Tiere eingeschläfert, wieso dann keine Menschen?

vom 29.07.2011, 22:29 Uhr

Wer kennt das denn nicht, man hat ein älteres Tier und denkt, dass es doch überhaupt keinen Spaß mehr am Leben zu haben scheint. Dann kommt man auch gleich beim Arzt auf das Thema Einschläferung. Und dann wird auch meistens nicht lange gefackelt, sondern dann wird meistens kurzen Prozess gemacht und eingeschläfert.

Aber wenn man dann einmal uns Menschen anschaut, dann wird immer ein riesengroßes Tohuwabohu darum gemacht, ob man denn nun die Menschen einschläfern soll oder ob man es lassen soll. Dabei sagt man doch immer, dass Tiere eigentlich einen gleichen Stand haben sollen, oder? Wieso fällt es denn den Leuten so schwer, da auch einmal für Gleichheit zu sorgen? Wie kann man bei Tieren einfach kurzen Prozess machen, bei Menschen aber nicht?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich habe ehrlich gesagt nicht unbedingt den Eindruck, dass man Tiere schnell oder gar leichtfertig einschläfert. Ich kenne sehr viele Freunde und Bekannte, die für die Tiere alles mögliche versuchen, um sie am Leben zu erhalten und es gibt durchaus auch viele Tierärzte, die nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit zu einem Einschläfern raten!

Warum man da bei Menschen anders denkt oder wie auch immer, liegt vielleicht auch einfach an der Gesetzeslage. Ich will nun kein Urteil darüber abgeben, ob die gesetzliche Lage nun richtig oder falsch ist, aber es ist nun denke ich eben so, dass es klarere oder eben andere gesetzliche Richtlinien gibt, was jetzt eben zum Beispiel das Thema Sterbehilfe angeht.

Ich persönlich halte es für wichtig, dass man für ein Tier alles macht, damit es am Leben erhalten wird. Also ich halte es für selbstverständlich, dass man auch für die medizinische Betreuung aufkommen muss, wenn man sich dazu entscheidet ein Haustier zu haben. Ich habe aber eigentlich eher die Erfahrung gemacht, dass es den Tierhaltern oft sehr schwer fällt, ein Tier einzuschläfern. Konkret denke ich da spontan an die Katze einer Freundin, die die Katze wirklich über alles geliebt hat. Die Katze hat schon sehr gelitten und es ging ihr lange überhaupt nicht gut. Der Tierarzt sagte klar, dass er den Sterbevorgang hinauszögern kann, aber nicht verhindern kann, weil die Katze dafür zu krank war.

Die endgültige Entscheidung, was mit dem Tier passiert, überließ der Tierarzt jedoch meiner Freundin, die es einfach nicht über das Herz gebracht hat, den Sanktus für das Einschläfern zu geben. Ich kann das auch durchaus verstehen, aber trotzdem hat mir die Katze wirklich auch Leid getan, weil es ihr sichtlich nicht mehr gut ging.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Fragen sind nicht dein Ernst, oder? Du willst mir doch nicht wirklich sagen, dass du deinen Opa, wenn er 100 ist, blind ist und taub ist, einschläfern lassen würdest, oder? Oder würdest du deine Oma, weil sie im Krankenhaus liegt und sie sich anscheinend nicht erholen will wirklich die Todesspritze geben?

Du kannst doch Menschen nicht mit Tieren vergleichen. Tiere können sich nicht äußern. Wenn ein Ratte beispielsweise einen Tumor hat, der so groß ist wie ihr Kopf, und sie nicht mehr frisst, willst du sie dann operieren lassen, obwohl der Tumor an der Wirbelsäule angewachsen ist und willst du sie künstlich ernähren, damit sie wieder auf die Beine kommt?

Ich will damit einfach sagen, dass es erstmal in der Humanmedizin viel mehr Möglichkeiten gibt einen Menschen zu heilen. Ein Mensch kann sich oftmals auch noch äußern und sagen, was er will und wenn dieser Mensch eine Verfügung hat, dann kann man ihm die Maschinen im Notfall ersparen. Auf eigenen Willen kann man sich in der Schweiz auch einschläfern lassen. Aber würdest du es verantworten können, wenn deine Mutter mal dort hingeht?

Du musst immer daran denken, dass ein Tier ein Tier ist und ein Mensch ein Mensch und auch wenn es beides Lebewesen sind, sollte man meines Erachtens immer noch einen Unterschied machen. Tiere sollen Tiere bleiben. Tiere schläfert man ein, damit ihnen Leid erspart bleibt und zu einem Tierarzt, der ein Tier einschläfert, nur weil es alt ist, würde ich niemals hingehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ganz ehrlich,Tiere und Menschen gleichzusetzen, wo hast du das denn aufgeschnappt? Da gibt es sehr große ethische Unterschiede. Dass man Tiere mit Respekt behandeln soll etc. steht hier gerade außer Frage, aber andersherum formuliert würdest du ja auch nicht Menschen wie Tiere behandeln (alleine durch die Umstellung der Reihenfolge hört sich das gleich ganz anders an)

» Nevez » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,31 »



Es geht doch hier meiner Meinung nach um die moralische Frage und deswegen kam ich eben vor allem auf diesen Gedanken, Diamante. Denn ich weiß ja auch aufgrund der Gesetze, dass ich meinen Großvater überhaupt nicht einschläfern lassen könnte, selbst wenn ich es denn nun unbedingt so haben wollte. Aber ich muss ehrlich sagen, auch wenn es dich nun eventuell überraschen wird, wenn es erlaubt wäre, dann würde ich durchaus darüber nachdenken, wieso denn nicht? Wenn jemand leidet und nicht mehr weiterleben möchte, dann soll ihm doch auch der Wunsch erfüllt werden. Schwierig wird es dann eben, wenn er diesen nicht mehr wirklich äußern kann.

Aber können denn Tiere äußern, was sie genau fühlen? Ich habe es schon so oft von Freunden gehört und auch gesehen, dass Tiere eingeschläfert wurden, obwohl eher Unklarheit darüber herrschte, ob sie nun wirklich so "arm dran" waren oder ob sie eventuell noch eine Chance auf eine Heilung gehabt hätten. Deswegen finde ich es einfach nicht als angemessen, dass viele Tiere einfach meines Ermessens nach zu früh oder überhaupt eingeschläfert werden. Natürlich kann man das jetzt auch mit Fleisch sagen und behaupten, dass eben Tiere getötet werden dürfen, Menschen aber nicht. Aber ich denke schon, dass es bei dem Einschläfern eine ganz spezielle Sache ist.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Sicher können Tiere sich nicht äußern, wenn sie nicht mehr wollen oder ob sie doch noch leben wollen. Aber was willst du denn mit dem Tier machen, wenn es nicht mehr laufen kann und nur noch unter sich macht. Ein Tier kann man nicht in den Rollstuhl setzten und ihm Windeln anziehen. Willst du einem Tier eine künstliche Ernährung zumuten?

Auch wenn Menschen sagen, dass sie nicht mehr leben wollen, ist es oft doch nicht so. Meine Oma ist 89 Jahre alt geworden. Sie hat mit 80 schon gesagt, dass sie lieber sterben will. Dabei war sie so schwer krank nun auch nicht. Sie ist dann 89 geworden und war bis zum Schuss dann doch glücklich. Hätten wir sie damals einschläfern lassen (der Gedanke alleine erschüttert mich) hätte sie ihre Urenkel nicht mehr kennengelernt.

Man sollte auf jeden Fall unterscheiden, ob es sich um Mensch oder Tier handelt und Tierärzte, die ohne richtige Diagnose einschläfern, sollten die Praxis geschlossen bekommen. Ich will immer genau wissen, was meine Tiere haben und ob ihnen wirklich nicht geholfen werden kann. Und wenn ich eine zweite oder dritte Meinung einhole. Wenn deine Bekannten das Tier so schnell gehen lassen, dann solltest du da mal nachfragen, warum sie es machen. Kann es sein, dass sie es leid waren so viel Geld auszugeben für den Tierarzt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde auch, dass man Tiere und Menschen keinesfalls auf eine Stufe stellen kann. Man muss eben unterscheiden, dass ein Tier nicht äußern kann, wenn es leidet und Schmerzen hat. Leider gibt es Menschen, die ein Tier nur auf Grund des Alters einschläfern lassen wollen oder eben weil es Medikamente braucht oder einfach lästig geworden ist. Ich verstehe auch nicht, wie ein Tierarzt dann wirklich der Euthanasie zustimmen kann. Mich macht das schrecklich wütend, da ich gerade erst am Montag mein letztes Meerschweinchen im Alter von 8 Jahren einschläfern lassen musste. In den Monaten davor habe ich ebenfalls zwei Meerschweinchen erlösen lassen müssen. Alle 3 waren so krank und haben gelitten, so dass es einfach nicht mehr ging. Das erste Meerschweinchen wurde sogar vorher noch operiert, um es zu retten.

Ich habe die Meerschweinchen mit alle 2 bis 3 Stunden mit Brei füttern müssen und ihnen Wasser gegeben, weil sie auch irgendwann selbst nicht mehr trinken wollten oder konnten. Auch nachts habe ich mir den Wecker gestellt. Die Tierärztin und ich haben wirklich alles versucht, um die Schweinchen zu retten. Aber als Tierbesitzer weiß man einfach, wann es keinen Sinn mehr hat und die Tiere leiden. Ich kannte meine Meerschweinchen gut und habe immer gleich gemerkt, wenn ihnen etwas fehlte. So habe ich auch gesehen, wann es keinen Sinn mehr hatte und die Qual anfing. Natürlich ist es nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen, aber ich denke, dass es die Richtige war und meinen Schweinchen ein qualvolles Dahinsiechen erspart geblieben ist. Normalerweise lässt man eben ein Tier nicht einfach so einschläfern, eben weil es alt ist.

Ich finde den Vergleich von Diamante schon recht passend, dass man ja auch Opa oder Oma nicht erlösen würde, nur weil sie eben 90 sind und ein paar Krankheiten und Gebrechen haben. Das wäre doch wirklich das Letzte. Auch alte Menschen oder eben alte Tiere haben ein Recht auf Leben. Nur wenn der Mensch selbst entscheiden kann, wann er sterben möchte, wenn er zum Beispiel nur noch von Maschinen am Leben erhalten wird, dann könnte ich es nachvollziehen, wenn es dies bei uns auch geben würde. Aber bei Menschen kann man medizinisch einfach viel mehr machen, als bei Tieren. Ein Mensch kann auch den Mund aufmachen und sagen, wo es ihm weh tut. Tiere können das nicht. Dennoch sollte man immer ganz klar zwischen Tier und Mensch unterscheiden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Für den Geschmack mancher Philanthropen hast du dich sicher ein bisschen ungeschickt ausgedrückt. Der Begriff Einschläferung gefällt nicht allen Leuten im Zusammenhang mit Menschen. Wenn man von diesem Umstand mal absieht, kann ich deine Frage im Kern nachvollziehen, zumindest glaube ich, dass ich dein Anliegen richtig verstehe. Ich persönlich maße mir nicht an, Menschen über die Tiere zu stellen, schon gar nicht über andere Vertebraten. Menschen und Tiere haben die gleichen Wurzeln und die Tatsache, dass wir Menschen eine Entwicklungsstufe erreicht haben, die uns von den Tieren unterscheidet, steigert nicht die Wertigkeit. Ein Leben ist immer ein Leben - ob es einem Tier oder einem Menschen gehört.

Tiere können ebenso schwer erkranken und leiden wie Menschen. Allerdings können sie sich nicht richtig mit den Menschen verständigen und auch nicht signalisieren, ob sie gerne weiterleben möchten oder nicht. Der Mensch sollte dabei immer im Sinne des Tieres handeln und sich weder von seinen eigenen Emotionen noch von rein pragmatischen Überlegungen leiten lassen. Ich fände es auch ziemlich krank, ein Tier einzuschläfern, nur weil es alt ist oder Medikamente benötigt, die dem Halter zu teuer erscheinen. Solche Dinge muss man sich überlegen, bevor man sich ein Tier ins Haus holt. Wenn das Tier kein schönes Leben mehr hat und nicht mehr lebt, sondern dahinvegetiert, muss man als Mensch auch bereit sein, das Tier dann gehen zu lassen - durch eine sanfte Tötung.

Als Mensch wünschte ich mir ebenfalls, dass es diese Möglichkeit dem Grunde nach geben würde. Natürlich sollte dann nicht ein anderer Mensch alleine darüber entscheiden dürfen, ob ein ungeliebter, älterer Verwandter auf diese Weise aus der Welt geschafft wird. Das ist natürlich eine dumme Idee auf Stammtischniveau und ich denke auch nicht, dass jemand ernsthaft solche Gedanken in Betracht zieht. Allerdings wäre ich dafür, die aktive Sterbehilfe zu legalisieren und diese auch nicht an aberwitzige Forderungen zu knüpfen. Es gibt natürlich Menschen, die mal sterben wollen und dann mal wieder nicht, oder die feststellen, dass ihre Todessehnsucht letztendlich doch nicht das war, was sie wollten. Allerdings habe ich einen Haufen Leute kennengelernt, für die wirklich jeder neue Tag eine Qual war und die zwangsläufig weiterleben mussten. Jeder Mensch sollte das Recht haben, über sein Leben und auch über seinen Tod entscheiden zu dürfen. Sollte er das nicht mehr können, sollte diese Aufgabe von anderen übernommen werden dürfen. Natürlich muss das rechtlich abgesichert sein und es muss Sicherheiten geben, damit nicht leichtfertig Leute, die zum Beispiel gerade in einer behandelbaren Depression stecken, ihr Leben beenden wollen. In anderen Ländern ist man da auch schon weiter als in Deutschland. Einschläfern nennt man das natürlich nicht, aber die Möglichkeit, unnötiges, oft jahrelanges Leid zu verhindern, ist teilweise gegeben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Bei Tieren wird auch nicht kurzer Prozess gemacht. Ein guter Tierarzt (und davon gibt es leider nicht viele) versucht in erster Linie alles, um dem Tier zu helfen. Stellt er aber fest, dass es unnötig leidet, dann gibt er die Empfehlung zum Einschläfern. Nur schlechte Tierärzte schläfern gesunde Tiere ein oder solche, denen man gut helfen könnte.

In erster Linie sind Tiere auch rechtlich gesehen Sachen, die man besitzen kann. Schon allein deswegen unterscheiden sie sich vom Menschen. Hier müsste deine Frage eigentlich auch schon beantwortet sein: rein rechtlich sind Tiere definitiv weniger wert, als Menschen. Zweitens heißt es beim Menschen dann ja auch nicht Einschläfern, sondern man leistet aktive oder passive Sterbehilfe. In manchen Ländern ist das ja sogar erlaubt. Aber das ist dann eigentlich schon ein anderes Thema.

Theoretisch brauchst du um sanft zu sterben einen Arzt. Dieser hat jedoch geschworen, dass er alles dafür tut um das Leben eines Menschen zu erhalten und vor allem bringt er niemanden um. Das würde er aber tun, wenn er Sterbehilfe leisten würde. Da er dann im Konflikt steht, ist das schon einmal aus dem Grund ausgeschlossen, wenn man es genau nimmt. Ein weiteres Problem wäre dann der Missbrauch. Wer weiß wie viele Menschen dann legal getötet werden würden, die das gar nicht wollen?

Und vor allem: wer entscheidet denn, ob nun ein Mensch sterben darf? Der Patient selber? Der Arzt? Beim Tierarzt geht das Ganze mehr oder weniger vom Arzt aus, der dem Besitzer sagt, ob es noch Hoffnung gibt oder nicht. Der Besitzer hat dann das letzte Wort. Das Tier wird dabei natürlich nicht gefragt, weil es sich nicht äußern kann diesbezüglich. Wie macht man das aber bei einem gleichgestellten Menschen? Schon allein diese Frage zu klären ist viel zu schwer.

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» winny2311 » Beiträge: 14987 » Talkpoints: 4,75 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@winny2311: Endlich ein Beitrag dem ich voll und ganz zustimmen kann. Definitiv unterscheiden sich Menschen sehr viel von Tieren, ich verstehe nicht wie hier so viele Leute versuchen sie auf eine Stufe zu bringen Intelligenz und Fähigkeit zum abstrakten Denken,Gewissen ( Unterschied "Gut und Böse"), Sprache, Kulturfähigkeiten.

Selbst-Bewusstsein, Zeit-Perspektive, aus Einsicht zu lernen Emotionen (über die Brutpflege hinaus), Feinmotorik, Alles Dinge die entweder gar nicht vorhanden sind oder in einer sehr sehr schwachen Variante.Ich hoffe das öffnet ein bisschen die Augen. Alleine das was wir gerade hier tun würden Tiere nie machen.

» Nevez » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,31 »


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