Welche Voraussetzungen für erfolgreiche Pferdezucht?

vom 24.05.2012, 22:32 Uhr

Eine Brieffreundin von mir lebt im Münsterland. Sie hat mit ihren Eltern einen alten Bauernhof. Dort möchte sie, wenn sie ihre Ausbildung als Pferdewirtin hinter sich hat, eine Pferdeztucht betreiben. Sie ist sehr euphorisch und erzählt mir immer, dass es gar nicht so schwer wäre eine erfolgreiche Pferdezüchterin zu werden.

Mich würde aber mal interessieren, welche Voraussetzung man braucht um eine erfolgreiche Pferdezucht zu betreiben. Kann das im Prinzip jeder, der sich mit Pferden auskennt? Was muss man lernen, damit man auch über Pferdezucht Bescheid weiß? Reicht da die Ausbildung als Pferdewirtin?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich weiß jetzt nicht in welche Richtung die Ausbildung deiner Brieffreundin geht, denn wenn man die Lehre Pferdewirt macht, gibt es verschiedene Schwerpunkte, einmal Reiten, dann Zucht/Haltung und für den Rennsport. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie im Schwerpunkt Zucht lernt. Dann hat sie natürlich die Grundkenntnisse.

Aber auch, wenn sie jetzt nicht den Schwerpunkt gewählt hat, kann aus ihren Karriereplänen als erfolgreiche Züchterin etwas werden. Man muss sich halt nur sehr mit der Zucht beschäftigen, auch welche Hengste gerade angesagt sind, oder auch, was die Reitersleute gerade so wünschen. Was natürlich wichtig ist, dass man genügend Platz für die Pferdezucht hat, und da sie mit den Eltern auf einem Bauernhof wohnt, ist dieser schon gegeben. Dadurch hat sie auch nicht ganz so hohe Kosten, sie muss zwar Futter, Stroh und Heu, Schmied und auch Tierarztkosten bezahlen, aber die Unterstellkosten fallen ja weg, die ansonsten doch enorm hoch wären.

Reich wird man heut zu Tage wohl kaum noch, aber man könnte wohl davon leben. Es kommt auch darauf an, in welche Richtung sie gehen möchte. Denn da gibt es ja auch sehr viele Möglichkeiten, entweder eine Rasse, wobei es da auch einige gibt, die mehr Geld bringen wie andere, oder ob sie sich auf Dressur oder Springpferde spezialisieren will, oder ob sie einfach nur normale Freizeitpferde oder Ponys züchten möchte.

Gute Zuchtstuten bekommt man manchmal schon recht günstig, aber man sollte auch bedenken, dass man sehr viele Unkosten hat wenn man eine Stute decken lassen möchte. Der Tierarzt muss erst einmal, bevor die Stute besamt werden kann, eine Tupferprobe nehmen um zu schauen, ob die Stute auch gesund ist. Dann kostet die so genannte Decktaxe noch einige Hundert bis zu einigen Tausend Euro, es kommt immer auf den Hengst an, je besser und erfolgreicher, um so teurer wird es.

Bis zur Geburt eines Fohlens fallen schon einige Kosten an, und dann kommt ja die Aufzucht. Manchmal verkauft man Fohlen schon, wenn sie von der Mutterstute abgesetzt hat, oft aber hat man die Kleinen bis sie ausgebildet werden können, dass heißt ca. 3 Jahre. Und in der Zeit fallen ja auch sehr viele Kosten an, alleine schon Futter und Tierarzt. Dann kann man ja mal hoch rechnen, was so ein Fohlen schon einbringen muss, damit es sich lohnt.

Man braucht auf jeden Fall Startkapital und sollte auf jeden Fall einer normalen Arbeit noch nachgehen, damit man sich die Zucht am Anfang überhaupt leisten kann.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich weiß ja nicht, wie viele Pferdehöfe es dort in der Region gibt. Aber hier bei uns sind schon so viele, dass ein Neueinsteiger kaum eine Chance hat sich zu etablieren. Und die Höfe, welche auch Springreiten betreiben, züchten ihre Pferde selbst. Damit könnte man zumindest einen Teil der Sportpferde hier schon ausschließen. Dressur wäre dann eine weitere Sportart im Pferdesport und auch diese Richtung ist schon mehrmals hier vertreten. Und für Galopp fehlen einfach die Anlagen für ein ordentliches Training.

Selbst wenn sie erfolgreich züchten sollte, braucht es aber noch weitere Standbeine, wie Reiterferien oder ähnliches, wo eben Anfänger auch unterrichtet werden können. Und alle Angebote kann deine Brieffreundin auch nicht ohne weitere Fachkräfte organisieren. Also kommen, neben den Kosten für die Pferde, weitere laufende Kosten auf sie zu. Und ehe sie wirklich Gewinne macht, dauert das einige Jahre.

Zudem kenne ich auch einen Fall, wo eine gute Galoppstute scheinbar nicht für die Zucht geeignet war. Der damalige Besitzer hatte sie für viel Geld gekauft, aber mit dem Decken hat es eben nie geklappt. Also kam sie zum Schnäppchenpreis zu einem anderem Pferdehalter. Der hat es zwar mit viel Geduld geschafft, dass auch diese Stute Nachwuchs bekommt. Aber bis dahin waren auch schon viele Kosten entstanden, welche an anderer Stelle erst verdient werden müssen.

Also rein vom finanziellen Aspekt würde ich sagen, dass sie direkt nach der Ausbildung das zumindest nicht als berufliche Perspektive planen sollte. Wenn sie es vorerst als Hobby beginnt und bei entsprechenden Erfolgen mehr daraus macht, wird das der bessere Weg sein.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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