Wissen wollen, wie lange jemand noch lebt

vom 04.02.2012, 02:42 Uhr

Aus aktuellem Anlass kam mir diese Frage in den Sinn. Meine Mutter ist sehr krank, es gibt keine großen Hoffnungen mehr, aber man kann nicht genau sagen, wie lange sie so noch durchhalten wird. Es können wenige Monate, oder auch noch einige Jahre sein.

Seit es ihr so schlecht geht haben meine Schwester und ich oft darüber gesprochen, ob wir wissen wollen würden, wie lange sie noch leben wird. Ich bin hin und her gerissen, aber im Moment der Meinung, dass ich es nicht wissen möchte. Ich weiß, dass sie nicht mehr allzu lange bei uns bleiben wird, aber ich glaube mich würde es wahnsinnig machen wenn ich wüsste, dass man ihr nur noch xx Monate gibt. Ich glaube ich würde mich dann selbst wahnsinnig unter Druck setzen und überlegen, was man nun noch alles machen muss, und was sie noch erleben sollte und welche Punkte meines Lebens sie nicht mehr mit bekommt.

Wart ihr schon einmal in der Situation, dass ihr wusstet, wie lange jemand der euch nahe stand noch zu leben hat? Würdet ihr es wissen wollen, oder lieber nicht? Was denkt ihr wäre besser; es zu wissen und sich vorzubereiten, oder es nicht zu wissen?

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich war schon mehrmals in der Situation, dass ein naher Verwandter von mir so schwer krank gewesen ist, dass das Ende nahe zu sein schien. Ich wollte damals nicht daran denken, wie lange diese Person noch zu leben hat. In allen Fällen hat es noch mehrere Jahre gedauert, bis die betreffende Person verstorben ist und es waren immer lange, qualvolle Jahre, die ganz besonders schwer auch für die Angehörigen zu ertragen waren, denn zum Beispiel meine Urgroßmutter hat in den letzten zwei Jahren ihres Lebens wahrscheinlich gar nichts mehr von ihrer Umwelt wahrgenommen. Aber dennoch muss es auch für sie ein sehr schweres Leben gewesen sein.

Wir waren immer alle darauf eingestellt, dass jeder Tag der letzte sein konnte. Das war auch nicht ganz einfach, denn man hat immer am Morgen ein wenig Angst gehabt, dass man den Kranken nicht mehr lebend antrifft. Das war besonders für mich als Kind eine schreckliche Situation, denn ich hatte eine Zeit lang jeden Tag Angst darum, dass ein Telefonanruf mit schlechten Nachrichten eintreffen könnte. Aber ich war darauf vorbereitet und es war eine Erleichterung, wenn es dann so weit gewesen ist. Vor allem, weil es für meine Angehörigen eine Qual gewesen ist und kein schönes Leben mehr, denn sie konnten nicht mehr sprechen, sich nicht selbstständig bewegen und auch nicht mehr alleine Essen und Trinken.

Ich hätte aber trotzdem nicht wissen wollen, wie lange diese Leben noch andauern. Das hätte mich sehr unter Stress gesetzt und ich hätte immer, wenn das Telefon klingelt, eine heiden Angst gehabt. Zu wissen, wann ein Angehöriger stirbt, ist meiner Meinung nach eine fürchterliche Situation.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich weiß nicht ob heute irgendein Arzt es tatsächlich wagen würde eine Prognose für die Lebensdauer zu stellen. Totgesagte leben länger und es kann sehr schnell passieren, dass aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre werden. Daher denke ich, dass dir ein Arzt in den allermeisten Fällen sagen würde, dass man das nicht wirklich einschätzen kann.

Natürlich würde ich z.B. bei einsetzender Schnappatmung eher dazu tendieren zu sagen, dass die betreffende Person innerhalb der nächsten Stunden verstirbt, aber was glaubst du was ich dies bezüglich schon erlebt habe? Eine Patienten angeblich vorm Exodos schlägt die Augen auf, redet ununterbrochen, nimmt wieder Nahrung auf sich und wird schließlich (wenn auch nicht gesund) wieder entlassen.

Ich persönlich würde es nicht wissen wollen, da ich auch denke das man da keine solche Prognose stellen kann. Mit etwas Feingefühl merkt man denke ich auch als Laie wann ein Mensch sich langsam verabschiedet und so ein Sterbeprozess kann sehr lange gehen.

» JeanSmith » Beiträge: 422 » Talkpoints: 4,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nein in dieser Situation war ich noch nie, aber es muss schlimm sein, weil einem die Menschen nahe stehen und man weiß, dass es nun bald zu Ende geht und man diese Person nie mehr wieder sehen kann. Ich kann mich nur an eine Situation erinnern, dass ich mich von einem Menschen verabschiedete und nicht wusste, dass dies ein Abschied für immer sein wird. Dieser Mensch ist jung gestorben und kurze Zeit nach diesem Abschied. Als ich von dem Tod erfuhr war ich sehr geschockt. Aber schlimmer wäre es gewesen, wenn ich schon vorher gewusst hätte, dass ich die Person bald nicht mehr wiedersehen werde.

» Kater75 » Beiträge: 8 » Talkpoints: 2,23 »



Wissen kann man es nie, und das ist auch gut so. Selbst wenn der Arzt jemandem nur noch kurze Zeit gibt, weiß man nie wie lange es wirklich ist, denn jeder Krankheitsverlauf ist anders und jeder Mensch kommt anders damit zurecht. Man sollte jeden Tag Leben, als wäre es der letzte, denn man weiß ja nie wann es soweit ist. Ich habe im letzten Jahr gesehen, wie schnell es vorbei sein kann, auch bei Jungen Leuten, ohne das man damit Rechnet.

Ich denke wenn man weiß, wann es vorbei ist, dann kann man das restliche Leben nicht mehr genießen und ordentlich nutzen, egal ob es Wochen, Monate oder Jahre sind. Man würde doch einfach nur auf den Tag warten, an dem es passiert, und würde deswegen zu viel Zeit verschwenden. Es ist vorbei wenn die Zeit gekommen ist, und ich finde am besten sollte man, sobald alles geregelt ist (Testamen, wie man Beerdigt werden möchte) einfach nicht mehr daran denken, und sich auf das Leben konzentrieren, und auch jemandem der Krank ist, Versuchen, das Leben so gemütlich wie möglich zu machen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wünsche dir nicht zu wissen, wie lange deine Mutter noch leben darf und hoffe, dass sie noch recht lange lebt. Besser ist die Ungewissheit, mit der du, beziehungsweise die Angehörigen leichter umgehen können, ungezwungener. Wenn man weiß, dass der Angehörige nur noch höchstens ein paar Tage lebt, fühlt man sich so elend, weil man es nicht ändern kann und der Kranke merkt es an allem was man sagt und was man tut oder auch nicht tut. Sich vollkommen zu verstellen, dass schafft man nur ganz schlecht. Vor allem, weil da diese unendliche Traurigkeit ist und man die Tränen zurückhalten muss und es oft nicht schafft. Besser ist, dem Kranken das noch vergönnte Leben so angenehm wie möglich zu gestalten und versuchen, nicht jeden Tag daran zu denken. Ich habe ähnliches schon erlebt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Erst einmal möchte ich Euch ebenfalls alle guten Wünsche mit auf dem Weg geben und dass Eure gemeinsame Zeit noch so weit schön wird, dass es nicht ganz so schwer fällt, wenn dieser eine bestimmte Zeitpunkt gekommen ist und vor allem viel Stärke für die Zeit danach. Denn so etwas zu wissen, dass bald jemand verstirbt, ist nie schön und doch lässt es sich manchmal nicht vermeiden, gerade, wenn die Ursache so etwas wie Krebs ist oder auch eine andere, tödlich verlaufende Krankheit.

Ich würde es nur dann wissen wollen, wenn man beispielsweise weiter weg wohnt und ich nun erfahren würde, dass jemand, der noch recht jung ist, wie eben Nichte oder Neffe, oder auch Geschwister/ Partner der Geschwister und so weiter irgendwann einmal an einer Krankheit sterben werden. Denn dann würde ich in der Tat die Zeit nutzen, und sie so oft wie es nur geht, besuchen gehen und ihnen in irgendeiner Art und Weise beistehen, sofern sie es möchten.

Mehrmals hatte ich ja schon davon geschrieben, dass ich binnen weniger Wochen zwei enge Familienangehörige verloren hatte und es war schon so, dass man zwar an sich Hoffnungen hatte, dass ein Autounfall nicht tödlich endet, aber letztendlich kam es so. Man machte uns zwar Hoffnungen, dass diese Person wieder aufwachen wird, aber so kam es nicht. Innerhalb von zwei Wochen verstarb diese Person dann doch, was dann den nächsten Todesfall auslöste, der aufgrund einer Routineuntersuchung und deren Folgen - das kam so alles wie aus dem Nichts und man musste sich damit arrangieren. Ob es besser gewesen wäre, wenn man es vorher gewusst hätte? Ich denke nicht, aber der Umgang damit wäre einfacher gewesen.

Als dann vor fast genau einem Jahr mein Opa starb, war es dann etwas anderes, immerhin war er schon weit über Neunzig und hat merklich abgebaut. Da wusste man dann, dass es nicht mehr so lang dauern wird, und da habe ich auch fast täglich mit einem Anruf gerechnet, dass er nun sterben wird beziehungsweise dann gestorben ist und so kam es dann auch wenige Wochen. Aber ich finde, es macht dazu einen Unterschied, ob es jemand ist, der noch recht jung ist und leider erkrankt ist oder ob es jemanden trifft, der im Grunde alles erlebt hat, was es zum Erleben gab und es dann doch Zeit wird, zu gehen.

Dennoch ist es wohl besser, nicht zu wissen, wann es so weit ist, ich denke, wenn man sich nahe steht, spürt man es sowieso. Und bis dahin sollte jeder Tag halbwegs so begangen werden, dass es für alle Beteiligten ein schöner Tag werden könnte. Aber dennoch sollte man darüber sprechen, und die Tatsache, dass jemand bald verstirbt, nicht ignoriert werden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich glaube, ich würde das nicht wirklich wissen wollen. Ich bin zwar kein Mensch, der Überraschungen besonders toll findet, egal ob sie positiv oder negativ sind. Aber der Tod ist für mich so eine Grenze. Da wäre es eindeutig besser, wenn man es nicht vorher weiß, wie lange jemand noch zu leben hat. Es ist doch besser, wenn man das Beste aus dem Hier und Jetzt macht und sich nicht unnötig dadurch verrückt machen lässt. Das verursacht unter Umständen einfach nur mehr Stress, wobei es auch Menschen gibt, die dann besser Abschied nehmen und damit abschließen können.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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