Freundin macht Sorgen anderer gleich zu ihren...

vom 17.01.2012, 11:20 Uhr

Eine Bekannte von mir ist seit einigen Tagen deprimiert. Ich schreibe täglich mit ihr und in meinen Augen sieht es so aus, als ob sie die Sorgen anderer oder die Probleme zu ihren macht. Sie hängt sich da so sehr rein Abend für Abend, das sie nachts kaum noch schlafen kann und nur am grübeln ist.

Ein guter Freund von ihr hat Probleme mit dem Familiengericht und ist seit Tagen komisch drauf. Weil die Begrüßung nur mit Handschlag erfolgte und sonst inniger ist und er nicht gut gelaunt ist, macht sie sich gleich wahnsinnige Sorgen und ist seit Tagen nur am grübeln und sich am Sorgen machen. Ich habe ihr gesagt, mehr als das du deine Hilfe anbietest und du ihm das Angebot machst zu jeder Zeit reden zu können, kannst du nicht. Er weiß ja, wie er sie erreichen kann. Jedoch hat er sich seitdem nicht gemeldet. Angeblich sagt er ihr sonst alles, aber diesmal eben nicht.

Ich habe ihr schon sooft gesagt, dass das Grübeln nichts bringt und sie sich nur selbst damit kaputt macht. Es sind nicht ihre Probleme und sie hat genug Probleme um die sie sich kümmern muss. Jedoch bringt man sie davon nicht weg. Mehr als ihr zu sagen, das sie die Probleme anderer nicht zu ihren machen soll kann ich einfach nicht. Sie steigert sich da total hinein und ihr Lebensablauf leidet darunter (ihr Schlaf, demnach wohl auch die weiteren Aktivitäten am Tag, das Arbeiten usw.)

Wie seht ihr diese Situation? Mehr als es immer wieder ihr sagen kann man einfach nicht, oder?

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Du kannst höchstens versuchen sie auf andere Gedanken zu bringen. Triff dich mal mit ihr und unternehmt irgendetwas schönes.

Meine beste Freundin ist genauso. Sie interpretiert immer sehr viel in das Verhalten anderer Leute hinein und wenn irgendetwas passiert, macht sie sich gleich tagelang Gedanken drüber. Meistens ruft sie mich dann aber an, damit ich ihr mal gründlich den Kopf waschen kann. Sie weiß selbst, dass sie sich meist zu viele Gedanken macht, kann aber nichts dagegen machen, außer mit jemanden reden, der ihr dann mal richtig die Meinung bläst. Meist hilft das bei ihr und ansonsten unternehmen wir dann irgendetwas schönes. Daher wäre mein Vorschlag, dass du ihr entweder mal deine Meinung drüber sagst (falls du das nicht schon gemacht hast und sie nicht zu sensibel für so etwas ist) oder halt irgendetwas unternehmen, von dem du weißt, dass sie dann mal ihren Kummer für kurze Zeit vergisst.

Etwas anderes ist kaum möglich, da sie selbst damit fertig werden muss. Du kannst diesen Prozess nur beschleunigen, aber nicht ihn beenden.

» Jayna » Beiträge: 108 » Talkpoints: 9,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das kenne ich von mir selbst. Ich neige auch dazu, mir die Sorgen anderer aufzuladen und mitzuleiden, wenn es Menschen die mir wichtig sind schlecht geht. Ich glaube bis zu einem gewissen Maß ist das auch völlig normal, wem ginge es nicht schlecht, wenn er spürt, dass Freunde oder Verwandte Probleme haben und man selbst hilflos daneben steht.

Allerdings kann es für deine Freundin auch sehr belastend sein, wenn sie über die Sorgen anderer ihr eigenes Leben vergisst. Wie mein Vorschreiber schon sagte, versuch sie ein wenig abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Manchmal hilft auch der Gegenvergleich, wenn man sich selbst vor Augen führt, ob andere auch so sehr leiden würden, wenn man selbst in einer Notlage wäre. Bei mir waren es 2 wirklich gute Freunde, die mir geholfen haben ein wenig mehr an mich selbst zu denken und nicht mehr ständig für andere da zu sein. Also kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Freund der es immer wieder sagt und immer wieder versucht ihr klar zu machen, dass sie an sich denken muss, durchaus hilfreich sein kann.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, dass es recht interessant wäre, herauszufinden, ob Deine Freundin diesen Wesenszug schon immer hatte oder ob es irgendwann damit losging, dass sie die Probleme anderer zu ihren eigenen erklärt hat. Dass das für sie allerdings eine unheimlich große Belastung ist, ist schon klar, denn sie macht sich ja tatsächlich mehr Probleme als nötig damit. Mitfühlend zu sein, ist sicherlich nicht verkehrt oder grundlegend abzulehnen, und ich halte Mitgefühl sogar für wichtig. Aber eine gewisse gleichzeitige Distanz und die Fähigkeit, die Schicksale anderer nicht zu nah an sich herankommen zu lassen, sodass sie einen selbst eben entsprechend schwer belasten, ist immens wichtig.

Vor einiger Zeit ist mir selbst mal aufgefallen, dass ich meinen Freunden nur dann ein guter Ratgeber und bestenfalls eine konkrete Hilfe bei ihren Problemen sein kann, wenn ich das, was sie mir erzählen, kurzfristig ebenfalls zu meinem Problem mache. Ich muss mich konkret in die Lage der anderen hineinversetzen können, denn sonst bleibt mein Rat immer nur der eines Außenstehenden, der vor allem emotionale Belange in einer Situation völlig außer Acht lässt. Aber ich kann glücklicherweise gleichzeitig auch wieder aus meiner versucht subjektiven Betrachtungsweise heraustreten und die Sachlage danach objektiv betrachten, sodass ich einen Rat erteilen kann, der sowohl aus der subjektiven als auch aus der objektiven Sicht besteht. Das erschien mir immer ganz gut, weil es eben keine Sichtweise unberücksichtigt gelassen hat.

Allerdings ist es wirklich kein schönes Gefühl, das teilweise durchaus schwerwiegende Problem eines anderen Menschen für eine Zeit lang zur subjektiven Betrachtungsmöglichkeit komplett als sein eigenes Problem zu übernehmen und während dieser subjektiven Betrachtung hat mich das auch teilweise wirklich schwer belastet. Deine Freundin kann vermutlich aus dieser subjektiven Betrachtungsweise nicht so schnell wieder herauskommen, oder möglicherweise sogar gar nicht, sodass ihr das Problem, das sie von einem anderen übernommen hat, als eigenes Problem verbleibt. Das ist natürlich übel, aber ich denke, dass es wirklich hilfreich sein könnte, in Erfahrung zu bringen, warum das bei ihr so funktioniert und ob es da einen speziellen Auslöser für gegeben haben könnte.

Vermutlich würde ich also versuchen, mal mit dieser Freundin zu reden, um herauszufinden, wann es angefangen hat, dass sie die Probleme anderer zu ihren eigenen Problemen gemacht hat. Vielleicht fehlt ihr selbst ein Stück wichtiger Lebensinhalt oder sie hat ihrerseits Probleme, die sie nicht lösen kann und sucht zusätzliche Probleme anderer, um ihre eigenen Probleme damit nicht mehr so gut für sich selbst sichtbar zu machen und quasi zu überlagern. Ihr nur zu sagen, dass sie die Probleme anderer nicht zu ihren eigenen machen soll, wird sicherlich nicht reichen, um ihr die Augen zu öffnen, das hast Du ja nun selbst schon bemerkt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke auch, dass du nur versuchen kannst, deine Freundin mal auf andere Gedanken zu bringen. Geh doch mal ihr einen Bummel machen oder einen Kaffee trinken. Vielleicht hilft es ihr, wenn du auch einfach mal zuhörst. Deine Freundin müsste lernen, dass sie anderen nur ihre Hilfe anbieten kann und eben diese Sorgen nicht zu nah an sich heran zu lassen. Wenn sie das alleine nicht hinbekommt und es ihr so schlecht dadurch geht, dann sollte sie sich vielleicht professionelle Hilfe suchen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kenne dieses Problem auch sehr gut, da ich das Verhalten deiner Freundin auch schon an den Tag legte. Das ist mittlerweile nicht mehr der Fall, weil ich einfach gelernt habe, mir nicht mehr allzu viele Gedanken zu machen, wenn etwas mal nicht so wirklich rund läuft. Ich habe in das Verhalten anderer Leute auch immer total viel herein interpretiert und das hat mich echt schon krank gemacht, weil ich dann nur noch gegrübelt habe und ebenfalls nachts nicht schlafen konnte. Meine Mutter meinte damals auch immer, dass ich ein Helfersyndrom habe - ich möchte immer jedem helfen, seine Probleme zu lösen und vergesse mich selbst dabei. Ich habe das Verhalten dann nach und nach abgelegt, aber das war echt ein langwieriger Prozess. Wenn man es selbst nicht merkt, dann ist es wirklich sehr schwierig, aus diesem Kreislauf heraus zu kommen. Man steigert sich eben auch sehr schnell in die Probleme anderer Leute hinein, das weiß ich ja aus eigener Erfahrung.

Ich denke, du solltest mal mit deiner Freundin reden. Dabei meine ich aber nicht schreiben, sondern einfach treffen und dann einfach mal miteinander sprechen und sich austauschen. Vielleicht hilft ihr das ja, jemanden zu haben, der ihr auch mal zuhört, denn meist scheint es echt so zu sein, dass nur sie den Kummerkasten für andere spielt und sich selbst dabei vergisst. Wenn sie sich dir dann öffnen kann, dann könnt ihr vielleicht auch gemeinsam versuchen, diesem Problem auf den Grund zu gehen, wenn sie es alleine nicht schafft. Ansonsten hilft wirklich nur Ablenkung. Unternimm etwas mit ihr, damit sie mal auf andere Gedanken kommt und auch ein wenig Spaß haben kann. Das hilft auch schon ganz gut. Auf jeden Fall ist es besser, als den ganzen Tag daheim zu sitzen und sich Gedanken über das Verhalten anderer Leute zu machen. Im Prinzip muss sie damit selbst fertig werden, aber manchmal tut es einfach gut zu wissen, dass da jemand ist, der einen unterstützt. So war es auch bei mir und ich habe mich nach und nach von solchen Gefühlen und Gedanken distanzieren können.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Leider ist das nicht so einfach mit dem Treffen, da wir etwa 250 km auseinander wohnen und nur per Messanger Kontakt haben oder eben per Telefon. Ich muss auch zugeben, das ich sie aus der Schulzeit und der Zeit danach nicht so in Erinnerung hatte, das sie sich so viele Gedanken um andere Menschen macht und dies schon zu ihren eigenen Problemen macht. So kam sie mir nie vor. Jedoch ist sie wohl so geworden, seitdem sie umgezogen ist, denn sie hat sich auch charakterlich sehr verändert, was eben früher nicht der Fall war.

Wir telefonieren ab und an, wenn es möglich ist, denn sie hat nur ein Handy und kein Festnetz oder wir schreiben eben über den Messanger. Ich sage ihr auch immer und immer wieder, das es nichts bringt, sich so viele Gedanken über andere Menschen zu machen, die man zudem kaum kennt. Mir kommt es auch vor, das sie von dieser einen männlichen Person sehr schwärmt, die sich so komisch verhält und worüber sie sich Gedanken macht. Jedoch ist dieser Mann angeblich "schwul".

Habe heute morgen wieder mit ihr geschrieben und sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen aus Sorge um diesen Menschen. Er meldet sich nicht und sie grübelt und grübelt wieso er sich von heute auf morgen so verändert hat und was denn los sein könnte. Ich hoffe das sich dies von alleine legt, denn auf Dauer ist dies sicher auch nicht gesund. Durch ihre Arbeit ist sie ja die größte Zeit gut abgelenkt sagt sie selbst, jedoch in der Mittagspause sehen sich die beiden ab und an. Mal schauen wie es weiter geht. Mehr als gut zureden, das es nichts bringt soviel zu grübeln kann ich auch nicht.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn Deine Freundin sich erst mit ihrem Wegzug so verändert hat, kann ich mir aber gut vorstellen, dass ihr ein eigener Lebensinhalt fehlt, SybeX. Versuch doch mal, sie darauf anzusprechen und in Erfahrung zu bringen, ob es ihr in ihrer neuen Heimat überhaupt gut geht und sie dort auch gerne und glücklich lebt. Sollte das nicht der Fall sein, so wäre es für sie möglicherweise eine Option, zurückzukommen, das kannst Du sicherlich besser einschätzen und sie gegebenenfalls auch fragen.

Dass Deine Freundin in diesen Mann verliebt sein könnte, habe ich mir auch kurz gedacht, allerdings schriebst Du in Deinem ersten Post, dass sie nicht nur seine Probleme zu ihren macht, sondern das wohl generell ein Zug von ihr ist. Deshalb habe ich diesen Gedanken wiederum verworfen. Ihre Angst davor, dass er sich nun von ihr zurückgezogen haben könnte, erinnert mich aber auch sehr an eine Verlustangst, die man empfindet, wenn man jemandem emotional wirklich sehr nahe steht und ich kenne das persönlich auch nur aus frischen Beziehungen, wenn überhaupt, in denen man so glücklich mit einer Person ist, dass man Angst hat, sie wieder zu verlieren und vielleicht auch einmal solche ganz nachvollziehbaren Rückzüge des anderen missversteht und fälschlicherweise auf sich selbst bezieht.

Vielleicht gelingt es Dir ja, darüber auch noch etwas in Erfahrung zu bringen, denn ob dieser Mann nun schwul ist oder nicht, hat nicht wirklich etwas damit zu tun, ob sie in ihn verliebt ist, oder? Nur, weil ein Mensch (aus welchen Gründen auch immer) nicht verfügbar zu sein scheint, bedeutet das nicht, dass man nicht eine emotional sehr große Nähe zu ihm entwickeln kann, die sich auch in weitergehenden Gefühlen äußert. Ob Deiner Freundin das selbst allerdings so greifbar bewusst ist, ist wiederum eine andere Frage, aber es scheint doch so, als hättet Ihr eine Menge Themen, über die Ihr mal in Ruhe miteinander reden könntet und deren Ergebnisse möglicherweise auch wirklich in Bezug auf ihre ganz eigene Problematik weiterhelfen könnten.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Für mich klingt das eher danach, als wäre die thematisierte Dame mit ihrem Leben unglücklich und unzufrieden. Vielleicht langweilt sie sich auch und ist nicht ausgelastet und stürzt sich daher auf alle möglichen Probleme anderer Menschen um sich von dem eigenen unglücklichen Dasein und der unzufriedenen Situation abzulenken. Mit ihr nur zu reden bringt gar nichts, Ablenkung bringt auch gar nichts. Man sollte auf Ursachenforschung gehen und dann das Problem bei der Wurzel packen. Sonst wird sich nie etwas ändern. Ablenkung hat noch nie ein Problem gelöst und nur durch reden wird auch nichts besser. Wer das glaubt ist ziemlich naiv und nicht besonders intelligent.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Das klingt irgendwie so als hätte sie selber ein ganz schönes psychisches Problem. Das sollte sie angehen und nicht einfach immer weiter mit sich schleppen. Normal ist das auf keinen Fall und da sie nicht mal mehr schlafen kann, schränkt es sie ja zu sehr im Alltag ein und das sollte man dann schon angehen. Sie sollte sich also lieber selber Hilfe suchen, anstatt sich über andere Menschen Gedanken zu machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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