80er Jahre: Fördergelder für Schutzbunker?

vom 22.05.2011, 19:34 Uhr

Hallo, gerade hat mein Großvater mir erzählt, dass sich auf seinem früheren Grundstück (Er lebt jetzt in einem Altenwohnheim) ein Schutzbunker befunden hätte. Diesen habe er sich in gegen Ende der 70er Jahre von einer Firma bauen lassen, da die Gefahr und die Angst vor einem Atomkrieg immer recht groß war.

Ich fragte ihn, ob dies nicht ein bisschen übertrieben gewesen sei und was das gekostet habe. Er sagte mir aber, dass dies ganz und gar nicht übertrieben gewesen sei und es viele private Schutzbunker gegeben habe, da man sich mitten im kalten Krieg befunden habe. Damals habe man sich angesichts der Neutronenbomben sicherer gefühlt, da diese die Oberfläche für etwa 20 Tage lang lebensgefährlich verstrahlen konnte. In einem solchen Bunker sollte man dann mit bis zu 30 Personen mehrere Wochen überleben können.

Auf die Frage, was der Bunker genau gekostet haben soll, konnte er mir gar nichtmehr genau sagen, wieviel D-Mark dieser gekostet hat, da er nicht alles selbst zahlen musste. Es gab damals wohl große Fördergelder vom Staat für solche Schutzbunker. Ich selbst konnte ihm das irgendwie nicht so ganz glauben, da es mir einfach irrsinnig erschien, dass jeder privat gebaute Schutzbunker Fördergelder vom Staat bekommen haben soll.

Stimmt es wirklich, dass es für Schutzbunker im kalten Krieg Fördergelder vom Staat gegeben hat? Befindet sich auf eurem Grundstück vielleicht sogar noch irgendwo so ein Schutzbunker aus dem kalten Krieg, gebaut mit Fördergeldern vom Staat? Und was glaubt ihr erhoffte sich der Staat von diesen Fördergeldern - Das Überleben eines Atomangriffs in einem Schutzbunker stelle ich mir auch ein bisschen unrealistisch vor.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Zunächst einmal sollte vielleicht die Sache geklärt werden, dass Ende der 70er bzw. Anfang der 80er der Kalte Krieg natürlich noch das Verhältnis von Ost und West bestimmte. Aber den Höhepunkt mit einer konkreten Angst vor einem Atomkrieg hatte man schon mit der Kubakrise überstanden. In den 80er Jahren war noch nicht mal der Krieg in Afghanistan (mit dem sowjetischen Einmarsch 1979 und eben der sowjetischen Unterstützung der legitimen Regierung) Grund genug, sich mehr Sorgen zu machen. Die konkrete Angst vor einem Krieg (zwischen Ost und West!) war also definitiv kein bestimmendes Thema. Dann kam ja Mitte der 80er Jahre noch Gorbatschow auf, was die Verhältnisse noch einmal entspannt hat!

Das dann Menschen private Bunkeranlagen gebaut hätten, habe ich damals nicht mitbekommen und höre dies heute auch zum ersten Mal. Ich würde mich doch stark wundern, dass es dazu Fördergelder gegeben hätte. Aber selbst wenn es eine Förderung gegeben hätte, wäre es definitiv ein Zuschuss gewesen, welcher bei Weitem nicht so signifikant hoch gewesen wäre, dass man als Auftraggeber nicht doch selbst genug aufbringen müsste, um sich den Betrag auch zu merken.

Ohne es genau zu wissen würde ich diese Überlegung bzgl. Fördergelder für den privaten Bunkerbau in den 80er Jahren für Quatsch halten. Aber vielleicht gibt es ja jemanden mit einem Hinweis auf einen Link - ich wüsste zu gerne wann diese Förderung ausgelaufen ist und wie diese Subventionsstreichung begründet wurde. Außerdem wäre es schön zu sehen, ob es noch Werbung von Bauunternehmern gibt, welche ihre Bunkerbaufähigkeiten besonders hervorheben (für den Privathaushalt).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe vor einiger Zeit mal einen Hochbunker besichtigt, der aufgegeben wurde. In dem Bunker sollten Wohnungen entstehen und man konnte eben die Anlage besichtigen und sich einiges dazu erklären lassen, bevor damit begonnen wurde das Gebäude auszuräumen und umzubauen. Damals wurde uns erklärt, dass irgendwelche Fördergelde für Schutzräume gestrichen worden sind und, dass das wohl der Hauptgrund sei, warum die Bunkeranlage nun verkauft worden sei.

Ob es auch für Privatleute diese Förderung gab weiß ich nicht, aber ich könnte mir das gut vorstellen. Ich meine, wenn eine Stadt eine bestimmte Anzahl Plätze in Schutzräumen zur Verfügung stellen musste, hat doch jeder, der einen privaten Bunker im Garten hatte, für die Stadt eine Ersparnis bedeutet, da sie für diese Person ja nicht sorgen mussten.

Ich kann mich aus meiner Kindheit übrigens auch an ein Haus mit einem Bunker im Vorgarten erinnern. Dort steckte eine Art Rohr, wohl ein Teil der Belüftung, im Gras und ich habe meinen Vater dann mal gefragt, für was das Rohr gut sei und er hat mir dann erklärt, dass das Haus einen Atombunker hat. Außerdem habe ich von Bekannten mal gehört, dass irgendwelche Bekannten von ihnen ein Haus gekauft haben, das einen Bunker im Garten hat und, dass sie versuchen wollen diesen Bunker in ein Schwimmbad umzubauen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann mich daran erinnern dass ich Mitte der Siebziger öfters Berichte im Westfernsehen gesehen habe in denen über Personen berichtet wurde die sich auf privater Basis einen Schutzbunker auf ihrem Grundstück gebaut haben. Diese Marotte kam wohl über den großen Teich und auch hier gab es einige Leute die Angst um ihr Leben hatten. Das waren damals auch schon Exoten und wurden in ihrem Wahn belächelt. Ich glaube nicht dass so etwas noch durch den Staat gefördert wurde, kann es aber auch nicht beweisen. Damals war eine andere Zeit und die Gefahr eines Atomkrieges war durchaus realistisch.

Ich selber bin zu dieser Zeit Schulkind in der DDR gewesen und der Wehrkundeunterricht war fester Bestandteil des Unterrichts. Dort wurde unter anderem gelehrt wie man sich beim Einschlag einer Atombombe verhalten soll (immer gegen die Blitzrichtung werfen), wie man sich durch den atomaren Niederschlag schützt (die Füße mit Zeitungen umwickeln und mit Plastiktüte inklusive Mundschutz auf dem Kopf- aber bitteschön keine Tüte mit Werbung vom Klassenfeind) und so weiter. Das war schon damals schreiend komisch und ist es auch heute noch wo man etwas klüger ist.

Übrigens hatte fast jedes öffentliche Gebäude in der DDR in dieser Zeit einen Luftschutzbunker. Bei mir auf Arbeit kann man noch die Stahltüren und die Schleusen bewundern, sogar in jedem Plattenbau war zu dieser Zeit der Fahrradkeller als Luftschutzbunker mit doppelter Stahltür ausgestattet.

Wenn selbst der chronisch an Geldmangel leidende Osten sogar dafür absolut knappe Ressourcen verwendete dann halte ich es wiederum nicht für unmöglich dass auch im Westen versucht wurde ähnliche Bunker zu errichten. Ich denke aber dass die Bundesregierung klüger war und selbst im großen Stil derartige Schutzmöglichkeiten schuf anstatt so etwas den Laien zu überlassen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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