Warum wenden sich immer mehr Jugendliche der Politik ab?

vom 29.10.2011, 09:35 Uhr

Ich glaube, dass sich die Jugendlichen von dem Thema abwenden, weil sie denken, dass sie eh nichts ändern können und das Politik eben Mist ist. Das sagen dann aber in der Regel die, die sich absolut nicht mit dem Thema auseinander setzten und größtenteils aus der unteren Bevölkerungsschicht kommen. Hier fehlt dem einen oder anderen einfach die Bildung oder das Interesse im Bereich der Politik. Wenn man das ganze absolut nicht versteht und damit einfach nichts anfangen kann, dann ist es doch kein Wunder, dass sie es als unnötig empfinden. Ich erlebe es oft, dass Jugendliche richtigen Hass auf den Staat und die Politiker haben, aber etwas daran ändern wollen sie auch nicht wirklich. Wenn man sie dann fragt, warum sie denn nicht wählen gehen, bekommt man nur eine Antwort wie:"Die sind doch eh alle Betrüger." Ich wähle hier mal eine dezente Ausdrucksform, da ich nicht weiß inwieweit man Schimpfwörter hier toleriert.

Man kann nur etwas ändern wenn man auch wählen geht. Tut man das, muss man sich auch mit der Thematik auseinander setzten und sich dafür entscheiden wen man wählt und warum man dies tut. Man möchte ja auch die unterstützen, die einem persönlich das beste versprechen. Ob die Versprechungen dann auch eingehalten werden ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Der Spagat zwischen einer leeren Versprechung und dem Ziel ,gewählt zu werden, ist nicht allzu groß. Die gesamte Thematik trifft aber nicht nur die Jugendlichen sondern auch ebenso die Erwachsenen, denn die leben es den Kindern und Jugendlichen ja auch entsprechend vor. Sicher gibt es andere Dinge als Politik aber ein wenig sollte man auch dies mit einbeziehen. Auch Erwachsene haben kein Interesse an Wahlen und der Politik. Dann wird aber auch von deren Seite gejammert, dass sich nichts ändert. Da gibt es ein einfaches Gegenmittel: man hört auf zu jammern und geht endlich selber mal wählen.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Doreen82 hat geschrieben:Natürlich wäre es schlimm, wenn es keine freien und geheimen Wahlen mehr gäbe in Deutschland. Aber wenn eine Partei glaubwürdig bleiben und ihre Wähler behalten will, darf sie keine überzogenen Versprechungen machen, von denen sie bereits im Wahlkampf weiß, dass sie nicht einhaltbar sind. Wenn ich es mal überspitzt darstellen darf: Wenn ich in ein Restaurant gehe, dass mit seinen tollen Rinderrouladen wirbt, ich diese bestelle und einen stattdessen einen Linseneintopf vorgesetzt bekomme, werde ich von dem Gericht zwar satt, bin aber bei weitem nicht zufrieden gestellt. Passiert mir das in verschiedenen Gaststätten unabhängig von einander immer wieder, überlege ich mir doch, ob ich überhaupt noch auswärts essen gehen sollte.

Ich denke, wenn die Politiker ehrlicher wären und nicht immer versuchen würden, das Blaue vom Himmel herunter zu versprechen, wären die Wähler auch nicht so desinteressiert und die Wahlbeteiligung höher. Wenn ich wählen gehe, erwarte ich zwar, dass die von mir gewählten Volksvertreter bestmöglich für das Wohl des Volkes sorgen, aber nicht, dass mir Dinge versprochen werden, die unmöglich realisierbar sind.


Man muss sich aber auch mal bewusst machen, dass Parteien ihr Programm selbst erstellen und anschließend nicht immer dafür verantwortlich sind, dass es nicht durchgesetzt werden kann. Immerhin gibt es noch die Oppositionsparteien und die Koalitionspartei, mit denen sie zu kämpfen haben. Wenn denen nicht passt, was die eine Partei gerne hätte, wird darüber so lange diskutiert, bis irgendeine Lösung herbei geführt wurde. Es liegt also nicht immer daran, dass man gewisse Sachen einfach viel zu hoch ansetzt oder Sachen verspricht, die einfach nicht machbar sind. Jeder Bürger kann sich doch hoffentlich ausmalen, welche Sachen möglich sind und welche nicht. Wenn ich merke, dass eine Partei hier irgendwelche Träumereien durchsetzen will, die im Grunde gar keinen Sinn ergeben oder nicht finanzierbar sind, warum wähle ich sie dann? Nur weil ich das alles gerne hätte, was sie versprechen?

Desweiteren ändert einfach die mangelnde Wahlbeteiligung nichts an den Tatsachen. Die Parteien werden ihre Arbeit weiterhin so machen wie bisher. Nur desto weniger wählen, desto schlimmer ist es am Ende. Denn für jene Parteien, die keiner haben will, für die wird gewählt, denn deren Klientel geht auf jeden Fall wählen. Das sollte man sich auch mal überlegen. Aber ich sage ja, dass in Deutschland einfach niemand mehr zu schätzen weiß was es heißt, dass wir hier wählen dürfen. Die Jugendlichen heute haben die Zeit nicht mitgemacht, in der man nicht die freie Wahl hatte. Wäre das so gewesen, würden viele vielleicht eher wählen gehen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


So lange ist die Jugendzeit bei mir nicht her, daher versuch ich mal meine Ansicht mit der Politik widerzuspiegeln. Ich denke nicht, dass jeder Jugendliche sich nicht für Politik interessiert. Das kann man so pauschal nicht sagen. Es gibt eine menge junger Leute, die das System verstehen und sich auch einbringen. Ich finde nur einfach, dass in meiner Jugendzeit das Thema Politik etwas unter den sogenannten "Teppich" gekehrt wurde. Wir hatten zwar zum Ende meiner Schulzeit hin das Fach Politik, aber es war bei uns als Wahlfach. Also musste man dieses Fach nicht belegen, sondern konnte ein anderes wählen. Dementsprechend habe die Leute dieses Fach gewählt, die sich ohnehin für Politik interessieren. Das waren auch nicht sonderlich viele. Der Kurs zwar damals zwar voll, aber halt nicht überrannt.

Und hier, so denke ich im Nachhinein, steckt der Fehler im System: Die Leute, die sich nicht damit auskennen, gehen dieser alltäglichen Thematik aus dem Weg. Hinzu kommt noch, dass nicht alle Lehrkörper sich mit unserer Politik auseinandersetzen, um auch mal schwierige Fragen zu beantworten. Meistens wird dieses Fach ja von irgendwelchen Lehrern besetzt, die dann das Fach unterrichten können, da sie gerade verfügbar waren. Es gibt nur wenige Fachkörper für diesen Bereich (jedenfalls war das so bei uns, ob das nun überall mal so vorkommt, kann ich daher schlecht beurteilen). Daher habe ich mich auch nie wirklich mit der Politik auseinander gesetzt, da es für mich nicht greifbar war. Ich habe zwar die Basics erlernt, aber das war es dann auch schon. Was nun welche Partei macht oder nicht macht, dass kann ich nicht sagen.

Daher ist es auch für mich heutzutage nicht immer leicht eine Entscheidung bezüglich einer Stimme zu treffen. Je älter man wird, umso mehr kann man die verschiedenen Parteien greifen und auch versuchen, eine vernünftige Wahl abzugeben. Somit kann ich die meisten Jugendlichen durchaus verstehen, wenn sie sich der Politik abwenden. In den Medien ist sie einfach undurchsichtig, man hört meist nur Negatives und in der Schule werden keine adäquaten Basics gelehrt.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde man muss auch die vorhandene Situation der einzelnen Jugendlichen betrachten und auch erst einmal nach dem Entstehen der Situationen fragen. So hat man dann schon sehr viele Argumente zusammen, die dann auch zum Abwenden an die Politik führen. Viele Jugendliche benötigen zu bestimmten Problemen auch fachkundige Hilfe und eben nicht nur einige Lippenbekenntnisse.

Wird ihnen nämlich nicht geholfen, werden Jugendlich in der Regel nach einer gewissen Zeit auch hoffnungslos. Dieser Stimmung verleihen sie dann auch ihren Ausdruck. Dann meinen sie eben, dass mein keine Politik oder Politiker braucht, denn ihre persönlichen Probleme wurden ja nicht ernst genommen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich zähle mich zwar ausdrücklich nicht zu denjenigen, die sich nicht für die Politik interessiert haben, aber ich habe mittlerweile einfach das Problem, dass ich gar nicht sagen könnte was ich eigentlich wählen sollte, wenn am Sonntag Wahl wäre. Ich denke zwar, dass ich durchaus von mir behaupten kann, dass ich mehr oder weniger an der Politik interessiert bin, aber ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass man größtenteils nur noch zwischen Not und Elend unterscheiden muss.

Manche Parteien haben gefühlt nur ein Thema und jetzt, nachdem sie endlich das erreicht haben was sie wollten, hört man nichts mehr von ihnen. Andere schließen heute etwas aus und morgen wird es dann doch umgesetzt. Ich habe derzeit einfach das Gefühl, nicht zu wissen woran man eigentlich mit der Stimme für eine Partei ist. Die Glaubwürdigkeit der Politier hat für mich in der letzten Zeit einfach derart gelitten, dass diese Ungewissheit entstanden ist und ich im Moment nicht sagen könnte, was mir nun lieber wäre.

Natürlich ist es klar, dass Wahlversprechen nie wirklich so eingehalten werden wie sie vorher angepriesen werden. Aber vielleicht ist es auch genau das, was die Jugendlichen zu diesem Desinteresse verleitet. Wenn man sich vor der Wahl hinstellt und große Versprechungen macht, dann schürt das natürlich eine entsprechende Erwartung. Wenn man dann als Wähler bemerkt, dass sich aber nichts ändert, dass man sich an Kleinigkeiten aufhält und dass gefühlt alles was in anderen Ländern passiert wichtiger ist, als das eigene Volk, dann wundert mich das Desinteresse nicht mehr so sehr.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vampirin hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist man mit 18 kein Jugendlicher mehr, deshalb passt der Begriff für mich nicht so richtig.


Entschuldige, ich habe mich bei meinem Beitrag auf Österreich bezogen, da man hier bereits mit 16 wählen darf. Was du sagst stimmt natürlich und ich habe zuerst nicht darüber nachgedacht. Aber eigentlich muss man sagen, dass man auch in Deutschland als Jugendlicher sehr stark von der Politik beinflusst wird und dann eben mit 18 wählen geht.

» LiquidFusion » Beiträge: 77 » Talkpoints: 41,68 »


Dass viele Jugendlichen nichts mit der Politik anfangen können. liegt vielleicht auch an der Tatsache, dass viele Politiker nichts für die Jugendlichen aktiv gestalten. So müssen die Jugendlichen in unserer Stadt u.a. darunter leiden, dass sich der Chef des Jugendamtes und der Bürgermeister sich nichts mehr zu sagen haben und der Treffpunkt für viele Jugendlichen zur Zeit dicht gemacht wurde.

Aber auch der Politikunterricht kommt in vielen Schulen einfach zu kurz oder aber die Lehrer sehen sich nicht in der Lage, den Unterrichtsstoff auch interessant zu gestalten. Mein Politikunterricht in meiner Schulzeit war jedenfalls schon vor 30 Jahren nicht sehr interessant, aber ich gehe trotzdem wählen, denn nur so kann ich aktiv etwas ändern. Durch das Nichtwählen sorge ich nur dafür, dass sich eben nichts ändert.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



LiquidFusion hat geschrieben:Es gibt genug Jugendliche, die nicht wählen gehen weil sie die Politik schlichtweg nicht unterstützen wollen. Die Politik versucht besonders mit Propaganda auf Jugendliche zu zielen, da diese am leichtesten zu beeinflussen sind. Die enorme Reizüberflutung wird vielen Jugendlichen zu viel und sie bleiben zu Hause anstatt zu wählen.


Wie ich das Thema Politik hasse! Es gehört zu unserem täglichen Leben dazu aber außer durch Wahlen kann man die Politik eh kaum beeinflussen, das machen alles unsere Minister ganz oben. Ich denke es liegt daran, dass Politik einfach ein ziemlich trockener Themenbereich und deshalb für die meisten Jugendlichen, mich eingeschlossen, einfach langweilig ist. Es gibt da weitaus spannendere Themen als sich mit Politik zu beschäftigen.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Politik in den Augen der Jugendlichen einfach nicht viel bewirken kann. Ich werde aber trotzdem in zwei Jahren dann wählen gehen, weil ich nicht zu den Jugendlichen gehöre, die sich durch Propaganda beeinflussen lassen, schon garnicht von irgendwelchen rechtsradikalen Parteien, die den Jugendlichen alles mögliche versprechen, um neue Wähler für sich zu gewinnen. Da wähle ich lieber eine x-beliebige Partei, statt dann garnicht wählen zu gehen und Rechtsorientieren Parteien frei Bahn zu geben.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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