Arzttermin: Am Telefon sagen, dass man Privat vers. ist

vom 27.08.2011, 13:35 Uhr

Ich kenne das so ehrlich gesagt nicht wirklich und habe bisher nur erlebt, dass ich, wenn ich nach meiner Krankenkasse gefragt wurde, auch direkt nach der genauen Kasse gefragt wurde und die zusätzliche Aufklärung erhalten habe, dass manche Kassen bereits erschöpfte Budgets haben und deshalb erst ein Termin im neuen Jahr möglich ist. Das war immer um die Jahreswende der Fall, allerdings aber bisher bei keiner meiner Krankenkassen der Fall und ich habe meine Termine immer bekommen.

Ansonsten kenne ich nur noch den Fall, dass ich in einem Krankenhaus, wenn ich direkt während meines Anrufs um einen Termin für die Privatsprechstunde beim Professor höchstpersönlich frage, darum gebeten werde, anzugeben, ob ich privat oder gesetzlich versichert bin. Zuletzt ist mir das passiert, als ich einen Termin mit der LMU in München vereinbaren wollte, wo ich zu einem bestimmten Professor gehen muss, der mich auch vor vierzehn Jahren schon mal operiert hat, allerdings wusste das zunächst niemand, weil sich in der Zwischenzeit mein Nachname geändert hat.

Weshalb genau ich nun gefragt wurde, ob ich privat oder gesetzlich versichert bin, habe ich hier nicht erfahren. Es war allerdings so, dass ich mit der Anmeldung der Ambulanz verbunden wurde, um dort einen Termin zu vereinbaren, den ich allerdings wie gewünscht beim Professor höchstpersönlich erhielt, der auch zum Termin erschienen ist und sich ordentlich Zeit für mich Kassenpatient genommen hat. An der Anmeldung in der Ambulanz fragte mich die Dame hinter dem Tresen, ob ich zufällig immer noch meine private Zusatzversicherung habe, nachdem dort meine Akte von vor vierzehn Jahren aus dem Archiv geholt wurde und aus ihr hervorging, dass ich damals eine private Zusatzversicherung hatte. Ich habe das also auch dieses Mal bejaht und sie gab mir den Tipp, das immer deutlich zu machen, wenn ich in die Klinik komme, weil ich dann eben von mehr Leistung profitiere als ein Kassenpatient. Das ist mir soweit alles klar, die Sprechstunden vor einer Operation werden allerdings nur von meiner gesetzlichen Krankenkasse bestritten, ich profitiere hier also noch von gar nichts Zusätzlichem. Und dennoch hat man mir das gegeben, was ich wollte, ohne mich erst durch die Reihen der Oberärzte zu schicken, das ist doch in Ordnung.

Übrigens habe ich ganz ähnliches auch in einer Privatklinik eines anderen Professors in München erlebt, der mich ebenfalls bereits vor einigen Jahren operiert hat. Ich saß bei ihm einmal im Wartezimmer für Kassenpatienten und einmal in der „Lounge“, die das Wartezimmer für Privatpatienten ist, weil ich einen Termin bei einer in seiner Klinik tätigen Ärztinnen hatte, die ihre Sprechstunden privat abgerechnet hat. Der Professor selbst behandelt glücklicherweise nicht ausschließlich Privatpatienten Und ich muss nun sagen, dass mir das Wartezimmer für die Kassenpatienten deutlich besser gefallen hat, weil es besser und bequemer ausgestattet war als die „Lounge“. Da war ich von der „Lounge“ direkt enttäuscht und hatte mir deutlich mehr darunter vorgestellt.

Würde es mir unterkommen, dass mir jemand – in welcher Form auch immer – deutlich macht, dass ich als gesetzlich Versicherter in der jeweiligen Praxis irgendwelche Nachteile gegenüber einem Privatversicherten hätte, die sich nicht auf das Leistungsspektrum beziehen, sondern darauf, wie man mit mir menschlich umgeht, dann würde ich sicherlich nicht weiter in Erwägung ziehen, dort auch nur einen Fuß reinzusetzen. Ich finde nämlich nicht, dass es in Ordnung geht, wenn man als Mensch zweiter Klasse behandelt wird, nur, weil man sich aus gutem Grund für eine gesetzliche Krankenversicherung entschieden hat, die durchaus auch Vorteile gegenüber der Privatversicherung bietet. Ich fühle mich mit meiner Kombination aus gesetzlicher Krankenkasse und privater Zusatzversicherung deutlich besser versichert als ein rein privat Versicherter, aber ich finde, dass es zunächst mal niemanden etwas angeht, wie ich nun genau versichert bin, denn diese Versicherungsform ist doch nichts weiter als ein Vertrag mit einem Unternehmen, das mir eben bestimmte Leistungen ermöglicht.

Was hat denn also der Umgang der Ärzte oder Arzthelferinnen mir gegenüber damit zu tun, wo oder wie ich versichert bin? Ich denke, dass ich so oder so eine Form von Grundrespekt verdient habe, die unabhängig davon sein sollte, welche Form von Versicherung ich nun genau gewählt habe, denn das ist immer noch einzig und allein meine Entscheidung, die nur abrechnungsrelevante und leistungsbezogene Aspekte mit sich bringt, aber nichts an meinem Charakter ändert und auch nicht wirklich etwas darüber aussagt, wie gut mein Bankkonto gefüllt ist.

Arztpraxen, die mir acht Monate Wartezeit auf einen Termin angeben, werden von mir übrigens ohnehin nicht aufgesucht, ganz egal, ob ein Privatpatient schneller einen Termin bekommt oder nicht. Und ich würde mir sicherlich auch nicht die Mühe machen, herauszufinden, ob ich dort als Privatpatient schneller einen Termin bekommen würde, weil ich den Sinn dahinter nicht ganz sehe. Wenn acht Monate Wartezeit mir zu lang erscheinen, dann suche ich mir einen anderen Arzt, das ist doch ganz einfach. Denn die Terminvergabe und die Wartezeit auf einen Termin sind für mich bedeutungsvolle Kriterien bei der Wahl des richtigen Arztes, und wenn dieser Punkt schon nicht funktioniert und es da nicht übereinstimmende Vorstellungen zwischen der Arztpraxis und mir gibt, suche ich mir eben einen anderen Dienstleister, denn nichts anderes ist ein Arzt für mich.

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