Arbeiten als Verkäufer/in/Kassierer/in - ohne Ausbildung

vom 19.05.2012, 22:21 Uhr

Wenn ich mich hier so in den Discountern, Supermärkten oder Drogeriemärkten umschaue, sind die wenigsten Verkäufer oder Verkäuferinnen ausgebildet als Verkäufer oder Verkäuferin. Die meisten sind Quereinsteiger. Sie haben oft nicht mal eine Ausbildung hinter sich oder sind Erzieher/innen, Köch(e)/innen, Arzthelferinnen oder sogar Krankenschwestern usw, die dort arbeiten. Oft sind es Berufe, die diese Verkäuferinnen oder Kassiererinnen gelernt haben, die wirklich gut sind und auch Möglichkeiten bieten.

Wenn ich das dann mal so betrachte und sehe, dass diejenigen, die 3 Jahre Einzelhandelskaufmann bzw. -kauffrau gelernt haben dort keine oder kaum eine Chance haben zu arbeiten, dann frage ich mich, warum Quereinsteiger oder gar Menschen ganz ohne Ausbildung lieber genommen werden. Warum lässt man überhaupt noch Verkäufer ausbilden, wenn die Chancen gar nicht mal so gut sind, in diesem Beruf zu arbeiten?

Kennt ihr auch Quereinsteiger in dieser Branche? Warum arbeiten diese Leute nicht in ihrem Beruf und warum werden immer mehr Leute genommen, die gar nichts gelernt haben oder eben einen total branchenfremden Beruf haben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Quereinsteiger sind einfach viel günstiger für Unternehmen und für reine Kassen- und Auffülltätigkeiten in Supermärkten ist auch keine Ausbildung erforderlich. Anders verhält es sich da im Fachhandel. Dort werden schon eher Einzelhandelskaufleute, die auch Erfahrung mit der Ware haben, die sie verkaufen eingesetzt.

In Supermärkten werden ja auch überwiegend Aushilfen auf 400,-- Euro Basis eingesetzt. Vollzeitkräfte wird man dort nur sehr selten antreffen. Ob man jetzt als Quereinsteiger eine größere Chance hat einen Job im Einzelhandel bzw. dem Verkauf zu finden das wage ich nicht zu beurteilen.

» andysun78 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich hatte mich vor vielen Jahren einmal im Supermarkt beworben und wurde nicht genommen. Die Begründung des Chefs war:"Sie können als gelernte Kraft zu viel Geld verdienen". Die Quereinsteiger müssen sehr flexibel sein. Eine Verkäuferin in einem Supermarkt hatte mir das einmal erklärt. Sie meinte, dass sie teilweise erst am Abend vor der Arbeit angerufen werden, um denen mitzuteilen, ob sie am nächsten Tag arbeiten gehen müssen oder nicht.

Darüber hinaus haben sie auch weniger Urlaubstage und können schnell ersetzt werden. Ausbildungen laufen immer noch, denn das sind wirklich billige Arbeitskräfte für ein Unternehmen. Nur in sehr wenigen Fällen wird im Einzelhandel noch eine Kraft übernommen. Ich könnte mit meinem gelernten Beruf heutzutage nicht mehr im Verkauf arbeiten, da ich zu qualifiziert bin. Es hört sich echt witzig an, aber das ist die traurige Realität.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Bis vor drei Jahren habe ich selbst als Quereinsteiger an der Kasse eines Drogerie-Marktes gesessen. Ich habe einmal Floristin gelernt, kann meinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aber nicht mehr ausführen. Da ich in der Berufsschule das Fach "Verkauf" hatte, habe ich mich damals als Kassiererin beworben und wurde angenommen. Obwohl ich in der Schule sogar "Verkauf" hatte, galt ich als Quereinsteiger, hatte aber trotzdem die Grundlagen im Handel gelernt. Trotzdem wurde mir nur der verminderte Lohn einer Ungelernten gezahlt.

» Sternchen* » Beiträge: 2801 » Talkpoints: 2,12 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also meine Ausbildung zur Kassiererin dauerte etwa anderthalb Tage. Es ist ja nun nicht so, dass es sich dabei um einen Ausbildungsberuf handelt, auch wenn es mittlerweile Weiterbildungsmaßnahmen gibt, die wesentlich länger dauern und mit einem Kassenführerschein oder ähnlichem Blödsinn enden. In meinem Ausbildungsbetrieb war es so, dass man eine Zeit lang zuschaute, die Grundlagen erklärt bekam und es dann selbst unter Aufsicht versuchte. Und in der Berufsschule haben wir sowas gar nicht gelernt.

Ich habe Einzelhandelskauffrau gelernt, zwei Jahre lang zusammen mit den Verkäufern. Die Ausbildung war also genau dieselbe mit einem zusätzlichem Jahr. Wenn ich an die Berufsschule denke, so gab es dort wenig Praxis, lediglich in Verkaufskunde. Allerdings ging es auch dabei eher um Grundlagen und die praktische Arbeit im Ausbildungsbetrieb war eine andere. Zum Beispiel die Warenpräsentation, für die man in großen Unternehmen kaum selbst verantwortlich ist, sondern es wird zentral vorgegeben, bzw. von Subunternehmern oder dem Außendienst des Herstellers werden die Regale bestückt.

Um Ware ging es in der Berufsschule natürlich gar nicht, da jeder in einer anderen Branche lernte. Und es macht verkäuferisch durchaus einen Unterschied ob ich bei "Resterampe extrabillig" arbeite oder im Feinkostgeschäft oder beim Krawattenhändler. Dort wo es um aktiven Verkauf und Kundenberatung geht, sind Produktkenntnisse notwendig. Die lernt man idealerweise im Betrieb. Ob man dafür nun als Azubi an der Produktschulung teilnimmt, als Quereinsteiger oder Abteilungsleiter macht kaum einen Unterschied.

Und während der betrieblichen Ausbildung sieht der Alltag der wenigsten Azubis so aus, dass sie tagtäglich neues lernen, sondern man verräumt Ware, ermittelt Preise, zeichnet Ware aus, kassiert und ist für die Kunden selten als Azubi zu erkennen.

Was ein Grund für viele Unternehmen ist Ungelernte einzustellen würde ja bereits genannt. Neben den Kosten kommt aber dazu, dass irgendein Verkäufer sich selten von Berufsfremden unterscheidet. Denn wer gelernt hat Fisch zu verkaufen, muss im Krawattengeschäft ebenso die Grundlagen lernen wie die Friseurin oder der Elektriker. Letzteres bringt im Fachmarkt hingegen mehr Kenntnisse mit als so mancher Verkäufer.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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