Franken ein eigenes Bundesland?

vom 02.04.2011, 12:13 Uhr

Hallo,

bekanntlich wohne ich im schönen Frankenland, selbst bin ich vor ca. 18 Jahren hier her gezogen. Die Franken an sich sind ein liebes Volk, wenn man weiß wie man sie behandeln muss. Nur beim Thema Bayern sind sie etwas eigen. Da kommt schonmal der ein oder andere Spruch „Wir sind keine Bayern, wir sind Franken“. Doch woran liegt dieser tiefe verletzte Stolz der Franken, selbst Parteien und Bürgerbewegungen haben sich mittlerweile hier in der Region etabliert und propagandieren ein eigenes Bundeslands.

Natürlich sprechen diese Genossen nur einen Teil der Bevölkerung an, meistens die Landbevölkerung. Doch alleine der Gedanke an die Kosten für neue Karten in den Schulen, neue Bücher usw. lassen mich am Verstand der Befürworter zweifeln. Sicherlich gibt es hier und da Reibereien zwischen München als Landeshauptstadt und der Region Franken. Die Regierung kann auch nicht verbergen das viel mehr Geld in die Infrastruktur in und um München gepumpt wird als hier oben doch deshalb gleich wieder typisch deutsch alles oder nichts zu fordern ist mir unbegreiflich. In meinen Augen sind die sympatisanten Spinner die nichts besseres zutun haben als sich nur auf eine Sache zu fokussieren aber das große ganze dahinter nicht sehen können oder sehen wollen. Diese Damen und Herren sollten einmal kalkulatorisch vorrechnen was eine Umstellung auf ein eigenes Bundesland den Steuerzahler kosten würde und wie man diese wiederum gegenüber der Gesamtbevölkerung rechtfertigen könnte.

Was haltet ihr von solchen Vorschlägen und Ideen, nachvollziehbar oder vollkommener Unsinn? Hat dieses Land keine größeren Probleme als einen alten Streit zwischen zwei nun vereinten Ländern?

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» piranha » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich wohne zwar selbst nicht im Frankenland, möchte aber trotzdem mal meine Meinung dazu abgeben, weil ich denke, dass du die Sache etwas zu rational siehst. Wie ich herausgelesen habe, bist du kein gebürtiger Franke und deswegen nicht so mit dieser Region verwurzelt wie etwa das Klientel, das du in deinem Beitrag beschreibst.

Ich will mir gar nicht anmaßen, über die Rechtfertigung eines eigenen Franken-Bundeslandes zu reden, davon habe ich keine Ahnung, dennoch finde ich, dass die Franken als eigene Volksgruppe innerhalb Deutschlands durchaus ein Recht haben, sich von den Bayern, die ebenfalls eine eigene Volksgruppe repräsentieren, abzugrenzen. Das hat weniger mit Seperatismus zu tun, sondern eher mit eigener Identität, die ich durchweg ok finde. Federigeren denke ich nicht, dass irgendeiner dieser Menschen wirklich an Stellung des Bundeslandes interessiert ist.

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe seit über 50 Jahren sehr enge Kontakte zu Franken, bzw. zu Oberbayern und kenne die Forderungen nach einem eigenen Bundesland Franken natürlich auch. Selbst im Staatsdienst tätig, kann ich von solchen Plänen nur abraten, da meiner Meinung nach nur wieder eine völlig überzogene Bürokratie aufgebaut wird. Man bräuchte neue Ministerien für Finanzen, Inneres, Justiz, Wirtschaft, Arbeit & Soziales usw. usw. Dies ist verbunden mit einer Neueinstellung von unzähligen Ministern, Staatssekretären, Beamten und Verwaltungsangestellten. Mit dem gleichen Recht könnten dann übrigens auch Bevölkerungsgruppen aus anderen Bundesländern eine Aufteilung ihres Bundeslandes fordern.

Bekanntlich besteht Franken aus den drei Regierungsbezirken Mittelfranken, Unterfranken und Oberfranken. Irgendwann kommt dann irgendein Zeitgenosse auf die Idee, beispielsweise Unterfranken von Restfranken zu lösen. da man halt doch etwas anders sei. Andere würden ein neu geschaffenes Bundesland Mittelfranken fordern. Würde man hier überall nur nachgeben, hätte die Bundesrepublik Deutschland am Schluss ca. 100 Bundesländer und das Chaos wäre perfekt.
Ich bin ein Verfechter des Bürokratieabbaus - die Schaffung neuer Verwaltungseinheiten bzw. Bundesländer ist da sicher nicht förderlich. Eine Kleinstaaterei, so wie wir sie im 17. Jahrhundert hatten, bringt nur Ärger und unnötige Kosten für die Bewohner. In einer Zeit, in der der wir nunmehr mit unseren europäischen Nachbarn immer mehr zusammenwachsen, ist eine Zersplitterung Deutschlands einfach nur anachronistisch.

Diejenigen, die für die Schaffung neuer Verwaltungsstrukturen oder sogar neuer Bundesländer plädieren, sind in vielen Fällen dann die, welche für sich einen gewaltigen Vorteil (z. Bsp. einen Ministerposten etc. ) erhoffen.

Kleinstaaterei ? Nein - brauchen wir echt nicht !

» Eisfuchs69 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 15,57 »



Sowas gibt es nicht nur mit den Franken, welche keine Bayern sind. Hier im Vogtland ist das ähnlich. Wir sind halt Vogtländer und keine Sachsen, obwohl der größte Teil dieser Region eben zum Freistaat Sachsen gehört.

Allerdings ist hier auch noch niemand ernsthaft auf die Idee gekommen, das man sich von Sachsen lossagen und ein eigenes Bundesland gründen will. Ich denke so ernst wird das den Franken auch nicht sein. Wobei es da auch noch genug andere Regionen in Deutschland gibt, wo man ähnliche Denkweisen vorfindet und die regionale Zugehörigkeit eben hoher steht, als das Bundesland in welchem man lebt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Auch die Franken kommen nicht wirklich auf die Idee, sich von Bayern loszusagen. Das ist reiner Populismus, und die Aussagen "Ich bin kein Bayer, ich bin Franke" hat damit noch nichts zu tun. Sondern das ist das Selbstverständnis und die Identität einer Person, was aber nicht verbunden ist mit einer Forderung nach einem eigenen Bundesland. Außerdem ändern sich die Selbstdefinitionen je nach Zusammenhang. Ein Franke in Bayern sieht sich als Franke, in Hamburg könnte es schon passieren dass die Einschätzung Bayer ok ist. Im Ausland ist er dann vielleicht schon Deutscher.

» exposure » Beiträge: 9 » Talkpoints: 2,49 »


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