Ex-Chef an Hirntumor verstorben – Meinung über ihn ändern?

vom 17.06.2011, 10:20 Uhr

Bis vor zwei Jahren habe ich in einem Unternehmen gearbeitet, in dem ich irgendwann einen Chef, der der Abteilungsleiter war, vorgesetzt bekam, der mich von Anfang an nicht mochte und mir das auch schnell ziemlich deutlich sagte. Er wollte, dass ich nicht in seiner Abteilung arbeite und sagte auch, dass er mich nicht eingestellt hätte und auch nicht weiß, weshalb sein Vorgänger mich eingestellt hat.

Dieser Vorgesetzte hat mir eine ganze Zeit lang übel mitgespielt und mich irgendwann regelrecht aus der Abteilung mobben wollen. Ich habe mich dagegen gewehrt, solange ich konnte, aber irgendwann ging es tatsächlich nicht mehr und ich habe ein paar körperliche Symptome entwickelt, wegen derer ich zum Arzt ging und dort durchgecheckt wurde. Das Ergebnis war, dass ich organisch vollkommen gesund bin und diese Symptome psychosomatischer Natur sein müssen.

Im Weiteren ergaben sich dann lange Gespräche mit meinem Hausarzt und eine lange Arbeitsunfähigkeit mit anschließender Psychotherapie. Das Arbeitsverhältnis habe ich per Aufhebungsvertrag beendet und es hat länger gedauert, bis ich wirklich ohne schlechtes Gefühl an diese Firma denken konnte und keine Alpträume mehr hatte.

Nun habe ich vor einigen Tagen zwei ehemalige Kolleginnen aus eben dieser Abteilung des Unternehmens beim Einkaufen getroffen und natürlich auch gefragt, was es dort so Neues gibt und ob mein ehemaliger Vorgesetzter dort noch arbeitet. Die Firma verzeichnet eine hohe Fluktuation, deshalb empfand ich die Frage danach, ob der Chef dort noch arbeitet, als durchaus angebracht. Ich war dann aber recht erstaunt und regelrecht schockiert, als eine der beide ehemaligen Kolleginnen mir antwortete, dass mein Ex-Chef verstorben sei.

Mit so einer Antwort rechnet man natürlich erstmal gar nicht, zumal es sich bei diesem Mann um einen Herrn handelte, der gerade mal 50 Jahre alt war. Nachdem mein erster Schreck verflogen war, fragte ich, wie es denn dazu kam, denn ich konnte mir außer einem schlimmen Unfall nichts als Erklärung für seinen Tod geben. Die Antwort war dann, dass er einen Hirntumor hatte und mir wurde erzählt, wie der weitere Verlauf noch war, nachdem die Mitarbeiter über diesen Umstand unterrichtet worden waren, denn der Vorgesetzte kam auch nach der Diagnose noch zur Arbeit.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diesen Menschen alles andere als mochte und auch nie wirklich verstanden habe, was genau an mir ihn so gestört hat, dass er dermaßen gegen mich angehen musste. Ich würde nun nicht sagen, dass ich ihn gehasst habe, weil Hass doch ein sehr extremes Wort ist. Ich mochte ihn wirklich nicht, aber den Tod hätte ich ihm doch niemals gewünscht, das hat mich wirklich total entsetzt.

Nun frage ich mich allerdings seit ein paar Tagen, ob er vielleicht gerade aufgrund seines Hirntumors eben so war wie er war, so unberechenbar, mit diesen zwei Gesichtern, zwischen denen er so oft gewechselt hat. Er konnte nämlich auch durchaus freundlich und höflich sein, nur eben leider nicht wirklich mir gegenüber. Kann es sein, dass der Hirntumor ursächlich für sein Verhalten war? Ich frage mich ernsthaft, ob ich meine Meinung über diesen Menschen ändern „muss“, weil ich irgendwie ein merkwürdiges Gefühl dabei habe, meine Meinung über ihn so, wie er sich mir gegenüber gegeben hat, nach diesem üblen Schicksal wirklich einfach unbedacht stehen zu lassen.

Wie seht Ihr das? Könnt Ihr nachvollziehen, dass mich das nun doch wieder sehr gedanklich beschäftigt?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Nein, ich kann es nicht nachvollziehen. Denn ich bin der Meinung, dass man "nur" weil ein Mensch verstorben ist, nicht die Meinung über ihn ändern sollte. Der Mensch war wie er ist und er wird sich nicht jahrelang so verhalten haben, weil er ein Gehirntumor hatte. Ich halte auch nichts von dem Spruch, dass man Tote nichts nachreden soll. Ich kann meine Meinung nicht ändern, "nur", weil dieser Mensch nun gestorben ist und mir das Leben zur Hölle gemacht hat.

Was hat der Mann davon, wenn du deine Meinung änderst. Der Mann ist tot und er wird nicht mehr mitbekommen, dass du schlecht oder besser über ihn denkst. Lass die Vergangenheit ruhen und mache dir keine großen Gedanken über einen Menschen, der dir ein paar Jahre deine glücklichen Lebens genommen hat und schlecht zu dir war. Der dir das Leben zur Hölle gemacht hat.

Sicher könnte sein damaliges Verhalten an dem Gehirntumor gelegen haben. Aber es muss nicht sein und selbst wenn es daran gelegen hat, ist es dennoch so, dass du unter ihm gelitten hast. Ob du ihm jetzt nach dem Tod verzeihst ist deine Sache. Aber dem Mann bringt es nichts und ob es dir was bringt musst du selber für dich entscheiden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Da der Mann generell Dir gegenüber nicht und nie selten freundlich war, kann ich ebenfalls nicht verstehen, dass Du nun deshalb Deine Meinung ändern möchtest oder solltest. Das klingt ja fast nach einem schlechten Gewissen oder dass Du quasi verantwortlich für die tödlichen Folgen des Hirntumors bist, aber das ist ganz und gar nicht der Fall.

Es zählt schon das Verhalten Dir gegenüber von damals und wenn Du Albträume gehabt hast, muss es alles andere als ein Kinderspiel gewesen sein. Schon allein aus diesem Grund wäre es besser, es ruhen zu lassen und nicht nach Gründen und Entschuldigungen für diesen Mann zu suchen. Wenn er so ungerecht Dir gegenüber gewesen ist, Dich abgelehnt hat, wäre es an ihm gelegen, sich bei Dir zu entschuldigen und sich zu erklären. Aber nein, nicht an Dir.

Würde es Dir etwas bringen, Deinem ehemaligen Chef zu verzeihen? Hättest Du ihm zu Lebzeiten verziehen, wenn Du gewusst hättest, dass er schwerkrank ist? Du musst es in der Tat selbst für Dich entscheiden, aber man vergibt ja nun nicht einem Menschen, weil dieser verstorben ist, sondern weil man mitbekommt, dass es für einen besser ist oder wenn man aus sicherer Quelle weiss, dass es dem Verstorbenen ehrlich leid tat. Zumindest würde mir es so gehen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Nachvollziehen kann ich deine Gedanken durchaus, ich selber würde aber solche Gedankengänge nicht haben. Dein Vorgesetzter hat dich gemobbt und direkt aus der Firma geekelt. So wie ich das verstanden habe warst du mehrere Wochen krank und zwar wegen ihm beziehungsweise zum Großteil wegen ihm. Da er sich wohl nur auf dich so eingeschossen hat, hatte es wohl doch persönliche Gründe, sonst hätten damals sicher auch noch andere Arbeitnehmer über ihn geklagt.

Nur weil er nun verstorben ist, macht ihn das doch nicht direkt zu einem besseren Menschen. So ein ekliges Verhalten, wie er dir gegenüber gezeigt hat, wird wohl kaum an seiner Krankheit gelegen haben. Natürlich könnte er durch diese mehr gereizt gewesen sein, aber rechtfertigen oder gar entschuldigen tut es sein Verhalten keineswegs. Ich würde meine Meinung über diesen Menschen nicht ändern "nur" weil er krank war, er war schließlich die ganze Zeit Herr seines Handelns, sonst wäre er wohl kaum noch arbeiten gekommen.

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann deine Beweggründe verstehen, auch wenn ich sie wahrscheinlich nicht wirklich in Worte fassen kann.

Du schreibst, du hast dich von dem Mann gemobbt gefühlt, er hat dich ständig dumm angemacht und so weiter und das so lange, bis du aus gesundheitlichen Gründen die Stelle gekündigt hast und zur Psychotherapie gegangen bist. Kommt mir alles so bekannt vor. Und man sucht dann immer nach Gründen, warum der andere so zu einem war, stimmts? Oder man grübelt endlos lange darüber nach, ob man nicht doch selbst was falsch gemacht hat.

Ich nehme aber mal an, dass du mit dem Thema einigermaßen abgeschlossen hattest? Aber dich die Situation nun doch runter gezogen hat. Auch ich kenne so Gedanken. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass meine Mutter ja vor ein paar Jahren verstorben ist. Ich mache mir einmal Vorwürfe, dass ich an ihrem Tod schuld bin. Gleichzeitig bewegt mich aber auch der Gedanke, dass ich sie nie mehr werde fragen können, warum sie bestimmte Sachen halt so gemacht hat, wie sie sie halt gemacht hat. Ich denke das brodelt bei dir unterbewusst auch. Das du gerne wissen würdest, warum er so zu dir war.

Wie du aber damit umgehen kannst, weiß ich nicht wirklich. Viele würden nun sagen, hake es einfach ab. Das ist Vergangenheit. Leider weiß ich aber auch, dass das einfacher gesagt, als getan ist. Aber du bist mit Sicherheit nicht schuld am Tod deines Arbeitgebers.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


@ Diamante und *steph*: Diese Gedanken habe ich tatsächlich wohl nur deshalb, weil ich in der Ursache für seinen Tod eine logische Erklärung für sein Verhalten zu sehen glaube. Es ist nicht so, dass ich ihn nun mögen will, weil er tot ist. Ich habe mich nur das ganze Jahr über, in dem ich mit ihm zusammengearbeitet habe und er mich drangsaliert hat, gefragt, was eigentlich sein Problem oder konkreter Schaden ist, weil schon damals klar war, dass da irgendwas ganz gewaltig nicht stimmen kann. Nun erfahre ich von einem Hirntumor und frage mich, ob er genau deshalb so war.

Und, *steph*, ich denke tatsächlich, dass ich ihm hätte verzeihen können und wollen, hätte ich zu seiner Lebzeit gewusst, was genau mit ihm los ist, aber das wusste er vermutlich selbst nicht. Ich bin grundsätzlich bereit, zu verstehen und auch zu verzeihen, wenn ich verstehen. Solange ich keinen groben Vorsatz bei einer Handlung wie der, die er gezeigt hat, erkennen kann, kann ich so manches verzeihen.

Dir, Diamante, will ich noch sagen, dass ich auch nicht der Meinung bin, dass man über Tote nicht so sprechen darf wie man es noch zu ihrer Lebzeit getan hat, da stimme ich Dir durchaus zu. Es war nur immer total unverständlich für mich, weshalb sich mein ehemaliger Chef so verhalten hat und als ich dann von seinem Hirntumor und dem plötzlichen Tod erfuhr, schien mir plötzlich alles so klar. Wie gesagt: es wäre eine Erklärung für seine Art. Und ich möchte keine Vorbehalte jemandem gegenüber haben, egal, ob tot oder lebendig, der unter einer Krankheit gelitten hat, die möglicherweise eben Einfluss auf seine Art genommen hat, weißt Du?

@ beere: Diese Kollegin erzählte, dass unser Ex-Chef zuletzt noch zur Arbeit kam und eMails mit zusammenhanglosen Buchstabenkombinationen verschickt hat, die kein Mensch verstehen konnte. Es ist also tatsächlich so, dass er bis zuletzt gearbeitet hat, jedenfalls, bis die Mitarbeiter eines Tages vergeblich auf sein Eintreffen warteten und dann eine eMail aus einer anderen Abteilung erhielten, in der stand, dass er nun im Hospiz liegt.

Ich denke aber, dass Du wohl in dem Punkt recht hast, dass er ein persönliches Problem mit mir gehabt haben muss, weil er es tatsächlich nur auf mich abgesehen hatte und alle anderen zwar genervt hat, aber nicht in dieser Form angegangen ist. Mich wundert nun fast, dass mich die Nachricht seines Todes so schockiert hat und ich nun auch seit Tagen immer wieder darüber nachdenke, denn ich hatte mit ihm wirklich alles andere als eine gute Zeit und auch lange noch daran zu knabbern, dass er so mit mir umgegangen ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nun, ich denke nicht, dass du deine Meinung ändern solltest. Auch meine Tante hatte einen Hirntumor. Und auch bei ihr schlug sich der im Verlauf der Krankheit mehr und mehr auf ihre Persönlichkeit, so dass sie sich stark veränderte. Allerdings ist das nicht dasselbe wie in deinem Fall. Was ich so aus deinem Beitrag herauslese, ist dass dein Chef es quasi "auf dich abgesehen" hatte. Und das hat dann nichts mit Krankheit oder Unberechenbarkeit, sondern mit seinen persönlichen Abneigungen zu tun. Natürlich wünscht man niemandem den Tod. Aber wer einem schon übel mispielt sollte auch kein Mitleid erwarten. Nur weil dein Ex-Chef früh verstorben ist, macht ihn das nicht zu einem besseren Menschen.

» skeygeta » Beiträge: 52 » Talkpoints: 0,53 »



Nein, ich denke natürlich nicht, dass ich Schuld am Tod meines ehemaligen Vorgesetzten bin, ich kann ja auch nichts dafür, dass er einen Hirntumor hatte, an dem er letztendlich verstorben ist. Mir tut dies zwar sehr leid, sowohl für ihn als auch für seine Angehörigen, aber dass ich dafür nichts kann, stelle ich überhaupt nicht in Frage.

Ich frage mich tatsächlich nur, inwieweit sich dieser Tumor auf sein Wesen ausgewirkt haben kann, und, LittleSister, Du hast mit fast allem ins Schwarze getroffen, genau das geht in mir vor. Natürlich frage ich mich, weshalb er es gerade auf mich so abgesehen hat, das habe ich mich damals schon gefragt. Auch kam mir irgendwann der Gedanke, ob ich eine Schuld habe, wenn ich nicht akzeptiere, dass sein Hirntumor, den er möglicherweise damals schon hatte, ohne davon zu wissen, ihn zu eben diesem Menschen gemacht hat, der er mir gegenüber war.

Es geht mir weniger darum, im Nachhinein noch irgendwas zu ändern, auch, wenn diese Frage, weshalb er es auf mich so abgesehen hatte und inwieweit mein eigenes Verhalten vielleicht gerade dieses harte Vorgehen gegen mich begründet hat, ungeklärt war, ist und nun auch bleiben wird. Sicher habe ich einiges falsch gemacht. Ich habe ihn beispielsweise nie gefragt, was ihm eigentlich einfällt, so mit mir zu reden wie er es getan hat. Das war in meiner eigenen nicht vorhandenen Selbstsicherheit begründet und ich habe hart an mir arbeiten zu müssen, um deutlich zu formulieren, wo meine Grenzen sind und mein Gegenüber auch darauf hinzuweisen, dass ich mit irgendwelchen unausgesprochenen Konditionen nicht zufrieden bin.

Trotzdem bleibt hauptsächlich die Frage, welches Problem er denn nun mit mir hatte, und als ich dann von seinem Tod erfuhr und vor allem von dem Hirntumor, der ihn wohl am Ende wirklich total einsatzunfähig gemacht hat, da habe ich mich in der Tat gefragt, ob dieser Tumor nicht die Antwort ist, die ich nun definitiv nicht mehr bekommen werde. Allerdings bleibt eben leider auch bestehen, dass dieser Tumor kaum die Antwort auf diese Frage gewesen sein kann, da er eben nur mit mir so umgegangen ist und zu allen anderen zwar auch teilweise unbeherrscht war, aber nie so hinterhältig und intrigant wie in meinem Fall.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es ist zwar richtig, dass sich manche (viele?) Menschen mit einem Hirntumor verändern, manche sogar extrem deutlich. Eine solche Charakterveränderung würde sich dann aber wohl nicht nur auf einen einzigen Menschen beziehen, sondern auch auf andere Mitarbeiter. Du hast geschrieben, dass der Mann dir ganz gezielt gesagt hat, dass er dich nicht eingestellt hätte und dass er auch nicht verstehen konnte, wie sein Vorgänger dies tun konnte. Das ist schon ziemlich frech. Selbst wenn einem als Chef ein Mitarbeiter nicht in den Kram passt, kann man sich nicht so verhalten, das ist total unprofessionell und unter aller Sau. Ich denke aber, dass es auch andere Mitarbeiter hätte geben müssen, denen er ähnliche Dinge an den Kopf geworfen hat, falls wirklich die Erkrankung Auslöser für sein Verhalten gewesen sein sollte. Du schriebst zwar, dass in der Firma eine hohe Fluktuation herrscht, allerdings nicht, ob dies mit dem Verhalten des Chefs zu tun hat, und ob dies auch schon der Fall war, als du dort noch beschäftigt warst. Haben zu deiner Zeit auch schon andere Mitarbeiter aufgehört, weil sie mit dem Chef nicht zurechtkamen?

Letztendlich spielt es keine große Rolle, ob dieser Mann nun tot ist und an was er gestorben ist. Er hat sich dir gegenüber nicht korrekt verhalten und ich würde das auch nicht schönreden. Die Zeit in dieser Firma hat dich offensichtlich sehr belastet und allein die Äußerungen deines ehemaligen Chefs, die du hier genannt hast, finde ich schon unmöglich genug. Wenn man sich so etwas über einen längeren Zeitraum dauerhaft antun muss, würde ich im Nachhinein nicht versuchen, dies allein durch die Erkrankung zu rechtfertigen. Vielleicht war sie zu dem Zeitpunkt, als du dort gearbeitet hast, auch noch nicht so weit fortgeschritten, dass überhaupt Veränderungen der Persönlichkeit stattgefunden hatten.

Ich denke auch nicht, dass man gut von jemandem sprechen muss oder seine Abneigung relativieren sollte, nur weil jemand gestorben ist. Wenn ein schlechter Mensch stirbt, bleibt er in der Erinnerung doch jemand, von dem man eben nichts oder nur wenig Gutes berichten kann. Wenn ich einen Chef gehabt hätte, der mich immer wieder mit solchen persönlichen Beleidigungen drangsaliert hätte, die absolut nichts mit dem Job oder der gut bis schlecht geleisteten Arbeit zu tun gehabt haben, würde ich nach seinem Tod nicht plötzlich gut über ihn sprechen. Dabei ist mir egal, wie derjenige zu Tode kam - ob er überfahren oder ermordet wurde, an einer Krankheit oder einfach an Altersschwäche gestorben ist, spielt keine Rolle. Mich interessiert einfach nur, wie sich derjenige vor seinem Tod mir gegenüber verhalten hat. Wenn er nicht gut zu mir war und ich kein Verschulden meinerseits erkennen kann, wertet ihn das in meinen Augen ab und er erfährt auch keine Amnestie durch die Tatsache, dass er vielleicht einen Hirntumor hatte, der sein Verhalten beeinflusst haben könnte. Das könnte man überdenken, wenn er wirklich zu jedem schlecht oder mal böse und mal nett zu dir gewesen wäre. Wenn jemand aber zu einem Mitarbeiter schlecht ist, während er mit den anderen einen weitgehend normalen Umgang pflegt, kann man dieses Verhalten auch nicht mit einer Erkrankung entschuldigen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich glaube eher nicht, dass das Verhalten dir gegenüber etwas mit seinem Tumor zu tun hatte. Es wäre wohl einfach, sein Verhalten und das Mobbing auf die Krankheit zu schieben. Ich denke, dass du deine Meinung über diesen Menschen nicht überdenken brauchst. Er hat dich immer schlecht behandelt und es ging sogar soweit, dass du dadurch krank wurdest und gekündigt hast.

Dein ehemaliger Chef ist nun eben verstorben und dein Leben geht weiter. Du solltest mit dem, was du in dieser Firma erlebt hast, abschließen und nicht weiter über deinen ehemaligen Chef nachdenken.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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