Introvertierte Menschen wie geht ihr mit ihnen um?

vom 28.12.2011, 23:13 Uhr

Wenn euch als extrovertierter, also offener und kontaktfreudiger Mensch ein anderer Mensch begegnet, der eher zurückhaltend und scheu ist, der in sich gekehrt ist und den Kontakt mit euch nicht gerade sucht, wie geht ihr mit so einem Menschen um? Geht ihr dann auf ihn zu? Versucht ihr mit diesem Menschen ins Gespräch zu kommen? Denkt ihr, dass ihr einen in sich gekehrten Menschen auch dazu bringen könntet aus sich heraus zu kommen? Was macht ihr, wenn ihr diesen Menschen unbedingt kennenlernen wollt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich würde nicht sagen, dass ich extrovertiert bin, aber introvertiert bin ich auch nicht, daher fallen mir auch zu dieser Situation spontan einige Beispiele ein. Es gibt Fälle, da ist man zu Teamwork gezwungen, seien es nun diese Gruppenarbeiten in der Schule oder sonst wo, manchmal ist es eben wichtig, dass man miteinander kommuniziert. Dann kommt es aber auch nicht selten vor, dass es introvertierte Menschen gibt, die tatsächlich einfach nur total schüchtern sind und mit denen kann man die Zusammenarbeit dann eigentlich vergessen.

Wenn es darum geht Gruppenarbeiten auszuführen, ergreife ich gerne mal die Initiative, weil ich es schnell hinter mich bringen will und keine Lust darauf habe, dass sich alles schleppt. Ich teile auf und will dann zusammentragen, fertig ist man. Es kommt dann vor, dass diese introvertierten Menschen gar nichts von sich geben, sondern nur da sitzen und gucken. Ehrlich gesagt ist meine Reaktion dabei nicht selten Wut. Ich bin kein besonders geduldiger Mensch, dass gebe ich gerne zu.

Wut allein ist natürlich nicht die Lösung, deswegen versuche ich besagte Person darauf anzusprechen und sie mit direkten Fragen dazu zu bewegen etwas von sich zu geben. Ist dies nicht der Fall, schlage ich besagte Person spontan dazu vor, unsere Arbeit vorzustellen. Weigert sie sich auch hier, zögere ich nicht, irgendwann mal nebenbei diskret darauf hinzuweisen, dass hier scheinbar irgendwas nicht stimmen kann, weil die Person nichts zu der Gruppenarbeit beiträgt.

Somit fällt mir der Umgang mit introviertierten Menschen meist nicht besonders einfach, ich verliere leicht die Geduld. Zeigen sich solche Personen nicht irgendwann ein bisschen kooperativer, dann neige ich dazu, sie irgendwann persönlich abzulehnen, weil es mir Mühe bereitet, die Person zu einer Reaktion zu motivieren.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Tja Crispin, wenn die introvertierte Person so gar keinen Bock darauf hat, mit dir in einem Team spielen zu müssen, wundert mich das überhaupt nicht. Ich hoffe er/sie kommt irgendwann beizeiten doch noch damit raus und sagt dir das selbst, aber wahrscheinlich hält er/sie die Mühe nicht für notwendig. Im Übrigen können gerade introvertierte Menschen ihr Potential sehr gut in Teamarbeiten nutzen, wenn sie im Hintergrund ihre Stärken einsetzen dürfen und man sie nicht überrennt und sie vielleicht auch mal ein wenig allein herum puzzeln lässt.. Es mag heutzutage ja kaum zu glauben sein, aber es gibt einfach Leute, die mögen nicht den Kasper für alle machen und sind damit zufrieden. Meistens kommen sie etwas mehr aus sich heraus, wenn man Themen findet, die sie wirklich interessieren.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde mich sicherlich nicht als extrovertierten Menschen bezeichnen, aber doch als kontaktfreudig und auch als generell offenen Typ, der sich nicht verschließt. Und auch ich habe schon introvertierte Menschen kennengelernt und versucht, sie aus der Reserve zu locken, ihnen Vertrauen zu geben und sie zu integrieren, aber ich habe immer wieder festgestellt, dass das wirklich schwierig ist. Jedenfalls habe ich dann offenbar doch nicht so viel Geduld, mich länger als drei Stunden um einen introvertierten Menschen und seine Gunst zu bemühen, denn der letzte Fall, in dem ich mit einem solchen introvertierten und überaus schüchternen Menschen zusammengekommen bin, hat es tatsächlich drei Stunden gedauert, die ich mich um diesen Menschen bemüht habe, bis ich festgestellt habe, dass ich dieses Projekt nun abbreche.

Auf introvertierte Menschen gehe ich in der Regel nur dann zu, wenn ich merke, dass sie tatsächlich keinen Anschluss finden, aber gerne welchen hätten. Vor allem vor meiner letzten Prüfungssituation ist mir das aufgefallen, dass es eine junge Frau gab, die etwas abseits der Gruppe stand und darüber nicht sonderlich glücklich aussah. Sie habe ich angesprochen und mir ist auch direkt eine spürbare Dankbarkeit entgegengeschlagen. Wenn ich merke, dass derjenige allerdings kein wirkliches Interesse daran hat, in eine Gruppe integriert oder überhaupt auch nur von einem Einzelnen unterhalten zu werden, dann halte ich mich dezent zurück und versuche auch nicht, diese Person aus der Reserve zu locken, denn sonst würde ich mich ihrem Wunsch widersetzen, und ich finde nicht, dass mir das in irgendeiner Form zusteht.

Dieser letzte, oben bereits kurz erwähnte Fall, in dem ich drei Stunden lang versucht habe, meinen Gesprächspartner aus der Reserve zu locken, war für mich eher eine Qual als ein erfreuliches Ereignis, und ich fand es auch nicht gerade einfach, damit umzugehen, dass ich mich drei Stunden lang um jemanden bemühe und derjenige scheinbar einfach nicht will, dass sich zwischen uns irgendetwas verändert. Es handelte sich bei dieser Person um den neuen Freund einer lieben Freundin von mir, der bei einem unserer Treffen dabei war. Nach diesen drei Stunden habe ich ihn komplett ausgeblendet und auch vergessen, das war mir etwas peinlich. Offenbar war ich ihm aber einfach unsympathisch und er hatte tatsächlich kein Interesse daran, mit mir ins Gespräch zu kommen – das soll auch sein gutes Recht sein. Warum ich mich da dann aber noch weiter um ihn bemühen sollte, ist mir schleierhaft, und so überlasse ich diejenigen, die offenbar nicht wollen, auch irgendwann dann tatsächlich sich selbst.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es gab da mal eine Situation, die ich hier beschreiben möchte, weil sie sehr gut auf den Thread-Titel passt. Ich arbeite freiwillig als Helferin in einem feministisch-politischem Verein. Einmal in der Woche wird ein lockeres Treffen veranstaltet, zum Plaudern, Kaffee und Tee trinken und neue Kontakte knüpfen. Zu diesem Treffen ging regelmäßig eine sehr introvertierte Frau, die nach und nach auftaute und mit der ich mich auch oberflächlich gesehen gut verstand.

Irgendwann fragte ich sie, ob sie nicht mal Lust hätte, ob wir uns nicht mal verabreden könnten, rein bekanntschaftlich. Sie lehnte ab, plötzlich wieder sehr scheu wirkend. Bis zu meiner Frage kannten wir uns etwa über ein Jahr, jedoch nur über diesen Verein. Sie hat mir nicht gesagt, warum sie meine Anfrage abgelehnt hat, aber später habe ich über mehrere Ecken erfahren, dass ich ihr viel zu jung gewesen wäre. Die Meinung konnte ich zwar nicht wirklich teilen, da zwischen uns nur 15 Jahre Altersunterschied liegen und ich auch Freunde habe, die durchaus älter sind als ich. Trotzdem machte es mich wütend, dass sie es mir nicht ins Gesicht sagen konnte, ich dachte, soviel Mut kann man doch aufbringen, selbst als introvertierte Person.

Dann habe ich mich an etwas erinnert. Als Jugendliche war ich auch sehr introvertiert und mich hat es eingeschüchtert, wenn extrovertierte Leute auf mich zugegangen sind und auf mich eingehen wollten. Ich dachte, dass mich die meisten in dem Fall nur auf den Arm nehmen wollten und lehnte viele Leute mit Kennenlern-Absichten dann kategorisch ab. Wie ich es geschafft habe, aus mir heraus zu kommen, weiß ich nicht mehr genau, aber irgendwann habe ich es halt geschafft :)

Jedenfalls half mir diese Erfahrung aus meinem Lebensabschnitt, die Entscheidung der Frau zu akzeptieren. Seitdem haben wir uns aber nicht wieder miteinander befasst, was sie scheinbar auch nicht gestört hat, da sie jetzt bei einer anderen Frau, die den Treff auch regelmäßig besucht, Anschluss gefunden hat. Seit mehreren Monaten ist sie jedoch nicht mehr erschienen, was ich auch nicht schlimm finde.

» ProblemSpatz » Beiträge: 24 » Talkpoints: 21,55 »


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