War Goethe zum Islam konvertiert?

vom 21.01.2012, 15:56 Uhr

In seinem Buch hat er geschrieben "... wir werden im Islam leben und sterben". Man findet sehr vieles über Goethe und seine Interesse zum Islam. Ich habe sogar gelesen, dass seine Vorfahren auch Muslime sein könnten. Wie lässt ihr euch die enge Zusammensetzung von Goethe und dem Islam erklären? War er zum Islam konvertiert? Ehrlich gesagt findet man auch keine Beweise.

» uA_Musti » Beiträge: 542 » Talkpoints: 25,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



In seinem Buch? Welches denn? Goethe hat eine ganze Menge geschrieben. Neben Belletristik und Lyrik auch Sachtexte. Aber ich glaube, dass keiner Lust hat, auf der Suche nach einem Zitat, das vermutlich nicht mal wörtlich übernommen wurde das Gesamtwerk zu durchforsten.

Denn vielleicht hat das ja auch irgend eine Figur in einem Drama gesagt, die damit etwas bezwecken will und was gar nicht seine persönliche Meinung wider spiegelt. Das ist eben so in der Literatur, dass nicht jeder Charakter aus einem Werk so denkt, wie der Autor. Und daraus eine religiöse Einstellung von Goethe abzuleiten, halte ich zumindest für sehr gewagt.

Und dass seine Eltern oder sonstige Moslems waren, habe ich bislang in keiner Biographie gelesen. Worauf stützt du denn dieses Behauptung?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich sehe das genauso wie mein Vorredner. Als Dichter bzw. Schriftsteller hat man die Macht, alle Figuren alles mögliche sagen zu lassen. Und auch wenn das in einem Gedicht oder Text aufgetaucht sein soll, kann auch das lyrische Ich damit etwas bezwecken und das lyrische Ich ist nicht automatisch gleichzusetzen mit dem Urheber.

Ich finde es sowieso irrelevant, welcher Religion jemand angehört hat. Solche Details wie die Religion oder die sexuelle Orientierung spielen doch in so einem Fall überhaupt keine Rolle. Man sollte sich in Goethes Fall eher auf seine Werke und seine Leistung konzentrieren und nicht auf solche nichtigen Details.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir erschließt sich nicht, warum das jetzt (so viele Jahrzehnte nach Goethes Tod) überhaupt relevant sein sollte welcher Religion er angehört haben soll. Das ändert doch im Endeffekt nichts daran, dass er literarisch großartige Werke geschaffen hat. Man darf auch nicht vergessen, dass jeder Schriftsteller oder Dichter schreiben kann was er will und dabei seine Phantasie ausleben darf. Das hat nicht immer unbedingt was mit eigenen Wertvorstellungen zu tun oder hat da noch nie jemand was vom "lyrischen Ich" gehört?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Eigentlich ist es doch recht übersichtlich. Aufgewachsen ist Goethe in einem Frankfurter Juristenhaushalt, erzogen wurde er als Protestant. Die katholische Kirche fand er auch nicht prickelnd. In der Jugend hat er sehr mit dem Glauben gerungen, sich für Naturwissenschaften interessiert und eine Phase gehabt, in der er sich als Heide bezeichnet hat.

Später wurde das wieder gemäßigter, er hat Wissenschaft und Glaube unter einen Hut bekommen. Später hatte er ein durchaus großes Interesse an der orientalischen Welt und dem Islam. Das zeigen seine Werke durchaus, die Sammlung West-östlicher Diwan ist schließlich aufgrund seiner Kenntnisse entstanden.

Aber konvertiert ist Goethe nicht. Er fand die Denkweise durchaus faszinierend. Aber Religion war immer schwierig für ihn. Auch der Islam war für ihn am Ende nicht überzeugend. Die Dichtkunst im Koran fand er göttlich, die Durchsetzung dagegen nimmt der Religion alles Erhabene und zerstört den Ansatz. Der Diwan liefert beißende Kritik und Spott ebenso wie positive Aspekte.

Ich finde es übrigens ziemlich irritierend, dass seine Werke noch herausragend sein sollen, seine Ideen und Gedanken nach so langer Zeit aber irrelevant. Ohne die Motivation dahinter bleiben einem die Texte doch komplett verschlossen. Zumal man zu seiner Zeit nicht einfach irgendwelche Figuren irgendetwas tun ließ. Man lehrte, verbreitete seine Ansichten oder man übte Kritik, die man sonst nicht anbringen konnte. Reine Unterhaltungsliteratur sieht anders aus.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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