Beruf im Rettungsdienst - Lohnt sich das ?

vom 25.03.2008, 16:49 Uhr

Hallo

will vielleicht mal später als Rettungssanitäter/ Rettungsassisstent arbeiten. Ich habe schon oft gelsen, dass die Einstellungschancen sehr schlecht sein sollten und die Ausbildung muss man Selber bezahlen. Von daher wollte ich mal wissen, ob sich das überhaupt lohnen würde, eine Ausbidlung beim Rettungsdiesnt zu absolvieren ?

Ich würde später gerne in einem solchen Beruf arbeiten. Feuerwehr wäre auch ein Beruf der mir gefallen würde.

Benutzeravatar

» Julian » Beiträge: 3431 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo,

Ob es sich rentiert kann ich dir nicht sagen, tut mir Leid, kenne mich da nicht wirklich aus :roll: . Du könntest ja zur Freiwilligen Feuerwehr gehen, wenn du gerne bei der Feuerwehr wärst :P .

» _Chief_ » Beiträge: 239 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Welche körperlichen Vorausetzungen braucht man denn wenn man zur FW will ?
Das ist ja alles von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, hab ich irgendwo mal gelesen. Irgendwelche Schwimmabzeichen etc ?

Und welche körperlichen Vorausetzungen braucht man denn eigentlich genau um zum Rettungsdienst zu kommen ? Da muss man ja öfters mal Patienten tragen, die eventuell auch nicht leicht sind.

Benutzeravatar

» Julian » Beiträge: 3431 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



@Julian
da es ja auch genügend weibliche Rettungskräfte gibt, sollten die körperlichen Voraussetzungen also nicht unüberwindlich sein ;-)

Ich weiss aber von einer guten Bekannten, die schon seit Jahren im Rettungswesen tätig ist, das die Bezahlung nicht gerade berauschend ist. Natürlich liegt es an dir, was du daraus machst.

Schon als Jugendlicher hast du ja die Möglichkeiten, ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter Unfallhilfe oder ähnlichen Organisationen tätig zu werden. Dies verschafft dir auch kostenfrei oder zumindest deutlich kostengünstiger die notwendigen Scheine um dich später hauptberuflich als Rettungsassistent oder Rettungssanitäter um eine Festanstellung zu bewerben.

Deine Aussage, die Einstellungschancen seien sehr schlecht, kann ich nicht nachvollziehen, bzw. da habe ich komplett gegenteilige Erfahrungen gemacht. Also von da her sollten deinem Wunsch nach einem Beruf, bzw. einer Ausbildung in diesen Bereichen keine grösseren Hindernisse im Wege stehen.
cu
HB

» HB » Beiträge: 19 » Talkpoints: 0,13 »



Julian hat geschrieben:Und welche körperlichen Vorausetzungen braucht man denn eigentlich genau um zum Rettungsdienst zu kommen ? Da muss man ja öfters mal Patienten tragen, die eventuell auch nicht leicht sind.


Ich selbst bin Rettungsassistentin, und ehrlich gesagt, ich würde diesen Beruf nicht mehr ergreifen. Die Ausbildung kostet zwischen 3000-12.000 Euro und muss aus eigener Tasche finanziert werden. Auch während der Ausbildung kommen ca. nochmal 1000 Euro Schulbücher und in manchen Bundesländern kostet es inzwischen sogar etwas, wenn man seine Klinikpraktikas absolvieren muss. Das kostet pro Block auch nochmal 100-300 Euro.

Insgesamt habe ich für das erste Ausbildungsjahr knapp 20.000 Euro hingelegt, und danach brauchst du noch einen LKW Führerschein, da die Rettungswägen zu 90 % über 3,5 Tonnen liegen und auch der B-Schein dafür nicht mehr aussreicht.

Die Einstellungschancen sind sehr schlecht, da die aktuellen Gutachten der Universitäten erfüllt werden müssen, d.h. es werden überall Autos gestichen und damit auch die Stellen. Aktuell gibtes 44.000 Beschäftigte im Rettungsdienst sowie 10.000 Arbeitslose Rettungsdienstmitarbeiter. Dann gibt es die Stellen immer nur maximal auf ein Jahr befristet, und so zieht man von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle ...

Vom Gehalt her, kann ich dir sagen ein Rettungsassistent bekommt direkt nach der staatlichen Anerkennung ca. 1050 Euro Netto raus bei einer Minimum 48 Stunden Woche, richte dich aber eher auf eine 60-80 Stunden Woche ein, solltest du das machen wollen.

Besser beraten bist du, wenn du ehrenamtlich in eine Ortsvereinigung oder Bereitschaft eintrittst. Dort bekommst du zwar "nur" eine Aufwandsentschädigung in Form von Mittagessen oder 20 Euro pro Schicht, dafür bezahlen diese die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Auch ein Zivildienst im Rettungsdienst ist möglich, allerdings unterscheidet es sich von Bundesland zu Bundesland welche Vorraussetzung man dafür haben muss (Rettungshelfer oder Rettungssanitäter). Dort übernimmt der Kreisverband die kompletten Kosten für die Ausbildung und danach ist immer noch die Möglichkeit der Weiterbildung zum Rettungsassistenten möglich.

Hab hier im Forum schon einmal einen Thread verfasst gehabt, der diese Berufe im nicht-ärztlichen Bereich der Präklinik vorstellt, und in anderen Threads schon Stellung dazu bezogen.
Nicht-ärztliche Ausbildungen im Rettungsdienst
Würdet Ihr den gleichen Beruf erneut ergreifen?

Körperliche Vorrausetzungen sind mindestens 160 cm Größe und kein Hungerhaken aber auch kein extrem dicker zu sein. Durch das tragen der schweren Patienten (Durchschnittsgewicht 120 kg, durchschnittliche Tragedistanz 50 Meter pro Einsatz). Ich kann dir sagen, den dicksten Patienten den ich hatte war 750 kg der wenigste nicht mal 300 Gramm (Frühchen). Ist also alles dabei, aber geht auch um das Equipment welches man trägt (Koffer 20 Kg, EKG 10 KG, Sauerstoffeinheit 10 KG, Absaugpumpe 3 KG). Das muss bei jedem Einsatz mit raus, und selbstverständlich auch wieder mit ins Auto beim gehen.

Für eine Ausbildung bei der (Berufs-)Feuerwehr ist erstmals ein Handwerklicher Beruf pflicht, dazu muss der Sportprüfungsteil bestanden werden und dort fallen über 80 % der Bewerber durch. Oder schaffst du es mit 25 kg Gepäck in 30 Sekunden eine Drehleiter von 30 Meter zu klettern ? Ich selbst bin dort durchgefallen, obwohl die Zeiten für Frauen besser sind mit 35 Sekunden. Und dazu war ich auch Leistungssportlerin zu diesem Zeitpunkt - so gut wie unmöglich. Zudem auch in diesem Bereich gespart wird, und in 5-10 Jahren keine Berufsfeuerwehr in dem Sinne mehr vorgehalten wird sondern nur noch eine Bereitschaftsfeuerwehr.

Wenn ich dir allgemein einen Rat geben darf, mach vorher ein Praktikum im Rettungsdienst und schnupper mal ein paar Wochen rein. Denn wenn du dir Action und Blaulicht vorstellst, dann bist du in dem Beruf verkehrt. Dort geht es viel um das Thema sterben, sterbende Leute begleiten oder das einfache Zuhören bei Menschen die sonst niemanden haben. Die Notfallrettung ist der wesentlich kleinere Teil in diesem Beruf, zu 80 % fährt man in der Gegend rum und fährt die Oma zum Arzt oder vom Krankenhaus nach Hause. Das liegt nicht jedem und viele sind enttäuscht wenn sie die Realität sehen. An deiner Stelle würd ich über den Zivildienst versuchen dort eine Stelle zu bekommen, wenn du möchtest kannst du mich auch einmal 1-2 Wochen während meiner Schichten auf dem Rettungswagen begleiten, müsstest nur nach Hessen kommen dann zeig ich es dir ;)

Gesetzlich ist auch nichts fest geregelt, alles was an ärztlichen Maßnahmen durchgeführt wird, geschieht auf deine Verantwortung ! Sollte sich also ein Patient überlegen dich anzuzeigen wegen Körperverletzung, hat er Recht und du wirst dafür belangt. In meiner 2 jährigen Karriere als Rettungsassistentin hatte ich bereits 4 Anzeigen am Hals, 3 wegen Körperverletzung (Stichwort Zugang legen) und eine wegen Freiheitsberaubung (dabei hab ich nur den Patienten festgehalten damit er nicht aus dem Auto fällt). Und die Zahl dieser unangenehmen Begegungen nimmt stetig zu.

Ebenso empfehle ich dir die Buchreihe "... und ein bisschen stirbt man doch". Diese findest du auf der Seite www.faeries-inkpot.de - was den Lebensweg eines Rettungsassistenten beschreibt - über das was er gesehen hat, und wie dadurch auch sein Privatleben betroffen wurde. Und so geht es sehr vielen die in dieser Branche arbeiten am Ende "ausgebrannt" zu sein und keinen anderen Weg als diesen einen zu sehen, wie es dieser Rettungsassistent getan hat.

Im übrigen bin ich die Bekannte die HB meint ;)

Liebe Grüße
Sorae

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Was ich noch ergänzen wollte, von den 10.000 Arbeitslosen Rettungsdienstmitarbeitern sind davon 2025 Rettungsassistenten (Stand Februar 2008). Insgesamt gibt es pro Jahr allerdings nur ca. 200 Stellen (davon 50 als Rettungsassistent). Einige arbeiten später bei Ratiopharm und verkaufen Tabletten und nicht wenige Enden als Arbeitslose und später dann Hartz 4 Empfänger.

Entsprechend groß ist der "run" auf diese Stellen, und man wesentlich mehr braucht mehr als nur das Know How und ein bestandenes Staatsexamen. Übernommen wird i.d.R. fast niemand nach dem Anerkennungsjahr (2. Ausbildungsjahr) da man dort primär als "Dienstplanfüller" d.h. Fahrer oder auf dem Krankentransportwagen (die fahren keine Notfälle) fungiert und auch einige Kreisverbände sich keine Rettungsassistenten im Praktikum mehr holen, da diese 50 % der Dienstzeit als 3. Mann mitfahren müssen. Solang das der Fall ist, bringen sie kein Geld rein sondern kosten nur zusätzlich ... In meinem Kreisverband sind aktuell noch zwei Rettungsassistenten im Praktikum vorhanden - sobald diese ihr Abschlussgespräch hatten, wird es bei uns keine mehr geben aufgrund dieser Regelung.

Im Ausland bewerben kannst du auch gleich abschreiben, die Ausbildung ist fast nirgendwo anders anerkannt ! Ausser in Österreich gilt die deutsche Ausbildung nicht, und eine Umschreibung auf das Schweizer Diplom geht nicht mehr für Rettungsassistenten die nach 2004 ihre staatliche Anerkennung erhalten haben. Für alles andere im Ausland braucht man eine Paramedic ausbildung, die mehr kostet und in Deutschland qualitativ noch minderwertig ist und in Amerika z.B. auch nicht anerkannt wird da dort die Ausbildung 5 Jahre dauert und mit einer Ausbildung im Krankenhaus kombiniert ist.

Rückenprobleme sind auch keine anerkannte Berufskrankheit, da dieser Beruf (hingegen der Bezeichnung staatlich Anerkannt) nicht nach dem Berufsausbildungsgesetz anerkannt ist ! D.h. du gibst Geld aus, für etwas das im Prinzip nichts bringt. Erst wenn die 3 jährige Ausbildung kommt, wird sich daran etwas ändern. Wann das der Zeitpunkt ist, steht allerdings in den Sternen. Die Private Girma G.A.R.D. in Hamburg hat vor 2 Jahren das 3 jährige Ausbildungssystem in Eigenregie eingeführt, und ist damit der Vorreiter. Bislang sieht es sehr vielversprechend aus, aber solang die Länder nicht nachziehen, wird es auch so bleiben. Vorteil dabei ist, diese bezahlen die Ausbildung und man bekommt ein kleines "Taschengeld" im Monat. Dafür muss man auch von anfang an richtig Ackern, um die Kosten wieder reinzubringen.

Wie gesagt, mach vorher ein Praktikum und informiere dich genau über die Schulen. Es gibt einige die haben einen nicht so guten Ruf, und von dort nehmen die wenigsten Kreisverbände Leute her da sie schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Kannst ja auch mal im Forum vorbei schauen, welches unter dem Link der nicht-ärztlichen Ausbildungen gepostet ist, dort sind fast nur Rettungsassistenten und Rettungssanitäter die dir ebenfalls davon ein Lied singen können wie das "richtige Leben" aussieht.

Liebe Grüße
Sorae

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^