Schule und Arbeit haben. Das ist so schade. Später werden sie es bestimmt mal bereuen.

Wenn die Jugendlichen mal eine Arbeit machen müssen, wo sie meinen, dass die unter ihrer Würde ist, denken viele nicht richtig nach, sondern brechen einfach die Ausbildung ab. Sie sind alle sehr selbstbewusst und einige der Meinung, dass sie das nicht nötig haben. Lieber nehmen sie dann irgendwo eine Arbeit ohne Ausbildung an, wenn sie eine bekommen, sonst zahlt eben die ARGE.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kenne dieses Problem ebenfalls, dass sehr viele Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene eine Ausbildung vorzeitig abbrechen. In meinem Freundes- oder Bekanntenkreis sind fast nur Personen, die bereits einmal eine Ausbildung abgebrochen haben. Auch ich habe bereits eine Ausbildung abgebrochen.

Ich habe damals die Ausbildung jedoch abgebrochen, weil der Arbeitgeber einen handwerklich begabten Auszubildenden gesucht hatte. Dabei handelte es sich um eine Ausbildung zu einem Mediengestalter. In dem Betrieb haben wir Autos foliert, was ja eigentlich auch ein wenig mit dem Berufsbild zu tun hat. Jedoch musste ich dann letztendlich den ganzen Tag nur Autos auf die Folierung vorbereiten, was waschen bedeutet.

Da wir beide nicht mit der Ausbildung zufrieden waren, haben wir die Ausbildung innerhalb der Probezeit mit einem Aufhebungsvertrag beendet. Nun finde ich, dass es in diesem Fall auf jeden Fall die beste Lösung war, da sonst niemand mit dem Arbeitsverhältnis glücklich geworden wäre.

Allerdings kenne ich sehr viele Personen, die eine Ausbildung anfangen und diese dann ohne einen wirklichen Grund abbrechen. Heute sollte man dankbar dafür sein, dass man eine Ausbildung bekommt. Diese wird durch regelmäßiges Fehlen oder schlechtes Verhalten immer wieder leichtsinnig aufs Spiel gesetzt.


Ich finde es schlimm, dass die jungen Erwachsenen beziehungsweise die Jugendlichen so etwas immer wieder machen. Aber eine abgebrochene Ausbildung ist mittlerweile auch nicht immer so schlecht. Wenn es dafür gute Gründe gab, welche man in einem Bewerbungsgespräch erklären kann, finde ich das nicht schlimm.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich kenne nur vier Leute, welche das gemacht haben. Drei davon hatten damals mit mir zusammen die Ausbildung begonnen. Da wir ja dann direkt in die politische Wende kamen und diese drei Mitschüler dann meinten, dass sie doch lieber in eine andere Richtung gehen wollen, haben sie bei uns abgebrochen. Sie sind aber gleich in einen anderen Beruf gewechselt und haben diesen auch abgeschlossen.

Die vierte Person ist meine Cousine, welche durch ihr eigenes Verhalten eine Kündigung während der Ausbildung provoziert hat. Seit dem lebt sie nach dem Motto "Hurra, ich bin blöd, mich ernährt der Staat". Mittlerweile hat sie auch ihr viertes Kind bekommen, so dass sie scheinbar über Kindergeld und Hartz IV ihr Auskommen hat.

Der Neffe meines Freundes war mit seiner Ausbildung auch nicht unbedingt glücklich, aber er hat die Lehre bis zum Ende durchgezogen. Nun bildet er sich aber in diesem Beruf weiter, um eben eine höhere Anstellung zu bekommen. Aber insgesamt ist es scheinbar bei uns in der Gegend kein Trend, dass die Jugendlichen so oft ihre Ausbildung abbrechen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich kenne ein paar Leute, die ihr Studium abgebrochen haben oder nach einer Weile die Studienrichtung nochmal komplett geändert haben. Aber von Lehrlingen kenne ich das eigentlich nicht. Weder aus meinem privaten Umfeld, noch aus der beruflichen Praxis.

Mein letzter Azubi hatte vorher auch schon ein Studium angefangen und will jetzt nach der Lehre auch wieder ein Studium (in einer anderen Richtung) anfangen. Aber abgebrochen hat er die Lehre trotzdem nicht. Zwar hat er ein Jahr verkürzt, was dank Spezialklasse recht einfach ging, aber er hat eben seinen Abschluss gemacht. Jemand der wirklich abgebrochen hat, hatten wir noch nie.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich schätze dass kommt auf das Umfeld an, vielleicht scheint es gerade in deinem Umfeld eher viele Leute zu geben, die ihre Ausbildung abbrechen, möglicherweise liegt es auch an dem Betrieb in dem du arbeitest, wer weiß? Ich Selbst kenne sowas nur aus einigen Fällen. Als ich in der elften Klasse war, kamen dann einige Realschüler zu uns an das Gymnasium, um das Abitur zu machen. Nun war es aber auch so, dass einige Realschüler die eigentlich auf das Gymnasium hätten kommen können, es nicht gewollt haben, sondern stattdessen eine Ausbildung angefangen haben. Eine sehr gute Bekannte von mir hat das ebenfalls so gemacht, sie und eine Freundin haben in zwei unterschiedlichen Betrieben eine Ausbildung als Bürokauffrau angenommen. Auf jeden Fall trudelten sie dann nach wenigen Monaten verspätet doch noch bei uns auf dem Gymnasium ein und wir waren etwas verwundert.

Der Grund für den Abbruch war hier schlicht und einfach der, dass beide die Ausbildung absolut langweilig fanden und was soll man daran ändern? Sie meinte, sie hätte in den ersten Wochen immer das gleiche und das gleiche gemacht bis mal ein bisschen was neues hinzugekommen wäre und das hätte sie dann bis zum Ende gemacht und wäre am Ende so angeödet gewesen, dass sie sie Ausbildung dankend abgebrochen und sich auf die Schule gefreut hat. Ihrer Freundin erging es ähnlich und neben den beiden trudelten im Laufe der elften Klasse noch drei weitere Schüler bei uns ein, die ebenfalls ihre Ausbildung abgebrochen hatten und stattdessen eine Studium bevorzugten.

Ich denke, dass solche Dinge daher kommen, dass viele vorher eigentlich gar nicht so richtig wissen, was auf sie zukommt. Sie machen vielleicht ein Praktikum, wo aber nicht so klar wird, dass es sich bei der Arbeit wirklich immer um das gleiche handeln wird, dass kommt erst nach und nach heraus und letztendlich kann man wohl sagen, dass man eigentlich nie wissen kann, ob einem etwas gefällt oder nicht, bevor man es macht. Ein Praktikum verschafft nur einen kurzen Einblick. In vielen Fällen sind Ausbildungen aber nun wirklich nicht sonderlich spannend, deswegen kann ich eigentlich erstehen, wieso viele sich gelangweilt fühlen und diese abbrechen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann eigentlich bestätigen was du dort schreibst. Auch ich kenne etliche Leute aus Freundes- und Bekanntenkreis, wo eine Ausbildung angefangen wurde, die dann meist schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben wurde, weil eben festgestellt wurde, dass das Berufsbild einem doch nicht zusagt, weil das Arbeitsklima einfach nicht den Vorstellungen entsprach, oder einmal sogar, weil die Bezahlung nicht stimmte (Was man in der Ausbildung ja nun generell meist nicht behaupten kann, wenn man dies mit einem Vollzeit-Job vergleicht, aber das ist ein anderes Thema).

Hier werden dann auch ständig Ausbildungen abgebrochen, neue gesucht oder es wird einfach gar nicht mehr angefangen, oder erst nach langer Verzögerung und in der Zwischenzeit wird entweder weiter noch mal zur Schule gegangen oder gejobbt. Letzten Endes ist es natürlich jedem selbst überlassen, was man mit seinem Leben und seiner Karriere anfängt und wenn man eben den falschen Ausbildungsberuf gewählt hat, kann ich das nachvollziehen. Ich würde auch nicht mein Leben lang einen Beruf ausüben wollen, den ich nicht leiden kann. Hier wäre es dann sicherlich ratsam, sich ein neuen Berufszweig zu suchen, aber so häufig kann man dies sicherlich auch nicht machen, da auch der Arbeitgeber irgendwann fragt, was man davor gemacht hat und wieso man ständig die Ausbildung abbricht, etc.

Zusammenhängen wird dies meiner Meinung nach vielleicht auch mit der mangelnden Vorbereitung auf den Beruf in der Schule. Ich selbst hatte in meiner Schulzeit nur zwei kurze Praktika die insgesamt 3 Wochen gingen (Einmal zwei Wochen und einmal eine Woche), verteilt über mehrere Schuljahre. Hier kann man einfach keinen Einblick in Berufe gewinnen, man wird nicht entsprechend vorbereitet und an Orientierungsgesprächen mangelt es leider häufig auch sehr.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne das aus meinem Bekanntenkreis auch, dass die jungen Leute nicht so recht wissen, was sie beruflich machen wollen, bzw. sich oft umentscheiden. Mein Neffe hat schon eine Schulausbildung abgebrochen und eine Lehre.

Ich glaube, dass es daran liegt, dass es so viele Möglichkeiten gibt, etwas zu machen, sowohl im schulischen als auch im beruflichen Bereich. Wenn man etwas anfängt und es einem nicht gefällt, gibt man zu früh auf, weil man meint, etwas Besseres zu finden. Früher gab es nicht so viele Berufe und auch nicht so viel schulischen Weiterbildungsmöglichkeiten. Mittlerweile sind die jungen Leute mit der Auswahl überfordert.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


In meinem Bekanntenkreis und innerhalb meiner Familie haben alle ihre Ausbildung beendet oder ihr Studium, bzw. sind noch dabei, aber keiner hat bisher eine Ausbildung abgebrochen oder sein Studium nicht beendet, daher kann ich dem nicht zustimmen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es schon einige Fälle gibt, wo denn eine Ausbildung abgebrochen wird, weil das Interesse vielleicht nicht mehr da ist oder die Anforderungen einfach zu hoch sind und der Auszubildende nicht mehr mithalten kann, Nicht jeder der eine Ausbildung abbricht tut dies, weil er keine Lust mehr dazu hat. Aber wie gesagt ich persönlich kenne keinen dem er so ergangen ist.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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